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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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große Mühe, gemeinschaftlich über die herrschenden Bewegungen, über ihren möglichen Einfluß auf Leipzig als Commissionsplatz und über die zu denselben einzunehmende Stellung zu berathen und sich zu verständigen. Im Verein der Buchhändler Leipzigs ist allerdings der Leipziger Gesammtbuchhandel zusammengeschlossen, aber — luocis o. nou locenckn — er ist, abgesehen von der Leitung seiner Platzinstitnte (der Bestellanstalt, d. i. der Zettelpost, und der Buchhändlerlehranstalt), ein Verein fast ohne Vereinsthätigkeit, und deshalb hat er sich auch nie geschlossen an den Actionen des Börsenvereins, von dem er einen starken Bruchtheil bildet, bethei ligt oder auf diese, wie die Außenstehenden vermutheten, nach gemeinsamer Parole eingewirkt. Indem man ihn überwältigte — es geschah dadurch, daß man bei der nothwendig gewordenen Revi sion des Statuts für den Börsenverein einen Paragraphen durch setzte, der durch Einführung der Stimmenvertretung außerhalb Leipzigs domicilirender Börsenvereinsmitglieder das Uebergewicht der bei den in Leipzig stattfindenden Generalversammlungen numerisch gewöhnlich vorherrschenden Leipziger aufzuheben bestimmt war — war aber auch alles erreicht, was durch das Zusammen halten der Antileipziger erreicht werden konnte. Das, was die Sortimenter in Wirklichkeit anstrebten, war damit noch nicht durch gesetzt und, wie sich bald herausstellte, noch nicht einmal seiner Ver wirklichung näher gebracht worden. Der Börsenverein, von dem man nun erwartete, daß er die Sache der Sortimenter bez. des Verbandes zu der seinigen machen werde, war nicht in der Lage, auch wenn sein Vorstand einmüthig dafür eingetreten wäre, den Sortimenterinteressen gerecht zu werden, denn die, welche sich bisher ablehnend gegen die letzteren verhalten hatten, die Verleger, waren sein gewichtigeres und ton angebendes Element, an dessen Widerstand auch das, wie hier her vorgehoben werden soll, durchaus loyale Auftreten des ersten Vor sitzenden A. Kröner im Sinne seiner Mandanten aus Sortimenter kreisen gescheitert ist. Die Verleger waren ja nicht ohne Recht, wenn sie sich zurückhaltend verhielten, denn die Sortimenter vermochten nicht ihren Tendenzen in klaren und durchführbaren Vorschlägen Ausdruck zu geben. Die Vorschläge, welche gemacht, und die Schritte, welche versucht wurden, waren augenscheinlich unpraktisch und konnten bei den Verlegern kein Entgegenkommen finden. Daß man sich aber dort darauf beschränkte, trotz der doch offen daliegen den Mißstände sich einfach ablehnend zu verhalten, war ein Fehler, der ja leicht für den Börsenverein verhängnißvoll hätte werden können und noch werden kann, und der in der Besorgniß, daß man die in der Verfolgung anderer Zwecke erblickte Aufgabe des Börsen vereins dadurch gefährden würde, daß man ihn in die Sortimenter bewegung verwickelte, keine Rechtfertigung findet. Gerade durch die ängstliche Zurückhaltung hat man den Börsenverein in Gefahr gebracht, und den Vertretern dieses Standpunktes ist trotz ihrer guten Absichten der Vorwurf nicht zu ersparen, daß ihre Kurz sichtigkeit die Gefahr heraufbeschworen hat. Sie liegt darin, daß mit dem Widerstande des Börsenvereins die Spaltung des Buch handels in zwei in offene Gegnerschaft gerathende Parteien voll zogen wurde, die jetzt nicht mehr Verleger und Sortimenter im All gemeinen heißen, sondern Börsenverein und Verband. Nachdem die vereint gegen Leipzig marschirenden Colonnen ihr nächstes Ziel erreicht hatten, war ein Stillstand in der gemein schaftlichen Action eingetreten, und es vollzog sich alsbald der zu erwartende Zersetzungsprozeß, der die Elemente wieder, oder jetzt erst eigentlich, in ihre natürliche Cohärenz brachte: hie Verleger, hie Sortimenter, und je bewußter diese Scheidung ausgeführt wurde, desto schärfer gestaltete sich auch der Gegensatz. Während die Sor timenter ihr Heil in dem festern Zusammenschluß und in der Aus dehnung des Provinzialverbandes