Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1914
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- 1914-10-09
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- 09.10.1914
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Redaktioneller Teil. 235, 9. Oktober 1914, stehenden Gelde wurden 64000 -L für Ankäufe auf der Ausstel lung verwendet, 36 000 -kt mutzten für die Beschaffung der klein sten Gewinne (Nietenblätter) aufgewendet werden, denen 6 Ori ginallithographien als Unterlagen dienten. Die Ankäufe von Gemälden und Plastiken wurden veröffentlicht, und es befinden sich darunter recht tüchtige Arbeiten, Wer aber die ganze Ver anstaltung vom Standpunkte der Kunst betrachtet, der wird sich leicht die Frage vorlegen: Wie weit geht hier die Absicht der Unterstützung mit der Förderung der Kunst zusammen? Um ganz deutlich zu sprechen, glauben wir Wohl, daß durch den Ge winn eines kleinen Kunstwerkes hier und da die Freude an eige nem Kunstbesitz geschaffen werden kann; ein solches Bild, das sich in jede Häuslichkeit einfügt, wird der glückliche Gewinner viel leicht mit Freuden behalten. Anders steht cs mit dem Haupt gewinn, der einen größeren materiellen Wert repräsentiert. Es sei mir gestattet, hier ein eigenes Erlebnis mitzuteilen, aus dem sich manches für die Verlosung lernen läßt: Vor einigen Jahren kam ein Unterbeamter der Eisenbahn in das Museum meiner Heimatstadt und bot ein großes Gemälde und eine überlebens große Bronze zum Kauf an. Beide bildeten den damaligen Hauptgewinn der Großen Berliner Kunstausstellung, der ihm auf ein Los, das er in einem Zigarrengeschäft erworben hatte, zugefallen war. Der angebliche Wert beider Kunstwerke wurde mit 10 000 ,L angegeben, das Bild 4000 -kt und die Bronze 6000 -kl. Man denke sich, welch eine Vorstellung von Glück eine Familie bekommen mutzte, die mit sechs Kindern und einem ganz bescheidenen Gehalt in einer kleinen Vorstadlwohnung in engsten Verhältnissen lebte. Natürlich war der Gewinner sogleich nach Berlin gefahren, um den Schatz zu heben, hatte im Kllnstlerhaus auf der Bellevuestraße Gemälde und Plastik gesehen und, ohne sich, wie man leicht verstehen wird, über den künstlerischen Wert Gedanken zu machen, sofort den Wunsch geäußert, den Gewinn zu Geld zu machen. Dort wurde er belehrt, daß ein Rückkauf nicht im Plane der Verlosung liege und daß er sich an eine der bekannten Berliner Kunsthandlungen wenden möchte. Dies ge schah, doch wollte keine dieser Handlungen einen festen Preis an- legen, einige aber waren bereit, die Kunstwerke in Kommission zu nehmen und nach Möglichkeit zu verkaufen. Da dem Gewin ner jedoch mit dieser ungewissen Hoffnung nicht gedient war, ließ er die beiden Kunstwerke durch einen Spediteur verpacken und auf seine Kosten nach seiner Vaterstadt gehen, in der Vor aussetzung, daß das dortige Museum die Werke aufnehmen würde. Es war dem Laien schwer klarzumachen, daß ein Museum keine Gelegenheitskäufe machen darf, sondern sich bei allen Erwerbun gen nach einem bestimmten Plane richtet, so daß auch hier seine Hoffnung nicht erfüllt werden konnte. Da ich damals diesem Museum als Freund und Berater nahestand und dafür bekannt war, datz ich mich für solche Kunstangelegenheiten interessiere, ohne eigenen Nutzen zu verfolgen, so wurde der Gewinner an mich gewiesen, der ich freilich selbst nicht in der Lage war, die beiden Kunstwerke aufzunehmen, aber bei der Direktion erwirkte, datz sie in den Räumen des Museums zur öffentlichen Ausstel lung kamen und von reichen Kunstfreunden besichtigt werden konnten. Das Bild fand vielen Beifall, es war eine tüchtige Arbeit eines jungen Berliner Künstlers, aber von einer Aus dehnung der Leinwand, datz keiner eine geeignete Wandfläche verfügbar hatte. Die Plastik stellte eine völlig unbekleidete Frau dar, «ine Wasserträgerin, die unter dem schweren Gewicht der beiden Krüge leicht einzuknicken schien. Offenbar hatte dieses Motiv den Künstler besonders gereizt, doch blieb für den Be schauer in der Fixierung des flüchtigen Moments etwas Unbefrie digendes: der Körper war vorzüglich modelliert, das Spiel der Muskeln höchst reizvoll, aber die gesamte Haltung hatte zunächst etwas Befremdendes, worüber auch ernsthafte Liebhaber nicht hinwegkamen. In dieser Not wandte ich mich zunächst an die beiden Künstler. Der Maler war bereit, sein Werk zu einem ge ringen Preise zurückzunehmen, konnte sich jedoch zu dem vorge schlagenen Zahlungsmodus nicht verstehen. Der Bildhauer aber schrieb, daß er das Werk zu keinem Preise zurücknehmen könne, da es außerordentlich schwer sei, eine überlebensgroße