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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1935
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- 1935-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1935
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x° 186, 13. August 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Das deutsche Schrifttum im Spiegel der Statistik des Jahres 1934 Von Dr. Willi Fr. Könitzer So lehrreich Statistiken auch sind, so bekannt ist doch auch die Gesahr, die sie in sich bergen. Sie verleiten zu leicht zu Miß deutungen, wenn man nicht gleichzeitig solche Dinge berücksichtigt, die sich nicht in ihr Schema zwingen lassen. Es scheint daher im Blick auf die in Nr. 162, 164 und 166 des Börsenblatts veröffent lichten 28 Statistiken vor allem wichtig, darauf zu achten, daß es sich dabei ausschließlich um die deutsche Verlagsproduktion handelt. Man könnte sich leicht verführen lassen, unerlaubte Rückschlüsse auf das deutsche Schrifttum überhaupt zu ziehen, ohne zu be denken, daß die an Inhalt so reichen Tabellen über den deutschen Leser nur das aussagen, was rückwirkend seinen Niederschlag im Willen und Werk der deutschen Verleger gesunden hat. Was uns fehlt und leider immer fehlen muß, da cs wohl unmöglich je zu erfassen sein wird, ist eine eindeutige Aufklärung über Willen und Geschmack der Buchkäuser und Leser, zumal beide nach Zahl und Person durchaus nicht gleichzusctzcn sind. Wenn dieser psychologische Faktor sich auch statistisch nicht oder höchstens sehr unvollkommen festlegen und begrenzen läßt, so erlauben doch die vorliegenden Ergebnisse vergleichender Arbeit eine Wertung der Beurteilung, die er von seiten der deutschen Verleger erfahren hat. So klärt die umfassende Statistik immerhin über zwei wichtige Fragen auf: I. In welcher Hinsicht war die deutsche Verlagsproduktio» im Jahre 1834 Änderungen gegen über früheren Jahren unterworfen? 2. Inwiefern entspricht die auf verschiedenen Gebieten erfolgte Umstellung dem geistigen Um bruch des Volkes? Es ist denkbar, daß über die Wirkung auf den Leser manches aus der Statistik dieses Jahres wird erschlossen werden können. Dagegen wird man darauf verzichten müssen, eindeutig zu er fahren, welcher Anteil an der Umstellung auf die freie Verant wortung des Verlegers, welcher aus den Willen des Lesers und — der ernsthaften Buchbesprechung entfällt. Bei Durchsicht der wichtigsten Tabellen fallen gleich einige wesentliche Umstände auf: die Verschiebung im Anteil der ein zelnen Stoffgebiete an der Gesamtproduktion, die Änderung in der Preisgestaltung, die Abnahme der Veröffentlichungen in fremden Sprachen, der im Ausland erschienenen Bücher in deutscher Sprache, die seltenere Verwendung der Antiqua zugunsten der Fraktur, die Annäherung der monatlichen Neuerscheinungen an die Durchschnittszahl, also geringere Überlastung einzelner Monate. Wie sieht es mit dem AnteildereinzelnenWisscn- s ch a f t s g e b i e t e an der Gesamtheit der Neuerscheinungen aus? Die Zahl 749, die den Rückgang der Produktion gegenüber 1933 anzeigt, sagt uns da zu wenig. Deutlicher aber sprechen einige andere Zahlen: von24Gcbieten weisen allein die der Philo sophie, Wirtschaft?- und Sozialwissenschasten, Politik, Sprach- und Literaturwissenschaft, Pädagogik, Schulbücher, der verschiedenen Veröffentlichungen, also zusammen sieben Gebiete, eine Abnah nie von 1088 Neuerscheinungen auf. Dagegen steht eine Zunahme von insgesamt 645 auf den.fünf Gebieten der Religion, Rechtswissenschaft, der bildenden Kunst, der Geschichte, einschließlich Kulturgeschichte und der Kriegswissenschaft. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir gerade in diesen Zahlen die Zeichen der Zeit erkennen. Für das Schrifttum über Wirtschaftspolitik und Pädagogik bleibt nicht mehr der Raum wie früher, da sich jeder Gcwerkschaftssekretär und Banklehrling für einen Wirt schaftspolitiker hielt und jede Partei ein ihrer Doktrin entsprechen des pädagogisches System ausarbeiten ließ. Im politischen Schrifttum scheint auch die Statistik unsere Erfahrung zu be weisen, daß sich schon im Jahre 1934 eine — berechtigte! — Er müdung gegenüber aller politischen Konjunkturproduktion zeigte. Die Abnahme der Schulbücher um 348 (sic stehen mit