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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1930
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- 1930-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1930
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- Deutsch
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14g, I. Juli 1830. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. in neuen Bearbeitungen, Neudrucken oder vollkommen unver ändert, verlangt werden, wie z. B. Plattners Probierkunst mit dem Lötrohre, Erdmann-Königs Grundriß der allgemeinen Warenkunde, die Schieblersche Ausgabe der Werke Jakob Böh mes, die Prachtausgabe der Minnesinger Von der Hägens und die medizinischen Forschungen von Carus. Zu den Annalen, die unter Poggendorffs Redaktion säst alle verwandten Zeitschriften des Auslandes übertreffen, gesellt sich Erdmanns Journal für praktische Chemie mit ähnlicher Bedeutung für Verlag und Wis senschaft. Unter der 38jährigen Führung Wilhelms ist der Verlag noch stärker wissenschaftlich orientiert als vorher. Zahlenmäßig steht auch jetzt Theologie an der Spitze der Gesamtproduktion — der Vertrieb von Bibeln unter Wilhelms eigenem Namen nimmt eine beachtliche Stelle ein —, aber die Werke von Be deutung und Gewicht gehören den anderen Fakultäten an. Die theologischen, ägyptologischen und juristischen Bücher sind heute vergessen oder überholt, die geistes- und naturwissenschaftlichen haben die größte Lebensdauer gehabt. Ebenso wie Wilhelm seine finanziellen Kräfte überschätzt hat, so hat er auch stets seinen eigenen körperlichen und seelischen Kräften zuviel zugemutet. Aber der dauernden Über spannung war seine an sich schwache seelische Konstitution nicht gewachsen: sein freiwilliger, tragischer Tod im Dezember 1851 findet wohl von hier aus eine Erklärung, ohne daß damit, wie in allen solchen Fällen, Letztes und Endgültiges gesagt sein kann. Der aufopfernden und rastlosen Tätigkeit von Wilhelms ältestem Sohn, vr. AdolphAmbrosiusBarth, dankt die Firma ihr Fortböstehen in den sehr kritischen Jahren nach Wil helms Tode, dankt sie ihre Sanierung und Neufundierung. Die sem einzigen Außenseiter an der Spitze des Geschäftes — als Naturwissenschaftler hatte sich Adolph ursprünglich der Gelehrten laufbahn zugewendet — fiel das schwerste Amt zu. linier Ver zicht auf eigene Hoffnungen und Wünsche hat er in verhältnis mäßig kurzer Zeit wieder geordnete Verhältnisse geschaffen und sogar einige wertvolle, neue Veröffentlichungen wagen können, wie z. B. Poggendorffs Biographisch—literarisches Lexikon und die Untersuchungen der Brüder Schlagintweit. Zwar ging die Verlagsproduktion auf etwa ein Drittel zurück, aber eine solide, pünktliche Geschäftsführung stellte das alte Vertrauen zur Firma wieder her und schuf neue Möglichkeiten für Ausbau und Entwicklung. War vr. Adolph Barth als geistig eingestellter Mensch an der Aufgabe, die ihm sein Vater hinterlassen hatte, in der Sorge für den Verlag wie für Mutter und sieben Geschwister gewachsen, der ihm 1800 folgende zweitjüngste Sohn Wilhelms nützte die neuen Möglichkeiten nicht so aus, wie es die Selbstlosigkeit seines Vorgängers verdient hätte. Hans Barth begnügte sich, die an gefangenen Arbeiten abzuschließen, und brachte selber nur wenige, kleinere Werke heraus. Lohrmanns Mondkarte, bereits unter Wilhelm begonnen, wird jetzt vollendet, zum 100jährigen Bestehen der Firma 1880 ein Bücherkatalog ihrer gesamten Pro duktion hergestellt, und Poggendorffs OOjähriges Redakteurjubi läum mit einem in Gold gedruckten Jubelband der Annalen ge feiert. Durch die Erwerbung der theologischen Werke von F. Henschel-Berlin tritt jetzt wieder Theologie an die Spitze sämt licher Vcrlagsartikel, während sich die wissenschaftlichen Autoren der Firma, wie von jeher, ziemlich gleichmäßig auf alle Fakul täten verteilen. Die Rolle, die der Verlag im gesamten Buch handel spielt, ist recht klein und bescheiden im Verhältnis zu der in den Zeiten Wilhelms, aber Annalen und Erdmanns Journal sichern ihm weiterhin Beachtung bei Berufsgenossen und Wissen schaftlern. Als nach dem Tode von Hans Barth 1887 direkte Nachkom men fehlten, und für seine Witwe der Besitz keinen anderen Wert mehr besaß, als ihre materiellen Ansprüche au das Leben sicher- znstcllen, als der beruflichen Idee, die in allen Barths besonders stark gelebt hatte, niemand mehr die Treue hielt, war der Augen blick gekommen, wo ein Fremder den Verlag, der 100 Jahre im Besitz der Familie Barth