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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1935
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- Deutsch
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x° 272, 23. November 1935. Nl'vnffwnl'Ner Teil. Erwerbslose Berufskameraden warten auf Einsatz! Mit dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts wird die Nachfrage nach Aushilfskräften in Sortiment und Verlag reger. Vor allem sind es die Buchabteilungen der Warenhäuser, die bereits einen starken Bedarf an Hilfskräften bei der Fachschaft der Angestellten gemeldet haben. Da nur Berusskameraden und -kameradinncn, denen der Bernfsausweis Ir der Reichskulturkammer zuerkannt worden ist, mit buchhändlerischen Arbeiten beschäftigt werden dür fen, ist zu erwarten, daß durch die gesteigerte Nachfrage vor allem die zurzeit vorhandenen erwerbslosen Sortimenter mit wenigen Ausnahmen einige Wochen hindurch Arbeit und Brot finden wer den. Soweit es noch nicht geschehen ist, empfehlen wir, sich wegen der Einstellung von Aushilfen rechtzeitig mit der Fachschaft der Angestellten in Verbindung zu setzen. Wenn auch die eine oder andere Hilfskraft infolge be sonderer Eignung nach Abschluß des Weihnachtsgeschäfts wird fest übernommen werden können, so ist doch für die übrigen die Not nur während einiger kurzer Wochen gebannt. Es wird deshalb dringend um Meldung aller frei werdenden festen Stellen ge beten, damit eine wirklich durchgreifende Hilfe gewährt werden kann und eine fühlbare Senkung der Erwerbslosenziffer in unserem Berufe erreicht wird. Werden aber nur Einstellungen von Gehilfen vorgenommen, die möglichst nicht älter als 25 Jahre sind, so wird es unausbleiblich sein, daß alle älteren — und das ist leider schon sehr häufig der Fall — dem Beruf den Rücken kehren und sich anderen Arbeitsgebieten zuwenden, auf denen auch erfahrene An gestellte gern gesehen werden. Noch gibt es auch im Buchhandel eine ganze Reihe älterer Gehilfen, die ihrem Beruf treu geblieben sind, jetzt aber besonders hart unter der Erwerbslosigkeit leiden. Sic stehen der Jugend an Können und Pflichteifer nicht nach und verdienen nicht, mit vierzig und fünfzig Jahren schon als über altert abgetan und zur Untätigkeit verurteilt zu werden. Es wider spricht dem Sinne unserer ständischen Pflicht und jeder kamerad schaftlichen Verbundenheit, wollte man die Sorge für diese Be- russkameraden allein den Wohlfahrtsämtern überlassen! Können die Firmeninhaber Arbeitskräfte nur brauchen, solange sie jung sind, so wird sehr bald ein fühlbarer Mangel an Lehrlingen ein- trcten und der Beruf gemieden werden. Schon jetzt übersteigt die Zahl der gemeldeten Lehrstellen die der Berussanwärter um ein Vielfaches! Außer den erwerbslosen Sortimentsgehilfen ist aber noch eine größere Anzahl von verlegerisch vorgebildeten Berufskameraden erwerbslos. Auch sie müssen jetzt zum Einsatz gebracht werden und gerade für sie richten wir von neuem den dringenden Appell an die Herren Verleger, doch jeden Platz, der zu besetzen ist, bei der Fach schaft der Angestellten zu melden. Es müßte auch möglich sein und sollte in ernste Erwägung gezogen werden, die Erwerbslosen aus Sortiment und Verlag, so weit sie nicht in Aushilfs- und festen Stellungen untergebracht werden können, für den Reisebuchhandel einzusetzen. Wir wissen, daß sich wahrscheinlich nur ein Teil dieser Kameraden auf die Dauer im Reisebuchhandel wird behaupten können, aber trotzdem sollte der Versuch gemacht werden, erwerbslose Gehilfen, die inner lich lebendig sind, für den Reisebuchhandel zu gewinnen. Gerade mit Rücksicht auf die Neuordnung des Buchhandels dürste es wich tig sein, auch als Buchvertreter Kräfte einznsetzen, die aus innerem Bedürfnis dem Buch verpflichtet sind, die ihre Tätigkeit nicht als Einzelarbeit ansehen, sondern die Verflochtenheit aller geistigen Dinge durch ihre berufliche Schulung übersehen. Das Vorhanden sein der großen kulturpolitischen Aufgaben und die Pflicht, zu ihrer Lösung mit allen Kräften