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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.02.1936
- Strukturtyp
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- 1936-02-29
- Erscheinungsdatum
- 29.02.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Liberalismus erfaßt war, als in Deutschland bis auf ein paar Einzelgänger und jene harte Gruppe um Wolf Hitler auch auf kulturellen Gebieten liberalistisch gehandelt wurde, und zwar — was wir nicht übersehen wollen — in einer Weise, die sich etwa von dem mit konservativen Geist kräftig durchmischten schweize rischen Liberalismus oder von englischer Demokratie wesentlich und unvorteilhaft unterschied. Es ist wichtig, diesen Zeitpunkt der Fragestellung festzuhalten, denn ... welche Antwort wird eine nationalsozialistische Gegenwart auf eine liberalistische Frage er teilen? Diese Frage, die in erster Linie nach dem Verschleiß und nicht nach dem Wert schielt, ist ja liberalistisch, genau so, wie es etwa die Preisunordnung auf dem Agrarmarkt vor der Gesetz gebung des Reichsnährstandes war. In dem Aufsatz in der Zeitschrift der^Wirtschaftsgruppe Druck und Papierverarbeitung wird die Antwort klar gegeben: Eine derartige Auffassung (Einführung des gehefteten Buches) halte der Nachprüfung nicht stand. Bemerkenswert ist nun aller dings, daß diese Nachprüfung lediglich von der Produktion, der Kalkulation her unternommen wird. Das Blatt sagt: früher, da konnte der Verleger den Bucheinband zum Einstandspreis weiter geben. Seine Berechnung baute sich aus den Papier- und Druck kosten auf und ließ die Bindekosten ohne Aufschläge. Heute könne er diese Kalkulation nicht mehr aufrechterhalten. Er müsse auch die Einbandkosten in die Gesamtberechnung einbeziehen, auch auf sie einen Ausschlag nehmen und dadurch werde eine Ver teuerung unumgänglich! Nicht der Einband als solcher, sondern bestimmte volkswirtschaftliche Gründe sind danach an einer »Ver teuerung» des deutschen Buches schuld. Wenn wir zunächst annchmen, es verhielte sich so, ist dies die alleinige Antwort auf die gestellte Frage? Nein. Die Tatsache, daß man in Deutschland im wesentlichen nur gebundene Bücher kauft, ist gar nicht in erster Hinsicht die Angelegenheit wirt schaftlicher Berechnung, sondern eine Sache des Wesens. Das Ver hältnis des Deutschen zu seinem Buch ist im Tiefsten an den Besitz gebunden, und so wenig es möglich sein wird, etwa die Franzosen allgemein zum gebundenen Buch zu erziehen, so wenig wird cs möglich sein, bei uns allgemein das broschierte Buch ein- zuführen. Man kann die Rechnung nicht ohne das Volk machen! Man muß organisch denken! In der Tat ist das wirtschaftliche Interesse des Buchhandels am gebundenen Buch wahrscheinlich bei weitem nicht so groß wie das der Industrie, die in den verschiedenen Sparten an dem Einband des Buches von den Rohmaterialien her bis zum Um schlag beteiligt ist und häufig über hochwertige Mitarbeiterschaft gerade für diese Zweige verfügt. Bei der Antwort muß weiter berücksichtigt werden, daß ja jedermann die Möglichkeit hat, sich die Bücher, die er braucht — bis auf vereinzelte Ausnahmen, die hier aber gar nicht gemeint sein können — geheftet besorgen zu lassen. Jedermann ist demnach in der Lage, die Frage, ob der Einband das Buch wirklich ver teuert, von sich aus zu beantworten, einfach indem er ein ge heftetes Buch kauft. Daß er das trotzdem nur in wenigen Fällen tut, ist ein Beweis, wie falsch die Frage von vornherein ist, wenn man sie so, wie angegeben, stellt. Der Umstand, daß dis gebotene Möglichkeit nur verhältnismäßig selten benutzt wird, beweist ein deutig, wie ungenau eine Antwort ausfallen muß, wenn man Dinge unberücksichtigt läßt, die zwar durch eine Statistik nicht er faßt werden können, aber in erster Linie verantwortlich für eine bestimmte Entwicklung sind. Diese Antriebe sind in dem genannten Artikel in »Druck und Papierverarbeitung« nicht berücksichtigt, dagegen geht die Stel lungnahme in anderer Richtung weiter. Es wird, wie gesagt, be hauptet, daß