Bronze zu verkaufen; gleichzeitig aber gab er die Selbstkosten des Werkes mit 1600 -kl an (Material und Guß), Nach einiger Mühe gelang 1508 es mir, in berhältnismätzig kurzer Zeit die Kunstwerke unterzu bringen. Das Bild kaufte eine reiche auswärtige Fabrikbesitzerin lediglich auf meine Empfehlung, ohne es gesehen zu haben, für 1400 während die Bronze für 1600 in den Besitz der Stadt überging. Auch in diesem Falle scheint die Erwerbung haupt sächlich zur Unterstützung des unglücklichen Gewinners geschehen zu sein, denn lange Zeit habe ich von dem Kunstwerk nichts mehr gesehen und gehört. Als ich nach Monaten eine maßgebende Per sönlichkeit der Stadtverwaltung nach der »Wasserträgerin« fragte, sagte er lächelnd: Die Figur ist ja ganz schön, aber doch recht unbekleidet, so daß wir die Aufstellung an einem öffentlichenPlatze nicht wagen. Es ist bereits der Vorschlag gemacht worden, sie in ein städtisches Brausebad als Schmuckstück zu stellen, natürlich in die Abteilung für Frauen, über ihre weiteren Schicksale bin ich nicht unterrichtet. Immerhin schien es mir, datz alle Teile da bei gewonnen hatten; auch der erste Besitzer gab sich zufrieden, da er bei einem Anlagekapital von 1 -kk, wenn auch unter man chen Aufregungen und Sorgen, 3000 -/k erhalten hatte. Wenn ich diesen Fall hier so ausführlich, aber'streng der Wahrheit ge mäß mitteile, so geschieht es, um zu zeigen, daß die bisherige Art der Ankäufe des Hauptgewinns für den Gewinner unter Um ständen eine Plage und für die Kunst keine Förderung sein kann. Darum geht mein Vorschlag dahin, als Hauptgewinn in Zukunft nur ein Werk zu wählen, das durch den Namen des Künstlers und durch die hervorragende Qualität jederzeit in einem Museum unterzubringen ist. Man wird mir entgegnen, daß die ersten Namen der Kunst ihre Meisterwerke höher bewerten, so daß sie mit den verfügbaren Mitteln nicht erreichbar sind. Demgegen über aber hege ich die Hoffnung, datz die über der Not des Le bens wandelnden Meister der Kunst, wo es sich um eine so außer gewöhnliche Ehrung und um eine zweifellose Förderung der deutschen Kunst handelt, mit erschwinglichen Preisen zufrieden sein werden. Da sich die vorstehenden Zeilen in der Hauptsache mit der Großen Berliner Kunstausstellung befassen, so sei auch eine Maßnahme erwähnt, die mir als außerordentlich zeitgemäß und glücklich erscheint. In einem besonderen Ehrensaale hat die Di rektion zurzeit jene großen Darstellungen Anton von Werners und anderer Künstler vereinigt, die die bedeutenden Tagx aus dem Kriege 1870/71 behandeln. Merkwürdig, wie diese Bilder jetzt ganz anders auf den Beschauer wirken und wie man aus ihnen eine Stimmung davonträgt, die unserer Zeit verwandt ist. Selbst diejenigen Kunstkritiker, die immer am eifrigsten dafür eintraten, artem kt patririm zu trennen, find von diesem Vorgehen der Aus- stellungsleitung befriedigt. Wir stehen eben heute zu sehr unter dem Eindruck der großen Ereignisse, als daß wir uns dem reinen, voraussetzungslosen Genüsse der Kunst hingeben könnten. Man hat den Künstlern nahegelegt, ihr Talent im vaterländischen Sinne fiir Ansichtskarten zu verwerten, und sicherlich wären ge schmackvolle Karten den groben Karikaturen, die man leider heute vielfach sieht, vorzuziehen; aber ein Nutzen für den Kunsthandel scheint mir vorderhand nicht daraus zu erwachsen. Gute photo graphische Aufnahmen militärischer Ereignisse machen heute na turgemäß jede künstlerische Konkurrenz unmöglich, eben weil das Stoffliche im Vordergründe des Interesses steht. Rach dem Kriege wird es anders werden! An dieser frohen Hoffnung wollen wir festhalten. Und gerade jetzt kommt wie eine gute Vorbedeutung die Ankündigung des E, A, Seemannschen Verlages, daß die Zeitschrift für bil dende Kunst mit dem neubeginnenden Jahrgang das Jubiläum ihres 50jährigen Bestehens feiert. Unbekümmert um die Stürme der Zeit hat der rührige Verlag das Oktoberheft, das sich in einem neuen, von Hans Meid entworfenen Umschlag präsentiert, zu einem besonders glanzvollen und inhaltsreichen gestaltet. Kein Geringerer als Wilhelm von Bode hat das sinnige Geleitwort geschrieben. Sein Bild, von der Meisterhand Max Liebermanns gezeichnet, bringt die unvergleichliche Energie dieses Kopfes zu genialem Ausdruck, Von gleicher Bedeutung ist eine neue, fiir diese Nummer geschaffene Radierung Max Klingers, betitelt »Die Fakultäten«, nach dem uns freundlichst vorgelegten Probedruck künstlerisch über dem letzten, viel umstrittenen Zyklus des Meisters »Zelte« stehend. Aus dem textlichen Teil sei die faksimilierte
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