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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1935
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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246, 22. Oktober 4S3S. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhanbel. Hei matbezogen sind die neuen Fibeln alle. Nicht nur die engere Heimat, Haus und Hof, Familienkreis, Kameraden und Hitlerjungen sind berücksichtigt, das ethische und religiöse Er leben, kindliche Frömmigkeit und kindhastes Dienen und Führen wird an geeigneter Stelle eingeflochten und somit dem deutschen Herzen auch das deutsche Gemüt ersaßt und hinaufgebildet. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, daß mit der neuen Fibel zum ersten Male ein Schulbuch geschaffen worden ist, das für alle Kinder verbindlich ist, gleichviel ob sie eine katholische oder evangelische Schule besuchen. Glücklicherweise gibt es hinfort keine katholischen und evangelischen Fibeln mehr, sondern nur noch Fibeln, die junge deutsche Menschen heranbilden, gleichviel welcher Konfession sie angehören. So hat uns die neue Fibel als erstes Schulbuch zum ersten Male Praktisch einen Schritt zur Gespräch im B. — der Buchhändler K. ^ die Kundin B. So — entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie solange habe warten lassen! Hoffentlich ist Ihnen die Zeit nicht zu lang geworden. — Haben Sie sich unterdessen ein paar Bücher an gesehen? K. Ja, ich habe ein bißchen herumgestöbert. Aber offen gestanden: die nieiste Zeit habe ich Ihren ebenso amüsanten wie drama tischen Kampf mit dieser Kundin beobachtet. Das war Wohl ein schweres Stück Arbeit eben? B. Ach Gott — fürchterlich! Da kommen die Leute herein und wollen ein Buch kaufen — ganz einfach ein Buch, weiter nichts. Man zappelt sich ab, man zermartert sein Hirn, man baut den halben Laden vor ihnen auf — und zu guter Letzt stellt sich heraus, daß die Kundin lediglich Gewicht legt auf die Dicke des Buches und auf seine Ausstattung, also auf reine Äußerlichkeiten. Der Inhalt, der Wert des Buches ist ihr völlig gleichgültig — wahrscheinlich versteht sie auch gar nichts davon! — Letzthin ist mir schon so eine ähnliche Sache passiert: da kam eine Frau in den Laden und wollte mir Bücher ver kaufen fürs Antiquariat. Sie packte aus, breitete all ihre Schätze stolz vor mir aus, und ich sah mir die Sachen an. Es handelte sich ausschließlich um ganz mittelmäßige, seichte Un terhaltungslektüre, und als ich ihr erklärte, daß diese Bücher wertlos wären, bekam ich die empörte Antwort: »Aber ich bitte Sie — das sind doch alles echte Ledereinbände!« Die Frau war tiefbeleidigt und hielt mich für einen gänzlich un tauglichen Buchhändler. K. Na, Sie haben es hoffentlich mit Fassung getragen! — Aber dieser Kundin von vorhin, was haben Sie der schließlich auf gehängt? B. Aufgehängt —?! Erlauben Sie mal —! K. Nein, nein — so habe ich es natürlich nicht gemeint! Ich hätte auch nicht sagen sollen: aufgehängt, sondern: umgehängt — das trifft den Kern der Sache besser, denn solche Frauen hängen sich ein schönes Buch um, wie sic sich einen kostbaren Pelz umhängen oder eine glitzernde Halskette, um damit zu prunken. Eines wie das andere hat nur den Zweck, ihre per sönliche Eitelkeit und ihr Geltungsbedürfnis zu befriedigen. - Na ja, regen wir uns nicht darüber auf, wahrscheinlich muß es auch solche Leute geben. B. Aber wenn die Welt ausschließlich aus ihnen bestände, dann könnte man wahrhaftig an seinem Beruf verzweifeln. K. Verzweifeln? Warum denn verzweifeln? Sie können doch gerade mit solchen Kunden die besten Geschäfte machen. B. Ja — wenn es nur auf das Geschäftemachen ankäme! Aber dann könnte ich ebensogut auch Kohlköpfe verkaufen oder Heringe. Aber ich habe nun einmal keine Kolonialwaren handlung, sondern einen Buchladen, und der Buchladen dient nicht dem täglichen Bedarf an praktischen Dingen, sondern er soll so etwas wie ein