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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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2572 Nichtamtlicher Theil. 134, 13. Juni. einmal ein fester Boden geschaffen ist. Das Interesse und die Ehre des Gesammtstandes lassen es als wünschenswerth erscheinen, daß Jeder bei der Aufgabe, welche jetzt vor den Börsenvorstand getreten ist, fördernd mitzuwirken suche und ihn nicht von der Aufgabe zurückschrecke dadurch, daß er ihm Steine in den Weg wirft. Dem Vorstande des Börsenvereins aber möchten wir die gleiche Initiative wünschen in der Bekämpfung der Einheitsporto wirkungen, wie sie deren Schöpfer beweist, die gleiche Frische im Entschluß zu großen Maßnahmen. An ihn richten wir die Bitte, daß er jetzt nicht erlahme, wenn auch manche Elemente ihn dazu veranlassen möchten, die Hände in den Schoß zu legen, oder wenn man ihm sagt, man habe die Resolution des Verbands nur unter stützt, um ihren Zweck aä absuräum zu führen. Das war ans kei nen Fall die Absicht der großen Majorität der Hauptversammlung, welche sie unterstützte, als sie ganz unvorbereitet und unerwartet an sie herantrat. Er weise nicht wieder die Sache von sich ab und an die Provinzial- und Localvereine zurück, von denen die An regung ausging — denn dann wird man immer geneigt sein, die Aeußerungen, welche von dorther ertönen, als einseitige, wenn nicht sogar als feindliche zu betrachten, und sie können auch wirklich durch Einseitigkeit unprakticabel werden —, sondern mache die Angelegen heit, die man ihm vertrauensvoll in die Hände gelegt hat, zu der seinen und suche ihrer Möglichkeit oder Unmöglichkeit durch die Berathung in einem competenten Ausschüsse wirklich nahe zu kommen. Ihm ist es nicht verborgen, daß die Bestrebungen, welche sich gel tend machen wollen, berechtigte und gesunde sind, denn die gleiche Bewegung, welche zu der Resolution führte, war es, die ihm selbst das Mandat gab, und er darf sich nicht der Einsicht verschließen, daß der eine mögliche Schritt, welcher gethan werden kann, um Besserung und Sicherheit zu schaffen, ein leichter ist, weil er der natürliche ist. Der Einwurf, daß der Börsenverein sich zu scheuen habe, ganz neue, weitgehende Ziele in sein Programm aufzunehmen, weil dadurch die bisherige Wirkungsfähigkeit desselben geschädigt werden könnte, ist ein thörichter. Der Zweck des Börsenvereins ist die Vertretung der Interessen des Gesammtbuchhandels.*) Wie soll er also geschädigt werden dadurch, daß er den Gesammt- buchhandel in sich vereinigt? Das hat doch keinen Sinn. Im Gegentheil wird er dann erst wirklich seine Zwecke erfüllen können und noch ganz anderes Gewicht für die Durchführung seiner Einzel ausgaben gewinnen. Schließt er aber die Vertretung der Interessen einer Hauptgruppe seiner Standesgenossen aus, dann ist er in Ge fahr, seine Wirksamkeit einzubüßen, denn dann befindet er sich dauernd einer feindlichen Corporation gegenüber, deren Peripherie sich mit der seinen schneidet, und die dadurch sogar zerstörend auf ihn einwirken kann. Für ihn zuerst kann es verhängnißvoll werden, wenn die Zweitheilung des Buchhandels in Permanenz erklärt wird. Ebenso ist die Scheu vor einer abermaligen Abänderung des Statuts, welches sich der Börsenverein kaum erst gegeben hatte, doch wahrlich kein Grund, in der Noth das Nöthige zu unter lassen. Und wenn das Statut auch unendliche Mühe verursacht hätte, und ein neues eben solche Mühe verursachen würde, so wäre das kein Grund, der Neuarbeit aus dem Wege zu gehen; sie ist vorzunehmen, auch wenn dabei ein Meisterwerk preis gegeben werden müßte — was das vorliegende Statut, wie männig- *) „Der Zweck des Vereins ist die Pflege und Förderung des Wohles, sowie die Vertretung der Interessen des deutschen Buchhandels im All gemeinen und seiner Angehörigen im weitesten Umfange." „Die Anbahnung allgemein gültiger geschäftlicher Normen im Verkehr der Buchhändler unter einander." „Die Belebung