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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1888
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- Deutsch
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Daß diese Pariser Korrespondenzen nur in französischem Sinne wirken müssen, liegt ans der Hand. Was die Roman- und Unterhaltnngslitteratnr anbelangt, so ist bekanntlich der Bedarf darin sehr gering, obwohl es nicht mehr so schlimm steht, wie zur Zeit von Edm. Temple (1830), der in seiner vortrefflichen Schilderung peruanischer Lebensweise ohne Übertreibung behaupten kann: INs/ M88 t.bs livs lcmc- da/ gsns- rall/ witbout, an/ oeoupatiov, toax-b nsedtsworü in somv plaos-j >8 rarrisd t.a > erksetion, b»t »timt 8vvssts-,t ok all bumau sujs/ments«, booüo, io nsvsr 8S«n Auch dort sind 60 Jahre nicht verflossen, ohne Änderungen in Gewohnheiten, Sitten und Anschauungen bewirkt zu haben. Die nationale Produktion in der Litteratur ist ans das be scheidenste Maß eingeschränkt Man behilft sich also mit Romanen u. s. w. spanischer oder französischer Provenienz, von letzterer ent weder in der Ursprache oder in Übersetzung. Von illustrierten Zeitungen ist zu erwähnen der Oorrso da Ultramar, der, wenn ich nicht irre, einen Modeteil hat und recht teuer ist. Er erscheint in Paris, wie noch eine oder zwei andere illustrierte Zeitungen min deren Wertes, und ist selbstverständlich französisch gefärbt. In diesem Genre muß sich der Bedarf mit der Zeit gewiß steigern; denn es ist undenkbar, daß bei der jeden Tag intensiveren Annäherung der südamerikanischen Nationen an unsere europäische Denk- und Lebensweise, an die Resultate der Fortschritte auf allen Gebieten, 'daß nicht sehr bald die dem civilisierten Menschen unentbehrlich gewordenen litterarischen Bedürfnisse sich in entsprechend erhöhtem Maßstabe einstellen sollten, besonders wenn in dieser Hinsicht die durch die wachsende Einwanderung zugeführten Ideen in Betracht gezogen werden. In den wissenschaftlichen Werken dominiert wieder Frankreich, weil dessen Werke am ehesten in der Ursprache gelesen werden können. In Medizin, Naturwissenschaft, Jurisprudenz, Staatsrecht, Wirtschafts politik u. s. w werden vorzugsweise Franzosen citiert, und ihre Werke finden am ehesten Übersetzer. Die Kinderlitteratur, die einstweilen noch in den Kinder schuhen steckt, ist repräsentiert durch schön kolorierte Bilderbücher mit Text, welche Paris vorzüglich liefert; doch stieß ich vor mehr als zwanzig Jahren dort schon auf liebe alte Bekannte: u»8 ÜNSV08 d« pasona. (die Ostereier) und üosn ds 'l'annsnbnr^! Die religiöse Litteratur, Gebetbücher ». s. w, die jetzt wohl noch die wichtigste Abteilung im Buchhandel bilden, wer den von den Parisern nicht minder eifrig kultiviert. Die Schulbücher bilden notwendigerweise einen wichtigen Bestandteil des dortigen Buchhandels; in ihnen kann ferner die Propaganda französischer Ideen am wirksamsten zum Ausdruck gelangen, und wenn der Elementarunterricht ohne Zweifel die Kenntnis der eigenen Zustände, des eigenen Landes zu berück sichtigen hat und berücksichtigt, so tritt bei höherer Stufe des Unterrichts der Augenblick ein, wo der Blick des Schülers weiter zu schweifen hat. Fällt er dann auf Bücher, wie z. B. das vor mir liegende, betitelt: Urasonolo, Illbro ds Isotura. eor- risnts — I^ooionso slswsntsdss «obrs In Uoral, In Uoonmnia politioa, In ilKriouItmrs., In UsKwInvion usiia! / In tl/Aisns, von 6b. Uruno lUario 1884), so ist die Konsequenz leicht zu > ziehen. Dieses an und für sich sehr nützliche Kompendium ist von der srauzösischen Akademie und der Gesellschaft für Ele mentarunterricht gekrönt worden. Für Franzosen geschrieben, geht seine Tendenz natürlich dahin, neben Verbreitung nützlicher Kenntnisse französische Einrichtungen, französischen Geist, Wissen und Wesen überall in den Vordergrund zu stellen. Ei» solches Buch, der südamerikanischen Jugend in die Hände gegeben, muß natürlich die Vorstellung bei ihr erwecken, daß alles Gute, Nütz liche und Schöne eben nur von