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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1935
- Strukturtyp
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- 1935-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1935
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- Deutsch
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sßk lSV, 17. August 193S. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Volkes verständlich zu machen in seinen besonderen Bedingungen und in seiner besonderen Aufgabe, so frönt er damit also nicht einer Tendenz, sondern dient er auch damit dem Ganzen. Wir tun daher gut, mit dem Begriff Tendenzdichtung zu brechen, da er doch allzu mißverständlich ist, und da er aus einer Zeit stammt, die in allem zu überwinden wir uns vorgesetzt haben, wozu noch kommt, daß es ohnedies schwer genug sein wird, den umfassenderen Begriff politische Dichtung mit seinem neuen Inhalt in das Bewußtsein der Zeit zu bringen, denn auch hier wird uns das, was die Vergangenheit darunter verstand, noch lange wie ein Bleigewicht anhängen. Politische Dichtung ist auch nicht patriotische Dichtung, denn patriotische Dichtung setzt einen Lebenszustand des Volkes voraus, in dem das Patriotische nur als vorübergehende Stimmung, aus der sich mitunter sogar große Voltsteile ausschließen, aus irgendwelchen Gründen mit besonderem Nachdruck und oft künstlich gepflegt werden muß; sie setzt ein Volk voraus, das sonst in gewisser Teilnahmslosigkeit neben seinem Schicksal herlebt und nur zu bestimmten Ereignissen emporgerissen, gleichsam aufgepeitscht werden muß; so verhielt cs sich z. B. mit der Dichtung der Freiheitskriege, durch die das Volk aus dumpfer Rheinbundgläubigkeit und napolconischer Unter drückung zu neuem Freihcitswillen entflammt werden mußte; oder mit der Welle patriotischer Dichtung um die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, wo das deutsche Volk für seine staat liche Einigung vorbereitet werden sollte; oder mit den Anfängen der Kriegsdichtung 1814, wo es galt, das deutsche Volk, das sich so verhängnisvoll auseinandergelebt hatte, zusammenzureißen zu einem großen Verteidigungswillen gegen den Angriff einer ganzen Welt. Patriotische Dichtung hat immer ihr gutes Recht gehabt, sie hat uns manches unvergängliche Stück deutscher Dichtung ge schenkt, aber ihr zeitweiliges Auflodern zeigte doch immer an, daß in der davorliegcnden Zeit mit dem Volk etwas nicht in Ordnung gewesen war; der heutige Lebenszustand unseres Volkes macht eine eigene patriotische Dichtung überflüssig und unnötig, da es ihrer zu einer Reizung und Entflammung nicht bedarf, weil das Volk in neuen Lebenszusammenhängen denken gelernt hat, in Zusammen hängen, die eine Stimmung, die zur Ablösung gleichsam einer Welle des Patriotismus bedarf, gar nicht mehr aufkommen lassen. Denn mit diesem neuen Lebenszustand wird Deutschland in aller Zukunft stehen oder fallen, fallen dann, wenn es nicht die Kraft hätte, ihn durchzuhalten — eine Annahme, die für uns gar nicht zur Erörterung steht! Politische Dichtung ist auch nicht befohlene Dich tung. Es braucht niemand zu meinen, daß bei uns im national sozialistischen Deutschland Dichtung besohlen werde. Wir leben durchaus im Zeichen eines herrlichen, freien Wettbewerbes. Wer etwas kann, der wird gehört und wird geehrt. Wer nichts kann, der wird nicht ernst genommen, und wenn er noch so national sozialistisch tut. Wer nichts kann, und dennoch so tut als ob er etwas könnte, der verfällt mit so tödlicher Sicherheit der Lächer lichkeit, daß es ihm alsbald vergehen wird, sich weiterhin als »Künder- des Dritten Reiches zu betätigen. Eine anständige deutsche Gesinnung und Haltung setzen wir als selbstver ständlich voraus, wir rechnen sie nicht als besonderes Verdienst an; wer sie nicht hat, der soll unter allen Umständen darauf ver zichten, uns auf dem Gebiet der Dichtung irgend etwas vorzu machen. Und wer sie hat, der soll nicht glauben, daß sie allein schon genüge, und daß sie allein schon das Recht gäbe, Dichter, Künstler