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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1940-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1940
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- Deutsch
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Deutsche Büchereiarbeit im Kriege Die allgemeingültige Erkenntnis von der geistigen Kampf kraft und dem fruchtbaren Einsatz des deutschen Buches an der äußeren und inneren Front mag allen Schrifttumsschaffenden, denen der Kampf mit der Waffe in der Hand versagt ist, eine kleine Genugtuung sein. Zu diesem Kreise gehört der sprach- begnadete Dichter ebenso wie der jüngste Lehrling einer Klein stadtbuchhandlung, gehören aber auch die Leiter und Betreuer der Büchereien, mögen sie in kommunalem, betrieblichem oder privatem Besitz sein. Sie sind Tag für Tag von neuem Wegweiser und Berater zu Entspannung und Ermunterung, zu den geistig-dichterischen Kräften der Nation, zu weltanschaulicher Sinngebung und poli tischer Ausrichtung, zu fachlicher Kunde und Belehrung. Sie tra gen das Vertrauen der Leserschaft zur Büchcreiarbeit schlecht hin; würden sie hier und da einmal irren, so fiele es nicht auf sie, sondern auf die Arbeit zurück, ihre Sicherheit aber undsihre Weisung und Lenkung wird dankbar empfunden und schafft das Vertrauen, das die Arbeit der Büchereien braucht. Es darf als eine Eigenart dieses Krieges angesehen werden, daß die Schlagkraft und schrifttumspolitische Ordnung des Bü chereiwesens, von wenigen verständlichen Ausnahmen abgesehen, keine Einbuße erlitten hat. Dies gilt sowohl für die Volksbüchereien als auch für die Büchereien der Werke und die privaten Leihbüchereien. Im Gegenteil: die Leserzahl hat zugenommen, die Zahl der Aus leihungen ist gestiegen. Verschiedene Gründe sind hierfür maß gebend: die zum Schutz vor feindlichen Luftangriffen notwen dige Verdunkelung hält die Volksgenossen länger und öfter zu Hause in den vier Wänden und läßt den Wunsch nach unter haltendem Lesestoff in ihnen wachwerden. Daneben aber dürste der eingetretcne Lcschunger einen tieferen Grund haben: das ist das Verlangen nach geistiger, dichterischer Nahrung schlechthin, der Wunsch nach unverlierbaren Werten, nach erhebender Stärke und Kraft, die Suche nach den Urkräften der Nation, die am klarsten und reinsten im Buche schlummern. Im Werk der Dich ter nehmen sie verständlichste Gestalt an und gelangen immer in schicksalhaften Zeiten zu stärkster Auswirkung. Es mag dabei nicht einmal so sehr ins Gewicht fallen, in welcher Form sich dieser Stofs dem Leser bietet, ob es die unterhaltend-entspan- nende ist, die dichterische, die politische oder die belehrende Ge stalt. Je nach Artung und Wesen des Lesers kommt der einen oder anderen Form stärkere Kraft zu. Die Volksbücherei hat sich von Beginn des Krieges an in besonderen, Maße um die Versorgung der Reserve-Laza rette mit Lesestoff bemüht; durch Gesamtverleihung von Buch beständen, Stiftung von Büchern und den persönlichen uner müdlichen Einsatz der Volksbibliothekare und Bibliothekarinnen konnten — die Zahl wurde an dieser Stelle bereits genannt — 263 Lazarettbüchcreien mit einem Buchbestand von rund 2S000 Bänden eingerichtet werden. Darüber hinaus haben die städtischen Büchereien im Westen besonders in der ersten Zeit die Versorgung der Bunker selbst mit Lesestoff übernommen, um einen ersten Lesehunger der Sol daten der Wehrmacht zu stillen. Dies war besonders dann der Fall, wenn die betreffenden Büchereien in der sreigemachten Zone lagen, die die alte Leserschaft ohnehin verlassen hatte. Ungeachtet dieses Sondereinsatzes konnten fast alle begon nenen Neueinrichtungen und Umformungen im Reiche plan mäßig durchgcsührt werden. So wurden in zahlreichen Groß städten Zweigstellen eröffnet, neue Büchereien wie z. B. in Aachen und Trier — hart an der Grenze also — eröffnet und die Zahl der Dorf- und Kleinstadtbüchereien um ein Beträcht liches vermehrt. Rechnet man dazu die Anforderungen an Mate rial und Arbeitskraft, die durch die Einbeziehung der neuen Rcichsgaue im Osten an das Volksbüchereiwesen gestellt wur den, so kann mit Befriedigung festgestellt werden: der fein