Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1888
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- 1888-02-20
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- 20.02.1888
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Nichtamtlicher Teil. Technische Rundschau im Buchgewerbe. 1888. Nr. 3. In der letzten Rundschau widmeten wir der Untersuchung einige Worte, welcher das Papier einer Reihe von Zeitschriften durch die k. Prüfungsanstalt unterworfen wurde, und zeigten an der Hand der Ergebnisse dieser Untersuchung, wie wichtig es für den Verleger namentlich von wissenschaftlichen Werken sei, darüber Gewißheit zu erlangen, ob das ihm gelieferte Papier Holzschliff enthält. Wie kann er sich aber diese Gewißheit verschaffen? Von den Kosten abgesehen, wäre es doch sehr umständlich, ja vielleicht ganz undurchführbar, aus jedem Ballen eine Stückprobe nach Berlin zu senden. So dürften es die meisten Verleger, denen an der Er haltung ihrer Verlagsartikel liegt, schließlich vorziehen diese Unter suchung selbst vorzunehmen. Eine ausgezeichnete Anleitung dazu finden sie in dem bei I. Springer soeben erschienenen Merkchen »Papierprüfung«, dessen Verfasser, W. Herzberg, erster Assistent der genannten Prüfungsanstalt, wie Wenige berufen er scheint, Verlagsbuchhändler wie Papierhändler auf dem dornen vollen Psade des Papierankaufs als Führer zu dienen. Es sei uns gestattet zur weiteren Empfehlung des Werkes aus demselben einiges zu entnehmen. In der Einleitung erklärt es der Verfasser zunächst, wie die zumeist aus Ersatzstoffen bestehenden Papiere dermaßen in Auf nahme kommen konnten, daß man sie vielfach sogar dem Lumpen papier vorzieht. Da diese Papiere mit Zusätzen sich erheblich billiger stellen, so geht die Hauptnachfrage nach denselben, und so richteten die Techniker ihre besondere Aufmerksamkeit auf diese Papierarten, indem sie eifrig bestrebt waren, ihnen eine schöne Gleichmäßigkeit und hohe Glätte zu geben. Dadurch gewannen die Papiere ein be stechendes Aussehen, und es gewöhnte sich das Publikum daran, alle Papiere nach diesem Aussehen abzuschätzen. Die Fabrikanten legten daher immer mehr Wert auf die äußere Erscheinung. Sie bleichten stark, satinierten so, daß die Bogen glänzen wie ein Spiegel — was, beiläufig gesagt, für die Augen sehr verderblich ist — und zer kleinerten die Rohstoffe bis zur äußersten Feinheit, »m das Papier recht durchsichtig zu machen. So ertötete man allmählich das Gefühl für die wahre Güte und Schönheit des Papiers. Außerdem geriet mau auf den verderblichen Abweg, das Papier nach Gewicht zu verkaufen, was unseres Erachtens ebenso verkehrt ist, wie der Verkauf von Brennholz nach demselben System, Die Folge war, daß man das Papier mit billigen Füllstoffen be schwerte, die seine Festigkeit beeinträchtigen, und daß der Grundsatz »billig und schlecht« auf diesem Gebiete zur unbedingten Herrschaft gelangte. Die Folge war aber auch, daß sich der Staat in gleicher Weise einmischen mußte, wie er es bei den Nahrungsmitteln gethan, und die Prüsungsanstalt errichtete, die dem Übel bereits gesteuert hat, so weit es sich um Lieferungen für Behörden handelt, welche aber auf den Hauptabnehmer von Papier, den Verlagsbuchhandel, bisher leider so gut wie keine Einwirkung gehabt hat. Soweit die Einleitung Wir möchten ferner auf den Abschnitt des Herzbergschen Werkes Hinweisen, welches dem Holzschliff ge widmet ist. Die anderen Papierzusätze sind nämlich nicht so schlimm und überhaupt nicht zu umgehen, während die Verringerung der Festigkeit ebenfalls keine so bösen Folgen hat, sobald man Bücher und Zeitschriften etwas behutsam behandelt. Der Hauptfeind ist der Holzschliff, weil dieser die Erzeugnisse des menschlichen Geistes einem raschen Verfall entgegenführt. Die mikroskopische Prüfung auf Holzschliff dürfte denn doch für die meisten Verleger und Papierhändler zu umständlich sein. Weit einfacher und darum praktischer ist der qualitative Nachweis des Holzschliffs, wenn es bloß gilt, das geschliffene Holz als solches nachzuweise». Diese Prüfung kann sygar ein gewöhnlicher