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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1936
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- 1936-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1936
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- Deutsch
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Volk gebracht hat. Und wie die Buchwoche in den kommenden Jahren ihre Wiederholung erfahren wird, so wird auch die Fach buchwerbung in jedem neuen Jahr die unbedingt notwendige Er gänzung der Arbeit der Woche des Buches darstellen müssen. Die erste Sitzung der Reichsarbeitsgemeinschaft für Deutsche Buchwerbung, die den Frühjahrsplan in die nun vorliegende Form brachte, — wir haben darüber im Börsenblatt berichtet — zeigte, wie alle Teile gewillt sind, durch Einsatz aller Kräfte das ihre zu tun, daß der Ruf für das Fachbuch nicht ungchört ver hallt. Und es liegt nicht zuletzt an jedem einzelnen Buchhändler, in seinem Kreis« die Menschen zu finden und zu suchen, an die der Plan sich zunächst wendet, es werden deren viele sein, wenn man bedenkt, wieviele Millionen das Heer der deutschen Arbeit umfaßt. Dieses Heer marschiert, es gilt, jeden einzelnen durch i-Krastzufuhr- marschsähig zu erhalten und seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Sicher ist, daß der Buchhändler nicht allein steht, sondern daß ihm jede nur erdenkliche Hilfe gewährleistet ist. Erich Langenbucher Emil Strauß zum 70. Geburtstag De. N. I>. — In der letzten großen Dichtung, die Emil Strauß uns schenkte, in dem l924 begonnenen, zwischen 1929 und 1933 fertig geschriebenen, fast tausend Seiten umfassenden Roman »Das R i e s e n s p i e lz e u g-, finden wir in vielfälti ger Strahlung eine Zusammenfassung der dichterischen Wclt- und Lebensanschauung Straußens, der mit seinem ganzen Schas sen schicksalsmäßig im Wesensgrunde unseres Volkes ruht. Man muß bedenken: Strauß gehörte zur »Jungen Generation», als der Naturalismus in Deutschland aus seinem Höhepunkt stand; er hatte im Berlin der neunziger Jahre die üblichen Begegnungen mit den damaligen Größen dieser so hoffnungsvoll beginnenden und an der deutschen Forderung der Zeit so kläglich versagenden Literaturbewegung; und seine erste größere Arbeit, die Novelle »Der Tier- und Menschenfreund«, die in keinem der späteren Novellenbände Aufnahme gefunden hat, erschien in der »Freien Bühne», der führenden naturalistischen Zeitschrift. Aber mit instinktiver Sicherheit spürte der junge Dichter, daß der Naturalismus auf dem Gebiet der Kunst so wenig fähig war, das wirklich Neue, das Notwendige im Sinne einer durch greifenden Erneuerung zu schaffen, wie auf dem Gebiet der Politik, der Wirtschaft usw. der Marxismus und seine partei mäßige Form, die SPD, dies vermochte. So lesen wir bei Strauß im Hinblick auf den Naturalismus u. a. folgende Sätze: »Ich soll mich für Madam Selikes Kaffeesatz interessieren, während schon das Stadtviertel brennt; ich soll mich darüber empören, daß ein nichtsnutziger Bengel des Vorderhauses ein nichtsnutziges Mädel des Hinterhauses verführt, während der Fürst des letzten halben Jahrhunderts, der Schöpser und Träger des Reichs,-der bauende König von den Kärrnern in die Verbannung getrieben ist», und im Hinblick auf den Marxismus eine nicht minder klare und eindeutige Ablehnung in Sätzen wie diesen: «Wer nicht Partei- zwccke versolgtc, wer also nicht entweder als Arbeiter im Lohn- kampse stand oder als Parteistreber hier seine Möglichkeit fand, der konnte es in dieser unsozialsten aller Parteien nicht aus- halten. An das Volk, an Lebcnsbedingung, Wert und Aufgabe eines Volkes schien in ihren Kreisen niemand zu denken.» Der Dichter verließ dieses Deutschland, dieses ratlose, hilf lose, in sich selbst unsichere, satte, selbstzufriedene Deutschland der neunziger Jahre und schlug sich einige Jahre schlecht und recht in Brasilien durch. Zu den bedeutsamsten künstlerischen Ergeb nissen der brasilianischen Zeit gehören zwei Novellen (»Prinz Wieduwitt» in »M en s ch en w ege» und »Vorspiel» in -Hans und Grete»), in denen der Rassengegensatz mit der Forde rung unerbittlicher Entscheidungen, wobei cs beide Male um Leben und Tod geht, in das Leben der Menschen eingreift. Darin wird einer der Hauptzügc im Schassen Straußens sichtbar, das Bemühen, seine Kunst, ohne der Gefahr oberflächlicher Tcndenz- schriftstellcrei zu verfallen, in,den Dienst