Frankreich kommen kann. Es fragt sich nun, ob sich für de» deutschen Buchhandel in gewissen Fächern nicht ein der Ausbeute würdiges Feld in Südamerika eröffnen könnte, da der Bedarf, der ja sehr groß werden muß, während einer längeren Periode noch von den nationalen Druckereien wahrscheinlich nicht bewältigt wird. Solls ten wir in Deutschland nicht eben so gut spanische Druckarbeiten anfertigen können, wie man es in Frankreich thut? Und sollten dadurch nebenher nicht auch richtigere Vorstellungen über Deutsch land ihre Verbreitung finden können? Wenn ich bei meinen Ausführungen Spanien, das Süd amerika (mit Ausschluß von Brasilien) buchhändlerisch ja ganz im Schlepptau habe» sollte, unberücksichtigt ließ, so geschah das, weil es, wie mir scheint, dem spanischen Buchhandel an Unter nehmungsgeist gebricht. Möglich, daß seit meinem letzten Aufenthalt, und trotzdem ich die Entwickelung jener Staaten unablässig im Auge behalte, der deutsche Buchhandel manches unternommen hat, wovon ich keine Kenntnis habe. Sollte dem nicht so sein, so läßt sich für ihn aus dem Vorhergehenden vielleicht eine Nutzanwendung ziehen. Möglich, daß man mir auch entgegnen kann, der deutsche Buchhandel sei so sehr für dcutschredende Kundschaft be schäftigt, daß er nicht nötig habe, in überseeischen Ländern auf Abenteuer auszugehen — Indem ich Sie bitte, geehrter Herr, meine Anregung nur so aufzufassen, wie sie von mir auch wirklich beabsichtigt ist: als einen Wunsch — fern von aller Wichtigthucrei — den deutschen Interessen zu dienen, wo sich mir Gelegenheit dazu bietet, zeichne mit größter Hochachtung B...., im November 1887. Ehr. N Rechnen wir zuvörderst, daß wir es in betreff der spanisch amerikanischen Länder mit einer Bevölkerungsmenge von 30 Mil lionen Menschen in runder Zahl zu thun haben. Wenn wir die Hälfte davon abziehen für Indianer und Klassen, für welche Gedrucktes absolut keinen Wert hat und so bald auch nicht haben wird, so bleiben immerhin noch 16 Millionen, die für geistige Erziehung empfänglich sind. Nun sind ja die Schlagwörter von Volkserziehung und Bildung bei allen südamerikanischen Re gierungen der große Dada, auf dem ihre Programme, besonders diejenigen der liberalen und oft nur allzu freigeistigen Richtungen beständig herumreiten, ohne viel mehr zu bedeuten, als hohle Phrasen und glänzende Prospekte, zu deren Ausführung es, mit wenig Ausnahmen, an Mitteln, Geduld und festem Willen fehlt. Es ist aber von dieser steten Betonung der Notwendigkeit, die Massen zu erziehen, immerhin der Nutzen geblieben, daß das Geistes leben im allgemeinen reger geworden ist, daß der Wissenstrieb angeregt wurde und folglich, in Bezug auf die materielle Seite der Frage, daß der buchhändlerische Bedarf zngenommen hat und zunimmt. Das litterarische Leben in Südamerika ist durchaus nicht in tiefen Schlaf versenkt; es geht vielmehr meinen Beobachtungen zufolge einem recht munteren Aufschwung entgegen. Es wird selbst zu viel geschrieben; viel unbrauchbares Zeug, das in den Tagesblättern abgeladen wird. Das hängt eben mit dem Um stand zusammen, daß verhältnismäßig noch viel zu viel junge Leute nach dem Doktortitel streben, statt sich gewerblichen Berufs arten zuzuwenden. Für den Roman, die Novelle, haben die Südamerikaner wenig Geschick. Viel besser gelingen ihnen Sittenbilder — nr- l-ioulos ds L08tuwdrs8 >— in welchen es manche zur Meister schaft gebracht haben. Lima darf in dieser Hinsicht die Palme für sich beanspruchen, wie es auch in der Journalistik Kräfte besaß und besitzt, die sich dreist neben die besten Obronigusuro — ich finde keine bessere Vergleichung , als die Pariser Presse — stellen dürften. Das aufgeweckte, zur Satire geneigte Tem perament der Limennos hat ihnen stets auf dem litterarischen Parnaß Südamerikas eine Sonderstellung eingeräumt. Ricardo Palma (Lima) ist der Liebling der Südamcrikaner. Er kultiviert in ungezwungener, humoristischer und anmutiger Sprache Traditionen, meist aus der Kolonialzeit, in kurzen Er- 38*
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