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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1928
- Strukturtyp
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- 1928-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1928
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- Deutsch
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230, 2. Oktober 1928, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel- uns einen schönen Tag um den andern. Sie leuchtete in unsere Sitzungssäle hinein, die uns oft von früh bis in den späten Nach mittag sesthielten, und lockte uns dann hinaus zu einer lustigen Bootfahrt nach Rolandseck, um die Insel Nonnenwerth herum oder zu einer Wanderung nach dem Petersberge oder Drachen felsen und ließ den Blicken in die Ferne immer wieder neue Schönheiten ausleben. Es gibt ein gutes Weinjahr, Herr Kol lege, wenn nicht noch Fröste kommen. Wie oft klang dies hin über und herüber im fröhlichen Austausch der Gedanken, Ja, wenn keine Fröste kommen, gibt's wohl auch ein besseres Jahr für den Buchhandel, über der Herbsttagung in Königswinter lag eine warme durchsonnte Atmosphäre der Verständigung und gegenseitigen guten Willens, Ob sic lang Ersehntes reifen läßt? Ob die zu Kantate geschlossene Zeitehe zu einer gut fundierten Dauerehe wird? Geistvoll bemerkte ein Kollege, es wäre der vierte Monat nach Kantate und man höre schon die Herztöne keimenden Lebens. Möchte die Sonne dieser Herbsttage, die auch im Geiste der Versöhnlichkeit auf unseren Verhandlungen ruhte, in ihrer Nachwirkung neues srischcs Leben im Buchhandel wecken und fördern. Hinter endlosen Kofferreihen standen am Dienstag Vor mittag an der Landungsbrücke in Königswinter die Teilnehmer der Tagung und warteten auf den Dampfer, der sie stromauf nach Koblenz führen sollte. Nun war alles vorüber, Tief in den Koffern lagen die Aktentaschen mit den Ergebnissen der Sitzungen, Hinter uns lagen die Eindrücke des Begrüßungsabcnds aus dem Drachcnfclsen, des Festessens und so mancher frohbelebter Stunden bei Becher und Tanz, Die Stunden im Kreise schöner, liebwerter Frauen, die viele Kollegen diesmal nicht neidisch zu Hause ließen. Hinter uns lag auch »die Stadt mit dem ewigen Dom« und ihr glänzender Empfang auf der Pressa, Alles das wird in einem zweiten Berichte eine berufene Feder schildern. Das leuchtende Finale der Tagung war die Rheinfahrt, Und da steige auch du im Geiste mit aus den Dampfer, lieber Kollege, der du daheim bleiben mutztest, und auch du, der du nicht mit wolltest und mich unter scharfen Brillengläsern hinter deinem Pulte anschaust und dich anschickst, eine Kostenrechnung auf zumachen unter dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit und Nütz lichkeit mit dem Ergebnis eines erheblichen Saldos zu meinen und unseren Ungunsten, Fahre mit den Rhein herauf und nimm mit teil an dem unwiderstehlichen Zauber dieser Fahrt, vorbei an Rebenhängen und Burgen, an alten und grauen Städtchen, deren jedes einzelne eine Weinmarke bedeutet. Und dann rechne nochmals nach. Ja, es ist so, man erlebt den Rhein am tiefsten in seinem Weine, Darum darf ich wohl auch darauf verzichten, alle die Städtchen, Burgen und Berge aufzuzählen, an denen wir vorüberfuhren. Ich weiß sie auch nicht mehr, ich müßte erst wieder Meyers Reiseführer aufschlagen, der die ganze Reise wohlverpackt in der Tiefe meines Koffers ruhte. Du erlebst den Rhein nicht, wenn du den Bestand seiner Burgen und Städte, seiner Berge und Täler mit dem Führer in der Hand ausnimmst. Mitschwingen mußt du im Rhythmus seines flutenden Lebens, dann erlebst du ihn, wie wir ihn an diesem goldenen Septembertage erleben dursten. An allen Tischen fröh liche Menschen, die sich einmal