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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1909
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- Deutsch
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dir. » Lvcite Selleige klägliche kkunchchau Sonnrbenä. iL. I^rpr »ISO« » Literarische buncischau. Religion im KomLn. Neue Bücher, besprochen von W. Nitback-Stah». Leo« doinol Eine Erzählung ou» Jelu Christi Tagen, von Gustav Adolf Müller. AmelangS Verlag. Leipzig 1908. Pfingsten. Roman von AI. Mo > dtman ». Georg Wigand. Leipzig 190F Unterlehrrr StranS. Roman von Heinrich .steiler. Egon Fleischet u. Co . Berlin t906 8.50 M Er ist immer wieder erstaunlich, wie stark und beinah leidenschaftlich das jüngere Dichtergeschlccht sich den llrfrngen der Menschheit, den religiösen, zu- wendet. Eines der Wctterzeichen der Zeit, die auf einen Umschlag in der geistigen Atmosphäre der Zukunst hindcuten. Und das wird zweierlei Folgen haben: daß diese kommende Literatur die eine Zeit- lang verschmähten .großen Stoffe" von neuem suchen wird, nicht nur Zustände, sondern Gegenstände be handeln: sodann, daß sic genötigt sein wild, hinter der erkennbaren Wirklichkeit eine zu glaubende Wahr heit vorauözusetzen, das Naturhasle unter ethischen Gesichtspunkt zu rücken. Das .eigentliche unk größte Thema der Welt geschichte", wie Goethe die Religion nannte, kann der Dichter von der historische» und von der pshcho- logischen Seite aus ansassen: oder vielmehr, er wird die eine der beiden Seiten betonen, ohne die andere zu vernachlässigen. Im crsteren Falle wird der in der christlichen Kulturwell Lebende immer wieder zu deni erhabensten und reizvollsten Stoffe hin- gezogen werden: den Ursprüngen des EhrislentumS und der HeilandSgcstalt. Schon haben wir eine moderne Christusdichtung, deren Weite und Brests von keiner früheren Epoche erreicht lvird. Auch der gelehrte und verdiente Archäologe und Schriftsteller Gustav Adolf Müller hat. wie er im Nach wort zu seinem Roman bekennt, sein Höchstes und Bestes gewagt, indem er all sein Wissen und Können an eine Jesusdichtung setzte. Wie er die geschichtliche Umwelt seines Helden zeichnet, daS ist die reise Frucht wissenschaftlicher Arbeit und wohl auch eigener Anschauung der Örtlichkeiten. Und der gebildete Leser lvird ihm die Echtheit seiner Farbengebung gern bestätigen. Er wird auch seiner nachdrücklichen Versicherung glauben, daß er das Dargestellte seelisch erlebt und aus liebender Phantasie gestaltet hat: er wird das ernste Wollen des Erzählers, einen wirklichen Jesus zu geben, anerkennen: nicht minder sein Dichterrccht, mit den Bruchstücken der Über lieferung srei zu schalten. Es hätte dieser Person- lichen Verwahrungen' nicht bcdurst, die als Anhang zu einem Kunstwerk immer etwas Mißliches haben. Zwei Episoden des Romaues: die Sitzung des hohe» Rates und Jesus vor den Zöllnern und Taugenichtsen in der Wcinscheiike. sprechen inehr als alle Anmerkungen für den Gisst ttNd das Herz des Versassers. Dennoch muß es deni Beurteiler erlaubt sein, aus zwei erhebliche Gebrechen des Buches hinzuweisen: Das erste, daß Jesus in einen, Werke, in dein er erscheint, nicht der alles Interesse verschlingende Mittelpunkt ist., sondern daß der. Liebesroman des HanptmannS Cornelius den Dichter und den Leser so stark