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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1914
- Strukturtyp
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- 1914-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1914
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Redaktioneller Teil. /sie 93, 24. April 1914. merksamkeil alle Fortschritte beobachten, die inzwischen das rast los aufstrebende Gemeinwesen an den Ufern der Pleiße gemacht hat. Immer mehr geht der Neubau des Hauptbahnhofs der Vollendung entgegen. Im Südosten ist ein neues öffentliches Prachtgcbäudc in Gestalt der Taubstummenanstalt unter Dach und Fach gebracht worden. In der Petersstraße erweckt der monumentale Bau des Warenhauses Althoff gemischte Gefühle und diel weniger frohe Aussichten als die Gebäude der Buchge werbeausstellung, die loie Pilze aus dem Erdboden hervor schießen. Mancherlei ist noch im Werden. Eine neue Zier wird das Stadtbild durch die Denkmäler Schillers, Richard Wagners und Friedrich Lifts erhalten. Der Buchgewerbeverein, dessen Sammlungen bisher im Buchgewcrbehause uniergcbracht waren, plant einen eigenen Museumsbau, zu dem die Stadt bereits ein neben dem Buchgewerbehause gelegenes Gelände zur Verfügung gestellt hat. Dieses Vorwärtsstreben macht sich aber nicht nur in den großen, aller Welt sichtbaren Unternehmungen eines immer mehr der modernen Großstadt näher kommenden Gemeinwesens geltend. Wie an dieser Stelle bereits berichtet wurde, läßt sich die Stadt verwaltung neuerdings die Pflege der allgemeinen Volksbildung sehr angelegen fein. Die neuen städtischen Bücherhallen unter scheiden sich in mancher Beziehung von anderen derartigen Ein richtungen und bringen Neuerungen, die durchaus begrüßt werden müssen. Z. B. wird die Auswahl der Lektüre nicht ohne weiteres dem Publikum überlassen, das in vielen Fällen den Büchern hilf los gegenübersteht, sondern es soll durch die Bibliothekare eine Art Literaturberatung stattfinden. Ebenso sollen in den Katalo gen Erläuterungen zu dem literarischen Material ausgenommen werden. Diese Aufgabe ist durchaus nicht so leicht, wie man viel leicht denken könnte. Die erste Voraussetzung einer solchen Art des Betriebes ist die Anstellung von Personen, die über die nötige literarische Schulung verfügen und nicht allein Titel und Einbände, sondern auch den Inhalt der Bestände kennen. Die Literaturberatung selbst verlangt einen besonderen Takt, wenn nicht der Eindruck der Bevormundung oder einer lästigen schul meisterhaften Belehrung erweckt werden soll. Der Versuch ist so interessant, daß wir nicht verfehlen werden, darauf zurllckzukom- men, wenn der Betrieb der städtischen Bücherhallen in vollem Umfang ausgenommen sein wird. Vorläufig ist nur ein derartiges Institut eröffnet worden und auch das nur teilweise (schöne Lite ratur und Naturwissenschaften). Der Verein für öffentliche Lesezimmer, der bisher neben dem Verein für Volkswohl die von der Stadt aufgenommene Volksbildungsarbeit geleistet hat, gibt in seinem 27. Jahresbericht eine interessante Übersicht über seine Betätigung im Jahre 1913 und über den Anteil, den das Publikum an den Einrichtungen genommen hat. Trotz der man cherlei ablenkenden Veranstaltungen des vergangenen Jahres in Leipzig ist der Besuch so lebhaft gewesen wie nie zuvor. An manchen Tagen waren nicht nur alle Stühle besetzt und zahl reiche Besucher stehend in den Gängen zu sehen, es gab sogar Tage, an denen ein Teil der Lcsclustigen abgcwiesen und auf stillere Stunden vertröstet werden mußte. Man beschäftigt sich daher mit dem Gedanken, in andere und größere Räume überzusiedeln, will aber erst die Entwicklung der städtischen BUcherhallen abwarten, um eiu klares Bild der Bedürfnisse zu erhalte». Besser wäre es freilich, wenn beide Arten von Instituten in städtischer Regie verschmolzen und unter eine einheitliche Organisation gestellt werden könnten. Neben den großen Bibliotheken, an deren Spitze heute noch die Universitätsbibliothek, in einigen Jahrzehnten die Deutsche Bücherei steht, existiert in Leipzig noch ein Institut, das in Fachkreisen sehr geschätzt, im Buchhandel aber noch viel zu wenig bekannt und gewürdigt ist: die Pädagogische Zentralbiblio thek, auch Comeniusstiftung genannt. Aus letzterer Bezeichnung könnte man schließen, daß die Bibliothek über ein Stiftungs kapital verfüge. Das ist aber nicht der Fall. Anläßlich des 209. Todestages von Johann Amos Comenius am 15. November 187! durch den Leipziger Lchrerverein gegründet, hat