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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel bedarf wohl keiner besonderen Begründung. Andererseits scheint es mir aber infolge der irreführenden Auslegungen angebracht, auch an dieser Stelle einmal die Ausgaben und Grenzen der Foto- mikrograsie in ihrem Verhältnis zu Schrift und Buch zu um reißen. Die Entwicklung von der fotostatischen Wiedergabe von Schriftstücken und Druckwerken zur Fotomikrografie erfolgte unter dem Zwange der Wirtschaftlichkeit. Gegenüber allen älteren foto grafischen Verfahren bietet die Fotomikrografie Ersparung an Raum, an Herstellungs- und Versandkosten. Erst die Fotomikro- grafic hat die Möglichkeit geschaffen, die fotografische Wiedergabe in größerem Umfange den wissenschaftlichen Arbeitsmethoden dienstbar zu machen. Die großen wirtschaftlichen Vorteile recht fertigen allein die unbestreitbaren Unbequemlichkeiten, die mit der Benutzung mikrografischer Dokumente verbunden sind. Die Pa- pier-Fotokopie ist bei ausgiebiger Inanspruchnahme zu teuer. Hundert Seiten eines Oktavbuches im gleichen Formate auf Papier fotokopiert kosten allein an Papier rund 12.50 RM. Eine Kopie aus Normal-Kinofilm dagegen beansprucht nur einen Filmstreifen von 2 m, da bei dem Leica-Format 24X36 mm, also der doppel ten Größe des Normal-Filmbildes, je zwei gegenüberliegende Seiten mit einer Aufnahme ersaßt werden können. Das bedeutet aber bei einem Meterpreis des nicht brennenden und für Foto kopien von grafischen Vorlagen am besten geeigneten Positivfilms von 30 bis 35 Psg. nur 60—70 Pfg. Materialkosten. Da die Kosten für Chemikalien, Arbeitszeit und Beleuchtung im ungün stigsten Falle die gleichen sind, durchweg jedoch bei der Film fotokopie ebenfalls wesentlich niedriger veranschlagt werden kön nen, ist leicht erkennbar, daß der Mikrofilm durch seine Wirt schaftlichkeit ganz neue Methoden in der Verwaltung und Be nutzung der Bibliotheken und Archive erschließt. Die zunehmende Inanspruchnahme der Bibliotheken und das Bedürfnis vieler Benutzer, besonders aus den technischen wissen schaftlichen Kreisen, möglichst schnell die literarischen Hilfsmittel zu erreichen, zwingt zur Einstellung auf neue Wege, um so mehr, als der Prozentsatz der Bücher, den die Durchschnittsbibliotheken von der wachsenden Flut der Neuerscheinungen, insbesondere von der ausländischen Literatur, erwerben können, immer mehr ge sunken ist. Infolgedessen ist die Inanspruchnahme des deutschen Leihverkehrs zwangsläufig gestiegen und hat vorzugsweise bei den großen Zentralbibliotheken zu einer starken Belastung geführt, die sich nicht zuletzt auch in den Portokosten bemerkbar macht. Ein preiswertes Fotokopierversahren wird mancherlei Erleichterung schaffen können. So ist es z. B. zweifellos wirtschaftlicher, den von auswärtigen Benutzern gesuchten Aufsatz einer Zeitschrift oder einer Zeitung auf Filmstreifen fotokopiert als Drucksache zu ver senden, als den schweren Jahrgangsband als Postpaket zu fran kieren. Die Beschädigung des Einbandes durch den Versand wird vermieden, die Gefahr des Verlustes durch Betriebsunfälle scheidet aus und der Band bleibt in der besitzenden Bibliothek auch für die Benutzung durch andere verfügbar. Noch fühlbarer treten die Erleichterungen im internationalen Austausch vor allem im Ver kehr mit den überseeischen Ländern in Erscheinung. Auch die Prä senz-Bibliotheken — und dazu zählen gerade sehr viele Fachbibliothe ken — können durch die Fotomikrokopie den auswärtigen Benutzern zugänglich gemacht werden. Die anderen Bibliotheken sind eher in der Lage, die Versendung von Werken, die entweder wegen ihres Werts oder wegen der ständigen Inanspruchnahme im eigenen Hause ungern abgegeben werden, abzulehnen, da eine Fotomikrokopie dem Benutzer — mit Ausnahme der wenigen Fälle, wo es sich um farbige Abbildungen handelt — gleiche Dienste leistet. Voraus setzung jedoch ist, daß mindestens jede größere und mittlere Biblio thek mit einem Filmablescgerät ausgerüstet ist. Aber gerade auch für die kleineren Bibliotheken, die so sehr auf die Hilfe von aus wärts angewiesen sind, bedeutet ein Ablescgerät für Mikrofilme eine ganz wesentliche Erleichterung der Benutzung für alle Teile. Unentbehrlich ist die Fotomikrografie für alle Dokumentations stellen, da sie dem Ratsuchenden meist mit dem Schristtumsnach- wcis gleichzeitig auch die wichtigsten Originaltexte oder Referate bieten müssen. Während so die Fotomikrografie mancherlei Erleichterung bei der Benutzung der Bibliotheken bietet, ist sie gleichzeitig