beschäftigen kann. Weit schwerer aber wiegt unser anderes Bedenken, daß der Erzähler Pcrsncht, den allmächtigen Gott- incnschen des Johannes-Evangeliums mit dem ein fachen Zimmcrmann von Nazareth zusammen- zitschweißen. Alle im voraus erhobenen Proteste des Versassers können die Tatsache nicht entkräften. Laß man Wundergtorienschein und geschichtlich- Ursachen reihen nicht mis einer Fläche austragen kann. Dogmatische und leibhaftige Wesen können nicht in einem Bilde zusammenstehen. Bezeichnend ist, daß der Verkäster seine,» Jesus sogar die leiblichen Geschwister streichen zu müssen glaubt und die Mutter Maria ist« Ubergeschichiliche katholiüerend verklärt. Hier aber gilt es: entweder eine Legendendichlung ohne geschichtliche Ansprüche schreiben, wie es Klopstock getan: oder vollen Ernst machen mit dem, was wir Heutigen Geschichte nennen. Im letzteren Falls ober sich entschlossen aus die protestaniische Theologie stütz«,, die wahrlich nicht .skeptisch" wirkt, sondern zur ChristnSreltgion zurllcksührt. Nur was aus menschlicher Größe über- Ivälligcnd hervorleuchtet, wird uuS göttlich erscheinen. Und das sagen wir hier vom Standpunkte der Kunst a»S. Eine eigenartige und schwierige Ausgabe hat sich auch Mordtmauu gestellt: den Eindruck zu schildern, de» die ausgehende Sonne des Christen tums auf die Böller der alten Welt machte. Sein Roman soll eine Illustrierung jener Pftngstgcschichte sein, nach der die Vertreter oller Nationen „in ihren Zungen" die neue GottsLbotschasI vernahmen. So führt uns der Verfasser in bm>)em Durcheinander das Völkergemisch des CäsavcnreichS vor: cntariet- stolze Römer, frische, wohrheiterseh,lende Germanen, schwermütige Inder, skeptische Griechen, heiß blütige Araber, eifernde Juden, und läßt sie au, Ende alle .einmütig beieinander" kein am Psiugsttago. Aber die wohlgetrofseueu Type» jener chaotischen und religsonmengenden Zeit entschädigen nicht für den Mangel einer einheitlichen Handlung, die keine be herrschende Persönlichkeit trägt. Auch ist de> Erzähler nicht den, ou .,klecs Homo'- bemerkten Fehler ent gangen, ein Pfiugst Wunder zu berichten, das aus den, Rahmen des Vorstellbaren hcraussäftt und darum den überzeugenden Abschluß verfehlt, auf den er uns durch das ganze Buch begierig gemacht hat. Vor allem aber läßt er die entscheidende Frage offen: WaS führt diese so verschieden beseelten Menschen einem Pfingsten entgegen? WaS begeistert sie eigentlich sür den Nazarener? Nur, daß er wie ein Held gestorben? Oder das seine Gläubige» Visionen Von ihm gehabt? Oder, daß die alten Götter tot sind? Aber das alles sind keine Antworte». Einen religiösen Konflikt der Gegenwart bietet Heinrich Keller. Ter durch soziale Romane bekannte Wiener Arzt behandelt das nicht neue, aber aus dem Boden Österreichs besonders brennende Thema, wie ein religiös sreisiuniger Lehrer als Märtyrer hierarchischer Schulherrschast endet. Das Buch hat bei aller Lcbeuösrische die Schwäche der Tendcnz-Dichtung: Zur Rechten sieht mau heuchle rische Psasscn und duckmäusersschc Schulmeister, zur Linken allein Geist und Manneswürde Eine Wiener Flachsmanniade, die immerhin als Knltnrbttd zu denken gibt und aus geschickter Feder stammt. 