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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1933
- Strukturtyp
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- 1933-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1933
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X- 225, 27. September 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. mann: -Wir wandern alle unsern Weg- und »Das Renten dorf-, Erwin H. Reinalter: »Sturm über Land«) aus dem bäuerlichen Lebenskreis ist die Not des Daseins, die das heute schwerringende Bauerntum überall.bedroht; die Not eines Da seins, das immer mehr zum Kreuzweg werden mußte in einer Zeit der säst absoluten Herrschaft der Maschine; das fast nur noch bestand in einem mehr oder weniger aussichtslosen Kampf gegen das Gespenst der Zwangsversteigerung und der frivolen Auffassung des Bodens als eines Spekulations- und Schacherobjekts. Es braucht hier nicht näher untersucht zu werden, inwieweit im ein zelnen das im Mittelpunkt der eben genannten Werke stehende Notschicksal wirtschaftlich, menschlich oder biologisch bedingt ist, da bei der starken Verflechtung dieser drei Kreise im bäuerlichen Dasein das eine stets das andere mitbedingt. Dichtung aus Landschaft und Bauerntum ist nie und will nie Selbstdarstellung im üblichen literarischen Sinne sein, sofern sie nicht vom zivilisatorischen Standpunkt aus geschrieben ist — auf den schriftstellerischen Stadtbauern einzugehcn ist hier jedoch nicht der Ort. Die Selbstdarstcllung, die immer in der Gefahr steht, Selbstbespiegelung und als solche leer und ausgehöhlt zu werden, ist nicht Sache bäuerlichen Lebensgefühls; diejenigen Dichter, die sich um eine Gestaltung bäuerlichen Lebensgefühls mühen, wer den sich nie zu drücken vermögen um das eine große Thema, das hier alle literarischen Einzelgruppen beherrscht und das darum, bald stärker, bald weniger deutlich ausgeprägt, im Mittelpunkt all dieser Dichtungen steht: das Thema des Kampfes landschasts- gebundener, bäuerlicher Menschen gegen den Einbruch zivilisato rischer Lebensmächte. Wir begreifen hier unter zivilisatorisch all das, was dem Menschen, dessen Leben eine einzige Auseinandersetzung mit den überindividucllcn und menschlicher Berechnung entzogenen Mäch ten und Gesetzen der Natur darstellt, an sich wesensfremd sein muß. Es handelt sich hier also, auf eine einfache oder einfach scheinende Formel gebracht, letzten Endes um den ewigen Kampf zwischen der Freiheit des von und der Freiheit wozu, zwi schen dem Freisein oder sich Freisühlen von kreatürlichen Bin dungen und von jener Freiheit, deren tiefster Sinn die Bejahung jener Bindungen, ohne die organisches Leben nicht sein kann, darstcllt. Der endliche Ausgang dieses Kampfes erhält dabei je weils eine über das Einzelschicksal hinausgehende hohe Bedeutung, da (Bauernnot ist Volksnot!) das Versagen bäuerlicher Lebens kräfte stets an die Daseinsmöglichkeiten des ganzen Volkes war nend rührt. Nur dadurch mag es begreiflich erscheinen, daß etwa Schilderungen bäuerlichen Untergangs so wesentlich nachhaltigere Eindrücke im Leser hinterlassen als Darstellungen von Einzel schicksalen der städtischen Umwelt; oder daß Gestaltungen bäuer licher Durchsctzungskämpfe und Neuanfänge so viel erregender im Leser wirken als positiv gewandte Erzählungen aus einer dem Landschaftlichen fern gerückten Umwelt. Es ist ein historisches Verdienst unseres Reichskanzlers Adolf Hitler, gerade in diesen Dingen eine neue Sehweise proklamiert und allmählich zum All gemeingut aller verantwortlichen Schichten des deutschen Volkes gemacht zu haben. Nur ein neues, bäuerliches landschaftsver- bundenes Denken wird uns zu befreien vermögen aus dem irren Zwange, den die Magie des sogenannten Fortschrittsglaubens um uns schloß. Und weil nur aus einem so gewendeten Denken der An fang eines neuen organischen Kulturaufbaues erwachsen kann, kommt der künstlerischen Betätigung, die innerhalb dieses Raumes sich vollzieht, eine so außerordentliche Bedeutung zu. Wo bäuer liche Lebenskräfte, sei cs aus Gründen wirtschaftlicher, mensch licher oder biologischer Unzulänglichkeit, an der Gefahr des Zivili satorischen zerbrechen oder unfruchtbar werden, da vernehmen wir die dunklen Schicksalsklänge, die den Untergang eines Volkes ankünden, und überall, wo bäuerliche und