maschige Organismus der deutschen öffentlichen Büchereien hat nach einem Halbjahr Krieg seine Schlagkraft und Einsatzfähig keit erhalten, ja verstärkt und erfüllt die ihm zufallenden Auf gaben voll und ganz. Auch die Büchereien der Betriebe haben nur wenig durch Einberufungen von Fachkräften, Ranmbeschränkung und Kürzung der Mittel zu leiden gehabt. Wenn auch hier und da kleine Büchereien ihren Ausleihebetrieb einschränken mußten, so ist, im ganzen gesehen, doch auch hier der Leschunger gestie gen und die Zahl der Bücherfreunde ständig in, Wachsen be griffen. Das mag nicht zuletzt auf die Bemühungen der staat lichen Schrifttumsführung zurückgehen, die sofort nach Beginn des Krieges auf die kriegswichtige Bedeutung der Wcrkbüchcrci- arbeit hinwies, alle im Schrifttum tätigen Kräfte aktivierte und so die Grundlagen für eine gesteigerte Büchcreiarbeit schuf. Sieben der Betreuung der eigenen Werksangehörigen haben die Werkbüchereien in zahlreichen Fällen dann eingegriffen, wenn es sich um die Versorgung einsamer Kommandos der Lust waffe, Flakbatterien und Scheinwerfermannschaften handelte, die oft zum Schutze des eigenen Werkes eingesetzt waren. Ihnen, die aus vorgeschobenem Posten ihre Pflicht taten, wurde die Werkbüchcrei so zur Quelle von Unterhaltung und Zerstreuung in langen Stunden des Wartens und das Buch übernahm die Vermittlung herzlicher Kameradschaft zwischen Arbeiter und Soldaten. Als letzte der großen Büchereisormen sei auf die Arbeit der Privaten Leihbüchereien verwiesen. Auch hier setzte sofort nach Ausbruch des Krieges ein starkes Ansteigen der Kunden zahl und der Ausleihziffcrn ein, das vom Leihbuchhändler dank bar begrüßt wurde. Auch hier erkannte man sogleich die beson deren Aufgaben der Bücherei im Kriege und suchte ihnen durch vermehrten Einsatz für das wertvolle Schrifttum und strenge Säuberung von unerwünschten und ungeeigneten Beständen ge recht zu werden. Der einzelne Leihbuchhändlcr fand dabei eine wirkungsvolle Unterstützung in der Arbeit seines Fachblattes, des »Großdeutschen Leihbüchereiblattes», das in seinen Vor schlagslisten stärker Gewicht auf die aktuelle Literatur legte und vor allem immer wieder aus die Notwendigkeit hinwies, mit feindsprachigen Übersetzungen in der Leihbücherei endgültig Schluß zu machen. Es muß dabei hoch anerkannt werden, mit welcher Folgerichtigkeit und ungeachtet finanzieller Einbußen der einzelne Leihbüchereibesitzer englische und französische Über setzungen ausgeräumt und oft ohne eine direkte Anweisung unter Verschluß genommen hat. Das Ansteigen des Leihgeschäfts wird dabei nicht immer vollen Ausgleich geschaffen haben. Die gleiche Feststellung muß im übrigen auch bei den ande ren Büchereifornien gemacht werden: die Konsequenz, mit der die Übersetzungen in der Sprache der Feindstaaten weggeräumt wurden, beweist die kulturpolitische Verantwortlichkeit, mit der man hier am Werke ist. Gleichzeitig wurde die Beratung der einzelnen Bücherei sparten von der kulturpropagandistischen Seite her verstärkt, Vorschlags- und Beratungslisten, deren Herausgabe die Schrift tumsabteilung des Reichspropagandaministeriums als schrift- tumspolitische Führungsstclle der Büchereien veranlaßte, wiesen auf die wichtigsten Neuerscheinungen hin, während auf der anderen Seite die Umstellung der Büchereien aus Kriegsarbeit die Herausnahme verschiedener Werke vorsah, deren Ausleihe nach Ausbruch der Feindseligkeiten nicht mehr vertreten wer den konnte. Um es zusammenzufassen: die Büchcreiarbeit reiht sich als ein Glied der Gesamt-Schrifttumsarbeit im Kriege ein, die durch die Aktion der »Buch-Feldpostsendung- und der Büchersamm lung für die Wehrmacht bereits schöne Früchte gezeitigt hat. So stehen denn heute im siebenten Kriegsmonat die natio nalsozialistischen Bllchereileiter der öffentlichen, privaten und betrieblichen Büchereien auf ihrem Posten, gemeinsam mit allen Schristtumsschafsenden, bewußt ihrer Aufgabe und bereit, das ihnen anvertraute Buch als Schwert des Geistes — wie Rcichs- minisler l)r. Goebbels cs ausdrückte — zum Sieg zu führen! Sebastian Losch. »4 Nr. 70 Diensiog, ben SS. Mär, ISIS
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