gewesen war, erwerben konnte. Ain l. Juli 1800 ging die Firma Johann Ambrosius Barth in die Hände von ArthurMeiner über. Das ist heute vor 40 Jah- 614 ren gewesen. Weil das Gründungsdatum der Firma nicht fest zustellen ist — der im Buchhändleradrcßbuch angegebene 5. Ok tober kann aus den Akten nicht belegt werden —, so hat man das 150jährige Bestehen des Berlages auch auf den I. Juli gelegt. Auf diese Weise wird die Geschichte der Firma wieder eng verknüpft mit dem persönlichen Schicksal ihres Inhabers, wie es in den Zeiten der Barths der Fall ivar. Mit dem 1. Juli 1890 begann für den Verlag ein anderes, neues Stadium seiner Entwicklung. Immer bewußter wurde im Laufe der Jahre der Bereich der Firma auf einzelne wissenschaft liche Teilgebiete beschränkt. Eine universale Erfassung aller Wis senschaften, wie sie das Jahrhundert des Individualismus noch gekannt hatte, war bei der ungeheuren Ausdehnung aller Wissens gebiete auch in verlegerischer Hinsicht nicht mehr möglich. Daß gerade Naturwissenschaften, Medizin und Psycho logie bevorzugt wurden, lag an den gegebenen Umständen. In den Annalen und Erdmanns Journal hatte man eine sehr stabile und leicht zu erweiternde Grundlage, die, durch einige natur wissenschaftliche Werke (z. B. Plattner und Erdmann-König) ver stärkt, die Möglichkeit des Sich-Einsctzens für die Ausbreitung der Naturwissenschaften bot.. Man nahm damit die alte Tradition auf und diente zugleich einer zukunftsreichen Wissenschaft. — Medizinische Werke haben vor 1890 keineswegs gefehlt, aber jetzt erst bekamen sie für den Verlag entscheidende Bedeutung. Als er Ende des 19. Jahrhunderts für die Hauptprobleme der Medizin eintrat, obwohl mit der Veröffentlichung mancher Werke, vor allem der über Geschlechtskrankheiten, zunächst ein nicht unbeträchtliches Risiko verbunden war, war die lebendige Fühlung sowohl mit der beruflichen Idee wie mit den neuen wissenschaftlichen Ideen abermals vorhanden und wirkte sich wie in der Vergangenheit zum Guten aus. — Als natürliches Ergänzungsgebiet der Medizin wurde sehr bald Psychologie an geschlossen, die in der Neuzeit eine ganz andere und wichtigere Rolle innerhalb und außerhalb der reinen Wissenschaft spielt als früher. Allgemeine und angewandte Psychologie wurden gleichmäßig berücksichtigt. Kleinere und größere philosophische Werke stehen mittelbar in Beziehung zu ihr. Um dem Verlag einen größeren Aktionsradius zu geben, fanden im Laufe der Jahre verschiedene Ankäufe statt: 1892 Ambr. Abel — in der Hauptsache wissenschaftliche Medizin und Psychologie; 1907 Erwerbung der Zentralblätter für Chirurgie, Gynäkologie und Innere Medizin von Breitkopf L Härtel; 1908 Quandt L Händel — naturwissenschaftliche Werke; 1911 Leopold Voß — vor allem Werke der Chemie und Medizin; 1917 Curt Kabitzsch — hauptsächlich medizinische (Katz-Blumenfeld!) und vorgeschichtliche (Kosinna) Werke. Während die Firmen Ambr. Abel und Quandt L Händel bald gelöscht wurden, hat man die NamenLeopold Voß und Curt Kabitzsch, weil sic einen guten Klang haben, beibehalten, obwohl ihre Auslieferung und Abrech nung mit Barth verschmolzen sind. Weiterhin wurde, um die Beziehungen zwischen Verlag und Publikum zu stärken, 1928 die Sortimentsbuchhandlung Robert Müller-Berlin gekauft. Zusammen mit der Spezialisierung des Verlages traten auch in der äußeren Form, in der neue wissenschaftliche Resultate ge bracht wurden, wesentliche Veränderungen ein. Zeitschriften und Handbücher spielen jetzt eine ebenso wichtige Rolle wie Einzel werke. Sind sie doch ein dringendes Bedürfnis unserer Zeit, da sie sehr schnell einen großen Leserkreis mit neuen Forschungen bekannt machen und über weite Gebiete orientieren. Die Firma suchte und sucht dieses Bedürfnis so weit als irgendmöglich zu be friedigen: die hohe Zahl von 1703 Zeitschriftenbänden, die in den Zeitraum 1890—1930 hineingehören, legt davon ein beredtes Zeugnis ab. Die Namen Krüche, Kraepelin, Möbius, Neisser, Heubner, H. Schmidt lKunigkschcs Vadcmccum: seit 1895 24 Auflagen) sind Marksteine auf dem Weg, den der Verlag im Verein mit seinen Autoren im Dienste derMedizin ging. Er erreichte in der dreibändigen chirurgischen Operationslehre von Bier-Braun- Kümmell 1912/14 eine stolze Höhe (heute liegt die 5. Auflage vor), die auch im Weltkrieg dank zweier wichtiger Werke zur Kriegs chirurgie — Borchard-Schmieden und Lexer — eingehakten wer den kann. Zahlreiche periodische Organe und Handbücher kom-
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