landschaftsgebundene Kräfte, sei es in wirtschaftlicher, menschlicher oder biologischer Widcrstandsfülle den Sieg über den Einbruch zivilisatorischer Zer- setzungs- und Vcrflachungsfermente davontragen, da erhalten wir das Bewußtsein von dem Aufgang einer neuen Kultur. Es ist gleichgültig, welches der hier mehrfach genannten Kraftfelder, das wirtschaftliche, das menschliche oder das biologische, im einzelnen herrschend ist: von Bedeutung ist immer nur die Antwort, die auf die einfache Frage: Aufgang oder Untergang? gegeben werden kann. Die zweite große Gruppe der hierhergehörenden Dichtungen hat ihren bisher stärksten Vertreter in Friedrich Griese ge funden. Ihm gelang wie bisher kaum anderen die Gestaltung jenes allgemeinen Schicksals, das, wie wir oben kurz andeuteten, Erde, Landschaft, »Blut und Boden- dem Menschen bedeuten, wohlgemerkt auch dem Menschen, der den mit den genannten Be griffen umschriebenen Lebensgrund längst verlassen hat und da durch Träger eines unvermeidlichen Untergangsschicksals gewor den ist. Grieses Werk lebt völlig aus einem -Zurück-zur-Erde-, das nichts mit Idylle und Beschaulichkeit zu tun hat, sondern das gleichbedeutend mit wirklichem »Jn-die-Zukunft-Schauen« ist. Das Leben des »modernen Menschen- steht heute im Zeichen eines heimlichen, aber verbissenen Kampfes zwischen der eigenen Daseinstiefe dieses Menschen und den an seiner Entwurzelung arbeitenden »Fortschritten- auf allen Randgebieten der Zivili sation. Wir durchrasen in unseren Autos und Schnellzügen an einem Tage zehnmal wechselnde Landschaften, ohne noch der men schenbildenden Individualität der Landschaft gewahr zu werden; wir überfliegen in unseren Flugzeugen und Luftschiffen Länder und Erdteile, um kaum noch ein Bild vom Bild der Erdgestalt in uns aufzunehmen. Wir spotten jeder Ferne und werden dessen schmerzlich inne, daß uns die Nähe, die heimatliche Nähe von Dorf und Feld und Wald »interessanter- Wochenendgegenstand und damit also im innersten fremd geworden ist. Die Erkenntnis, daß jede Errungenschaft im Dienste einer raffinierten äußeren Lebenssteigerung letzten Endes doch nichts anderes bedeutet als eine neue Station des Kreuzweges, der uns unaufhaltsam immer weiter den eigentlichen Ursprüngen unseres Seins entführt, diese Erkenntnis mochte für die Empfindlichen unter uns nicht möglich sein ohne das begleitende Gefühl eines hilflosen Grauens vor dem schließlichen Ende einer solchen Entwicklung; sie mußte darum gleichzeitig für die Empfindlichsten der Empfindlichen, sür unsere Dichter, Baustoff werden jener dichterischen Welt, inner halb deren Grenzen auch uns wieder Gelegenheit gegeben ist, Verlorenes zurückzugewinnen und den Kampf gegen die endgültige Verödung und Entkräftung unseres Daseins zu bestehen. Wir wollen uns also hüten, den Ruf nach der Erde, der uns immer stärker und mahnender aus der Dichtung unserer Tage cntgegen- klingt, nur als oberflächliches Feldgeschrei zu vernehmen, oder den Einbruch des bäuerlichen Lebensgefühls in die Dichtung nur als literarische Tagesmode abzutun, wollen uns vielmehr der in den gekennzeichneten Erscheinungen sich offenbarenden höheren Notwendigkeit des Aufbaues neuer Lebenskräfte aus »Blut und Boden«, Erde und Landschaft bewußt werden und bleiben. Das deutsche Bauernschrifttum. Die Neichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums stellt folgendes Bauernschristtum heraus, um den tieferen Sinn des großen Erntedanktages am 1. Oktober durch bas beste Bauernschristtum auch von dieser Seite aus hervorzuheben. Die Liste beansprucht nicht, erschöpfend zu sein, doch dürften die genannten Titel eine gewisse Auswahl darstellen. Anzengruber, Der Sternsteinhos — Der Schandfleck Ardninger, Sozialdemokratie und Landwirtschaft Backe, Deutscher Bauer, erwache! Baeike, Walter, Bauern und Helden Bauer, Jos. M., Die Notthasften Beste, Konrad, Das heidnische Dorf Billlnger, Sichel am Himmel Bojer, Die Auswanderer Burgdörfer, Zurück zum Agrarstaat — Volk ohne Jugend Busse, Der letzte Bauer Christ, Mathias Bichler Darrö, Bauerntum als Lebcnsquell der nordischen Rasse — Neuadel aus Blut und Boden — Zur Wiedergeburt des deutschen Bauerntums Deutsche Volkheit: Deutsche Bauermvcistümer — Alte Bauernschwänke — Deutsche Bauernkriege Diep, Schicksale 738
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