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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1936
- Strukturtyp
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- 1936-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1936
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- Deutsch
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Lichteffekte verblassen zarte Lyrismcn. Das Rampenlicht siegt über das -innere Leuchten der Dichtung. Das Drama aber lebt nie von äußerlichen Effekten sondern vom Wort. Es fordert Weisheit in verschwenderischer Fülle und straffe Zucht; es darf nicht seicht sein wie eine Regenpfütze. Die letzte Stofsbemeisterung kann uns nur im Buchdrama begegnen. Ohne Buchdrama muß das Drama zer fallen und -durch den Kultus der Untermittelmäßigkeit verdrängt werden. Das muß jedoch auch zum Untergang der Schauspielkunst führen, — denn auch der Schauspieler muß heute wie zu allen Zeiten seine Kunst beweisen an den Gestalten -des großen, aus geformten Dramas und nicht der kleinen Zeitstücke. An der Erneuerung des Dramas wird also nicht die Bühne, sondern der Buchverleger -den Hauptanteil haben. Das wurde bis her übersehen. Das Drama als Buch ist immer der Prüfstein des Dramas. Das Bühnenstück -wird abgeschminkt und zeigt sich in seiner Naturgestalt. Doch, wer wird Dramen verlegen, verkaufen, kaufen und lesen? Zunächst eine Feststellung: Alles ist Gewohnheit. Als Lektüre ist ein gutes Drama mindestens so interessant wie eine Romanlcktüre. Mir schwebt dabei allerdings eine neue Manu skriptform mit erläuternden Zwischentexten vor. — Bismarck erzählt, daß -er eines Tages Schillers Wallenstein meinem Zuge gelesen habe; -dabei sei er so sehr gefesselt worden, daß er sogar -das Mittagessen versäumt und schließlich das Buch tief erschüttert aus -der Hand gelegt habe. — Die Buchausgaben eng lischer Dramen haben heute Auslagen von zehn- bis hunderttausend Exemplaren, während bei uns trotz aller Maßnahmen, Jnstitu tionen, Organisationen das neue Drama zur Premieren-Sensation herabsinkt. Ein großes Verdienst hat die Sritisb Drama Doaxus (London W I, Fitzroy Square 8), der etwa 3000 dramatische Ge sellschaften und lSOO Einzelmitglieder angchören. Zu ihr gehört auch die Villaxe Drama Society, eine Gesellschaft zur Förderung der dramatischen Dichtung in ländlichen Gegenden. Zu den Vor ständen gehören höchste Würdenträger der anglikanischen Kirche, der Freikirchen, des Adels, -der Armee us-w. Durch Lcseabende, Aufführungen, Vorträge, Rezitationen, Büchereien sucht diese Organisation die dramatische Dichtung zu fördern, das Buchdrama zu propagieren und die richtige Beziehung zwischen Drama und Gegenwart zu Pslegen. In vielen Fällen arbeitet sic zusammen mit Schulen und Universitäten. Die illustrierte VcrbandSzeilschrift ---Drama«, eine Monatsschrift für dramatische Kunst in Stadt und Land, daheim und auswärts, erscheint im Selbstverläge der Ge sellschaft. Solche Organisationen können den Vertrieb gedruckter Dramen bedeutend fördern. Und welche Förderung bedeuten sie für die echten Dichter, die selten oder nie eine Bühne finden, die mit ihren Manuskripten vergeblich auf Hilfe von seiten der Bühnenbürokratie warten. Das Wertvollste ist dabei vielleicht, daß nicht beamtete Lektoren von Durchschuittsintelligenz die cin- gereichten Dramen losen, Lektoren, die übersättigt sind mit Papier, — sondern echtes Publikum, oft unter Leitung der Dichter selbst. — Wir haben freilich Literarische Gesellschaften, aber viel zu wenig organisiert, propagiert und viel zu bürgerlich exklusiv. Auch müßten sie viel aggressiver cintretcn für die höchsten dich terischen Gattungen. Das Drama muß Buchdrama sein, um echtes Bühnendrama zu werden. Die Bühne muß wieder Magd, nicht Herrin der Dich tung sein; Tempel der Kunst, nicht aber Prunkhalle. Ist erst das Drama wieder Buch, so ist auch die Öffentlichkeit wieder mit- bestimmcnd auf den Plan gerufen, die jetzt vollkommen aus geschaltet ist. Lektoren und Dramaturgen entscheiden heute allein über Wert und Unwert. Aber weh dem Drama, wenn Spielleiter und Dramaturgen über Sein und Nichtsein bestimmen! Weh dem Drama, wenn der Thcaterkritiker das letzte Wort hat, ohne daß die Öffentlichkeit das Urteil schelten kann! Vom ausländischen Buchhandel England Aus England wird über Versuche berichtet, die von der briti schen