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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1940
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- 1940-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1940
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- Deutsch
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Sonderbetrachtungen münden heute nunmehr ein in eine neue deutsche Geschichtsbetrachtung. Das bedeutet Gegenwartswertung und Zukunftsrichtung. Wir betrachten das deutsche Volk nicht mehr als ein Mittel, um irgendeiner anderen Weltanschauung als Postament zu dienen, sondern finden heute die deutsche Nation als ein Subjekt der Geschichte. Und deshalb glauben wir auch, daß eine wahre Kultur niemals von außen geschenkt werden kann, daß alle großen Schöpfungen niemals unmittelbar durch eine Einwirkung von außen entstehen, sondern eben nur, soweit sie echt sind, aus dem Innern gekommen sind. Wir sind der Überzeugung, daß etwa Christen gewordene Hottentotten nie mals gotische Dome bauen würden. Dieses krasse Beispiel könnte ein Maßstab für manche anderen Betrachtungen über dieses Problem sein. So sind für uns die alten Dome nicht von Katho liken gebaut und die Sinfonien nicht von den Protestanten ver tont worden, sie sind vielmehr alle Schöpfungen des gleichen deutschen Wesens, das alle die Stürme der Jahrhunderte hin durch überdauert hat. Und mit dieser Einsicht vollzieht sich tatsächlich eine Revo lution, zu mancher Lehre der Vergangenheit ergeben sich ganz neue Forschungsrichtungen. Der Staatsgedanke des Mittelalters erklärte: die Völker sind soviel wert, wie sie der Herrschaft der einen oder anderen Konfession dienen. Das dynastische Barockzeitalter erklärte: die Völker sind soviel wert, wie sie die Herrschaft eines Souveräns sichern. Und der heutige Staatsgedanke erklärt: die Führung eines Volkes ist soviel wert, wie sie imstande ist, die innersten Werte einer Nation zu verklären und nach außen hin zu ver teidigen. Und daraus ergibt sich, daß das größte Verbrechen des Mittelalters eben der Konfessionsverrat war, der mit Galgen und Feuer geahndet wurde; daß in späterer Zeit es als größter Verrat galt, den Eid als Vasalle zu brechen. Und heute gilt eben der Landesverrat als das größte aller Verbrechen. Und ich glaube nun, daß manche Kräfte, die sich vielleicht noch sträuben, eine neue innere Wende anzuerkennen, doch bereit sind zu er klären, gerade dieses Verbrechen als das größte Verbrechen an der Nation zu begreifen. Und wer das innerlich schon getan hat, er mag kommen von wo immer, der ist dann schon unterwegs — nach Deutschland. Wenn ich diese wenigen Hinweise auf die Wende gebe, die heute alle Lebensgebiete ergreift, dann möchte ich damit sagen, daß durch eine einzige große Lebenstat der deutschen Nation diesem Leben und der Forschung tausend neue Themen gestellt worden sind. Das heißt also, daß der Weg heute srei ist für kühne Forscher, wie seit fünfhun dert Jahren nicht mehr. Und manche, die vielleicht glauben, daß diese Revolution eine Beengung bedeuten könnte, weil sie naturgemäß einen straffen Lebensstil erstrebt, sie werden nach wenigen Jahr zehnten begreifen, daß sie nur neue Aufgaben bekommen haben. Und wer diese Aufgaben nicht in einer solchen Wende zu er blicken vermag, gehört einer toten Vergangenheit an, das Leben geht an ihm vorüber. Wir sprechen in diesen Jahren sehr viel von einer For- schungs-, von einer Erziehungs- und einer Schul- und Hoch schulreform. Ich möchte zu diesen Fragen hier nicht nach der konstruktiven Seite Stellung nehmen. Ich möchte sie nur insoweit umreißen, als Sie unmittelbar daran teilhaben. In unseren Bibliotheken stehen vereint die Werke des Alter tums, des Mittelalters in langen Regalen, und es stehen da Lehrbücher von zweihundert Jahren einer liberalistischen Zeit epoche vor uns. Sie alle find Lehrgrundlagen für sehr ver schiedene Menschen, bedeuten Forschungsrichtlinien für immer neu Heranwachsende Generationen. Alles, was unter einem universalistischen Ideal der Menschheitskultur geschrieben wurde, steht als irgendwie fortwirkende Kraft vor uns. Und wir wissen, daß eine Überwindung vergangener Epochen nicht gemessen wer den kann an der Lebensspanne eines einzelnen Menschen. Wir wissen, daß Völkererziehung bedeutet: geduldig sein. Daß wir uns bescheiden