Was der Mensch ist und wie er sich mit den Eigenschaften des !hrn zum Leben bestimmten Planeten am besten abfindet, diese Fragen bewegen die Menschen, seit sie einen aufrechten Lang angenommen haben und aus einem unerklär baren Drang begannen, über sich nachzudenken. Leister jeder Epoche, die aus sprechen konnten, was die graste Menge fühlt und ahnt, haben auf diese Fra gen zu antworten versucht. Auch die vorliegende kleine Aphorismensammlung gibt auf diese Fragen Ant worten,die—und das macht ihrenMiz aus—von grosterLescheidenheit sind. Wie beglückend ist es, hier tiefe Leüanken ohne graste Worte ausgesprochen zu hören. Wie kommt eine der schönsten Eigenschaften des poetischen Wieners — nämlich „mit den klugen zu denken" — in diesen Aphorismen heraus. Bei aller Fähigkeit, sich dem Lefühl hingeben zu können, herrscht der gesunde Menschenverstand doch vor. Man weist um die grenzen und Möglichkeiten des Lebens, sieht das Leben wie es ist, nicht wie es sein soll. Erst Nestrop und Raimund zusammen ergeben ein abgerundetes Bild vom Wiener des Biedermeier, der überzeitlicher als es die historische Bezeichnung ausdrückt, eine Lebensform des deutschen Menschen darstellt, die man im Lesamtbild des Reiches nicht missen möchte. Dans von Hugo Verlag « Berlin 13L« Nr. 62 Mittwoch, Len 18. März 1940