der Erhaltung des innersten Lebensbestandes seines Volkes zu Pellen. In den ge nannten Novellen wird sich Strauß des germanischen Lebcns- gefühls bewußt, von dem die von den Romanen in Südamerika bedenkenlos geübtcj Rassenmischung aufs schärfste abgclehnt wird — wir begegnen diesem Lebensgefühl später wieder im -Riesen- spielzcug», etwa dort, wo der Dichter fordert, daß wir die »Edda» nicht lesen sollten «wie den Homer oder eine Gedichtsammlung, sondern wie Luther die Bibel gelesen hat, als das Wort Gottes über uns, als die Ader unsres Blutes und Geistes von der Urzeit her». Dazwischen liegen immer wieder Dichtungen, in denen Strauß die Gemeinschaft unmittelbar in den Mittelpunkt seines künstlerischen Wollens stellt. In dem in Pforzheim, seiner Vaterstadt, spielenden historischen Roman »Der nackte Mann- — er gehört zum schönsten, was wir von Strauß be sitzen — geht es um den Kampf einer Stadt gegen ihr durch ihren Markgrafen angetanes Unrecht. Das Wesentliche in dieser Erzählung ist, daß die Menschen dieser Stadt, die sonst be ziehungslos nebeneinander herleben, im Augenblick der Gefahr sich zu einer wirklichen Volks- und Schicksalsgcmeinschast zu- sammenschließen. Wenn der Sieg in diesem Kamps gleichsam auch durch eine höhere Macht herbeigeführt wird, — der Mark graf erleidet aus seinem Zug gegen die Stadt einen jähen Tod —, so ist sein tiefer Sinn doch der, daß der gemeinsam bekundete Widerstandswille einer verschworenen Gemeinschaft eine alle Widerstände überwindende Kraft besitzt. Und welch eine leiden schaftliche Rebellion gegen die damals in weiten Teilen unseres Volkes, besonders seiner Regierenden, herrschende Gesinnung stellt das sprachgewaltige Drama »Vaterland» dar. Und schließlich ist auch das eigentliche Ziel des »Riesenspiel zeugs-, von dem wir ausgegangen sind, das deutsche Volk, um dessen inneren Bestand sich hier eine kleine Gemeinschaft von Menschen abmühl, wenn sie, auf einem Weg allerdings, der, wie der Dichter zeigt, nicht der richtige war, den Versuch macht, aus der Ratlosigkeit der Zeit heraus > zu einer neuen Lebensauffassung und Lebensordnung zu gelangen. »Das Riesenspielzcug» ist von einem unerschöpflichen Reichtum an menschlichen Gestalten und spannendem Geschehen und an unvergänglicher Lebensweisheit. Politische, wirtschaftliche, künstlerische, weltanschauliche und reli giöse Fragen finden hier eine Behandlung, die zu in jeder Hin sicht klaren und deutschen Lösungen führt. Hier wird uni die Ver bindung des einzelnen mit dem Leben seines Volkes, um die Her stellung der Lebenseinheit zwischen einzelnem und Volk mit Ernst und unablässigem ^Arbeiten an sich selbst gerungen, denn darum geht es letzten Endes, daß jeder einzelne als Stück seines Volkes -bewußt oder in dunklem Drange aus dem Wege zu der von Gott Vorgesetzten Willensgcstalt des deutschen Volkes sich vorwärtsarbeitct«. Von allen Werken des am 3l. Januar 1866 in Pforzheim geborenen und seit vielen Jahren in Freiburg im Breisgau lebenden Dichters Emil Strauß ist die Erzählung »Der Spie gel» bisher am wenigsten durchgedrungen. Das ist eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, daß der mit Äußerungen über sich selbst sonst so karge Dichter gerade in dieser Erzählung eine Reihe von unmittelbaren Aufschlüssen über sein eigenes Leben gibt. In der Form einer Rahmenerzählung berichtet der Dichter hier die Geschichte seines einer österreichischen Musikcrfamilie entstammenden Urgroßvaters, indem er dabei gleichzeitig eine der Hauptideen seines.Schaffens sichtbar werden läßt, nämlich den Kampf des Menschen um die ihm wesenscigene Lebensform. Uber mannigfache Umwege, schließlich auch über den eines längeren Aufenthalts im Kloster, in dem er um die Möglichkeit einer christ lichen Lebensform ringt, gelangt der Urgroßvater zu dem Berus des Musikkünstlcrs, den er als seinen eigensten Berus erkannt hat. Die Ausübung dieses Berufes bringt monatclanges Fernsein von der Familie mis sich. Eine von seiner Frau gemachte Erbschaft würde ihn des Zwanges entheben und ihm erlauben, sich ganz der Musik zu widmen, ohne sie um der Erhaltung der Familie willen für Geld ausüben zu müssen. Schrofs lehnt der Mann sür seinen Teil die Annahme dieser Erbschaft ab. -Ich habe mich immer als der Haushaller gefühlt, ob ich zu Hause war oder draußen. Ich sand meine Ruh, mein Gleichgewicht zum guten 99
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