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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1935
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
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X» 246, 22. Oktober 1835. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. B. Na ja, zugegeben — bei der Frau war Hopfen und Malz ver loren. Aber soll ich Ihnen mal verraten, woran ich gedacht habe, während ich da bediente —? K. Nun —? B. An eine andere Kundin, die manchmal zu mir in den Laden kommt. Es handelt sich um eine Putzfrau, die in dem Gebäude nebenan beschäftigt ist. Ich habe sie schon lange beobachtet, denn wenn sie nach ihrer Arbeit heimging, blieb sie oft vor dem Schaufenster stehen und sah sich genau die Auslagen an. Bor ein paar Monaten kam sie dann zum erstenmal herein und kaufte sich Höckels Welträtsel. Ein paar Wochen später erschien sie wieder und verlangte den Zarathustra von Nietzsche, und jetzt — vor nicht allzulanger Zeit — hat sie sich die ausgewählten Werke von Nietzsche in der zweibändigen Ausgabe bestellt. — Wenn ich an diese Frau denke, die sich von ihrem bißchen Lohn noch Geld abspart für Bücher, dann fällt es mir gar nicht mehr schwer, auch weiterhin ein Idealist zu sein, denn eine einzige solche Kundin entschädigt mich für ein Dutzend Hohlköpfe K. Aber das klingt fast wie ein Märchen B. Ja, und die Frau hat noch mehr Märchenhaftes an sich: sie bezahlt nämlich. Im voraus sogar! Für die Nietzscheausgabe, die sie sich jetzt bestellt hat, zahlt sie jede Woche eine Mark ab, und wenn sie das Geld aus irgendeinem Grunde nicht recht zeitig bringen kann, dann kommt sie in den Laden und ent schuldigt sich. Die sogenannten feinen Leute machen das ganz anders: die lassen die Rechnungen stillschweigend im Papier korb verschwinden... der gute Buchhändler darf warten und verzweifeln. Das ist ein ganz, ganz böses Kapitel! K. Ja, aber Sie haben angefangcn davon! Ich hätte viel lieber noch mehr von Ihren Kunden gehört, denn jetzt fange ich all mählich an zu verstehen, was Sie vorhin meinten, als Sie da von sprachen, daß Sie die Tradition der deutschen Buchhand lungen fortführen und aus Ihrem Laden eine Sanimelstätte der Volksgemeinschaft machen wollten. B. Nun ja, der Ausdruck: Sammelstätte war vielleicht nicht ganz richtig, aber jeder Tag hier im Laden bringt mir einen Quer schnitt durch alle Schichten und Stände des Volkes. Die Putz frau mag ein Grenzfall sein, aber sie ist durchaus kein Einzel fall. Da kommt z. B. oft ein Mann herein — was für einen Beruf er hat, weiß ich nicht — er hat mir nur erzählt, daß er verheiratet ist und einen kleinen Jungen hat. Dieser Mann kauft — antiquarisch, weil sein Einkommen für Neuausgaben nicht langt — alle Bücher und Schriften über den Krieg, die er bekommen kann, lind er kauft sie nicht für sich selber, son dern für seine Kinder, damit die später einmal erfahren, welch gewaltiges Geschehen der Weltkrieg war und wie die Männer der Frontgeneration, die selber draußen im Graben lagen, den Krieg erlebten. — Ein Gegenstück zu ihm ist der reiche Sammler, dessen Ehrgeiz es ist, sämtliche Ausgaben von Goethes Faust zu besitzen, angefangen bei den billigen Reclambändchen bis zur kostbarsten Prachtausgabe in Leder und Pergament. Es kommen Leute, die Bücher kaufen, um sich die Langeweile zu vertreiben und in Gesellschaften klug mitreden zu können, und es kommt der Buchbinderlehrling, der Hitlers »Mein Kamps« ersteht in einer broschierten Aus gabe, weil der Einband sür das Buch seines Führers sein Ge sellenstück werden soll. Gestrahlt hat der Bengel übers ganze Gesicht bei seinem Einlaus! K. Ja, und ich erinnere mich auch an einen jungen Mann, mit dem ich mich selber schon hier unterhalten habe — über die Bücher von Dwinger haben wir gesprochen und über Paul Alvcrdes Wissen Sie, wen ich meine? B. Nein, ich habe keine Ahnung. K. Ach, aber Sie haben mich damals selber noch auf ihn auf merksam gemacht! Ein ganz junger Kerl war es, und solch eine blaue Kluft hat er angehabt, einen Monteuranzug -- B. Richtig, unser Monteur, natürlich! Ja, sehen Sie, so etwas wäre vor 1833 auch noch nicht möglich gewesen, damals hat sich noch kein Mann in seinem Arbeitskittel in einen Buch- ladcn hineingetraut. Aber jetzt wird das von Tag zu Tag besser, und sie sollen nur alle kommen — die Jungen ins besondere: die Schüler, die Jungarbeiter, die Pimpfe. In den meisten Buchhandlungen ist es ja immer noch üblich, solche Jungens einfach dem Lehrling zu überlassen, weil doch kein großes Kassengeschäft dabei herausschaut. Aber ich freue mich offen gestanden über jedes junge Gesicht, das in meinem Laden auftaucht, weil es doch die schönste und dankbarste Auf gabe in meinem Berus ist, jungen Menschen, die vertrauens voll und wissenshungrig zu mir kommen, zu raten, zu Helsen und sie in die Welt des Buches hineinzuführcn. Denn so ein Buch ist ja nicht ein mehr oder weniger dicker Packen bedruck ten Papiers und erst recht keine Ware, mit der man handelt, um Geschäfte zu machen, sondern im Buch sammeln sich die geistigen Güter einer ganzen Nation — und wenn die Jungens von heute, denen ich den Weg zum Buch zeige, morgen als Männer zuverlässige und verständnisvolle Trä ger der deutschen Kultur sind, dann kann ich mir sagen, daß ich auf meinem Posten der Zukunft meines Volkes recht ge dient habe. K. Also als einen Dienst fassen Sie Ihren Beruf aus? B. Ja: an erster Stelle steht das Dienen, an zweiter erst das Verdienen. K. Aber richtig: vom Verdienen müssen wir auch noch reden — oder besser: wir können es gleich einmal in die Tat nmsetzen. Sic haben mir vorhin ja erzählt, wie man sich als Kunde in Ihrem Laden zu verhalten hat: man muß im Vorbeigehen hereinlommen, man muß sich angenehm unterhalten und schließlich, sehr angeregt und sehr zufrieden, mit einem Buch unter dem Arm wieder nach Hause gehen. Die ersten Be dingungen sind restlos erfüllt — jetzt fehlt nur noch der Ein kauf. Was gibt es denn alles an schönen Neuerscheinungen in die sem Herbst? Lily Biermer. Hans I. von Goetz. Zeitschriften- und Zeitungswesen Sortiment und Zeitschriften mit Abonnentenverficherung Die Fachobergruppe Zeitschriften mit beaufsichtiget.- Abonnenten- versichcrung im Neichsverband der deutschen Zeitschriften-Verlegcr (5. V. teilt folgendes mit: »Es ist vereinzelt vorgekommen, das; Sortimentsbuchhand- lnngen gelegentlich Bestellungen auf Zeitschriften mit Abonnenten versicherung angenommen haben, ohne zunächst im Besitz der er forderlichen Unterlagen (Versicherungsausweise) zu sein. Wie er klärlich. waren in solchen Fällen die Angestellten der Firma auch über die Materie selbst nicht genügend unterrichtet und konnten daher keine zuverlässigen Auskünfte erteilen, so z. B. über Ver tragsdauer, über die einzelnen Versicherungsleistungen, über die Vorschriften zwecks Anmeldung der Schadenfälle sowie über die allgemeinen Voraussetzungen, die bei Abschluß eines Abonnements ans eine Versicherungszeitschrift zu beachten sind, sodaß später seitens des Vertragsschließenden Beschwerde über die ungenügende Aufklärung, die ihm bei Abschluß des Abonnements zuteil ge worden war, erhoben wurde. Um derartige Weiterungen für die Zukunft zu vermeiden, wird nach Einvernehmen mit der Reichspressckammer das Sorti ment gebeten, Bestellungen auf Zeitschriften mit Abonnentcn- versicherung grundsätzlich dann nicht anzunehmen, wenn die Firma nicht über das erforderliche Drnckmaterial verfügt und nicht genau über die besonderen Voraussetzungen informiert ist, die bei einem solchen Bezugsvertrage in Betracht kommen. In derartigen Fällen ist es zweckmäßig, den Interessenten an eine Firma des werben den Zeitschriftenhandels im Orte zu verweisen oder, wenn eine solche nicht bekannt ist, an den Verlag der betreffenden Zeitschrift. Sache der Vereinbarung von Fall zu Fall wäre es dann, der Sor timentsfirma für Nachweisung des neuen Abonnenten die übliche Vermittlungsprovision zu zahlen.« Dem Wunsche der genannten Fachobergruppe, diese Anregung bekanntzugeben, kommen wir hiermit nach. 685
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