suchten und nunmehr zu selb ständigem Vorgehen entschlossen waren, auf die Schwere ihres großen Körpers bauend, wurde der Börsenverein durch seinen na türlichen Gegensatz der Vertreter der Verlegerinteressen, wenigstens wurde er als solcher im andern Lager verstanden. Nicht durch be wußtes Zusammentreten der Verleger auf diesem Boden und durch Benutzung desselben als Verthcidigungsposition — denn die Ver leger verhielten sich eigentlich nur Passiv —, sondern durch die außerhalb des Börsenvereins vollzogene Coalition des Sortimenter vereins wurde ihm dieser Charakter ausgeprägt. Zugleich wurde der Börsenverein aber die Schirmburg der Erzfeinde des Sorti ments, der Schleuderer, deren Existenz mit der Jsolirung des Börsenvereins steht und fällt. So lagen die Dinge jetzt, und die Situation begann für den Zuschauenden einen ziemlich hoffnungslosen Charakter anzunehmen, als ganz am Schluffe der diesjährigen Verhandlungen der Ver bandsdelegationen — die in der Ostermesse vor der Hauptversamm lung des Börsenvereins zu tagen pflegen, um über das Auftreten in derselben sich zu vereinigen — eine Resolution angeregt und auf die Tagesordnung der Börsenvereinshauptversammlung zu bringen beschlossen wurde, durch welche, wie schon erwähnt, der Vorstand des Börsenvereins veranlaßt werden sollte, in Erwägung zu ziehen, ob durch die Gründung einer Innung die Aufhebung der be stehenden Nothlage herbeigeführt werden könne, eventuell die vor bereitenden Schritte zu thun, um sie ins Leben zu rufen. Diese Resolution acceptirte der Börsenverein gegen alles Erwarten mit überwiegender Majorität. Hiermit ist der Anstoß gegeben, die ganze Angelegenheit in eine neue Phase zu rücken. Die Möglichkeit ist gegeben, daß der deutsche Buchhandel, wenn der Vorstand des Börsenvereins seine Aufgabe rich tig begreift und energisch in die Hand nimmt, wieder in ein gesundes Fahrwasser gelenkt werde. Es ist endlich die Forderung ausgesprochen, die nach unsrer Meinung die allein richtige ist (die Richtigkeit dieser Meinung scheint uns durch die große Mehrheit bestätigt zu werden, welche die Resolution in der Hauptversammlung des Börsenvereins fand), die allein einen neuen Lebenskeim für die gedeihliche Weiter entwicklung des Buchhandels birgt. Des Buchhandels, wohl verstanden, der trotz aller nach und nach in seinem Innern zur Ent wicklung gekommenen Spaltungen und Jnteressenstreite einen ein zigen und bewundernswerthen Bau bildete, dessen in langer historischer Entwicklung entstandene Institutionen so lange segens reich gewirkt haben und erst in neuerer Zeit durch äußere Anlässe dem Zerbröckeln nahe gebracht wurden. Einen Buchhandel wird es ja immer geben, auch wenn die alte Ordnung zusammenstürzt; aber wie er sich unter neuen Bedingungen entwickeln wird, das läßt sich im voraus nicht sagen, nur die Gefahr läßt sich nicht ableugnen, daß sein bisheriges segensreiches Wirken starken Abbruch erleiden kann. Auf der andern Seite aber weiß man, was man an dem Hergebrachten hat, und wir meinen, daß Jeder, der seinen Stand hoch hält, an dessen Aufrechterhaltung theilnehmen sollte. Wir möchten nun ein Wort an den Buchhandel selbst richten und ihm ans Herz legen, die jetzt gegebene Gelegenheit der Verstän digung und des Zusammenwirkens nicht vorübergehen zu lassen. Zunächst an den Sortimentshandel. Ihm können wir den Vorwurf nicht ersparen, daß er einen Fehler beging, wenn er sich zu feindlichen Kundgebungen gegen die Verleger Hinreißen ließ. Die Sortimenter glaubten von den Ver legern Gefügigkeit im Nothfall durch Gewalt erzwingen zu können, indem sie drohten und sogar versuchten, durch Nichtverwendung für die Bücher der Verleger, welche sich renitent verhielten, sich zu rächen. Das konnten die Verleger sich nicht gefallen lassen. Anstatt zu dem gewünschten Ziele zu kommen, bewirkte man denn auch nur, daß sie eine schroffere Haltung einnahmen, und die Macht sie zu zwingen hatte man eben nicht. Hätte man es wirklich darauf ankommen ! lassen, gänzlich mit der Mehrzahl der Verleger zu brechen — denn
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