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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1936-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1936
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- Deutsch
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sehen, dessen er sich unter seinen Autoren und Berussgenossen erfreute. Unser Buchhandel aber hat Ursache, diesem begnadeten Herr scher in seinem Reich, diesem geborenen Führer und Bahnbrecher ein dankbares Gedenken zu bewahren. W. Lederen z. Wir lassen diesen gedrängten Zeilen eines langjährigen früheren Mitarbeiters Adolf Kröners einen zweiten, fie etwas ergän zenden Aussatz folgen. D. Schrift!. Vor fünfundzwanzig Jahren, am 29. Januar 1911, legte der Seniorchef und langjährige alleinige Inhaber des altberühmten, durch die großen Namen Schiller, Goethe und Bismarck geweihten Cottaschen Verlags und der Leiter der »Union Deutsche Ver lagsgesellschaft« Adolf von Kröner, der heute vor hundert Jahren, am 26. Mai 1836, in Stuttgart geboren wurde, für immer die Arbeit nieder. Nicht als zufälliger Erbe kam Kröncr beguem in den Besitz eines schon bestehenden großen Verlagsgeschäftrs. Sein Vater war Verwalter am Städtischen Bürgcrspital und die künst lerischen Neigungen des jungen Kröner, dessen schöne Bariton- stiinme allgemein bewundert wurde, zielten zunächst zur Musik hin. Nachdem er das Eberhard-Ludwig-Ghmnasium in Stuttgart verlassen hatte, besuchte er denn auch das Konservatorium in Paris, um sich hier auszubilden. Aber obwohl ihm kein Geringerer als Liszt Hoffnungen machte, wechselte er von der Musik zum Buchhandel über, wo seine Liebe zu den schönen Künsten, in diesem Fall zur Poesie, ebenfalls ein gewisses und auch praktisches Be tätigungsfeld finden konnte, übrigens hat er, was nur einige Ein geweihte wußten, auch ab und zu gedichtet und geschrieben, aber seine Ehrfurcht vor der Kunst und der Matzstab, den er an das dichterische Können legte, waren zu groß, als daß er, was ihm ja als Berlagsbuchhändler ein leichtes gewesen wäre, mit seinen dichterischen Versuchen die Öffentlichkeit überrascht hätte. Er wurde also Lehrling in der Sortimcntsbuchhandlung von Wilhelm Bach in Stuttgart, arbeitete einige Wochen in Cannstatt, wurde 1856 Gehilfe in der M. Riegerschen Ilniversitätsbuchhandlung in Mün chen und ging 1857 als Buchhalter wieder nach Stuttgart zurück. Mit 23 Jahren erwarb Kröner die Mäntlersche Buch druckerei, in der einst der junge Friedrich Schiller als Redakteur der »Nachrichten zum Nuzen und Vergnügen« ein- und aus gegangen war, und gliederte ihr eine Verlagsbuchhandlung an, die er seit 1862 unter eigenem Namen betrieb. Von rastlosem Schaffensdrang erfüllt vergrößerte und erweiterte er unter Mit wirkung seines 1909 verstorbenen Bruders Paul und unter der Teilhaberschaft seines Bruders Karl Kröner sowohl die Buch druckerei als den Verlag durch den Ankauf anderer Geschäfte in Stuttgart, München, Leipzig und Berlin. So entstand unter Hin zutritt von Wilhelm Spcmaun und unter Mitwirkung von Or. Kilian Steiner die große »Union Deutsche Verlagsgesell schaft«, die dann auch die Münchener »Allgemeine Zeitung» er warb und deren Vorsitzender Adolf Kröner bis 1904 blieb. Mit der »Union« waren auch die »Gartenlaube« und das »Buch für Alle« vereinigt worden. Mit der Zeit trennte er sich, der Ent lastung bedürftig, von mehreren Unternehmungen, überwies auch einige seinem Sohn Alfred zur Gründung eines eigenen Bcrlags- geschäftes in Leipzig, behielt jedoch den 1889 erworbenen Cotta schen Verlag als seine eigenste Domäne. Er war ein würdiger Nachfolger des Verlegers der Werke Schillers und Goethes, Johann Friedrich Cotta, von dem das Wort aus Goethes »Egmont« galt: »Das war ein Mann, der hatte die Hand über die ganze Welt«. Unter Kröners Leitung wurde dieser berühmteste deutsche Verlag unter Festhaltung der bewährten Traditionen weiter ausgebaut und zu neuem Glanze emporgesührt. Sein größ tes Verdienst war es, Bismarck zur Niederschrift seiner »Gedanken und Erinnerungen« bewegt und dieses hochbedeutende und auf schlußreiche Memoirenwerk des Altreichskanzlers für seinen Ver lag gewonnen zu haben. Der Historiker Professor Alfred Dove würdigte diese Tat mit den Worten: »Sich zu Bismarck zu stellen, wie Johann Friedrich Cotta zu Schiller und Goethe stand, war das größte, was in unseren Tagen ein deutscher Verleger voll bringen