von nicht geringerem Werte für die archivalischen Sammlungsmethoden der Bibliotheken selbst. Mit Hilfe von Filmmikrokopien kann sich eine Bibliothek in den Besitz von sonst unzugänglichen Werken und archivalischen Objekten setzen. Sie kann weiter ihre eigenen Kost barkeiten vor Beschädigung und Verlust durch Anfertigung eines Mikrofilms sichern und schließlich Bestände in ihren Besitz bringen, deren Erwerbung sonst wegen der Kosten und Raumbeanspruchung erschwert waren. Jeder Bibliothekar, jeder Wissenschaftler und jeder Bücherfreund weiß, daß Manuskripte, seltene Drucke und andere Unika durch irgendeinen Zufall häufig an einen Platz verschlagen sind, wo sie wenig oder gar nicht eingesehen werden, während sie an einer anderen Stelle dauernd benötigt werden. Mit Hilfe von Mikrofilmen lassen sich zerstreute Archivalien wieder vereinigen. Die so entstehenden gefilmten Bücher wollen aber nicht etwa als Konkurrenten des gedruckten Buches auftreten; sie haben nur dann Berechtigung, wenn eine Vervielfältigung durch den Druck aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchführbar ist. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Ich habe vor einigen Jahren die in verschiedenen auswärtigen Archiven aufbewahrten Akten der Höchster Porzellan-Manufaktur auf einem Film ausgenom men. Es handelt sich dabei um insgesamt über 2500 Folio-Akten seiten. Der Film hat eine Länge von rund 100 Metern. In einer Blechdose von 4 cm Höhe und 15 cm Durchmesser besitzt jetzt die Bibliothek für Kunst und Technik in Frankfurt a. M. ohne erheb liche Kosten eine Sammlung der Akten zu einem sehr interessanten Kapitel der Stadtgeschichte, die im Original mehrere dicke Bände füllen. In ähnlicher Weise könnte man zahlreiche historische Dokumentensammlungen der wissenschaftlichen Forschung zugäng lich machen. Die Sektion für geistige Zusammenarbeit beim Völ kerbund hat, wie Generaldirektor vr. Krüß mitgeteilt hat, bereits 1929 auf Grund einer Anregung der Bibliothekar-Konferenz die fotomikrografische Reproduktion für die Verbreitung und den Schutz von einzigartigen oder seltenen Objekten in Bibliotheken und Archiven empfohlen und zugleich den Plan entwickelt, eine internationale Sammlung fotomikrografischer Reproduktionen von historisch bedeutsamen Urkunden herauszugeben. In Frankreich hat die -Gesellschaft der Filmausgaben der National-Bibliotheken Frankreichs- eine Sammlung großen Umfangs angelegt, indem sie Handschriften, seltene Druckwerke, Karten und Stiche auf Film streifen aufnimmt, und davon Kopien zu mäßigen Preisen abgibt. Die Gesellschaft beabsichtigte, jährlich etwa 20 000 Filmaufnahmen herzustellen und so in einem Zeitraum von wenigen Jahren alle bedeutsamen Schätze der französischen Bibliotheken zu erfassen und bequem zugänglich zu machen. Auf ein weiteres beachtliches Anwendungsgebiet der Foto- mikrograsie hat vr. Knies (Mainz) vor einigen Jahren hinge wiesen. vr. Knies hat das gesamte Material von verschiedenen Buchausstellungen, die das Gutenberg-Muscum in Mainz ver anstaltet hat, aus Filmstreifen ausgenommen und so die mit vieler Mühe aus öffentlichem und Privatem Besitz zusammengetragcnen Objekte der Ausstellung für eine jederzeit zu wiederholende Bild vorführung festgehalten, da der Filmstreifen nicht nur zum Ab lesen für Einzelpersonen verwendbar ist, sondern auch zur Pro jektion und Vorführung vor einem größeren Publikum verwendet werden kann. Auch hier wiederum fallen die Kosten für die Her stellung eines Ausstellungsfilmes, mit dem archivalischen und praktischen Nutzen eines solchen Dokumentes verglichen, gar nicht ins Gewicht. In Amerika hat man die Fotomikrografie ganz besonders zur Verfilmung von Tageszeitungen in den Bibliotheken ver wertet. Die Tageszeitungen stellen bekanntlich an die Biblio theken bedeutsame Raumanforderungen und verursachen außer dem Einbandkosten, die die Haushaltmiitel erheblich belasten. Hinzukommt, daß Bibliotheken häufig gezwungen sind, größere Folgen von Tageszeitungen nachträglich zu erwerben. Diese Nach beschaffungen sind oft meist sehr kostspielig. Man denke nur an die in vollständigen Exemplaren höchst seltenen Kriegszeitungen und an solche Blätter, die erst nachträglich zu historischer Bedeutung ge langt sind. Die fotostatische Wiedergabe auf Papier scheidet der Kosten wegen aus. Dagegen hat man in den Vereinigten Staaten festgestellt, daß die Verfilmung wesentlich billiger ist als die Be schaffung und das Einbinden von Originalstücken. Vor allem aber 327
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