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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1928
- Strukturtyp
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- 1928-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1928
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- Deutsch
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X- ISO, 16. August 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d Dtschn. Buchhandel. den Dienst am buchhändlerischen Gemeinwesen stellte. Strasse Ordnung herrschte in all' seinem Tun und seinem ganzen Leben. Ihm war eine große, natürliche Beredsamkeit eigen, die ihn wie viele beredte Leute hie und da wohl zur Breite verführte, sein Scharfblick ließ ihn schnell einer Sache aus den Grund kom men, und seine Ansicht vertrat er mit lebhaftem Temperament. Manchen Strauß haben wir gemeinschaftlich oder auch gegen einander freundschaftlich ausgesuchten. Bewundert haben ihn seine Freunde und es genossen, wenn er aus dem Stegreif über irgendein vor langer Zeit gelesenes Buch feinsinnig berichtete oder alte Erinnerungen auskramte und nach den Sitzungen die Geselligkeit verschönte. Wie eine alte schöne Eiche ist er nun gefallen, mit den Stürmen des Lebens ohn' Ermüden und ohne Klage ringend bis zum letzten Atemzuge. Sein Leben ist, wie die Schrift sagt, köstlich gewesen. Göttin gen, Anfang August 1928. Wilhelm Ruprecht. Freimaurerei und Buchhandel. Von K a rl M a rk ert. Durch Ludendorffs Streitschrift und seine Vorträge gegen die Freimaurerei ist das Interesse für dieses Gebiet auch im Buchhandel besonders wachgerufen worden. Um zunächst eine kurze Erklärung Über Freimaurerei zu geben, kann man sagen, daß sie eine Art praktischer Philosophie ist, die sich auf Grund von Symbolen einen moralischen Tempel der Er kenntnis aufbaut, und auch das ganze Leben als ein Symbol aus saßt, wie der Freimaurer Goethe sagt: .«Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis«. In der Freimaurerei werden die Grundsätze aller ursprünglichen Glaubenslehren, die heute noch allen Religionen als Grundlage dienen, bewahrt und gelehrt; Grundsätze, wie sie durch Verstand und Vernunft durch Jahrhunderte hindurch erkannt worden sind. Die Freimaurerei entlehnt ihr« Symbole aus der alten Werkmaurerei und hat ihre Vorläufer in den Geheimreligionen und Mysterien der Völker des Altertums, der Ägypter, Semiten, Griechen, Römer, der Urchristen, im Mittelalter, den Tempelherren, in den alten Baukorporationen, Akademien und Jlluminaten (vor 1700). 1717 setzt dann die Freimaurerei ein. Das Interessengebiet der Freimaurerei ist daher ein sehr weites und erstreckt sich kurz aus alles, was mit Religion und Philosophie zusammenhängt. Dazu kommt noch die sogenannte praktische Freimaurerei, das ist die Pflege der Humanität, die in der Wohltätigkeit von allen Logen und Freimaurern meist ohne Namensnennung ausgeübt wird. Ich gebe diese Erklärung «besonders deshalb, um Sortimentern, Antiquaren und Verlegern zu zeigen, für welche Art Literatur in den Logenbibliotheken Interesse herrscht. In meiner langjährigen Bibliothekszeit habe ich oft die merkwürdigsten Literaturangebote bis zum Kochbuch erhalten. Politische Betätigung findet in keiner Loge statt. Was nun die sreimaurerische Literatur anbelangt, so besitzen wir seit 1V11 die große dreibändige Bibliographie des Wolfen- bütteler Bibliothekars A. Wolfstieg*), durch die alle vorhergehenden kleineren Bibliographien wie Kloß, Taute usw. überholt sind. Zu diesem Werke erschien 1025 der Nachtragsband ! von vr. weck. B. Beyer, Bayreuth (Verlag des Vereins deutscher Freimaurer, Leip zig), der noch vieles Fehlende sowie die Literatur von 1910—25 umfaßt. Seit 1925 erscheinen als Fortsetzung die Bibliographischen Mitteilungen, herausgegeken von Hans Quint, ebenfalls >im Verlage des Vereins deutscher Freimaurer. Diese Mitteilungen sind die Vorarbeiten zu dem Ergänzungsband II, der von H. Quint be arbeitet und in den nächsten Jahren erscheinen wird. Diese große Bibliographie enthält außer der deutschen auch den größten Teil der ausländischen Literatur mit genauen Verleger und Jahresangaben. Dazu bibliographische Hinweise, Rezensions angaben, Schlagwort- und Titelregister. Aus jeden Fall ein Meister werk deutscher Bibliographie, das um so höher zu werten ist, als der größte Teil der Literatur in anderen Bibliographien bisher nicht zu finden war und ein großer Teil der Literatur als Privat drucke erschienen sind. Leider herrscht nun im Buchhandel eine gewisse Unkenntnis über freimaurerische Literatur, obgleich sowohl im Hinrichs, Kayser und im Deutschen Bücherverzeichnis eine Menge ausgeführt wird. Ebensosehr verbreitet ist die irrige Ansicht, daß alles Freimaure rische »geheim« sei. Das ist durchaus nicht der Fall. Außer den *) Bibliographie der freimaurerischen Literatur. 