beizutragen, rechtfertigt einen solchen Versuch. übervrüfen Sie also bitte Ihren Personaleinsatz, den Sie in der nächsten Zeit vorzunehmen gedenken und melden Sie jede offene Stelle aus Sortiment und Verlag, die für buchhändlerische Kräfte in Frage kommt, sofort der Fachschaft der Ange stellten im Bund ReichsdeutscherBuchhändler, Berlin W 35, Am Karlsbad 24. Das neue Volks- und Llnterhaltungsbuch*) Am 24. Juli hat die Reichsschrifttumskammer ihre Anord nung »zur Förderung guter Unterhaltungsliteratur» unterzeichnet: — eine Verfügung, deren Auswirkungen die große Schicht breiter Lesermafsen berühren. Handelt es sich doch um ein wichtiges In strument zur weiteren Ausrottung aller unter den Begriff der Schund- und Schmutzliteratur fallenden Schriften. Ferner aber — und das ist die schwierigere Ausgabe — um die Frage, was den Lesehungrigen als Ersatz geboten werden soll. Hier muß besonders vorsichtig gearbeitet werden, damit der grundsätzlich vorhandene Lesewille nicht einfach zerstört, sondern in langsamer Heraus bildung zu den Zielen geleitet wird, die den maßgebenden Stellen vorschweben. Es sollte eigentlich ohne weiteres klar sein, daß eine solche Entwicklung ihre Zeit fordert; — daß gewisse Übergänge erforder lich sind, die durch Ausmerzung des keinesfalls Zulässigen, dann durch Streichung des Unerwünschten und schließlich durch Ein schiebung erst kürzerer, dann ausführlicherer gehaltvoller Aus führungen gewonnen werden. Die Äußerungen Ungeduldiger, die am liebsten das bunte Groschenheft von gestern auf heute ersetzt sehen möchten durch die gute, mehr in die Tiefe greifende Kurz geschichte, berücksichtigen nicht die schweren wirtschaftlichen Ver luste, die den Gesamtbuchhandel bereits getroffen haben und weiterhin treffen durch zahlreiche Bücherverbote. Dabei ist noch zu beachten, daß die Herstellung und der Verkauf von Büchern nicht gerade zu den einträglichsten Geschäften gehören! Wir setzen mit diesem Beitrag unsere in Nr. 17p des Börsen blattes vom 25. Juli begonnene Auseinandersetzung über die Mög lichkeiten der Schaffung eines neuen Volks- und Unterhaltungs- Schrifttums fort. D. Schriftl. Man kann ruhig zugeben, daß noch vieles zu ersetzen ist durch Besseres im Sinne des wirklich dichterisch Empfundenen. Aber auf diesem Neuland der Seels, auf das eine künftige Lesegensra tion erst schrittweise zu führen ist. sind keine sprunghaften Er oberungen möglich. Die Beratungsstelle der Verleger von Bolks- literatur scheint ein Sammelbecken, ein Bronnen zu werden, in dem der so ungemein wichtige Ausscheidungsproreß für jene riesengroße Zwischenschicht von Büchern erfolgt, nach d-men Mas sen des wirklichen Volkes hungern. Ihren Hunger nicht beachtet, ihr Verlangen nicht rechtzeitig in richtige Bahnen geleitet zu haben, ist das große Versäumnis derer, die heute über die Aus beute der »bunten Schmach» schelten. Wenn man allerdings im Börsenblatt-Aufsatz über »Das Abenteuerbuch«- in Nr. 170 mit Erstaunen liest, daß es nach Gerstäcker und Karl Map nur einen »jungen Schriftsteller- gegeben hat, der Abenteuerbücher zu schrei ben verstand, dann sieht man die große Kluft, die sich zwischen »ordentlichem Sortiment-, »Auchbuchhandel-, Leihbücherei und Altbuchhandel aufgctan hat. In diesen Kreisen mußte man erst auf die sehr reale Tatsache stoßen, daß erstens der Bedarf immer beim Kauflustigen entsteht und zweitens, daß von seinen Wünschen die Lagerhaltung des Verkäufers abhängt. Nngestrebt wird eine kulturelle Erziehung sowohl des Lesers wie auch des Buchverkäufers. Nicht der eigent liche Buchhändler steht hier im Vordergrund, sondern die immer größer gewordene Schar jener »Literaturkausleute«, die bald das Feld, den Markt, allein beherrschen werden, wenn der idealistisch gesinnte Sortimenter sich weiterhin freiwillig dorthin beiseite drängen läßt, wohin man ihn mit kluger Berechnung haben will. Begonnen hat diese Entwicklung natürlich in den Krisen jahren bei denjenigen »Volks-Verlegern, die entweder ihre Er- 983
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