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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1883
- Sprache
- Deutsch
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Wenn auch kein Ereigniß von solcher Tragweite, wie die vor einigen Jahren erfolgte Herausgabe der neuen autorisirten eng lischen Uebersetzung des neuen Testaments, welche die bibliopegische und bibliopolische Welt Londons in ein förmliches Fieber versetzte, so verursachte das Erscheinen des von dem sächsischen Landes- consistorium angeordneten Gesangbuches doch eine lebhafte Be wegung in dem Leipziger graphischen Geschäft. Es war eine solche Eile zur Bedingung gemacht, daß die großartigen Teubner- schen Druckereien in Leipzig und Dresden die Aufgabe nur unter Zuhilfenahme von neun anderen Druckereien bewältigen konnten. Unter solchen Umständen war allerdings kein so vorzüglicher Druck, wie wir ihn in Büchern mit der Firma Teubner sonst zu finden gewohnt sind, zu erwarten. Da jedoch die Gesangbücher in der Ausstellung nur als Buchbinderarbeit vorhanden waren, so haben wir uns auch nur mit dem äußeren Kleid zu beschäftigen. Was seitens anderer Buchbinder geschehen ist, wissen wir nicht; Fritzsche zeigte aber durch eine reiche Auswahl, daß er sich ernstlich mit dem Gedanken beschäftigt hatte, die Fortschritte der Buchbinderkunst auch den Gesangbüchern zu gute kommen zu lassen und sich von den glänzend-schwarzen Saffianbänden mit den stereotypen Verzie rungen zu emancipiren. Die zarten Muster der besseren hauptsäch lich Kalbleder - Einbände sind theils nach alten, theils nach neuen Mustern, z. B. von Prof. Grass in Dresden und den Architekten Grotesend in Braunschweig und Theyer in Wien ausgeführt. Das Schwarz, das sich nun einmal so fest eingebürgert hat, wechselt wenigstens mit zarten oliv - braunen und - grünen Farben. Die oben erwähnte Bibeldecke ist ebenfalls für das Klein-Octav-Format des Gesangbuches reducirt, macht jedoch einen etwas zu massigen Eindruck. Ein hübsch ornamentirtes Blatt, nach Aldegrever von Grotefend gezeichnet, dient zum Einschreiben einer Widmung. Schließlich hatte Fritzsche eine hübsche Collection von Halb franzbänden ausgestellt, von denen jeder sauber und geschmackvoll war, jedoch nicht zu Einzelnbesprechung Anlaß gibt. Noch haben wir einen Verleger-Band zu erwähnen, den der Fürsten-Ausgabe der „Hohenzollern" (Bruckmann). Das Exemplar in weißem Leder mit braun, schwarz und gold aufgedruckten Ver zierungen ist mit den Wappen der Hohenzollern und vier Portraits- medaillons in oxydirtem Metall geschmückt. Das Ganze ist von guter Wirkung, doch stimmt das Aufdrucken der Farben auf dem feinen Leder und der Fond des Mittelstückes aus olivgrünem ein fachen Sammet mit blinden Pressungen nicht ganz mit dem sonst festen und soliden Charakter des Ganzen. Sperling in Leipzig hatte von diesem Werke ebenfalls ein Exemplar ausgestellt in grünem Saffian gebunden mit aufgelegten reichen Ornamenten in farbigem Leder. Das Werk „Die Sprüche der Hohenzollern" hatte dem Ver leger Hirt Veranlassung gegeben, einen Probeband auszulegen, reich und nicht ohne Effect, durch Farben- und Goldaufdruck auf das Leder verziert. Als ein Curiosum, das aber doch zum Nachdenken auffordert, erwähnen wir ein von Boysen in Hamburg eingesandtes Heft mit der Aufzeichnung „Verrostetes Drahtheften". Also noch eine Gefahr für die Zukunft unserer Bücher! Die Papierfabrikation. Zu den erfreulichen Erscheinungen der diesjährigen Aus stellung rechnen wir die zum ersten Male stattfindende aus gedehntere Betheiligung eines bedeutenden Papier-Fabrikanten umsomehr, als derselbe einem Hause angehört, dessen Gründer speciell um das Papiergeschäft in Deutschland mit Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse des Verlagshandels sich große