Arbeiter vornehmen. Dazu genügen einige Reaktionen, deren gebräuch lichste sind: die Reaktion mit Naphtylamin, die Reaktion mit Anilinsulfat und die Reaktion mit Phloroglucin. Letztere ist wohl die empfindlichste und daher am meisten zu empfehlen. Man löst zwei Gramm Phloroglucin in fünfundzwanzig Kubikcentimeter Alkohol und fügt der Lösung etwa fünf Kubikcentimeter konzen trierte Salzsäure hinzu. Sie färbt das Papier, so bald es Holz schliff enthält, schön rot, und zwar nimmt die Farbenreaktion all mählich an Intensität zu. Dies ist ein wesentliches Merkmal. Diese Intensität giebt zugleich, sobald man stets mit Lösungen von gleicher Stärke arbeitet, einen gewissen Anhalt für die Menge des Zusatzes und man erspart dadurch vielfach die eventuelle weitere quantitative Untersuchung des Stoffs. Je intensiver die Farbe, desto mehr Holzschliff enthält nämlich das Papier. Die Lösungen verändern sich im Laufe der Zeit durch Licht und Luft, weshalb man gut thut, sie häufig frisch zu bereiten. Zur quantitativen Bestimmung des Holzschliffs, d. h. zur Bestimmung des Prozentsatzes an Holzschliff, bedient man sich ent weder des Müllerschen, oder des hier s. Z. besprochenen Wurster- schen Verfahrens. Nach diesem bedient man sich des sogenannten Dipapiers von Schuchardt in Görlitz. Dieses wird etwas befeuchtet und zwischen das zu prüfende Papier gebracht. An der Intensität der eintretenden Rotfärbung desselben ermittelt man mit Hilfe einer beigegebenen Farbenskala den Prozentsatz an Holzschliff. Das Müllersche Verfahren ist viel umständlicher und wir sehen deshalb von einer Beschreibung desselben ab. Im »Centralblatt der Bauverwaltung« wird über die Mangelhaftigkeit des käuflichen deutschen Netzpapiers, auch metrisch geteiltes Skizzierpapier genannt, Klage geführt. Gelegent lich einer Arbeit, die besonders genaue Einteilung des Netzes er forderte, wurden Proben mit fünf verschiedenen derartigen Papieren angestellt. Dabei ergab sich, daß keins von groben Fehlern frei war. Selbst eine Probe, auf welcher die »mathematisch genaue Ein teilung« garantiert war, zeigte auf 5 Cm. Länge schon 0,5 Mm Tcilungssehler. In einigen Proben war das Netz kaum annähernd rechtwinklig. Die Linien des Netzes sind meist in zu matter Farbe hergestellt, was die Augen sehr angreift. Die Herstellung des Netz papiers mag wohl schwierig sein, indessen wird, wie das Blatt weiter bemerkt, durch Proben ausländischen Papiers, die mit den deutschen verglichen wurden, der Beweis geliefert, daß auf diesem Gebiete dem deutschen Papiergewerbe noch Gelegenheit zu wesent lichen Fortschritten geboten ist. Es komme weniger auf eine scharfe Einhaltung des Maßstabes, als auf Gleichmäßigkeit der Teilung und genaue Rechtwinkligkeit an. Biel besser als das käufliche Netz- p .pier sei dasjenige, welches von Steinen gedruckt wird, auf welche man mit der Teilmaschine ein Netz eingraviert, vorausgesetzt, daß trocken gedruckt wird. Selbst die sehr scharfe Diagonalenprobe zeigte bei diesen Drucken kaum bemerkbare Abweichungen der Schnitt punkte der Unterteilung von der Diagonalrichtung. Als Erwiderung ans die in der letzten Rundschau besprochene Schrift von Martens über die Druckpapiere der Gegenwart bringt die »Papierzeitung« einen sehr beachtenswerten Aufsatz vost Korn und Bach in Breslau, in welchem ausgeführt wird, daß Hadernpapier an sich keine Gewähr für längere Dauer biete. Die Hadern haben in Spinnereien, Bleichereien und besonders in den Waschküchen hundertmal, aber viel unrationeller den Prozeß zu erleiden, den man Stroh- und Holzzellstoff einmal und niit viel größerer Sorgfalt durchmachen lasse. Es gebx sehr viele schlechte Hadern und diese liefern schlechtes Papier, ein Papier, welches dem Holzzellpapier erheblich nachsteht. Die geringe Festigkeit der Papiere mit Holzznsatz könne ebenso gut von den Lumpen herrühren. Ferner sei nicht einzusehcn, weshalb der Zusatz von Thon dem Papier schaden soll. Thon sei dauerhafter als jede Faser und erhöhe die Drucksähigkeit ungemein- Schließlich be- 122 *
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