Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1936
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- 1936-12-03
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schiedendenkende sich gegenseitig entweder sür Schurken oder für Dummköpfc halten«. Paul Ernst umschreibt hier die Situation der Litcraturkritik in seiner bekannten klaren und unerbittlichen Weise so, wie sie sich vielfach auch heute noch darftellt, und zwar natürlich immer dort, wo man ihre eigentliche Aufgabe aus Unfähigkeit oder Absicht noch nicht begriffen zu haben scheint. Die Gefahr, das; die literarische Kritik zu einer Persönlichen Auseinandersetzung der Kritiker unter sich führt, ist immer groß, solange sic von Menschen ausgcübt wird, die für ihre selbstverständliche Subjektivität all gemeine Gültigkeit beanspruchen; sie ist aber besonders groß dort, wo die literarische Kritik als Tätigkeit an sich zu ernst und zu wich tig genommen wird, sodaß hinter ihr an Bedeutung der Gegenstand der Kritik, der doch im Vordergrund stehen sollte, mehr und mehr zurücktritt. Diesen Zustand gilt es heute vor allem zu bekämpfen, deshalb ist es immer noch nicht überflüssig, in aller Deutlichkeit auszusprechcn, daß der Kritiker an sich nicht wichtig ist, daß er viel mehr schädlich und verwirrend wirkt, wenn seine Tätigkeit nicht die Wichtigkeit und die Bedeutung des Werkes, mit dem er sich befaßt, in besonderem Maße hervorhebt. Wichtig ist auf dem Gebiet der Buchbcrichtcrstattung das Buch und die W i r k u n g e n, die von ihm ausgehen, d. h. also, das Volk, von dem die Aufnahme der in einein Buche niedergelegten geistigen und kulturellen Werte ver langt wird. Es ist die Aufgabe des Kritikers, herauszuspüren, welche Wirkungen einem neuen Buche als möglich zuzusprcchen sind; dann aber liegt es ihm weiterhin ob, die Notwendigkeit und Tragweite dieser Wirkungen zu untersuchen, ihre negative und Positive Bedeutung sür das geistige und seelische Leben des Volkes festzustellen und darnach sein Urteil auszurichten. Denn auch Kunst ist uns als Kunst an sich nicht wichtig, sie bedarf also in jedem Falle einer Untersuchung auf die Wirkungen, die von ihr ausgehen. In einer Zeit, die auf dem Gebiet der Buchwirtfchaft noch immer ge kennzeichnet ist durch ein Übermaß der Produktion, ist es besonders wichtig, durch eine klare Scheidung von Nötigem und Unnötigem, Wesentlichem und Unwesentlichem zu verhüten, daß volkswirtschaft liche Werte verschleudert werden. Der Kritiker fühle sich daher ebenso wie der Schriftleiter, mit dem er ja in vielen Fällen personcngleich ist, als in öffentlichem Aufträge stehend, denn nur im Besitze dieses Standpunktes wird er der Gefahr, sich selbst zu wichtig zu nehmen, entgehen können. Vom Kritiker zum Schriftleiter. Bei einer Tätigkeit, der eine so hohe Bedeutung zukommt, ist nicht unwichtig die Frage nach ihren Trägern, denn mit deren Haltung und Gesinnung steht und fällt ihre Würde. Eine der idealsten Berufsverbindungen sür den Buchkritikcr wird immer die Tätigkeit als Schriftleiter einer Zeit schrift oder als Schriftleiter der Schrifttumsbeilage einer Zeitung sein, da cs ihm hier möglich sein wird, sich das herauszugrciscn, wozu er sich in Anerkennung oder Ablehnung besonders bcsähigt fühlt, während er alles andere unter seinen Mitarbciterstab aus- teilen kann. Dazu tritt für ihn weiter die Möglichkeit, seine Urteile an den Urteilen der Mitarbeiter und die Urteile der Mitarbeiter an seinen Urteilen zu überprüfen. Um den Schriftleiter der Litcratur- beilage einer angesehenen Zeitung wird sich dann im Laufe der Zeit, sofern er eine geistig lebendige Persönlichkeit ist, ein Kreis von Mitarbeitern sammeln, der eine einheitliche geistige Haltung vertritt, und in seinen Äußerungen mehr und mehr für Buch händler und Leser zu einer autoritativen Stelle gesunder und zu verlässiger Urteile zu werden vermag. Natürlich werden auch dann immer Jrrtümcr möglich sein, aber sie werden, wenn die Hal tung des einen solchen Kreis führenden Schriftleiters einwandfrei ist, kaum das Wesentliche berühren, also kaum Schaden und Ver wirrung anrichten. Voraussetzung ist, daß