Verdienste erworben hat. Vor der Zeit Ferdinand Flinsch's war der Buchdrucker, resp. der Verleger fast ausschließlich darauf angewiesen, seinen Bedarf aus den verschiedenen Papiermühlen zu beziehen. Die Druck papiere wurden gewöhnlich nur im Winter fabricirt, und man war deshalb genöthigt, seine Bestellungen lange vorher zu machen; einem plötzlichen großen Bedarf war kaum abzuhelfen, denn das von verschiedenen Mühlen zusammenzusuchende Fabrikat war an Format, Qualität, Färbung und Stärke von einander ganz ver schieden. Dies veranlaßte den weitblickenden Ferdinand Flinsch, 1819 in dem Centrum des Buchhandels ein großes, immer wachsendes Lager zu etabliren; auch war er der erste, der die Papiermaschine in Deutschland einführte. Die Verfolgung der Geschichte der ver schiedenen Etablissements der Firma im Norden und Süden, obwohl für Buchhändler sehr interessant, kann an diesem Ort nicht beab sichtigt werden; hier sei nur erwähnt, daß das Leipziger Haus 1863 eine Filiale in Berlin errichtete, welcher der jüngste Sohn Ferdinand's, Alexander Flinsch, vorsteht, während der älteste Sohn, Heinrich Flinsch, das Leipziger Geschäft und die verschiedenen die sem angehörenden Fabriken leitet. *) Wie der Vater ist der Sohn innig mit den Interessen des Buch handels verwachsen und verfolgt aufmerksam die Bedürfnisse der Zeit. Als ein kleines Beispiel sei erwähnt, daß er in seinem neuen, großartigen Etablissement am Augustusplatz eine Schreib stube für Jedermann einzurichten nicht verschmäht hat, wo man sich seinen Bogen Papier nebst Couvert oder eine Postkarte kauft, seinen Brief schreibt und in den Postkasten steckt. Von einem ähnlichen Wunsch, den Bedürfnissen im Großen entgegen- znkommen, geleitet und die Bedeutung erkennend, welche die Leip ziger Meß-Ausstellung erhalten kann, wenn auch noch nicht hat, stellte Flinsch nicht nur seine Fabrikate dort aus, sondern ließ sich auch dort vertreten. Daß ihm hieraus für jetzt schon Vortheile entstan den wären, können wir kaum glauben; es liegt jedoch darin nach unserer Ansicht ein bedeutender Wink eines gewiegten Geschäfts mannes, wie eigentlich die Leipziger Ausstellung aufzufassen wäre: als eine Musterausstellung, behufs der Anbahnung von Geschäftsverbindungen, denn diese sind es, welche die deutsche Production in größerem Maßstabe nöthig hat. Alle Einzelheiten der ebenso einfachen als praktischen Ausstellung können wir hier nicht aufzählen. Es waren repräsentirt: Kupfer druck- und Illustrations-Papiere mit oder ohne Ton, Werkdruck papiere in neuen Stoffmischungen, Imitationen chinesischer und japanesischer Druck- und Seidenpapiere. Sehr praktisch ist das „Diaphanpapier", das z. B. mit einer Firma in Farben bedruckt, ganz den Eindruck einer matirten Glasplatte mit eingebrannten Farben macht. In ähnlicher Weise müssen vortrefflich wirkende Decorationen zur Bekleidung von Glasflächen in Räumlichkeiten, die für vorübergehende Zwecke, als Ausstellungen, Festlichkeiten, u. dgl. dienen, hergestellt werden können. Auch für die Fabrikation von Lampions muß das Diaphanpapier höchst zweckmäßig zu ver wenden sein. Es wird sehr oft über das Verlorengehen des Inhaltes von Kreuzbändern durch lockeres Umwickeln oder durch Zerreißen der selben geklagt. Wir lasen neulich von der Unbcstellbarkeit von Tausenden von Kreuzbandsendungen an Einem Orte, die durch die Unzulänglichkeit der Bänder verursacht war. Hiergegen soll das ausgestellte „Kreuzbandpapier" von ungewöhnlicher Festigkeit Sicherheit geben. Was uns von den ausgestellten Gegenständen am meisten interessirte, waren einige Lagen sowohl von gedruckten als un- *) Eine anssührliche Schilderung des Hauses Ferd. Flinsch findet sich bereits im Börsenbl. 1872, Nr. 41 u. 43. Die Red.
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