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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1937
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Gebieten und neuen Darstellungsarten zugewandt, die mehr zeit loses Interesse für sich in Anspruch nehmen können. In einem immer größeren Feuilleton- und Unterhaltungsteil werden Tag für Tag nicht neueste Nachrichten gebracht, sondern erzählende Beiträge zum Zeitvertreib, Reportagen zur unterhaltsamen Be lehrung usw. dargeboten. Und damit ist die Zeitung wirklich in ein mehr dem Buch vorbehaltenes Reservat eingebrochen. Es kann bei dieser Sachlage also nicht heißen: Buchleser statt Zeitungsleser, sondern es kann nur gesagt und gewünscht werden, daß der Zeitungsleser auch Buchleser sei oder werde. Wobei das Buch keineswegs nur am Rande aus gelegentliches stiefmütterliches Anpacken zu warten braucht, sondern höchst ein dringlich sich melden kann und soll. Im allgemeinen wird das B u ch zunächst zumindest die Rolle eines Kommentars zur Zeitung übernehmen können und müssen, um darüber hinaus viel weitergehend neue Fragen von sich aus aufzuwerfen. Jedes Buch sollte so geschrieben sein, daß es ent weder sachlich-inhaltlich oder durch die Art der Darstellung zu wei terem Lesen anderer Bücher auffordert und verleitet. Es soll wie die Zeitung Anreger und manchmal auch Führer sein. Trotz aller Bemühungen bleibt die Zeitung in weiten Teilen sachlich Stückwerk. Wer ihre geistigen und technischen Herstellungsbedingungen kennt, kann ihr das auch gar nicht übelnehmen. Und das, was der Zeitung am meisten vorgeworfen wird — ihre gewisse Oberflächlichkeit, ihre nur bedingte Gründlichkeit —, ist zugleich der Ansatzpunkt beim Einsatz fürs Buch. Erinnern wir uns kurz der Aufgaben des Buchhändlers: »Bücher und Menschen in das rechte Verhältnis zu bringen, die feinen Faden zu spinnen von dem einzelnen Buch hoch oben in seinen Regalen zu dem einzelnen Menschen unten im Laden, das vielgestaltige Schaffen unserer Dichter und Denker mit dem so un endlich vielgestaltigen Bedürfnis in Einklang zu bringen«, wie Hayno Focken so schön sagt. Vor allen den Fragen aber, die in diesem Zusammenhang auftauchen, wenn der Kunde im Laden steht und die mit der Zeitung auch zusammenhängen, muß erst die wichtigere Tat vollbracht werden, nämlich ihn überhaupt in den Laden hinein zubringen. Wenn jemand Hunger hat, so wird er den Weg zum Bäcker, Fleischer oder Kolonialwarenhändler von sich aus finden. Geistige Bedürfnisse pflegen sich leider nicht so deutlich von innen heraus knurrend gebieterisch und verlangend zu melden. Dazu bedarf es meist einer Anregung. Für uns Buchhändler kommt es also darauf an, entweder den Menschen um uns diese Anregung zu geben, oder seine bereits geweckten Interessen gefangenzunehmen und am Buche festzuhalten. Einer der wichtigsten Anreger zu geistiger Tätigkeit (und sei es auch nur im bescheidensten Umfange), für manche Leute der alleinige geistige Motorist die Zeitung. Sie tut dabei ganz nebenbei das, worauf wir angewiesen sind und bauen können. Sie sorgt dafür, daß die Kunst des Lesens nicht ver lorengeht, daß jedermann diese Fertigkeit als eine Selbstverständ lichkeit und nicht als Mühsal ansieht und gebraucht. Unterschätzen wir diese anscheinend periphere Leistung der Zeitung nicht! Sie biLet eine wichtige Voraussetzung jedweder Buchkultur überhaupt. Aber über diese erfreuliche schulungs- und übungsmäßige Leistung hinaus ist sie es, die in erster Linie Art und Umfang des geistigen Inter esses breitester Kreise bestimmt. Hier müssen wir Buchhändler anknüpfen und uns freuen, daß wir einen solchen geistigen Anreger in der Zeitung haben, daß wir damit sogar gedruckt vor Augen gestellt bekommen, in welcher Rich tung augenblicklich die Gedanken weitester Kreise gelenkt werden. Je besser die Zeitung ist, desto reichhaltiger und nachdrücklicher wird diese Anregung ausfallen und um so zahlreicher sind unsere An satzpunkte. Sei es nun vor unseren Schaufenstern oder in Katalogen — was kann sich schon der Durchschnittsmensch ohne tiefere literarische Vorbildung oder Orientierung unter den manchmal recht seltsamen Titeln vorstellen? Wird aber z. B. in einem Einsteckschild auf solche durch die Zeitung aktualisierte Ereignisse oder Probleme entsprechend hingewicsen, so schasst diese geistige Eselsbrücke die Verbindung zwischen an sich toten Büchern und höchst vitalen Menschen. Wir müssen die vdn der Zeitung