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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1928
- Strukturtyp
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- 1928-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1928
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- Deutsch
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190, 16. August 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. kalienhandlung angepaßt war, das Geschäft auf. Auch sonst hat Hartmann im öffentlichen Leben seiner neuen Heimat seinen Mann gestanden. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich um die Begründung der vorbildlichen Elberfelder Volksbibliothek, weit davon entfernt, in kurzsichtiger Weise in dieser Leihbiblio thek eine Konkurrenz zu erblicken. Ja, aus dieser Beschäftigung ergab sich wieder ein großer Zuwachs für seine Buchhandlung, da ihm nach und nach die Begründung einer ganzen Anzahl öffentlicher und Werksbibliotheken übertragen wurde. Forderte diese ausgebreitete Tätigkeit schon einen ganzen Mann, so begnügte sich Hartmann doch nicht mit ihr. Als Jüngling in Hamburg hatte er mit glühenden Wangen Friedrich Andreas Perthes' Leben gelesen. Perthes hat seinen Beruf nie ausschließlich als ein Mittel des Erwerbs aufgefaßt, sondern immer zugleich »als ein Glied in dem großen Zusammenhangs der Einrichtungen und Veranstaltungen, durch die eine Nation sich geistiges Leben möglich macht». Er erkannte es »als die Aufgabe jedes deutschen Buchhändlers, in Gemeinschaft mit sei nen Berufsgenossen, das literarische Bedürfnis des deutschen Volkes möglichst schnell zu erkennen und möglichst leicht zu be friedigen». Hier sah Hartmann das Ziel, das zu erreichen seines Lebens Aufgabe sein mußte, und er fühlte, »daß der Weg zu die sem Ziele nur Hingabe an das Ganze und Arbeit für das Ganze sein könne». Das Börsenblatt hatte Hartmann seit Beginn seiner Selbständigkeit in allen Teilen mit besonderer Sorgfalt gelesen und die Entwicklung des buchhändlerischen Gemeinwesens auf merksam verfolgt. Im Jahre 1880 machte Kcöners Programm auf ihn großen Eindruck. Zwar wurde von diesem zunächst nur ein kleiner Teil verwirklicht. Der Börsenverein hielt sich bei den Maßregeln zur Erhaltung des Sortiments noch im Hinter grund, die Kreis- und Ortsvereine sollten sich zunächst selbst helfen. Kurz entschlossen gründete Hartmann, der in Greifs wald erlebt hatte, wie eine gut geleitete Buchhandlung bei dem dort üblichen Rabattgeben von ION, ja ISA auf größere Werke zugrunde ging, den Ortsverein Elberfeld-Barmen und schaffte dort, wo die Kollegen »bisher nur Konkurrenten» waren, bald engen Zusammenhalt und eine vorbildliche Rabattkonvention: Verbot jedes öffentlichen Rabattangebots, 5N Skonto bei Bar verkäufen von 10 Mk. an und größeren halbjährlichen Rech nungen. Im Bunde mit Emil Strauß (Bonn) und M. Jacobi (Aachen) setzte Hartmann es durch, daß bald daraus diese Be stimmungen von dem großen rheinisch-westfälischen Kreisver ein, der den jungen Kollegen alsbald in seinen Vorstand wählte, angenommen wurden. Durch eine Reise nach Frankfurt wurde auch der mitteldeutsche Verein von Hartmann für diese Be stimmungen gewonnen. 1887 traf Hartmann zum ersten Male mit Krön er,'dem die Anträge der vorwärts strebenden Rheinländer willkommen waren, wenn er auch noch bremsen mußte, zusammen. Ihre An träge wurden dem Revisions-Ausschuß übertragen und nicht etwa begraben, da die Rheinländer in diesem an Albert Brock haus und Alexander Francke (Bern) Stützen fanden. Es kam dann zu der berühmten Frankfurter Herbsttagung des Börsen vereins und der Schöpfung der neuen Satzungen, welche den Schutz der Bestimmungen der Kreis- und Ortsvereine durch den Börsenverein aussprachen. Als Kröners sechs Vorstandsjahre abgelausen waren, bestimmten Hartmann und Strauß durch eine Reise nach Berlin Parey, den bisherigen 2. Vorsteher, die Kandidatur als 1. Vorsteher anzunehmen. Im Jahre 1888 wurde Hartmann in den neuen Vereinsausschuß gewählt und Albert Brockhaus, der Hartmann alsbald richtig einschätzte, schlug vor, ihn, »den Vertreter der Bergpartei-, zum Schrift führer zu wählen. Von diesem Tage an erwuchs eine Freund- fchast und Kampsgenossenschaft zwischen den beiden Männern. Parey schlug, um einen einheitlichen Höchstrabatt im Buch handel durchzuführen, ein zu schnelles Tempo ein. Da die Ber liner hartnäckig darauf bestanden, unter >0?L nicht herunter zu gehen, und er es für unmöglich hielt, ihren Widerstand zu be