2. Aufl. In Manuldruck. Leipzig 1923—26. Karl W. Hierfemann. Logenzeitschristen, Ritualen und einigen symbolischen Büchern ist der größte Teil der freimaurerischen Literatur für jeden zugänglich. An speziell freimaurerischen Verlegern haben wir in Deutschland folgende Firmen: E. S. Mittler L Sohn, Berlin; Alfred Unger, Berlin, der soeben einen ausführlichen, sehr gut kommentierten Ver lagskatalog herausgab; Franz Wunder, Berlin; Bruno Zechel, Leip zig, und den vom Börsenverein nicht anerkannten Verlag des Ver eins deutscher Freimaurer, Leipzig. Sämtliche Verleger haben Verlagskataloge, die jedem Buch händler zur Verfügung stehen. Außer diesen Hauptverlegern wären noch verschiedene andere große Verleger anzuführen, bei denen auch Freimaurerliteratur erscheint; es würde aber zu weit führen, alle einzeln aufzuführen. Groß ist nun die Flut antisreimaurerischer Literatur. Vor dom Kriege waren es fast nur Schriften von seiten der evangelischen und katholischen Kirche, die gegen die Freimaurerei erschienen und um eine Weltanschauung kämpften. Dazu kam noch eine Reihe Literatur, in der der Freimaurerei Teufels- und Geistererscheinun gen, Hexerei und was sonst alles .untergeschoben wurde. Nach dem Kriege tauchte nun aber eine Reihe polemischer Schrif ten auf, die der deutschen Freimaurerei alle Arten von Politik vorwerfen, vom Monarchismus bis zum Bolschewismus, Vater landsverrat, Mord, Sittenlosigkeit, Unmoral usw., die aber alle von Nichtfreimaurern verfaßt wurden und so wirken wie etwa die Beschreibung eines Landes, das der Verfasser nie sah. Eine Reihe von Widerlegungen, die die hierin aufgeführten Unwahrheiten be richtigen, sind seit 1919 erschienen, obgleich die Logen nichts mit Politik zu tun haben. Politische Reden find in allen Logen stets verboten. Wer sich über Freimaurerei informieren will, der wende sich an einen der oben genannten Verleger. Uder die Freimaurerliteratur im Antiquariat sind auch einige aufklärende Worte nötig. Spezial/kataloge brachten in letzter Zeit folgende Firmen: Ackermann, München, Baer L Co., Frank furt a. M., Jacques Nosenthal, München, Gilhofer L Ransch- burg, Wien, v. Zahn L Jaensch, Dresden. Auch verschiedene andere Antiquare, und zwar meist in Kata logen wie: Sekten und Orden, öder bei Philosophie; manche auch unter Okkultismus. Tie oben genannten Antiquare können auch in bezug auf die angeisetzten Preise als maßgebend gelten. Ost spielt aber gerade hier das Wort »selten« eine merkwürdige Nolle. Ich verweise hierbei dringend auf Wolfstiegs Bibliographie. Wolfstieg gilbt ganz genau an, was selten und was sehr selten ist, wie ich diese Bibliographie auch für angrenzende Gebiete allen Antiquaren aufs dringendste empfehlen kann. Gerade auf diesem Gebiete findet man oft die widersprechendsten Preise. Liederbücher (deren Inhalt in fast alle Logen wiederkehrt), und die stets in hohen Auflagen gedruckt werden, kosten oft über 20 Mark. Es gibt nur einige wenige sehr seltene Liederbücher vor 1800. So noch verschiedenes andere, wie Mitgliederverzeichnisfe, Statuten usw., während oft Seltenheiten infolge Unkenntnis mit ganz niedrigen Preisen ange fetzt werden. Handschriftliches (mit Ausnahme von Logenausweisen) ist sehr selten und kommt kaum in Antiquariaten vor. Dieses ruht meist in Leu Archiven, auf die ich hier noch als ganz hervorragende genealogische Quelle besonders Hinweisen will. Antiquariaten mit Porträts sei besonders empfohlen, ihre Kataloge älteren und größe ren Logenbibliotheken oder Archiven zu schicken, da für Porträts von Freimaurern stets Interesse herrscht. Ebensolches Interesse für das Gebiet der Numismatik bei denjenigen Logen, die auch Museen be sitzen, wie z. B. Altenburg, Bayreuth, Berlin, Dresden, Frank furt, Hamburg, Köln, Leipzig usw. Zum Schluß noch ein Wort über Buchhändler als Freimaurer. In den fast 200 Jahren Freimaurerei in Deutschland gehörte eine große Reihe unserer besten deutschen Buchhändler dem Bunde an. Eine Gesamtaufstellung würde mehrere Hundert Namen umfassen. Einer der ersten war Breitkopf in Leipzig (1736 Minerva). Der Geschichtsforscher des deutschen Buchhandels kann in den Logen archiven viel Handschriftliches und Porträts finden. Eine historische Abhandlung über Buchhandel und Freimaurerei existiert nicht, würde aber eine Fülle hochinteressanten Materials zutage bringen. Jedenfalls spielt aber das Buch in der Freimaurerei eine große Rolle. Ebenso die Musik, die in allen Logen reichlich ausgeübt wird. Jede Loge besitzt je nach ihrer Größe eine Bibliothek, angefangcn vom Buch aller Bücher: der Bibel. Jeder Freimaurer, der ein wahrer Meister werden will, muß viele gute Bücher aus den Gebieten lesen, die ich anfangs nannte; denn das ist das so oft bekämpfte und mißgedeutete Geheimnis der Freimaurerei: einzudringen in die Geheimnisse des Mikrokosmus und Makrokos- mus und in das größte Geheimnis: Gott und Mensch. Dazu ist viel Denken nötig und das Lesen der besten Werke der Weltlite ratur, und deshalb ist auch der Freimaurer ein treuer und dankbarer Freund des Buches! 915
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