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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1935
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- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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X- 267, 16. November 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. L. Dtschn Buchhanbel. heilen sogleich beseitigt werden können. Berufen Sie sich nicht etwa auf Kant. Er soll einmal, als er nach seiner Bibliothek gefragt wurde, erklärt haben: Wenn er sie gelesen habe, habe er sie im Kopf. Aber die Kante sind nicht die Regel. W i r müssen dafür sorgen, daß wir unsere Bücher zur Hand haben, daß dieser Rückhalt in Reichweite bleibt. Die Zeit, die wir zum Lesen haben, soll auch nicht von dritter Seite her befristet und uns gleichsam zugemessen sein. Die nötige Sammlung und Ruhe beim Lesen entsteht nur, wenn unbeschränkte Zeit zur Verfügung steht, wenn wir zeitlich unabhängig sind. Dazu ist der Eigen besitz des Buches die Voraussetzung. Freilich, nur wenige werden mit einem wohlgesülltcn Bücherschrank ihr Studium be ginnen können. Aber die notwendigen Bücher des Faches können viele, wenn nicht die meisten, auf einem Bücherbrett vor sich haben. Allmählich mehrt sich dann, wie in einem guten Haushalt, die Habe, die bei der silbernen Hochzeit auch stattlicher ist als bei der grünen. Dadurch ersteht nun von selbst ein kräftiger Helfer, die Freude am Besitz. Sie treibt vorwärts und, indem sie befriedigt wird, verstärkt sic den Antrieb. Die Liebe zum eigenen Buch läßt unmerklich auch den Wunsch entstehen, neben das wissenschaftliche Buch dieses und jenes Werk des schönen Schrifttums zu stellen, um es in Stunden der Mutze oder in Viertelstunden der Arbeitspause zur Erfrischung und Entspannung zur Hand nehmen zu können. Auch die Werke unserer heimischen Dichter schöpfen wir nur aus, wenn wir immer wieder zu ihnen zurückkehrcn. Wie unser Luther gesagt hat: Nicht vieles lesen, sondern viel lesen machet gelehrt. Gut, werden Sie sagen, aber die Kostenfrage. Gewiß, sie macht Schwierigkeiten und fordert bei ihrer Lösung Opfer, ob man genug Geld hat oder wenig, denn immer werden wir uns ent scheiden müssen, wofür wir es ausgeben wollen, ob uns an einem stofflichen Genuß mehr liegt, als an einem geistigen. Es scheint mir, auf diese Entscheidung kommt es öfter an, als man gemeinhin sich gestehen will. Ich will damit aber keineswegs leugnen, daß es wirklich manchen unter uns gibt, der diesen Weg des Kausens trotz bestem Willen und starkem Verlangen nicht gehen kann. Die hiesige Einrichtung der Lehrleihbücherei, die von der Universitäts-Bibliothek verwaltet wird, und aus der auf Semester entliehen werden kann, ist in diesen Fällen wenigstens ein bescheidener Ersatz. Man möchte dieser Einrichtung von Her zen wünschen, daß ihr größere Mittel zur Verfügung ständen. Sonst aber darf gesagt werden, daß es auch bei bescheidenem Wechsel in unserem Vaterland möglich ist, sich Bücher zu erwerben, wissenschaftliche wie nichtwissenschaftliche. Das zeigen auch Bei spiele von Arbeitern der Faust, hinter denen wir Arbeiter der Stirn nicht Zurückbleiben und von denen wir uns nicht beschämen lassen dürfen. Der Buchhandel erweist sich so entgegenkommend, als es ihm bei seiner schwierigen Lage möglich ist und im Alt buchhandel bieten sich viele gute Gelegenheiten, vorteilhaft zu kaufen, wenn man sich die Mühe nicht verdrießen läßt, sich um zutun., und, was freilich nicht jedem gegeben ist, dabei findig ist. Es ist sogar möglich, ein wenig Bücherliebhabcr zu sein. Werbe drucksachen aller Art, von allen möglichen geschäftlichen Unter nehmungen zu den verschiedensten Zwecken ausgegeben, werden vielfach mit soviel Geschmack und technischer Vollendung her gestellt, daß kleine Kunstwerke entstehen, die cs zu sammeln lohnt. Dabei wird das Auge geschärft, der Geschmack geklärt und es ent steht eine innere Verbindung und Verständnis für den Buch- gewerbler, dessen künstlerischem und handwerklichem Können wir diese erfreulichen Erzeugnisse verdanken. Freilich, auch dem reichen persönlichen Bücherbesitz ist eine Grenze gezogen. Selbst in einem so wohlhabenden Lande, wie es England vor dem Weltkrieg war, konnte der Gelehrte neben seiner stattlichen eigenen Bücherei die öffentliche Bibliothek nicht entbehren. Dem engeren Kreis der wichtigeren, als Handwerks zeug anzusprechenden Werke, die der einzelne auf einem oder mehreren Gebieten um sich versammelt, steht der gewaltige Reich tum der öffentlichen Bibliotheken gegenüber, die entweder mög lichst alle Gebiete zu berücksichtigen streben oder in gewollter Beschränkung auf einzelnen wissenschaftlichen Bezirken tunlichst Vollständigkeit zu erreichen suchen. Zwei, deutlich