müssen, eine solche Änderung erst im Laufe vieler Jahrzehnte herbeiführen zu können. Und deshalb wird die Her stellung einer umfassenden Lehrgrundlage für alle wissenschaft lichen Werke aller Gebiete des Lebens eine Aufgabe für alle Forscher und Denker, eine Aufgabe für alle fortschrittlichen Ver leger und Buchhändler. Es ist damit ein Aufruf an Sie alle gestellt und wir sind der Überzeugung, daß dieser Aufruf gehört worden ist. Ihre große Aufgabe, Anreger, Förderer und Ver mittler zu sein, wird heute über die Kreise des privaten Lebens hinaus zu einer Forderung der ganzen deutschen Nation an Sie. Wir wissen dabei eines und können es mit Befriedigung feststellen: auch Sie blicken auf eine große und schöne Über lieferung zurück. Wer einmal die »Briese an Cotta» gelesen hat, der weiß, welche segensreiche Wirkung vom Schaffen eines Ver legers ausgehen kann, der die dichterischen Persönlichkeiten innerlich erfaßt und der immer wieder Ausschau hält nach schöpferischen Menschen, denen er zu Wirksamkeit verhelfen kann. Wir wissen von Verlegern, die durch die Ermöglichung von Reisen und Studien vielen Forschern erst eine Lebensgrundlage schufen und den Ergebnissen dann in Büchern Widerhall ver schafften: Das ist eine schöpferische Tat. Wenn ein Verleger weiter die Stimmen der »Deutschen Volkheit» sammelt oder alle die altnordischen Gesänge dem deutschen Volke vermittelt, so ist das eine seelische Förderung, der die ganze Nation zu Dank verpflichtet ist. Wenn ein Verleger sich der Rassenkunde widmet und in nimmermüder Sorgfalt ein Werk nach dem andern her ausgibt, so hat er für die sittliche deutsche Erneuerung mehr ge tan als manche Verordnung. Die »Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts» gehen zurück auf Anregung des Verlegers dieses großen Werkes. Die deutschen Musikverlage und Kunstverlage haben einmal das deutsche Gesicht bestimmt und deutsche Kultur nach außen vertreten. Die politische Revolution hat eine große Unterstützung dem Zentralverlag der Bewegung zu verdanken. So haben sich der deutsche Verleger und der deutsche Buch händler in den Jahrzehnten ihren Platz in Deutschland erworben, und was an schlechten Elementen hier mitgelaufen sein mag — das betrifft auch alle übrigen Stände des deutschen Volkes —, das ist ja ausgesondert worden. Wenn nun auch eine alte Epoche heute zu Ende geht, so ist mit dieser Achtung gegenüber ihrer Vorarbeit auch die Achtung vor vielen Leistungen des ganzen 19. Jahrhunderts ausgespro chen worden. Denn die nationalsozialistische Revolution ist nie mals Bilderstürmerei gewesen und wird sich nicht dazu herab würdigen lassen, ein Bild, bloß weil es zeitbedingt ist, zer schlagen zu wollen, weil wir wissen, daß wir mit einem Bild, das wir vernichten, vielleicht eine zeitbedingte Form treffen, zu gleicher Zeit aber auch das ewige Wesen, die Schöpferkraft des ewigen Deutschland, das sich in dieser zeitbedingten Form ein mal geäußert hat. Und so sehen wir auch auf die Forschung des 19. Jahr hunderts bei mancher Ablehnung in der Wertung doch voll Achtung. Denn die ganze Erforschung des Jndogermanentums, die Kenntnis der Gesänge Indiens, die Archäologie, die uns Grie chenland neu erschloß, die Geschichte der Muttersprache sind alles unvergängliche Ergebnisse d Mischer Forscherarbeit, und wir wis sen, wie viel Idealismus sie >etrieben hat, als diese Männer in die Welt gingen, als sie die Seele fremder Völker wieder hervorzu heben unternahmen. Die Sprachwissenschaft und die Religionsforschung — sie sind Hand in Hand mit dieser Riesenarbeit gegangen und die Ergebnisse liegen vor uns. Wir dürsen feststellen, daß dieses 19. Jahrhundert die Periode eines großen Sammelns war. Unsere Aufgabe ist es, diese Epoche einer gewissenhaften Wer tung zu unterziehen. Hier hoffe ich, daß dieser persönliche An trieb als Auftrag der ganzen deutschen Volksgemeinschaft an den Verleger empfunden wird. Und dann gestatten Sie mir ein persönliches und partei amtliches Wort. Der Führer hat mich beauftragt, die Überwachung der ge samten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der Bewegung und aller ihr angeschlossencn Verbände zu übernehmen. Es ist manchmal notwendig gewesen, Werke auszusondern, deren Ver fasser behaupteten, die nationalsozialistische Weltanschauung zu 184
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