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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1936
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- 1936-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1936
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- Deutsch
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Nummer 1S5, 7. Juli 1986 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Zu den Gehilfenprüsungen Wer die verschiedenen Berichte der Gehilfenprllfungen verfolgt hat, wird festgestellt haben, daß in allen Gauen ziemlich einheillich nach den Richtlinien des Bildungsausschusses des Börsenvereins ge arbeitet wird. Nur Bremen im Gau Weser-Ems geht etwas eigen willige Wege. Ich glaube zunächst nicht, daß jeder Prüfungsausschuß nach seiner Methode prüft, wie im Bericht des Gaues Weser-Ems (Börsenblatt Nr. 141) zu lesen ist, sondern daß bis auf den Gau Weser-Ems alle Prüfungsausschüsse ziemlich gleichmäßig prüfen. Haben einige Gaue bisher mehr Gnade walten lassen, so nur, weil der junge Apparat noch nicht eingespielt war. Aus den diesjährigen Berichten war klar zu ersehen, daß schon überall ziemlich gleichmäßig bewertet wurde. Die Bewertung soll ja nicht darauf hinausgehen, irgendein sein ausgeklügeltes Punktsystem zur Geltung zu bringen. (In Hannover haben wir auch ein allerdings ziemlich labiles Punkt system, das aber nur dem Prüfer Anhaltspunkt sein soll.) Wir wollen doch vor allem im Prüfungsverfahren feststellen, ob wir einen brauch baren Buchhändler vor uns haben oder nicht. Ich habe seinerzeit den Bremer Prüfungsplan gelesen und habe aufrichtig die gewaltige Arbeit, die man sich dort gemacht hat, bewundert. Ich habe ihn für meinen Gau nicht übernommen, weil ich ihn für viel zu sehr ins einzelne gehend halte. Wir haben doch mit unseren Lehrlingen kein Staatsexamen vor, sondern wir wollen mit unseren Prüfungen nur feststellen, ob wir mit den auslernenden Lehrlingen brauchbare Standesgenossen erhalten, und ferner wollen wir feststellen, ob die Lehrfirmen dazu genügen. Ich glaube, daß wir durch die Prüfungen unserem Ziele schon bedeutend nähergerückt sind. Zu wünschen bleibt, daß der Bilöungsausschuß eine Anordnung erläßt über die Art der Schlußbewertung. Eine Abstufung ist zur Anspornung notwendig. Es Freizeit 1936 des »Jung sein heißt, den Tag angreifen und zwingen.« Georg Stammler. Der Gau Weser-Ems hatte zu seiner Freizeit »Niedersachsen« im »Hannoverschen Berghaus« in den Stemmer Bergen unter Bruno Hanckels Leitung eingcladen. Und die dem Rufe gefolgt waren, ver lebten eine Woche voll unvergeßlicher Eindrücke. Als Bruno Hanckel am 14. Juni die Freizeit, die unter dem Leit wort »Von deutscher Art« stand, eröffnete, goß es in Strömen. Aber vr. Heiligenstaedt, Hannover, hatte es sich trotzdem nicht nehmen lassen, zn seinem angesetzten Vortrag: »Wie unterscheidet man in der Lite ratur das Echte vom Unechten?« zu kommen. Bereits diese erste Ar beitsgemeinschaft, zu der sich der Vortrag entwickelte, bewies, daß sich hier Jungens und Mädels gefunden hatten, die nicht nur mit dem Kops, sondern auch mit dem Herzen dabei waren. Das Thema bot ja auch beste Gelegenheit, eine der schwersten und wichtigsten Vor aussetzungen unseres Berufes klarzulegen, und die mit ebensoviel Sachkenntnis wie Verstehen geleitete Aussprache dürfte jedem die notwendige Klarheit gebracht haben. Das am nächsten Tage ebenfalls von vr. Heiligenstaedt vorgetragene Referat »Volksbildungsarbeit in Büchereien und Buchhandel« zeigte, wie eng Buchhandel und Volks bücherei verbunden sind nnd wird manches Mißverständnis beseitigt haben. Schon dieser Vortrag konnte bei Sonnenschein draußen vor sich gehen, und die Sonne verließ uns für die Dauer der ganzen Woche nicht mehr, sodaß alle weiteren Arbeitsgemeinschaften unter freiem Himmel stattsanden. — Aus Oldenburg kam Pg. Gonter- mann, Referent der Landesstelle des Propaganda-Ministeriums, und sprach über die »Grundzüge der Kulturpolitik des Dritten Reiches«. Ausgehend vom Aufbau der Neichskulturkammer ging der Vor tragende auf die wichtige Mission, die der Buchhändler im Dritten Reich zu erfüllen hat, ein, und auch hier schloß sich eine lebhafte Aus sprache an. — Die Arbeitsgemeinschaft »Von deutscher Art« unter Bruno Hanckels Leitung folgte. An Hand des Heuslerschen Buches »Von deutscher und germanischer Art« und Abschnitten aus Werken Goethes und Hölderlins wurde versucht, die volkhaft begründete Deutsche Art« zu umreißen. Abwandlungen der Ergebnisse dieser Arbeitsgemeinschaft durchwoben die ganze Freizeit. Eine besondere Bereicherung wurde der Freizeit durch die An wesenheit vr. Otto Gmelins zuteil, und in ganz kurzer Zeit war ein festes Freundschaftsband zwischen dem Dichter und allen Teilnehmern geschaffen. Durch Gmelins