frei gemacht hatten von all dem Drückenden, mit dem uns der Buchhandel belastet, deren Herzen aber auch empfänglicher waren durch so viel befreiendes Schöne, mit dem uns unser Beruf vor anderen beglückt. An meinem Tische saß auch Herr Schulz, der tatkräftige Leiter unserer Werbestelle, Hinter ihm lag das so glänzend gelungene Werk seiner rastlosen Arbeit und Organisation, Mit« der Rheinsahrt schloß es ab. Ich habe immer etwas ketzerisch zum Schrecken meines Magdeburger Freundes Reinecke über laute Werbung gedacht. Nein, die Werbestelle muß erhalten bleiben! Allzubald kam Koblenz in Sicht, Breit dehnte sich der von vielen Schiffen belebte Strom, denn hier flog ihm sein Helles Moselkind fröhlich in die Arme. Wie wandelbar und weit sind doch Männerherzen, kaum hatte ich meinen Eid einem wonnigen blumigen Rheingaukinde geschworen, da umtanzen mich mit dem Klange der Mosel grüngoldige Häubchen aus Trarbach und 1082 Berncastel und ringen um meine standhafte Seele, Auf der andern Seite ragt ernst und stolz die Feste Ehrenbreitstein, Man kann nicht lange Hinschauen, — — — Es schlägt auch wieder unsere Stunde . Mit Koblenz und der Besichtigung der Sektkellerei von Deinhard L Co, erfüllte sich der letzte Programmpunkt der ge selligen Veranstaltungen der Herbsttagung, Schnell leerte sich das Schiff; nur wenige waren unterwegs schon abgebröckclt, und nur eine kleine Schar fuhr weiter nach Aßmannshausen, um dort in der Krone in Erinnerung an die unvergeßlichen Stun den nach der Hamburger Tagung vom Rheine Abschied zu nehmen. Eine große Zahl Kollegen zog durch die von der heißen Nachmittagssonnc durchglühten Straßen zur Sektkellerei, freund lich von der Direktion empfangen. Ein einleitender Vor trag belehrte uns über die Fabrikation des Sektes, dann ging es hinein in die kühle Tiefe der endlosen Keller, Zwei Keller übereinander in einer Ausdehnung von 30 000 Quadratmetern! Vorbei giitg es an unendlichen Faßreihen und endlosen, hoch getürmten Flaschenwänden, O, Mutter Germania, wenn sie dich wirklich einmal trocken legen wollten, Gott verhüte es, wie lange haben sie dann zu tun, ehe sie allein mit Deinhard in Koblenz fertig werden. Doch trug ein Prominenter deutscher Buchhändler seine feine, alkoholfreie Seele ungefährdet durch diesen unterirdischen Tempel des Bacchus und verfiel nicht den Lockungen der freundlichen Kellermeister, die uns oben im Hofe der Kellerei hinter weißgedeckten Tischen schäumenden Sekt kre denzten, Es ist doch gut, wenn man bei einer Rheinsahrt seinen Charakter und seine Grundsätze mit einpackt. Bald gingen die Wogen der Stimmung höher. Kein Wun der! Herr vr, Oldenbourg sprach feine witzige Dankesworte, und das Lied eines Dichters, der sich gar zu gerne mit seiner Muse zwischen Flaschen und fröhliche Menschen drängt, wäre vielleicht besser zur Geltung gekommen, wenn man die Melodie des herr lichen Preisliedes von Frieda Schanz »Wie glüht er im Glase« besser gekannt hätte. Damit es der eine oder andere Kollege, wenn er abends seinen »gewohnten Sekt- entkorkt, noch in Er innerung an die schönen Stunden singen kann, möge es hier folgen: Beim Deinhard Sekt. Mel,: Wie glüht er im Glase, 1. Bei Deinhard in Koblenz Da zwingt man die Sonne In Naschen hinein, Bei Deinhard im Keller Dort strahlt sie und leuchtet Im schäumenden Sekt. S. Komm Brllderlein trinke. Und banne das Grau, Und trinke und singe Den Himmel Dir blau. Von oben nach unten, Wie oft ging Dein Laus, Im Kelche die Perlen, Sie strebe» hinauf, 8. So wirs Deine Bürde Und Würde von. Dir, Und perle erleichtert Zum Lichte mit mir. Dir fehlt cs an Sonne? Sie ruht nur versteckt. Komm Brllderlein trinke, Daun wird sie geweckt.
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