Nummer 318, 18. September 1SS6 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 4269 Ein bedeut ende* Rsinnn einer 20jährigen: Kindheit des Herzens Leinen RN 4.50 Heleire vsn Rsftitz«HindenVarg schreibt in Europäische Revue über diesen Roman: Wie dankbar sind wir diesem jungen Dichter, der trotz Hofmannsthal und Rilke — seinen Vorbildern — die eigene Sprache fand, daß er auf einer gewissenhaft beobachteten und gefühlten Wirklichkeit fußend, immer wieder sein eigenes Schicksal in das All bineknstellk. Nie vergißt er, daß seine 8reuden und Leiden sich unter einer Sonne, einem Sternenhimmel abspielen, der über Meere und Berge und fremde Welten strahlt. wie gern folgen wir ihm nun durch die ausführlichen und doch wortkargen Beschreibungen der Ängste und Nöte seiner eigenen Seele, weil wir wissen, daß dieser Dichter in den Himmel zu greifen vermag, wie gab geheimnisvoll das Schicksal diesem rz jährigen soviel Einsicht und ur alte Weisheit^ Liebe, Zorn, Begegnung und Verlassenheit werden unter seiner Hand zu etwas Elementarem. Unsichtbare Götter und Dämonen befehlen den Gestalten, die aus dem Halbdunkel auftauchen und wieder entschwinden. Jede dieser Begegnungen ist wichtig, wir können dieses Luch nicht mehr aus der Hand geben, wir seufzen mit dieser Seele in dem unbarmherzigen, engen Hotelzimmer, in den Gaststätten und Straßen, in den unerbittlichen Eisenbahnzügen, die uns von dem geliebten Antlitz trennen, wir blicken mit ihr in Häuser und Höfe, wo Rinder lächeln und Tote begraben werden, wir betrachten mir neuem Auge Regentage, Abendhimmel und Mondnächte, wir empfinden mit dieser Seele einige Augenblicke erlösender, scheuer Liebe wie einen warmen Strom, wenn sie namenlos im Schatten — ohne Aufblick tastend — eine Einheit mit unsichtbaren Harmonien ermöglicht, wir erleben mit ihr den beseligenden Schmer; zu großer Erfüllung. Dann sitzen wir mit ihr in einem Raum vor einem Menschen mit Heller Stirn, — ein Stummer, Hilfloser, wie wir alle, der nur eine Hand etwas auszustrecken vermag und dann auch im Nebel entschwindet. Und schließlich erheben wir uns mit dieser Seele aus dem „Thiar oscuro" zu neuer Einsicht: Die Nacht mit ihrem schwärmerischen Dunkel ist gewichen: die Vögel zwitschern im rosigen Morgenlicht. Aus allem Abschied, aus Vergehen und Unüberbrückbarkeit erwächst eine neue Rraft, die uns den weg weist. Die Stimme der neuen Jugend erhebt sich, die schöpferisch aufbauen will, wir müssen Hölle und Himmel durchfahren, um das Licht zu erschauen. Dieser Roman wird zum epischen Gedicht, ein Dichter singt die Rlage der Menschheit aus tiefer Sehnsucht heraus. Das Ziel, das er immer wieder sucht, wird er uns hoffentlich noch in neuen Werken verkünde». Dieser Rsinnn -nrf nnf Ihrem Lnger nicht fehlen G Rascher Verlag / Zürich and Leipzig Börsenblatt f. L. Deutschen Buchhandel. 103. Jahrgang. 686