der Leiter dieses Kreises dem Ganzen des literarischen Geschehens ausgeschlossen ist, daß er sich also nicht nur auf das beschränkt, was er seiner eigenen Be arbeitung vorbehält, da nur die klare Übersicht das Auge wach und den Blick frei erhält. (Schluß folgt.) Drei Jahre Reichskulturkammer Ein Rückblick »Kultur ist höchster Ausdruck der schöpferischen Kräfte eines Volkes. Der Künstler ist ihr begnadeter Sinngeber. Es wäre vermessen, zu glauben, daß seine göttliche Mission außerhalb des Volkes vollendet werden könnte. Sie wird für das Volk durchgesührt, und die Kraft, deren er sich dabei bedient, stammt aus dem Volk.« Or. Goebbels am 15. Nov. 1933. An den Zeiträumen gemessen, die große geschichtliche Entwick lungen benötigen, ist der Zeitabschnitt zwischen dem Umbruch des 30. Januar 1933 und dem 22. September 1933, dein Tag der Ver kündung des Reichskulturkammergesetzes, als kurz zu bezeichnen. In diesem Zeitraum wurden neben unerhörten politischen Leistun gen die Grundlagen sür ein bis jetzt einzig dastehendes kultur politisches Werk geschaffen. Am 15. November des gleichen Jahres erfolgte die feierliche Eröffnung und Konstituierung der Reichs- kulturkammer, deren Sinn Reichsminister IN. Goebbels in den oben zitierten Worten zusammcnfaßte. Er führte damals bei seiner Ansprache u. a. noch aus: »Die Reichskulturkammer stellt den Zu sammenschluß aller Schaffenden in einer geistigen Kultureinheit dar. Sie beseitigt die nur noch mechanisch wirkenden Organisations überbleibsel der vergangenen Zeit, die der freien Entwicklung unseres kulturellen und künstlerischen Lebens bloß im Wege standen. Die schaffenden Menschen sollen sich in Deutschland wieder als eine Einheit empfinden; es soll ihnen jenes Gefühl trostloser Leere genommen werden, das sie bisher von der Nation und ihren treibenden Kräften trennte. Nicht einengen wollen wir die künst lerisch-kulturelle Entwicklung, sondern fördern. Der Staat will seine schützende Hand darüber halten. Die deutschen Künstler sollen sich unter seinem Patronat geborgen fühlen und das beglückende Gefühl zurückgewinnen, daß sie im Staate ebenso unentbehrlich sind, wie die, die die Werte seines materiellen Daseins schaffen. 1058 Die neugegründete Reichskulturkamnicr steht über den über lebten Begriffen von modern und reaktionär. Ihre Arbeit soll ebenso abhold sein dem modern scheinenden Großmannstum, hinter dem sich künstlerisches Nichtskönnen verbirgt, wie sic abhold ist dem reaktionären Rückschritt, der der Jugend und ihren gesunden Kräften den Weg verbauen will.« Der Anlaß der dritten Fahrestagung gibt uns Gelegenheit zu einem Rückblick über das Werden des Werkes der Reichskultur kammer, zu einem Besinnen auf die Stationen, die gleichermaßen bedeutungsvoll sind für die Angehörigen aller Einzelkammern. Das Rcichskulturkammergesetz. Das Reichskulturkammergesetz vom 22. September 1933 er teilte dem Reichspropagandaminister die Ermächtigung und den Auftrag, in Körperschaften des öffentlichen Rechtes die Angehöri gen der Tätigkeitszwcige zusammenzufafsen, die seinen Ausgaben kreis betreffen. So wurden sieben Körperschaften errichtet: die Reichsmusikkammer, die Reichskammer der bildenden Künste, die Reichstheaterkammer, die Reichs schristtumskamm er, die Reichsrundfunkkammcr, die Reichspressekammer und als siebente' die schon als »vorläufige Filmkammer« am 22. Juli 1933 errich tete Filmkammer. Diese sieben Kammern wurden zu einer Reichs kulturkämmer vereinigt, deren Präsident in Personalunion der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ist. Aus dem H 3 der ersten Durchführungsverordnung des Ge setzes ergibt sich die Aufgabe der Reichskulturkammer: »Durch Zu sammenwirken der Angehörigen aller von ihr umfaßten Tätigkeits zweige unter der Führung des Reichsministcrs für Volksausklärung und Propaganda die deutsche Kultur in Verantwortung für Volk und Reich zu fördern, die wirtschaftlichen und sozialen Angelegen heiten der Kulturbcrufe zu regeln und zwischen allen Bestrebungen der ihr angehörenden Gruppen einen Ausgleich zu bewirken«. Die-
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