Verleger-Vereinigung in Gemeinschaft mit der Vereinigung der Buchhändler zur Lösung der Frage der Rücksendungen von Büchern (Remittenden) angestellt worden sind. Ein Entwurf liegt vor für folgende Vereinbarungen: Die ersten Rücksendungen im Umfang von 10 v. H. der gesamten angeschafftcn Zahl von Büchern werden zum vollen — dem Buchhändler gewährten — Preis, d. h. also vom Netto preis zurllckgerechnet. Die zweiten 10 v. H. werden mit 95 v. H. vom Nettopreis, die dritten 10 v. H. mit einer weiteren Kürzung von 5 v. H. vom Nettopreis und so weiter vergütet. Voraussetzung für die Rücknahme ist natürlich, daß die betreffenden Werke sich in ein wandfreiem Zustand befinden. Ferner soll die Rückgabe nur zweimal im Jahr stattfinden: im Februar für in der Zeit vom Juli bis De zember des vergangenen Jahres und im August für in den Monaten Januar bis Juli gelieferte Bücher. Die »8uucka^ in London hat in jedem der letzten drei Jahre eine Buchausstellung größeren Stils veranstaltet, die von Jahr zu Jahr zunehmende Erfolge zu verzeichnen hatte. Aus dem jetzt veröffentlichten Bericht des »National Look Eouuell« über die Er fahrungen des verflossenen Jahres ist folgendes zu entnehmen: 1933 1934 1935 Zahl der Besucher 13 000 15 000 24 802 Anzahl der ausstellenden Verleger 47 72 74 Gesamtwert der verkauften Bücher L 635 1177 1637 Gesamtzahl Ler verkauften Bücher 3 255 5 603 10 001 Durchschnittspreis der verkauften Bücher 3 8Ü 11ck 4sü 2ä 3sk 3ck Es heißt in dem Bericht u. a.: »Viele der Besucher verrieten eine unerwartete Unkenntnis von der Existenz von Bllcherläden, und sie erfuhren zum ersten Male und mit Dankbarkeit, wieviele und was für Bücher in den britischen Inseln käuflich zu haben sind«. Die während der Ausstellung abgehaltenen Vorträge waren, soweit sie vormittags stattfanden, schwach besucht, und es wird darum empfohlen, sie immer auf die Abendstunden zu verlegen. Der Bericht sprich! sich ungünstig aus über die Bedienung der Ausstellungsstände. Sie sei zwar besser geworden als in den beiden ersten Ausstellungen, lasse aber immer noch zu wünschen übrig. Es wird darum den Verlegern empfohlen, besser geschulte Kräfte für diese Ausgabe heranzuziehcn. Die vom Buchhandel gegen diese Ausstellungen im Anfänge erhobenen menter steht ihnen heute wohlwollend gegenüber^ Als Antwort auf einen Aufsatz über Buchbesprechungen in Zei tungen schreibt im »pudliskers' Oireular« vom 11. April G. E. Kamm vom Standpunkt des Verlegers. Er rügt, daß manche Zeitungen die Angaben des Verlags betreffs des Erscheinungstages nicht beachten und mitunter, um einen Vorsprung zu erreichen, schon vor dem an- gebenen Tage die Besprechung bringen. Daher mag es kommen, daß manche Verleger nicht gern allzulang vor Erscheinen die Besprechungs stücke an die Zeitungen senden. Auf der anderen Seite gibt es manche Zeitung, die ihren Lesern erst nach drei oder fünf Monaten eine sorg fältige Besprechung vorsetzen. Mitunter läßt der Schriftleiter des literarischen Teils eine Anzahl Werke Zusammenkommen, z. B. Über setzungen, um sie insgesamt zu besprechen. Es fragt sich, ob späte Besprechungen für die Mehrzahl der Zeitungsleser noch Wert haben. Für den Verlag sind sie jedenfalls so gut wie wertlos. Etwas mehr Zusammenarbeit zwischen den Schriftleitern und der Werbeabteilung der Verleger würde sicher zum beiderseitigen Nutzen sein. Es war für den englischen Büchermarkt eine Überraschung, als im Jahre 1911 die Firma Williams L Norgatc in London eine billige Serie »Iko Horns Duivevsit^ lüdrary« zum Preise von nur 1. - sü. Publikum waren von der billigen Reihe begeistert und die ersten zehn Bände waren in einer Auflage von je 20 000 Stück schnell ver kauft. Daß das Publikum nach ernsthaften billigen Büchern ver langte, geht daraus hervor, daß z. B. Macdougall's Psrichologn und B. Nnssell's Problems of Philosophy zu den meistgekauften Bänden der Reihe zählten. Während des Krieges wurde die Herausgabe ein verkauft. Nur bei wenigen der Bände ließ der Absatz zu wünschen übrig, manche aber l„d sechzehnmal nachgedruckt worden. Die Reihe ist in den Verlag Ty. Butterworth Ltd. übergegangen. Bei Williams L Norgate sind 134 Bände erschienen. Eine große Anzahl wurde in fremde Sprachen übersetzt und viele sind auch in Braille-Schrift für Blinde zugänglich gemacht worben. 473
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