6in Dsnclbuck fiir unri flotte*). Der erste Band eines groß angelegtcu Nachschlage werkes für das Heer- und Ilottenwcstzn aller Zeiten und Länder liegt vor uns. Eine stäche, umsassende und moderne Militärcnzhllopädse ist BedürsmS ge- worden, nachdem früher erschienene Werke dieser Art, wie das seinerzeit mit Recht hochgeschätzte „Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften" des Oberst v, Polen, veraltet sind. Der wohl bekannte Name dc§ Herausgebers, Generalleutnants v. Alten, und die Liste der 22Z Mitarbeiter, unter denen sich die hervorragendsten Militärschriststeller befinden, bürgen dafür, daß die Ausgabe in aus gezeichneter Weise gelöst werden wird: der von den geplanten neun erschienene erste Band kann als Beleg im gleichen Sinne dienen. Uber die Anlage LcS Werkes wird im Vorwort solgcüdeS gesagt: .ES soll dem Londossizier. wie dem Seeossizier, dein soivie denen, die sich ans diese Berusözkneige vorbercitcn oder nickt im aktiven Dienste stehen, zuverlässige, übersicht liche und ollgemeinverständlickc Auskunft über olle Fragen aus dcm Reiche der Kriegsivisseiischotten geben. ES soll auch die Quellen onzeigcn, ans denen man bei einer Ver tiefung des Studiums schöpfen lau». De» gleichen Dienst soll da- Handblich ollen leisten, deren Berus oder Jnrereste Nennt»,» lrieg«wüsenichaitliäfer Dinge erheischt, den Schrift stellern und Journalisten, den Technikern, den Verfertigern Dos deutsche und daS österreichfsL-ungorh'che Heer- und Morinctvcscn sind gleichwertig behandelt, und ans die Voll ständigkeit der Angaben übrr die Wehrmacht d-r Schweiz ist besonderer Wert gelegt worden. Den Angehörigen dicker Mächte bietet da» Werk über alle Wissenszweige so viel, daß sic anderer Quellen nur sür Sondcritndien bedürfen. Die einem häufigen Vechstl mUcrivorfenen Dienstvorschriften und Bestimmungen bringt das Buch nicht: ein Taschenbuch soll es nicht ersetzen. Manche Slongcbieie sind in da» Handbuch ausgenommen gerechnet werden können, z. B Abschnitte aus der all gemeinen Rechiskunde. aus der Volkswirtschaft, dein Münz- wesen und ähnliches. Dadurch soll der Wert des Werkes "s Ha-ndb nch für Heer und Fl otte. Enzyklopädie der Kriegswist'enschastrn und rierwandtrr Gebiete. Unter Erster Bond: A—Banonnc. Mil lfi farbigen ^ und schwarzen Taseln »nd 820 Abbildungen IM Text. Deutsches BerlagshauS Bong u. Co., Berit». wird." ll h ch Hiernach sollen die Militärangelegenheiten alle, Länder des deutschen Sprachgebiets als gleichwertig angesehen werden, ein Umstand, der dem Absatz des Werkes zuguic kommen wird, was man de,» Verlage nur wünschen kann. Der deutsche Leser wird dabei um so weniger zu kurz kommen, als die ihn vielleicht besonders interessierenden Ver häitniise Frankreichs. Rußlands, Englands usw. dabei doch auch mit Gründlichkeit behandelt werden, — vgl. z. B. die Artikel „Artillerie". „ArtilleriebelagerungS- train". — DaS .Heranzichcn von Neben- gebieten, die eigentlich den skriegswissenschaiten nicht angehörcn. mag manchem etwas weitgehend erscheinen: ich halte indes diese Erweiterung des Stoffes sür dankenswert und möchte z. B. die ans Volks- und Finanzwirtschast bezüglich«» Artikel nichl missen, weil diese Gegenstände für die Kriegsührung bekanntlich von größter Bedeutung find. Dcr.vorlicgendc Band liefert u. a. sür Afghanistan, lüguvtcn. Algerien, die Alpen, Argentinien, den Atlantischen Ozean, bis BalkanhalbinscI vorzügliche Proben militärgeograp