seitigen, beschloß er, der Hauptversammlung vorzuschlagen, den Einheitsrabatt für ganz Deutschland auf ION festzusctzen. Die Rheinländer erhoben lebhaftesten Widerspruch, und Parey berief 914 vor der Hauptversammlung Hartmann und einige andere Pro vinzialsortimenter zu einer vertraulichen Sitzung nach Berlin. Dort kam es zu lebhaftester Aussprache, bei der Hartmann mit seiner energischen Richtung fast allein stand. Sein Brief an Kröner vom 10. Mai 1889, abgedruckt in der »Resormbewegung im Deutschen Buchhandel», Band lll, Seite 500 ff., gibt ein leb haftes Bild dieses Kampfes. Er ruft in hinreißenden Worten Kröner auf, einzugreifen und die Führung im Börsenverein wieder zu übernehmen. Dieser wundervolle Brief ist für den Fortgang der Reformbewegung im Buchhandel von größter Be deutung gewesen, denn Kröner versagte sich trotz ärztlicher War nung dem Rufe nicht. In der Kantate-Versammlung 1889 kam es zu dem großen Kampfe, von dem Hartmann in einer Nieder schrift sagt: »Wie zu den homerischen Zeiten, da die Führer der gegnerischen Heere miteinander kämpften, kamen nur die beiden Führer zu Worte». Unsrer sind nur wenige, die noch diesem Kampfe beigewohnt haben, aber allen wird diese Redeschlacht, ausgesuchten von zwei ganz ausgezeichneten Rednern, die auch äußerlich durch ihre ganze Erscheinung wirkten, ein unvergeß liches Erlebnis sein. Sie endete bekanntlich mit dem Siege Kröners und dem Rücktritt Pareys. Das nächste Jahrzehnt wirkte Hartmann für die buch händlerische Allgemeinheit weiter im rheinisch-westfälischen Kreisverein und im Vereinsausschuß. Im Jahre 1898 wurde er auch in den Vorstand der Spitzenorganisation der Musikalien händler gewählt und hat auch dort bis 1903 gewirkt. Als im Jahre 1901 der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine nach Konflikten mit dem Börsenvereinsvorstand sein Amt niederlegte, wurde Hartmann Vorsitzender des Verbandes und wirkte dann als solcher im besten Einvernehmen mit dem Vorstand des Börsenvereins, dessen Führung inzwischen Albert Blockhaus übernommen hatte. Ostermesse 1903, als der Kampf mit dem Akademischen Schutzverein seinen Höhepunkt erreicht hatte — es kamen dann bald die kontradiktorischen Verhand lungen im Reichsamt des Innern mit ihren Folgen —, wurde Hartmann als Kandidat für den 2. Schatzmeister im Börsen verein vorgeschlagen. Obwohl er einen hochangesehenen und all gemein beliebten Gegenkandidaten in .Gestalt des trefflichen Herrn von Zahn (Dresden) hatte, wurde er gewählt und von dem damaligen Vorstand als Mitkämpfer freudig ausgenommen. Auch gegen ihn richteten sich mancherlei Angriffe der damali gen Gegner des Börsenvereins. So hieß es in einer Kund machung, der Vorstand des Börsenvereins habe, »vom kleinsten und engsten Standpunkt ausgehend, Provinzial-Buchhändlern nachgegeben»; an einer anderen, weithin bekannt gewordenen Stelle hieß es, »er handle ohne Rückgrat gegenüber dem Banau sentum der Bücherkrkmer». Wie oft haben wir fünf Kollegen vom Vorstand Hartmann damit aufgezogen, daß er mit diesen Vorwürfen in erster Linie gemeint sei, was er dann schmunzelnd einsteckte. Tatsächlich konnte es ja auch keine größere Verken nung der Sachlage und der Persönlichkeiten geben, wenn man bei solchen Borwürfen den literarisch und künstlerisch fein ge bildeten Sortimenter Hartmann im Auge hatte. Ein besonderes Verdienst erwarb sich der mit einem feinen Verständnis des Historischen und großartigem Gedächtnis be gabte Mann dadurch, daß er die lange Zeit als verloren gel tenden und schließlich wiedergefundencn Akten der Reform bewegung im deutschen Buchhandel sichtete und zusammen mit vo. Ehlermann in drei Bänden herausgab, eine Aufgabe, die ihn noch bis zum Jahre 1912 in Anspruch genommen hat. Und neben all dieser ehrenamtlichen Tätigkeit arbeitete er rastlos in seinem Sortiment, plante und führte aus den großen Neubau eines Geschäftshauses, erst in den letzten Jahrzehnten erfolgreich von einem der Söhne unterstützt. Bernhard Hartmann war eine lebhafte Kampfnatur. An seiner pommcrschen Heimat bing er, aber seinem ganzen Wesen nach, der Vater war Thür!>,ger, paßte er in die selbstgewählte rheinische Umgebung. Er war ein deutscher Buchhändler von altem Schrot und Korn, aber stets darauf aus, mit seiner Zeit zu gehen. Er hätte wie fein Freund Emil Strauß auch bei der ungezügelten Konkurrenz sein Brot gefunden, um so höher ist es ihm anzurechnen, daß er seine große Kraft aufopfernd in
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