voneinander sich unterscheidende Formen von Büchereien stellen sich Ihnen där, die umfassende Allgemeinbibliothek und die Fachbibliothek. Diese letztere Form begegnet Ihnen in den Instituts-Bibliotheken 872 der Hochschule. In ihnen steht, nach Wissensgebieten aufgeteilt, was die Allgcmeinbibliothek zusammengesaßt enthält; zu den selb ständigen Büchern kommen die Zeitschriften hinzu. In Ihrer Instituts-Bibliothek sollen Sie das Schrifttum Ihres Faches kennenlernen. Alles ist hier darauf eingerichtet, daß Sie mit ihm vertraut werden können. Die Bibliothek leiht nicht aus, damit der Bestand dauernd und in seinem vollen Umfange zur Benützung bereit steht. Als Mitglied Ihres Seminars haben Sie den ganzen Tag bis in die Abendstunden hinein Zutritt und ohne Formali täten können Sie sich der Bücher bedienen, nur die Rücksicht auf die Mitbenützer setzt Ihnen hier, wie in jeder Bibliothek, eine Schranke. Bei dem in die Tausende von Bänden gehenden Um fang können Sie es nicht unternehmen, alles zu lesen, aber eignen Sie sich die nützliche und angenehme Kunst des Schmökerns, lm guten Sinn genommen, an, die Kunst zu finden ohne gesucht zu haben. Als Helfer bei der Benützung der Bibliothek stehen Ihnen die Kataloge zur Verfügung, deren Benützung freilich gelernt sein will. Die erforderliche Fähigkeit in ihrer Handhabung zu erwerben, wird Ihnen erleichtert durch die Assistenten und deren Gehilfen, die Ihnen darüber weit hinaus in allen wissenschaft lichen Fragen und Nöten beizustchen und die Wege zu weisen gerne bereit sind. Scheuen Sie sich nicht, von dieser ständigen Hilfsbereitschaft reichlich Gebrauch zu machen und den größt möglichen Nutzen daraus zu ziehen. Sie werden nie den Eindruck zu haben brauchen, als lästige Frager angesehen zu werden; fleißiges, verständiges Fragen wird Ihnen vielmehr als Tugend angerechnet werden. Unterlassen Sie aber nicht, sich auch der allgemeinen Hoch- schulbibliothck zu bedienen. Das eine tun und das andere nicht lassen gilt auch hier. Machen Sie sich bekannt mit den Einrichtun gen einer großen Allgemeinbibliothek und mit ihrer Arbeitsweise und lernen sie die Möglichkeiten kennen, die sie Ihnen bietet. Wenn Sie anfangen, mit eigener wissenschaftlicher Tätigkeit sich zu befassen, werden Sie auf die große Bibliothek zurückgreisen müssen, vornehmlich auch, wenn Sie für Ihre Arbeit das Schrift tum der angrenzenden Nachbargebiete heranzuziehen haben. Auch die größte Bibliothek erreicht die vollkommene Vollständigkeit auf allen Gebieten nicht, aber wo ihr eigener Besitz versagt, brau chen Sie deshalb auf Hilfe nicht zu verzichten. Durch den Lech verkehr der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken untereinan der bilden deren gesamte Bestände gleichsam eine Einheit, deren nach Millionen zählende Werke Sie sich von jeder der an geschlossenen Bibliotheken aus nutzbar machen können. Die Band gebühr von 10 Pfennig soll nur dem Mißbrauch steuern. Tragen Sie auch in der großen Bibliothek keine Bedenken, den Rat und die Unterstützung der Bibliothekare in Anspruch zu nehmen; die jetzige Generation der Bibliothekare hat anders als ihre Väter das Streben, den Ehrgeiz, das kritisch sichtend und auswählend gesammelte Schrifttum benutzt zu sehen, je mehr desto lieber. Der Bibliothekar sieht in Ihrem Zuspruch nicht eine Störung, sondern die Möglichkeit zur Erfüllung seiner Berufsarbeit und jeder ist ihm willkommen, der dazu beiträgt, dieses Ziel erreichen zu lassen. Da Ihre Bücherwünsche nicht selten mit denen anderer Benützec sich begegnen, also manches Buch für Sie zunächst nicht erreichbar ist, und da auch die Benützungsfristen begrenzt sind, müssen Sie wohl da und dort Ihre Arbeitsweise etwas ändern und sich den Ihnen neuen Verhältnissen anpassen. Das bedeutet eine gewisse Unbequemlichkeit, die indessen erfahrungsgemäß rasch überwunden wird. Machen Sie sich dagegen klar, daß Sie nach Ihrer Universitätszcit so günstige Arbeitsverhältnisse, wie in Ihrem Seminar, nicht mehr haben, sondern daß Sie auf die große öffentliche Bibliothek angewiesen sein werden, wenn Sie Weiterarbeiten oder beruflich sich auf der Höhe halten wollen. Und das sollen Sie, denn Stillstand ist immer Rückschritt und dem sollen Sie nicht verfallen. Das Jahr hat zweiundsünfzig Wochen, nur eine von ihnen ist die Buchwoche. Lassen Sie die mannigfachen Anregungen, die in dieser Woche an Sie gelangt sind, nicht verlorengehen, son dern in Ihnen weiterwirken und in Handeln und innere Haltung sich umsetzen. Wie Sie in anderer Hinsicht Führer und Vorbilder sein und noch mehr werden sollen, so seien Sie es auch in Ihrem Verhältnis zum deutschen Buch als dem Träger unserer reichen, heimischen Gedankenwelt.
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