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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1937
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- 1937-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1937
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- Deutsch
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Zusammenfassung. Er löst sie vom Menschen und nicht lediglich vom Hirn aus. Der Mensch aber ist für Adolf Hitlers Sozialismus nicht nur ein Lohnempfänger, er ist nicht lediglich Masse oder Klasse. Aus diesem Zusammenhang sind die sozialen, also für jede Kulturpolitik so wichtigen Probleme in Deutschland so glücklich ge löst worden. Wenn man vordem in Deutschland wie in anderen Ländern, aber im Deutschland der Notverordnungen, der Theorien und An sprüche zahlloser Parteien hauptsächlich, immer wieder die For derung erhob: »Die Wirtschaft braucht Ruhe- und die ständige Wiederholung dieser Forderung schlüssig bewies, daß diese ver langte »Ruhe» nicht da war, dann muß man heute nur daran denken, was Adolf Hitler tat. Er stellte keine Betrachtungen dar über an, sondern er berichtigte ganz einfach diesen Satz dahin: die Wirtschaft braucht Menschen, die, an welchem Platz sie auch stehen mögen, in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Und das setzte er durch. Wir wollen deshalb daran denken, weil es notwendig ist, aus solche Beispiele der Tat sich erheit hinzuweisen, um es ins richtige Licht zu stellen, wenn eben vom buchhändlerischen Auf trag gesprochen wurde. Denn diese Aufgabe ist im nationalsozia listischen Staat nicht nur eine Redensart, sondern die Forderung zur Tat und zeichnet sich in dem buchhändlerischen Weg und in das Gesicht des Standes nun auch immer ausgeprägter und sicht barer ein. Der Staat hat es dem Buchhandel darum auch bewiesen, daß es ihm mit dieser Tat ernst ist. Dem deutschen Buchhandel ging es zu Anfang 1933 in jeder Beziehung schlecht. Die ungeheure Zahl von arbeitslosen Akademi kern, Ingenieuren usw.; die zusammengestrichenen Haushalte der Universitäten, Bibliotheken, Institute, Schulen usw.; die Notver ordnungen der vorhergegangcnen Regierungen, durch die das überall vom Einsturz bedrohte Haus bald an dieser, bald an jener Ecke gestützt werden sollte; die Angst vor neuen Notverordnungen, denn überall bröckelte es doch weiter ab, belasteten den Stand, vor allem den wissenschaftlichen Buchhandel wirtschaftlich aufs schwerste. Die um sich greifende geistige Unordnung, die jagende Nervosität, die Herrschaft eines Literatentums, das zu dem, was in den Menschen eigentlich vorging, ohne Beziehung war, ihnen daher auch nichts gab, sondern ihre Ratlosigkeit vermehrte, rührte einmal am Bestand des Buchhandels selbst, zum andern auch an der beruflichen Existenz des Buchhändlers. Dafür legen eine Reihe von Aufsätzen im Börsenblatt des Januar 1933 Zeugnis ab. Es ist wichtig, sich an die damals unter dem Motto: «Läßt sich das Publikum beraten» u. a. aufgeworfene Frage zu erinnern und es ist ganz besonders wichtig und bezeichnend, sestzuftellen, daß ein Artikel, in dem diese Frage bejahend beantwortet wurde, unterzeichnet ist: »Ein alter Sortimenter.» Für die jüngeren Semester sah die Lage und die Frage schon anders aus. Das Pu blikum lief dem Buchhändler in zweifacher Hinsicht davon, einmal als Käufer und einmal als Kunde, der auf den Rat feines Buch händlers hörte. Immer öfter mußte der Chef in dis Bedienung eingreifen, denn — von den wachen Freizeitkreisen abgesehen — das, was der junge Buchhändler konnte und kannte, reichte zur echten, vertrauenerweckenden Beratung meist nicht mehr aus und die Urteilsfähigkeit des ohnehin immer mehr lediglich in den Ver käufer, den Augenblick abgedrängten »Prinzipal« oft ebensowenig. Die Zeit griff also unmittelbar in die berusserzieherische Frage bedenklich ein und vergrößerte die auch aus anderen Aufsätzen die ser Zeit ersichtliche und noch in klarer Erinnerung stehende wirt schaftliche Not. Nach der Machtübernahme versuchte der Buchhandel zunächst durch Bildung von »Aktionsausschüssen«, Ausstellung von »So fortprogrammen« seine Angelegenheiten, nun nachdem eine neue Hoffnung eingekehrt war, zu fördern. Darauf im einzelnen ge schichtlich und würdigend einzugehen, dürste später einmal inter essanter sein als heute. Eine Tatsache freilich erhellt mit einem Schlage die Bedeutung, die dem Buchhandel von der Staatsfüh rung zugemessen wurde: am 14. Mai 1933 sprach zum ersten Male in der langen Geschichte der Leipziger Kantatetagungen ein Reichsminister, vr. I. Goebbels