konnte«. In seinem Berufe war er, unaufhörlich neue Pläne schmie dend, Organisator und Herrscher und so wurde er auch ein Führer seiner Berussgenossen. Im deutschen Buchhandel war gerade nach dem Gewinn einer festen starken Rcichseiuheit eine Störung des Gleichgewichts cingctrcten, das der für das ganze Vercinsgebiet gültige Ladenpreis bisher gewährleistet hatte. Private Spekula tion von Großsortimcntcrn in Berlin und Leipzig besonders suchte den kleineren Sortimenlsgcschäften in den entlegeneren Provinzstädtcn durch Versendung von Neuigkcitskatalogeu mit möglichst niedrigen Preisen, unter Ausnützung des >873 cin- gcsührten Einheitsportos für 5-Kilo-Pakcte, deren Kundschaft ab spenstig zu machen. Es war Adolf Kröncr, der sich diesen bedroh lichen Erscheinungen gegenüber sofort auf den Grundsatz stellte: »Die Erhaltung der eigenartigen Organisation des deutschen Buch handels mit seinen über unser ganzes Sprachgebiet bis in die kleinsten Städte hinein verzweigten Sortimcntsgeschästc liegt im Interesse nicht nur der Buchhändler, sondern ebenso der Bücher käufer und der Schriftsteller. Die Vernichtung dieser Organi sation würde höhere Bücherpreise zur Folge haben, die Verbrei tung der besseren Litcraturerzeugnissc hemmen, also eine Schädi gung unserer Kultur bedeuten«. Kröner war bereits Vorsitzender des Süddeutschen Buchhändlervereins und zugleich zweiter Schriftführer des Börscnvercins der Deutschen Buchhändler, als von Stuttgart aus im Juli 1878 die erste Vcrlegererklärung gegen willkürliche Unterbietung des Ladenpreises erging. Sie führte noch im Herbst desselben Jahres zur Einberufung einer Konsereuz durch den Börsenvereinsvorstand nach Weimar. Auf Antrag Krö ners wurde hier beschlossen, zur Festigung des Börscnvereiiie die in seinem Gebiet bestehenden Lokal- und Bezirksvereine möglichst gleichmäßig zu organisieren und nach Bedürfnis zu vermehren. Dies war der Anfang einer großen, gegen die »Schleudere!» gerichteten Bewegung, deren Führer und erfolgreichster Sprecher Adolf Kröner wurde, der von 1879 an Zweiter und von 1882 bis 1888 und von 1889 bis 1892 Erster Vorsteher des Börsenvcrcins war. In der außerordentlichen Hauptversammlung in Frank furt am Main am 25. September 1887 wurde endlich durch fast einstimmige Annahme der neuen Satzungen das Ziel erreicht. Im 11. Bande der »Publikationen« des Börsenvereins ist ein leben diges Bild dieser langwierigen Krisen und Kämpfe geboten; es heißt darin: »In diesem Widerstreit der Meinungen war es vor allem ein Mann, der mit klarem Blick das rechte Ziel erkannte und es mit kühnem Mut, unbeugsamer Kraft und zähestem Willen zu erreichen strebte, der aber in weiser Mäßigung sich aus das Erreichbare beschränkte und mit kluger Politik schließlich jeden Widerstand zu überwinden wußte: Adolf Kröncr. Wenn auch viele einsichtige und tatkräftige Männer neben und nach ihm gewirkt haben, so war er es doch, der das erreichbare Ziel gesteckt und die Wege zu ihm gewiesen hat: Schutz des Ladenpreises durch freiwilliges Zusammenwirken des deutschen Verlagsbuchhandels und Erweiterung der Organisation des Börsenvcrcins durch Ein gliederung der Orts- und Kreisvereine als deren Organe«. Als der »Bismarck des deutschen Buchhandels« ist in jenen Zeiten der siegreichen Durchführung der Reform Adolf Kröner bei festlichen Zusammenkünften der Berussgenossen wiederholt ge feiert worden. Und wie ein Symbol der Erstarkung des Börscn- vereins ist in der Zeit von Kröners Vorsteherschaft das neue »Deutsche Buchhändlcrhaus« als Ersatz für die alte, zu klein ge worbene »Deutsche Buchhändlerbörse« erstanden. Am Kantate- Sonntag 1886 — am 23. Mai — konnte Kröner im Namen des Börsenvereinsvorstands die ersten Hammerschläge auf den Grund stein des neuen Baues tun. Beim dritten Schlag erbat er Gottes Segen »dem deutschen Buchhandel in seiner Ehrenarbeit für des deutschen Volkes Gesittung, Wissenschaft und Kunst«. Zwei Jahre später, am Tage des Inkrafttretens der neuen Satzungen, er folgte in Gegenwart des Königs Albert von Sachsen die feier liche Einweihung des Buchhändlcrhauses, bei der Adolf Kröner die packende, gehaltvolle Festrede hielt. Der Buchhandel gab seiner Dankesschuld an Kröner im Jahre 1909 durch Er nennung zum Ehrenmitglied Ausdruck. 1915 wurde sein Bildnis im Festsaal des Buchhändlerhauses angebracht. Wilhelm Hei m er. 471
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