sie sich aus be scheidenen Anfängen und mit Verhältnismäßig geringen Mitteln (staatlichen und privaten Beiträgen, besonders der Lehrervereine) zu einer Fachbüchern von fast 200 000 Bänden entwickelt. In 618 ihr dürfte heute die pädagogische Literatur, einschließlich der Zeit schriftcn, fast lückenlos vertreten sein. Auch sic übt den Benutzern gegenüber insofern eine Beratung aus, alz sie Literatur über cingesandte Themen selbst zusammenstellt und den Interessenten leihweise ohne Berechnung einer Gebühr gegen Ersatz der Porto kosten überläßt. Dieser Umstand dürfte für manche Sortüncnts- buchhändler nicht unwichtig sein, zumal cs diesen nicht in allen Fällen möglich ist, die Literatur zu bestimmten Themen für den Lehrer zusammenzustellen. Auch ergeben sich Schwierigkeiten bei der Überlassung, weil bei solchen Gelegenheiten wenig Nei gung zum Kauf teurer und umfangreicher Werke besteht. Ein Hinweis auf die Pädagogische Zentralbibliothek ist in solchen Fällen am Platze. Mit ihm ist dem Buchhändler in seiner bera tenden Rolle und gleichzeitig dem Ratsuchenden gedient. Anderer seits würde durch eine solche Empfehlung auch der Wert des Insti tuts und seine Bedeutung für die Lehrerschaft immer mehr er kannt und gewürdigt werden. Aus dem Jahresberichte 1913 geht hervor, daß unter den Beitragsleistungen der Buchhandel nur in spärlichem Matze vertreten ist. Es würde sicher zur Stärkung und Erhaltung eines guten Verhältnisses zur Lehrerschaft beitragen, wenn gerade dieses Institut von ihm eine Förderung erfahren könnte, die es verdient und sehr gut vertragen kann. Die Versteigerung der Sammlung Arnold Otto Meyer bei Boerner, Ende März, hatte eine Anzahl hervorragender Vertreter der deutschen Museen und Galerien »ach Leipzig geführt, daneben zahlreiche Privatsammlcr und Vertreter deutscher und auslän discher Kunsthandlungen. Der Gesamterlös belief sich aus die stattliche Summe von 525 000 -kt. Vom Leipziger Museum wurde das prächtige kleine Ölbild »Bürgermeister und Polizeidiener« von Karl Spitzweg für 2700 .// erworben. Unter den anderwei tigen Neuerwerbungen dieses Instituts aus dem Jahre 1813 ver dient ein ausgezeichnetes Oeser-Porträt von Anton Grass genannt zu werden, das dem Museum von Frau Verlagsbuchhändler Al- phons Dürr überwiesen wurde. Für Mitte August bis Ende Oktober ist aus Anlaß der in Leipzig stattfindenden Tagung des Internationalen Museums- vcrbandcs eine Ausstellung von Wecken alter Kunst aus Privat- besitz geplant. Sie soll kunstgewerbliche Arbeiten umfassen, die nur selten in der Öffentlichkeit gezeigt werden, z. B. die deutschen Schmelzmalereien des Barock und Rokoko, die Komödiantcnfolgen der Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts, das sächsische braune Steinzeug des 16. und 17. Jahrhunderts, Gold- und Silberschmiedewerke, Bronze- und Zinnarbeiten, italienische Majoliken usw. Daneben soll eine Sammlung von Fälschungen und Nachbildungen alter Kunst aufgestellt werden, die besonders interessant und lehrreich zu werden verspricht. Hoffentlich findet die Veranstaltung das verdiente Interesse und wird nicht zu sehr von der großen Ausstellung zu Füßen des Völkcrschlachtdenkmals beeinträchtigt. Immer näher rückt der Tag von deren Eröffnung. Tausende von Berufsgenossen rüsten sich zur Reise nach Leipzig. Mögen sie sich nicht auf die Ausstellung selbst beschränken, sondern auch den übrigen Erscheinungen in unserer Stadt ihr Interesse zu wenden, um einen lückenlosen Gesamteindruck mit nach Hause zu nehmen! Vielleicht lernen sie dann die Sprache unserer Stadt verstehen, die kürzlich einem Dichter*) zu einer Impression ver- Holsen hat, deren Schlußsätze hier Platz.finden mögen: »Du stehst und wandelst wie in einer verzauberten Welt: du greifst dir an die Stirn und kannst es manchmal nicht fassen. Tann aber, wenn dir die ganze, schnell erblühte Schönheit dieser tapfer» Stadl in ihrer ganzen Größe wieder lebendig wird, dann wirfst du dich mit einem frohen Lachen in den ziehenden Strom, dann genießt du mit bewußter Feinschmeckerei die vielen Köstlich keiten der großen Prunkenden Gemeinschaft und freust dich ihrer und es wird dir eine erlebte Wahrheit, daß alles ein Vorwärts- drnngen ist, ein vieltüniges, buntes: In einem Strome schwün men, ein in aller Hast und Atemlosigkeit schön und schwebend zum Ziele gesteigerter Rhythmus ....« kiscstor. *1 Arthur Babillottc in de» Leipziger Neueste» Nachrichten. (Leip zig. Eine Impression.)
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