zu heißen, auch wenn das Können fehlt. Wir lehnen jede gcsinnungstüchtige Halb- und Viertelskunst ebenso entschieden ab, wie wir uns gegen gesinnungsloses Könnertum wehren. Der hoh len Phrase werden wir in keinem Fall unterliegen, dazu denkt vor allem unsere Jugend viel zu nüchtern, viel zu klar über die tie feren Forderungen der Zeit. Wir verlangen auch nicht von jedem jungen Dichter, in dem wir eine wirkliche dichterische Kraft am Werke spüren, von dem wir glauben, daß der göttliche Funke echten Künstlertums in ihm gezündet hat, wir verlangen nicht von ihm, daß seine ersten Werke schon vollendete Meisterwerke dar- stcllen. Jeder hat das Recht, zu werden und zu wachsen, es hat nur keiner das Recht, uns zu täuschen. Im übrigen berechtigt uns die Tatsache, daß schon im zweiten Jahr des Nationalsozialismus einer der ihm zugehörigen jungen Dichter mit dem höchsten Preis für Dichtung, den das neue Deutschland zu vergeben hat, ausgezeich net werden konnte, zu den stolzesten Hoffnungen. Das türkische Buchwesen 1928 — 1933 Von Josef Stummvoll, Ankara Wenn man von der heutigen Türkei und ihren Veränderungen spricht, so geschieht dies meist von den politischen, staatlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen, weniger von den kulturellen. Und doch sind die Wandlungen aus diesem Gebiete vielleicht noch viel tiesergehcnd als auf den anderen. Durch den Friedensvertrag von Lausanne wurden der Türkei die nationalen Grenzen, die sich die türkischen Heere gegen eine Welt von Feinden erstritten hatten, garantiert und durch die Ver staatlichung der Schule und der Lehrerbildung wurde der Einfluß der Kirche zugunsten des Staates auf diesem Gebiete, aus dem die Entwicklung seit langem stille stand, ausgeschaltet. Das türkische Volk ist ein Bauern- und Kricgervolk. 75 Pro zent der Bevölkerung gehören zum ländlichen Teil. Der neue Staat hat es als eine seiner vornehmsten Pflichten angesehen, auch in den Dörfern Schulen zu gründen, und er hat das in erstaun lichem Maße getan. Für das Jahr 1932/33 werden folgende offiziellen Zahlen angegeben") (in Klammern stehen die Zahlen von 1923/24): Zahl der Schulen: I. Volksschulen 6733 (4894), 2. Mittel schulen 109 (72), 3. Lyzeen 62 (23), 4. Lehrerbildungsanstal ten 18 (20), 5. Berufsschulen 39 (44), 6. Universität und Hochschulen 12 (9). ") dtaarik Istatistikleri. 1932/33. l^tatistiken lies llnterriebts- XX, 299 8. 8 lak 4" — kki^vekolet /Statistik llmum dlüäürlügü. Zahl der Lehrer in den gleichen Schulgattungen: 1. 15064 (10 238), 2. 1930 (796), 3. 1827 (513), 4. 319 (325), 5. 594 (258), 6. 502 (307). Zahl derSchü 1 erin den gleichen Schulgattungen: Männlich 1. 366 344 (273107) 2. 26 039 ( ? ) 3. 5999 ( ? ) 4. 1052 ( 1 745) 5. 3 806 ( 3 427) 6. 4 621 ( 2 629) Weiblich 201619 (62 954) 9 619 ( ? ) 1854 ( ? ) 1007 ( 783) 1 170 ( 592) 876 ( 285) Zusammen 567 963 (341 941) 35 658 ( 5 905) 7 853 ( 1 241) 2 059 ( 2 528) 4 976 ( 4 019) 5 497 ( 2 914) 407 861 (280 908) 216 145 (64 614) 624 006 (358 548) Daneben wurden zur Unterrichtung der Erwachsenen in der neuen Schrift in Antiqualettern, die 1928 eingesührt wurde, Volksschulungskurse (MiUet Usktsplsit) abgchlllten, die in den Jahren 1928—1933 von mindestens 3 Millionen Hörern besucht wurden. Bei der letzten Volkszählung im Jahre 1927 war fest- gestellt worden, daß von 13 648 270 Einwohnern 1 111000 die alte Schrift beherrschten, was einem Satz von 91,86°/» Analpha beten entsprach. Nimmt man an, daß alle jene, welche die alte Schrift schrieben und lasen, auch in der neuen bewandert sind, und zählt man die 3 Millionen Kursusteilnehmer sowie die 624 000 Schüler aller Gattungen hinzu, so erhielte man die Zahl von rund 4 700 000 oder 34,3°/° Türken, die die neue Schrift beherr schen, wobei allerdings der Bevölkerungszunahme seit 1927 keine Rechnung getragen ist. Nach meinen Erkundigungen haben aber sehr viele erwachsene Türken die neue Schrift erlernt, ohne durch Kurse zahlenmäßig erfaßt worden zu sein, so daß man den Anteil 671
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