des corporativen Geistes in Local-, Kreis- und Provinzialvcreinen, so wie die Förderung der Bestrebungen dieser Vereine zum Schutze der geschäftlichen Interessen ihrer Mitglieder." (ß. 1. des Statuts.) lich bekannt, nicht im geringsten ist. Trotz aller Mühen und Kosten, die es verursacht hat, haften ihm so große Schwächen an, daß es mit Ruhe begraben werden könnte. Es sollen hier nicht Vorschläge über die Form, die Einrichtung und die Details der zu begründenden Innung gemacht werden. Darüber zu berathen und zu beschließen, ist Sache der Delegation, welche zusammenberufen, dem Börsenvereinsvorstand vorgeschlagen wurde, und dessen Zusammenberufung uns als seine nächste Pflicht erscheint. Für die Mitglieder dieser Delegation aber, welche aus Ver tretern aller Jnteressentengruppen wird bestehen müssen, flehen wir die Götter um Einsicht an! Möchten sie, wenn wirklich der Ruf an sie ergangen sein wird und sie zusammentreten, nicht im Auge haben, was möglicherweise Schwierigkeiten bereiten könnte, und dadurch Schwierigkeiten schaffen, die keine Einigung zu Stande kommen lassen, sondern nur das, was jedem Einzelnen die Aus führung möglich machen und erleichtern kann. In den Resultaten dieser Delegation wird sich die Zukunft des deutschen Buchhandels aussprechen. Entscheidet sie sich für das manchesterliche I-uissor ullsr, so wird voraussichtlich der Tod der hergebrachten Einrichtungen und Verhältnisse besiegelt sein, denn die Zersetzung wird so rasch fortschreiten, daß diesem einen Anlauf kaum ein zweiter wird Nach folgen können; die „Zeitströmuug" wird dann allerdings bald weg geschwemmt haben, was jetzt noch übrig ist. Die Zeitströmung! Im Ahnensaale der Buchhändler, in der Aula der Buchhändler börse zu Leipzig hängen die Bilder Derjenigen, welche der Buch handel als seine vornehmsten Förderer verehrt, deren Geschäfts- tüchtigkeit und Geschäftsklugheit den kommenden Geschlechtern durch diese Bilder als leuchtendes Beispiel in der Erinnerung gehalten werden soll. Was würden wohl diese Bilder, wenn sie Denken und Empfinden hätten, zu den Bewegungen und Kämpfen sagen, die sich jetzt unter ihren Augen abspielen? Welche Zornesworte würden sie zu ihren Epigonen hinunterdonnern, wenn diese wirklich den altehrwürdigen Bau, dessen treue Hüter sie waren, unthätig dem Verfalle preisgeben wollten, aus Respect vor der Faselei der „Zeit strömung"? Was würden sie thun, wenn sie die Fähigkeit der Be wegung hätten? Wir glauben, sie würden sich umdrehen und das Gesicht gegen die Wand kehren — aber nicht aus Scham über ihre antiquirte Größe. Die Zeitströmung aber, d. h. das zum Siege ge kommene Prinzip der Handelsfreiheit und des rücksichtslosen Egoismus wird, wenn der alte Buchhandel sich ihr überläßt, triumphirend die Bilder einer Reihe von andern Männern neben jene verstäubten hängen, von neuen Männern, Männern der „Jetzt zeit", Männern, die für die wahre Humanität und die wahre Frei heit mit der wahren Gesinnung kämpfen, und deren Reihe dann jedenfalls begonnen werden wird mit dem Manne, den die kurz sichtigen Sortimenter von heute als ihren schlimmsten Feind be trachten, mit jenem Leipziger, der, ein kühner Neuerer, mit bis- marckischer Urkraft die alten Satzungen durchbrach und den Strom des Buchhandels in ein neues Bett lenkte, der als Vorkämpfer und Ritter Georg der Neobibliopolen dem alt und schwach gewordenen Drachen Börsenverein, welcher keine Zähne mehr hatte und nicht mehr mit dem Schwänze peitschen konnte, die mürben Rippen zer brach. Das wird nicht ausbleiben. Auch der Börsenverein wird dann bald von dem Besen der Zeitströmung zu dem übrigen Ge rümpel gekehrt worden sein. Als zweiten aber wird man vielleicht an jenes ersten Seite den Erfinder und Begründer der segensreichen Institution der Postbuchhandlung hängen, die dann wohl auch nicht ausbleiben wird. Sollen wir uns aber auf alles das freuen? Vicksnut oonsulss. Leipzig. I. G.
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