einmal angetippten Gedankengänge beim möglichen Kunden nähren. Und wenn die Zeitung als An reger bezeichnet wurde, so ist das Buch weitereBildungs- quelle. Die Zeitung dirigiert die Geister, das Buch nimmt sie gefangen. Fassen wir die Zeitung so auf, und benutzen sie gleichsam als Vorspann für unsere weitere Mittlertätigkeit zwischen Büchern und Menschen, so kann ihr Wert gerade für den Buch handel gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Genau wie der Verleger, muß der Sortimenter sein Ohr am Pulsschlag der Zeit haben, um die Interessen des Publikums zu erfassen oder manchmal selbst mit zu lenken. Außer dieser großen allgemeinen Aufgabe und Leistung hat die Zeitung aber in Einzelheiten auch noch spezielle Bedeutung für den Buchhandel. Nur einige angenehme Verbindungen seien erwähnt. Jeder wird unschwer die für sich zutreffenden Gebiete herausfinden oder noch hinzugewinnen. Theaterspielpläne unterrichten über anzu schaffende Textbücher. Vorträge und Besprechungen geben Gelegen heit zu entsprechenden Fensterhinwersen. Nicht selten lohnt es sich, einen ganzen Artikel hinzuzusügen. Kongresse führen zu Buchausstel lungen. Artikel und Romane schaffen Verbindung zu weiteren Wer ken des Autors usw. usw. Es gibt nicht wenig Buchhandlungen, die einer Zeitung an gegliedert sind. Und doch wird von ihnen dieser günstige Umstand meist gar nicht genügend ausgenutzt. Nur selten ist da wirklich ein planmäßiges Zusammenarbeiten von Buchhandlung — geistigem und technischem Zeitungsbetrieb vorhanden. Ist also der Wert der Zeitung als Nachrichtenquelle und gei stiger Anreger erwiesen, so sollte der Buchhändler versuchen, sich zu orientieren, welche Zeitungen seine Kunden lesen. In der Klein- und Mittelstadt ist die Ausrichtung auf eine Heimatzeitung und eine benachbarte Großstadtzeitung ja ohne weiteres gegeben — in der Großstadt ist diese Bestimmung schon wesentlich schwieriger, deshalb aber um so wichtiger und erfolgversprechender. Es ist bestimmt wirkungsvoller, jemandem einen Prospekt über ein Höhlensorschungs- buch zu schicken, wenn Tags zuvor ein ähnlicher Aufsatz in der Presse stand, als so aus dem Beziehungslosen ins Blaue hinein zu werben. Der »geistige Boden» ist dann beim Prospeltempfänger schon gepflügt und ausbereitet und wir mit unserem Prospekt säen nun, um viel leicht bald zu ernten. Haben wir bisher eigentlich nur davon gesprochen, was aus der-Zeitung herauszuholen ist, so muß nunmehr auch erwähnt wer den, daß der Buchhandel die Zeitung nicht nur als nehmender, son dern auch als gebender Teil benutzen kann. In erster Linie wird dabei an Anzeigen zu denken sein. Zur Zeit wird von dieser Mög lichkeit vom Buchhandel wenig Gebrauch gemacht. Sollte das aber wirklich nur an der veränderten Kultur- und Wirtschaftslage gegen über den Zeiten von vor hundert Jahren liegen? Damals nahmen die Buchanzeigen, auch von Sortimentern, im Verhältnis zu anderen Branchen den größten Teil des Platzes aller Inserate ein. Versand- gcschäfte inserieren heute noch am häufigsten und keineswegs erfolglos. Wenn schon von den Beziehungen zwischen Zeitung und Buch- Han del gesprochen wird, dann muß wenigstens mit einem Wort auf ganz konkrete wirtschaftliche und berufliche Zusammenhänge hin gewiesen werden. Zeitung und Buchhandel arbeiten mit dem gleichen technischen Gewerbe, dem Drucker, zusammen. Der Buchhandel ver treibt Zeitungen und Zeitschriften (und sollte sich dazu keineswegs zu gut sein — warum fahren Zigarrengeschäfte gut dabei: — Nachkauf!) oder er betätigt sich als Anzeigen-Annahmestelle. Schließlich bestehen häufig auch Verbindungen zu den Redaktionen, sei es durch die Rücksendung von Bcsprechungsstücken, die ja in der Regelung des Buchbesprechungswescns ausdrücklich über den Buchhandel vorgesehen ist, oder als Nachrichtenstelle literarischer Vereine, Organisationen usw. Ferner ist die Zeitung geistig für die Werbung verwendbar. Sie liefert schlagkräftige, wirksame Kurztexte für Plakate, Schilder, Briefe, Prospekte usw. Und gibt darüber hinaus auch durch ihre graphische Gestaltung Anregungen. Zeitung und Buch sind also gar nicht feind lich e B r ü d e r. Sie haben jedes besondere Aufgaben zu erfüllen. Jeder Buchhändler erkenne an seinem Platze täglich aufs neue, wie er den Zeitungsinhalt durch Bücher ergänzen kann. Zugleich ist dies aber dann ein Beitrag zur Aktualisierung alter Bestände. 84
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