ausdrucksstarke Art wurde sein Vortrag »Deutsches Wesen in deutscher Geschichte« ein großes Miterleben. Eine scharf umrissene dichterische Schau deutscher Art, gezeigt an den mar kantesten Vertretern wie Heinrich I., Otto I., Otto II. und Otto III., wäre zu erwägen, ob wir da nicht die Bewertungen der Jndustrie- und Handelskammern übernehmen, die die Prüfung mit »Sehr gut«, »Gut«, »Genügend« und »Nicht bestanden« bezeichnen. Das müßte allerdings reichseinheitlich geregelt werden. Die Prüfungsausschüsse können dem Bildungsausschuß dankbar sein, daß er ihnen bei den Vorbereitungen und in der Prüfungs handlung freie Hand läßt. Nichts wäre schlimmer, als jeden Lehrling nach einem starren System prüfen zu müssen, womöglich mit der Uhr in der Hand: Literaturgeschichte — 15 Minuten, Katalogtechnik — 10 Minuten usw. Im Uhligschen »Buchhandelslehrling« ist das Grundgerippe der Prüfungsordnung abgedruckt. Danach weiß jeder Betriebsführer und Lehrling, was von ihm zur Prüfung verlangt wird. Alle Prüflinge gleichmäßig zu prüfen, dürfte kaum möglich sein, denn man kann von dem Lehrling des großen und kleinen, des Großstadt- und Kleinstadtsortiments nicht gleiche Kenntnisse verlangen. Es wird ja schon versucht, hier durch die Ausbildungsadendc und Frei zeiten einen Ausgleich zu schaffen. Es muß immer wieder betont werden: wir wollen mit den Prüfungen brauchbare Standesgenossen erziehen und keine in allen Sparten vollendeten Buchhändler. Das können wir nach zwei- bis dreijähriger Lehrzeit nicht verlangen. Unsere Gehilfenprüfungen sollen nicht Höchst-, sondern Mindestforderungen des buchhändlerischen Wissens stellen. Die Prüfungsordnung des Bildungsausschusses stellt diese. Diese Mindestforderungen genügen meines Erachtens, um ein brauchbares Wissen zu gewährleisten. Wer durch Fleiß und Begabung darüber hinaus mehr leistet, soll auch belohnt und gefördert werden. L a u d i e n, Prüfungsleitcr im Gau Südhannover-Braunschweig. Gaues Weser-Ems hinterließ liefen Eindruck und rollte in farbenprächtigen Bildern den Traum vom deutschen Südreich ab. Gmelin ließ cs sich auch nicht nehmen, am gemeinsamen Wandertag teilzunchmen und war bei Spiel und Scherz mit unter den Fröhlichsten. Nach der Heimkehr las er ein Kapitel aus seinem im Herbst d. I. erscheinenden Werk über Heinrich VII. vor, mit dem der Traum vom südlichen Kaijcereich endgültig begraben wurde. Kolbenheycrs Schauspiel »Gregor und Heinrich« wurde mit verteilten Rollen gelesen. Mit großem Geschick entledigte sich Kurt Böttcher, Bremen, seiner Aufgabe: »Wie gestaltet der Buchhändler seine praktische Arbeit kul turpolitisch wirksam?«. Die Schwierigkeiten, die dem Buchhändler er wachsen, wurden scharf Umrissen, um den Weg für ihn zu finden, die verantwortungsvolle Arbeit an Volk und Staat zu erfüllen. — Starkes Interesse fand schließlich der Vortrag Richard Brinckmeiers, Kiel: »Junge deutsche Lyrik«. Die lebhafte Beteiligung an der Aussprache bewies, wie wichtig die Lyrik als tiefster Ausdruck der Dichtung ge nommen wird. — Große Aufmerksamkeit fanden auch die Ausführun gen des Pg. Kording, Bremen, Beauftragter der Neichsstelle zur Förde rung des deutschen Schrifttums, dessen unvorhergesehenes Erscheinen mit um so größerer Befriedigung begrüßt wurde, da es zeigte, daß die vorhergegangenen Tage mit ihren wichtigen Arbeiten bereits die Aufmerksamkeit der kulturpolitisch verantwortlichen Stellen gefunden hatten. — Am letzten Tage hielt Bruno Hanckel »Rückschau und Aus blick«. Das Ergebnis der Freizeit kann als ein außerordentlich be friedigendes gelten. Die Klarheit der Aussprachen, die lebhafte An teilnahme aller Beteiligten und die echte Kameradschaft legen beredtes Zeugnis von einem der Verantwortung bewußten Jungbuchhandel ab, der allen die Gewißheit geben konnte, auf dem rechten Wege zu sein. Es ist eigentlich unnötig, noch besonders zu betonen, daß der Tag mit Sport und Gymnastik eingeleitet wurde, daß unsere Lieder bis tief in die Nacht hinein erklangen, daß das Essen vorzüglich war und entsprechend schmeckte. Als Gäste konnten wir zwischendurch Herrn und Frau Moutoux, Oldenburg, Herrn Gauobmann Salow, Olden burg, und Herrn Danzfuß, Hannover, begrüßen, und auch denen wurde der Abschied offensichtlich nicht leicht. Aufrichtig und herzlich war der Dank, den wir beim Scheiden von der uns teuer gewordenen Stätte Bruno Hanckel sagen konnten, war doch unter seiner umsichtigen und unauffälligen Leitung aus den verschiedensten Charakteren eine Gemeinschaft von Menschen geworden, die noch lange an diese Sommer-Sonnentage in den Stemmer Bergen zurückdenken wird, in denen alle, aber auch alle, das Erlebnis der Kameradschaft fanden, wie es schöner, edler und beglückender kaum erreicht werden kann. F. C. 609
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