Mittelpunkt im geistigen und kulturellen Leben — na, sagen wir nicht der Nation, das klingt gar zu anspruchsvoll aber wenigstens im Leben der Stadt sein. 884 Volksgemeinschaft vorwärtsgebracht und damit eine besondere Aufgabe der neuen Schule erfüllt. Die neue Fibel ist das erste neue Schulbuch seit dem Umbruch. Mit Spannung ist sie erwartet worden, nicht gerade klein und un bedeutend waren die Aufgaben, die sie zu lösen hatte. Sie hat die gestellten Anforderungen erfüllt. Nach Form und Inhalt kann die Fibel nach dem inneren Aufbau und der äußeren Gestaltung ge wissermaßen als Repräsentationsstück für die im Werden begriffene neue deutsche Schule angesprochcn werden. Das nächste Schulbuch, das in Kürze im Buchhandel erscheint, das neue Reichslesebuch für das fünfte und sechste Schuljahr, wird sich in ebenbürtiger Weise der Fibel zur Seite stellen, und es ist mit Bestimmtheit zu er warten, daß bald das gesamte Lesewerk der Heranbildung d es d e u t s ch e n M e n s ch en dienen wird. Vuchladen K. Ich glaube, Sic sind ein großer Idealist! B. Ach, man muß noch nicht gleich ein Idealist sein, wenn man seinen Beruf als eine Aufgabe im Dienst der Gemeinschaft betrachtet und sich bemüht, eine Tradition zu Pflegen. Sie können sich doch noch an die Zeit erinnern, wo die Bezeich nung »Deutsche Buchhandlung» ein Kampfruf und eine Kampfansage war —? K. Allerdings! B. Na ja — und diese deutschen Buchhandlungen, die bewußt das deutsche und völkische Schrifttum pflegten und Front machten gegen alle zerfetzende Asphalt- und Zivilisationsliteratur, ivaren Keimzellen des neuen Staates, denn der National sozialismus hat ja nicht nur mit der Faust gekämpft, sondern auch mit dem Wort und dem Buch. Und so wie die deutschen Buchhandlungen damals Sammelstätten der Gleichgesinnten waren, so sollte heute jeder Buchladen Sammelstätte der Volksgemeinschaft sein. K. Ja — aber, wie soll das denn zugehen? Im allgemeinen kommen die Leute doch nur in den Laden, wenn sie ein Buch kaufen wollen, und Bücher B. werden heute leider immer noch sehr wenig gekauft, weil die Geldmittel fehlen. Das stimmt schon... Aber sehen Sie, man muß eben den Leuten die Scheu, in den Laden zu gehen, auch wenn sie nicht gleich etwas kaufen wollen, neh men. Ich stelle mich niemals hinter die Theke und begrüße nicht jeden Eintretenden gleich mit der stumpfsinnigen Redens art: Sie wünschen bitte? — oder: womit kann ich dienen? — sondern wenn es irgend geht, lasse ich den Leuten Muße, sich etwas umzusehen. Sie sollen sich ganz zu Hause fühlen in meinem Laden und nicht zum Kaufen gedrängt werden. Auf diese Weise habe ich es tatsächlich erreicht, daß sehr viele Kunden gerade so im Vorbeigehen einmal hereinsehen — oder sie kommen, wenn sie Anregung und Ablenkung suchen, sie blättern in den Neuerscheinungen herum, sie unterhalten sich, sie treffen hier Bekannte... K. Und das Geschäft? Sie können doch schließlich nicht davon leben, daß die Leute sich bei Ihnen angenehm unterhalten. Das macht den Leuten vielleicht Spaß, aber Sie werden davon nicht satt. B. Gemach — gemach! Sie haben mich ja nicht ausreden lassen, ich war noch gar nicht am Ende angekommen. Denn das Ende sieht gewöhnlich so aus, daß der Kunde, sehr angeregt und sehr zufrieden, mit einem Buch unter dem Arm wieder nach Hause geht. Und damit ist dann allen dreien aufs beste ge dient: dem Buch, dem Kunden und mir. K. Ach — so verhält sich das also! Aber dann sind Sie ja gar kein Idealist, sondern ein geschickter Geschäftsmann. B. Oder beides zusammen — denn das ergibt erst die richtige Mischung für einen Buchhändler. K. Idealismus und Geschäftsgeist? Ja, das mag wohl stimmen. Aber wenn nun solche Leute kommen wie diese Kundin vor hin, die sich nur ein recht dickes und recht kostbar eingebun denes Buch um den Hals hängen wollte, dann muß doch eigentlich der Idealismus sehr schnell slötengehen...
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