der Verleger heute gezwungen sei, auch auf den Einband Aufschläge zu nehmen, auf die er früher habe verzichten können, und diese Behauptung wird durch in ihrer Allgemeinheit recht gefährliche Beispiele unterstützt. Ich entnehme dem Aufsatz folgende Aufstellung: Titel X: Tatsächlicher Einstandspreis für die Arbeit des Buchbinders 43,07 Pfg. Tatsächlicher Zuschlag für den Leinenband RM 3.50. TitelD: Tatsächlicher Einstandspreis für die Arbeit des Buchbinders 37,03 Pfg. Tatsächlicher Zuschlag für den Leinenband RM 2.50. Darauf antwortet der Buchhandel mit einigen Vergleichs ziffern, die ihrerseits keiner Erläuterung bedürfen: »Die Ladenpreis-Senkung für deutsche Bücher inZiffern: Durchschnittsladenpreis aller deutschen Bücher: 1931 RM 6.16, 1932 RM 5.08, 1933 RM 4.23, 1934 RM 3.97, 1935 RM 3.90; Dichtung und Unterhaltung Durchschnittsladenpreis der sog. .Schönen Literatur': 1933 RM 2.56, 1934 RM 2.52, 1935 RM 2.49.« Nicht eine Gruppe, sondern die opferfreudige Zusam menarbeit vom Drucker bis zum Sortimenter hat diese volks politisch außerordentlich bedeutsame Verbilligung erreicht. Ohne gefährliche Erschütterungen kann sie heute kaum mehr unter schritten werden. Sie ist erzielt worden-, obwohl die Herstellungs kosten häufig gestiegen sind, und wer Gelegenheit hat, z. B. in die Gewinn- und Verlustrechnungcn von Sortimentern Einblick zu nehmen, der weiß, welche Opfer sie dort erforderte und wie nur eine energische Herabminderung aller Betriebskosten im Sorti ment die Durchführung dieser Verbilligung möglich machte. Es ist keineswegs so — wie in dem Artikel gesagt wird —, daß diese Verbilligung etwa allein von der Seite der Herstellung ge leistet wurde. In der Gesamtwirtschaft wird ein neuer Ordnungsgedanke langsam zum Ausdruck kommen müssen, wenn die letzten Schäden liberalistischer Wirtschaftsführung überwunden und ein neuer Ab schnitt einer vorwärtsdrängenden Wirtschaftsentwicklung einge leitet werden soll. Tatsächlich ist dieser neue Ordnungsgedanke, der in dem ständischen Aufbau des Nationalsozialismus längst seine Grundlegung gefunden hat, auch schon in einer Reihe von Fällen und weitergehend sogar in einer Reihe von Handelsab kommen mit fremden Ländern deutlich geworden. Zu diesem Ge danken und zu der Neubegründung der buchhändlerischcn Aufgabe als einem öffentlichen Auftrag gehört zweifelsohne auch die Arbeit der Reichsschrifttumskammer. Wenn wir erkennen, daß — wie anfangs sestgestellt wurde — die Beziehung des Deutschen zum Buch letzten Endes an den Besitz gebunden ist, dann hat diese Erkenntnis sicher gerade für den nationalsozialistischen Gesetzgeber- große Bedeutung. Sie verlangt: 1. Möglichkeiten zur Buchbeschafsung allerorts, 2. eine bestimmte kulturpolitische Verantwortung, Urteils- und Überzeugungskraft aller der Buchbeschafsung dienenden Stellen. Es ist deshalb im Gesamtinteresse notwendig, die in dem gleichen Aufsatz angeschnittene Frage der °>W er d i ch t u n g d e r Verkaufsstellen« zu Prüfen, denn die Abhandlung scheint gerade dabei auf einige anonym erschienene und in nicht immer zuständigen Zeitschriften veröffentlichte polemische Aufsätze anzu spielen und die Ordnungsarbeit beeinflussen zu wollen. Mit dieser kulturell und wirtschaftlich notwendigen Ordnungsarbeit ist wie bei allen nationalsozialistischen gesetzgeberischen Werken gleich zeitig eine Aufbauarbeit verbunden. Es wird nicht etwa darauf ankommen und angekommen sein, eine bestimmte Anzahl unge eigneter Verkaufsstellen einfach auszufchalten, sondern die Aufgabe wird erst dann folgerichtig gelöst werden, wenn der vorhandene Bestand gleichzeitig ausgerichtet und aktiviert wird und Wertarbeit leistet. Nicht die Verkaufsstelle, die zufällig mal ein Buch eines etwas industriell eingestellten und nicht gerade betont kultur fördernden Verlages neben allen möglichen anderen Waren ver kauft, dient dem Buch und dem Volk und wirtschaftlich den mit dem Buch verbundenen Gewerbezweigen, sondern erst die, die 191
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