diesen: Rückgang an erster Stelle!) weist zweifellos auf die vor teilhafte Vereinheitlichung auf dem Gebiet des Schulwesens hin. Ebenso kennzeichnend ist das Anwachsen der Produktion auf den genannten fünf Gebieten. Es beweist uns für das reli- 658 giöscSchrifttum einmal die bedauernswerte Spaltung, zum andern aber wohl auch die brennende Teilnahme des deutschen Volkes an seinen religiösen und kirchlichen Fragen, es beweist für die Rechtswissenschaft eine starke Beschäftigung mit den Lehren der neuen deutschen Rechtsauffassung, für die Ge schichte und Kriegswissenschaft die notwendige Umstel lung des deutschen Menschen aus geschichtliches Denken und wehr hafte Gesinnung. Im Zusammenhang mit dem letzten Gebiet, dem der b i l d e n d e n K u n st und des K u n st g e w e r b c s, lohnt es sich, gleich auf eine andere wesentliche Erscheinung hinzuwciscn. Die Bücher, die sich mit diesem Gebiet beschäftigen, stehen auf der Tabelle der Minderung des Durchschnittsladcn- preifes an erster Stelle: ihr Durchschnittspreis hat gegenüber 1933 eine Abnahme von 45,56 v. H. zu verzeichnen. Diese Tatsache läßt sich wohl kaum anders deuten, als daß ein starker Wille am Werk ist, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die deutsche Lcserschaft durch Steigerung der Produktion einerseits, durch Senkung der früher sehr hohen Preise anderseits zum künstlerischen Denken und zur kunstgewerblichen Tätigkeit zu erziehen. 'Etwas ganz anderes wiederum beleuchtet die S en k u n g d e r Durchschnittspreise für das religiöse Schrift tum. Bedeutet die Abnahme um 15,5 v. H. und 11,6 v. H. der Preise für k r i e g s w i s s e n s ch a f t l i ch e und geschichtliche Bücher das Bestreben, dem Leser Hindernisse auf dem Weg zu diesen Stoffen wegzuräumcn, so finden wir die Erklärung für die Abnahme von 16,7 v. H. bei religiösem Schrifttum in der Tabelle, die den Anteil der Broschüren am Um fang der Vcrlagsveröffentlichungen feststellt. Im allgemeinen läßt sich eine deutlicheWendungzum Buch aufKostenderBroschüren erkennen. Während fast alle an der Gesamtproduktion stärker beteiligten Gebiete einen Rückgang der Broschürenzahl aufzuwciscn haben, haben religiöses und theologisches Schrifttum ein überraschend starkes Anwachsen dieser Veröffentlichungssorm gefördert: ihr Anteil an der Ge samtheit der broschierten Neuerscheinungen beträgt 1934 15,63 v. H., 1933 nur 11,44 v. H. Dabei war das schon für eines von 24 Gebieten ein recht hoher Anteil. Während die Wendung zum Buch gleichzeitig die zur ruhigeren und besinnlicheren Betrachtung zu beweisen scheint, erklärt die Bejahung der religiösen Broschüre deutlich die geistige Unrast und Unentschiedenheit aus diesem Gebiet. Bei der Betrachtung der Zusammenstellungen über die Durchschnittspreise ist vor allem eines beachtenswert: die Gruppe der Bücher im Preis von RM 5.— bis RM 6.— hat einen Anteil an der Gesamtproduktion von mehr als 10 v. H. gegenüber einem Anteil von 6,5 v. H. im Jahr 1933. Das be stätigt deutlich den schon längst erkannten Willen der deutschen Verleger, den Käufer zum Kauf des Qualitätsbuches zu erziehen, und zwar sowohl des Buches mit äußerer wie mit stofflicher und formaler Qualität. Es offenbart sich darin zugleich der Glaube daran, daß der deutsche Leser für ein gutes Buch gern einen höheren Preis zahlt. Wie sieht es überhaupt mit der Preisgestaltung aus? Eine vor allem für die Buchwerbung äußerst wichtige Tatsache ist die, daß der Durchschnittspreis des Buches unter dem Bor kriegspreis liegt, besonders aber verhältnismäßig weit unter dem heutigen Lebcnshaltungsindex, der den des Jahres 1913 wohl noch um rund ein Viertel übersteigt. Dagegen liegt der Index für den Durchschnittspreis des Buches mit 98 schon unter 100. Die betreffende Tabelle zeigt gegen die Zahl von 1930, die höchste der letzten Jahre, eine Abnahme des Durchschnittspreises um 36,5 v. H., eine Tatsache, die sich doch vor allem bald im verstärkte» Kaufwillen der Leser zeigen müßte. Auf der anderen Seite offenbart der niedrige Buch- Preis zu seinem Teil deutlich die Schwierigkeiten in der Lage von Verlags- und Sortimentsbuchhandel, vor allem im Hinblick aus den um ein^gutes Viertel höher liegenden Lebcnshaltungsindex.
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