bischer Beschreibung Derartige Betrachtungen werden jedem von Wert sein, der sich über die militärpolitische Lage der Staaten, ihre Hiissqncllen und Berkehrseinrtchtungen, oder über die von der Eigenart eines Kriegs- schanplatzes beeinflußte Kriegsührung ein Urteil bilden will. Die Geschichte der Kriege vom Altertum bis zur Gegenwart soll in einem Sonderbande ver- einigt, Einzeldarstellungen der Schlachten und Ge seihte, Belagerungen usw. sollen in der alphabetischen Reihcnsolgc ihrer Namen dorgebote» werde». Auch diesen Gedanken halte ich sür glücklich. Wer speziell über eine Wnzelschlacht unterrichtet sein will, braucht nur deren Namen auszuschlagen: unter .Mrcolc" wird er z. B. eine Darstellung der Kämpse vom lk>., tk, und 17. November I79K, nebst Plnnskizzc und ÜbcrsichtSkärtchen finden, (übrigens Muß es S 118, Sp. t. Z. 8 v. u. heißen: „ Iin k c Alponeufcr", statt .rechte"). — Wer dagegen den Zusammenhang der Operationen einer- Feldzuges kennen zu lernen wünscht, wird zu dein künftigen Bande mit der Aufschrift „Kriege" greisen. Man dars erwarten, daß dieser Band einen scsscluden Überblick über dis historische Entwicklung der gesamten Kriegskunst darbicten wird. Der ge schichtlichen Entwicklung der Dingo wird übrigens aus alte» Gebieten des Heer- und Jlotten- wcscuS gebüvrcnd Rechnung getragen, vgl. u. a. de» Artikel „Ausdehnung der GesechtSsront". Die Technik findet die ihrer hcntigcn Be deutung entsprechende Berücksichtigung. Mit dein Ansangsbuckistaben A enthält der 1. Band z. B. Artikel über „Abiprcizen im Brückenbau". „Affüt- true", „Akkumulatoren", „Aktionsdampsturbinen", „Anker", „Anschlnßrolle", „ArbeitSkontatt", „Artille ristische Maschine» der Kriegsschiffe", „Asche-Ejektor", „Automobilgeschützc", „Azetnlenlampen", die sämtlich durch Abbildungen crläi t rt sind, Sehr dankbar wird auch von den Landosfizioren die eingehende Behandlung des F l o t t c » w c s c „ s ausgenommen werden Sic wird dazu dienen, das Verständnis sür dieses Gebiet zu Verliesen und das sür ein Zusammenwirken von Herr und Flotte nötige gegenseitige Einvernehmen zu fördern, über die Ausdehnung der einzcInc » Abhandlungen in einer solchen Enzyklopädie kann man natürlich verschiedener Ansicht sein: im allgemeinen wird indes wohl das Interesse und Bedürfnis des erstrebte» Leserkreises den Maßstab obgeben müssen. Will man dielen Gesichts- Punkt gelten lassen, so wird es immerhin auffallen, daß der weitaus längste Aufsatz in diesem ganzen Baud« dem Thema „Adel" gewidmet ist. Während z. B. über die „Artillerie" aller Staaten einichl. der historischen Entwicklung elf Seilen Text geboten werden, über „Armierung" der Festungen und Kriegsschiffe — in einem übrigens sehr schönen Aufsatz — zusammen 12 Seiten, nimmt die ülbhandtung „Adel" 3fi Seiten in Anspruch, wozu dann »och Setten über besondere Adele- angelegenheite» komme»! Ich glaube nicht, daß hiermit deni Interests und Enipfinden der großen Mehrheit bürgerlicher Offiziere, Arzte, Be amten usw. usw entsprochen wird, um so weniger, als alle Nt» da» Heerwesen verdiente» adligen Geschlechter und einzelnen Edclleutc ja außerdem noch gebührend geivürdigt werde», WaS auch durchaus in der Ordnung ist. Von dem Unter abschnitt „Der Ltdel im deutschen rkriegccsiande"
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