hielt seine große, grundlegende Rede: Der Staat hatte in lebendigster Weise den Buchhandel oder genauer gesagt, den buchhändlerischen Auftrag in seinen Schutz und seine Förderung genommen. Dieser Weg führte dann wenige Monate später zum eigentlichen Beginn der neuen Geschichte des deutschen Schrifttums und damit des deutschen Buchhandels über haupt. Am 22. September 1933 wurde die Reichskulturkammer und in ihr als Einzelkammer mit vr. H. Fr. Blunck als Präsident die Reichsschristtumskammer gegründet. War der Buchhandel vorher für den Staat eben irgendein Gewerbe, für das er sich als Steuerzahler interessierte, das aber oft genug sich bei staatlichen Einrichtungen aus eigener Kraft erst durchdrücken und die Bedeutung buchhändlerischer Wirksamkeit für das Ganze erst klar machen mußte, so ries der Staat nunmehr den Buchhandel selbst zu sich. Das war nicht so, als ob er nun aus diesem Beruf, dessen Erfüllung doch gebieterisch Leben, uner müdliche Regsamkeit verlangt, einen Staatsdiensr im Sinne etwa des Rentenempfängers machen wollte sondern: in der Zusammenfassung aller Kulturstände in ihrer organischen Zusammengehörigkeit wurde eine Körperschaft geschaffen mit der Befugnis der Präsidenten, aus dem jeweiligen Gebiet für den Stand Anordnungen mit Gesetzeskraft zu erlassen. Die Reichsschristtumskammer faßte das gesamte Schrifttum zu einer Einheit zusammen, gliederte den Vermittler des Schrift tums sinnvoll ein und überhöhte dadurch sein natürliches pri vatwirtschaftliches Denken durch sozialpolitische Planung. Das bewirkte nun nicht, daß Plötzlich eine Art Zauberformel zur Behebung etwa der wirtschaftlichen Schwierigkeiten veröffent licht oder eine Einrichtung geschaffen wurde, die dem Buchhandel alle möglichen anderen Schwierigkeiten aus dem Weg räumte und ihm — wie vielfach gemeint wurde —, ohne daß er sich selbst viel zu rühren brauchte, einfach Erfolge in die wartende Hand schüttete. Sondern es bewirkte, daß der Buchhandel jetzt zur vollen Entfaltung seiner Regsamkeit, seiner Gemeinschaftskräftc und zum Einsatz für seinen Bolksauftrag gelangte, indem er einen gesetz lichen Schutz fand, ihm sein eigenes Recht verliehen, seine beruf liche Tätigkeit durch Bestimmungen von gesetzesgleicher Wirkung ständisch verankert und das Verhältnis der verschiedenen am Schrifttum durch eigene Aufgaben beteiligten Gruppen — allen voran der schöpferischen — untereinander klar geregelt wurde. Man sieht ganz klar: man ging an die vorhandenen Fragen nicht von außen, sondern von innen, von ihrem Kern aus heran. Dadurch wurde erst eine Voraussetzung geschaffen, von der man die Dauer einer Besserung erwarten durfte. Schon in der Zeit, als der Buchhandel noch große Mühe hatte, eine Umstellung auf neue Tatsachen vorzunehmen und die Formen des alten, ehr würdigen Börsenvereins auf die neue Wirklichkeit des 20. Jahr hunderts zu überführen, wurden wichtige Vorarbeiten geleistet. Die Erfahrung der Jahre vor allem nach 1929 bis 1932 hatte auf verschiedenen Gebieten gelehrt, daß man sich daran gewöhnen und tatsächlich den Mut haben mußte, auch wirtschaftliche Ge danken und Entwicklungen nicht lediglich mit dem gespitzten Rechenstift und mit eisiger Verstandesschärfe, lediglich durch Denk technik unter Verneinung der Gesühlsquellen zu behandeln, son dern daß man — will man Entwicklungen kommen sehen,, sie auf nehmen, ihnen begegnen — die Erwägung vom Leben her nicht ausschalten darf, aus dem und nicht aus abstrakten Vorstellungen sich die Dinge ja entwickeln. Der Nationalsozialismus freilich be durfte dieser Erfahrung nicht erst, um zu wissen, was zu tun sei. Mit Folgerichtigkeit ging er daran, das Schrifttum zu reini gen und mit der Sicherheit seiner Erkenntnis wurde schon durch Anordnung vom 1. Mai 1934 die »Reichsschule des Deutschen Buchhandels» gegründet und gleichzeitig in der Anordnung Nr. 25 des Präsidenten der Reichsschristtumskammer die Gehilfcnprüfung für spätere Berufsausübung vorausgesetzt. Die ausgezeichneten Vorarbeiten Herbert Hoffmanns, Stuttgart, ermöglichten diese unterdessen nicht allein längst allgemein anerkannte, sondern auch vielfältig als richtig erprobte Grundlegung der Berufscrziehung. Sie spielt im gesamten Aufbauplan eine entscheidende Rolle, sie ist auf dem Weg des deutschen Buchhandels nach 1933 ein wich tiger Abschnitt. Sie ist nicht einfach eine »Schulungsanordnung». In ihr sängt der ständische Ausbau erst an, denn sie zielt darauf hin, die Kräfte für kommende große Berufsaufgaben bereit zu »0
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