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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.03.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-03-23
- Erscheinungsdatum
- 23.03.1937
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- Deutsch
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nischen und landschaftlichen Kulturfilme bei. Viele Firmen, Behörden und Organisationen hatten sich dankenswerterweise durch Hergabe von Ausstellungsmaterial in den Dienst der Sache gestellt. Für die im Vierjahresplan vorgesehene berufliche Leistungssteigerung wird das Fachbuch, wie es in dieser Aus stellung mehr als zehntausend Menschen nahegebracht worden ist, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben. Mögen nun durch Kauf, Schenken oder Entleihen des guten Fachbuches weitgehend die in der Ausstellung gegebenen Anregungen fruchtbar werden. Buch handel und Stadtbücherei werden jederzeit dabei behilflich sein." Ernst Reinhardt ^ Wenige Wochen sind es her, daß an dieser Stelle der Brief, mit dem der Fünfundsechzigjährige zum Übertritt in den Ruhestand vom Vorsteher des Börsenvereins beglückwünscht und bcdmkt wurde und die anerkennende Darstellung seines Lebens ganges und Wirkens aus der Feder seines Freundes vr. F. Lehrmann veröffentlicht wurde. War damals alles aufrichtig auf freudigen Ton gestimmt, so beherrscht schmerzliche Wehmut diese Zellen, die den Manen Ernst Reinhardts gewidmet werden. Noch eine lange Reihe von Jahren fröhlichen Schaffens sind ihm damals gewünscht worden, recht viele Jahre in Gesundheit und Erfolg. Sie sollten das berechtigte otium eum äißnitate für den Mann werden, der es sich in jahrzehntelangem rasüosen und immer selbsüosen Wirken für die Allgemeinheit verdient hatte. Wohl sollte er auch weiterhin noch für Sonderausgaben zur Verfügung stehen, und man wußte, daß sie stets bestens erfüllt werden würden. Nun hat unter all diese Wünsche und Hoffnungen unerwartet und unverständlich das Schicksal einen Strich gezogen. Ernst Reinhardt ist nicht mehr. Die einzelnen Daten seines äußeren Lebensganges erneut zu wiederholen kann man sich sparen, nachdem das Wichtigste davon vor kurzem erst wieder bekanntgegeben worden war. Es find ja gerade bei einem Manne wie Ernst Reinhardt auch nicht die äußeren Lebensdaten, die ihn entscheidend charakterisieren. Höchstens als Merkmale seines immer wieder bereiten und ohne viel Auseinander setzen durch die Tat bewiesenen freudigen Willens zum Wirken, wo immer sich ihm dafür Gelegenheit bot, können sie eine Rolle spielen. In dieser Hinsicht aber reden sie in Wahrheit eine über zeugende und nicht mißzuverstehende Sprache. Tätigsein war Ernst Reinhardt Lebensinhalt. Tätigsein um des Wirkens selbst willen, ohne daß in jedem Falle erst viel gefragt wurde, ob es sich auch lohnen möchte. Zu tätiger Hilfe insbesondere stand er jedem zur Verfügung, der davon Gebrauch zu machen bereit tvar. Ob das ein junger Berufsgenosse beim ersten Schritt im Dienste des Buches oder ein Name von Rang und Bedeutung aus einem Anlaß weitest- reichender Wirkungsmöglichkeiten war, tat dabei nichts zur Sache. Mit >der gleichen Gründlichkeit, vor allem aber auch mit der gleichen Liebenswürdigkeit stand Ernst Reinhardt zur Verfügung und ging im Dienst am Kleinen genau so rest- und selbstlos auf wie in den größten und verantwortungsreichsten Aufgaben. Daher die gar nicht abzumessende Vielseitigkeit seiner Beziehungen und Verbindungen, daher die Notwendigkeit, seinen Namen in immer wieder neuen Zusammenhängen der Geschichte des deutschen Buchhandels in den letzten Jahrzehnten zu nennen und die Möglichkeit, so viAe Erfolge mit diesem einen Namen in Verbindung bringen zu können, ohne daß der Eindruck zu entstehen vermöchte, er hätte alles das gesucht, um eitlen Ruhmes willen und aus einer Vielgeschästigkeit heraus, die zur Kritik hätte herausfordern können. Erst aus größerem zeitlichen Abstand heraus wird man vielleicht allgemeiner zu er messen imstande sein, was Ernst Reinhardt dem deutschen Buch handel in den ereignisreichen Jahren zwischen Zusammenbruch und Erneuerung gewesen ist. Die ihn aus der Nähe beobachten durften, wissen um Vieles Bescheid, was er in seiner bescheidenen und zurück haltenden Art niemals hat an die große Glocke hängen lassen und was doch unter persönlichem Einsatz geleistet wirklich bedeutsam ge nannt werden muß. Sein klares Urteil und sein auf die Erfassung aller echten Wirklichkeitswerte gerichteter Sinn, verbunden mit einem starken, grunddeutschen Idealismus und einer zwar nicht lauten, aber deswegen nicht weniger tiefen Begeisterungsfähigkeit, haben ihn frühzeitig mit Entwicklungen Berührung finden und Schritt halten lassen, die von manchem erst später oder gar nicht richtig erfaßt wurden. So sehr er als Schweizer auch in Gedankcngängen ver haftet blieb, die auf einer umfassenden Weltoffenheit beruhten, so vorbehaltlos wuchs er als Münchner in das Reich Adolf Hitlers innerlich hinein und so treu konnte er sich den Aufgaben zur Ver fügung stellen, die gerade seiner Mittlernatur in diesem Zusammen hänge zusielen. Für alle, die das Wirken Ernst Reinhardts für die buchhänd- lerische Öffentlichkeit verfolgt und miterlebt haben, leuchtet seine Ge stalt in voller Lebendigkeit, davor gesichert, rasch vergessen zu werden. Man wird wohl noch ost seiner gedenken, zumal wo man den Wunsch hat, in irgendeiner Lage das befreiende Wort zu hören, das er so oft im rechten Augenblick und in glücklichem Einsall ge funden hat. Sein Humor, seine Ruhe, seine Raturverbundenheit im Denken in kräftigen Bildern, seine ureigene Note im Zitieren, ließen ihn ebenso sehr zum erfolgreichen Redner vor großen Versamm lungen wie zum ausgleichenden Dcbatter im kleinen Arbeitskreis und nicht zuletzt zum anziehenden Plauderer im geselligen Bei sammensein weiden. Wer ihn da erlebt hat, für den steht sein Bild mit mancher charakteristischen Handbewegung, mit dem Tonsall seiner angenehm eingehenden Stimme, mit der ganzen Haltung unvcrgeßbar fest. Am stärksten betont bleibt dieses Erinnerungsbild aber zweifels ohne durch die Augen, aus denen die Schärfe des Geistes, vor allem aber auch die ganze Liebenswürdigkeit Ernst Reinhardts leuchtete. Die Liebenswürdigkeit war keine Äußerlichkeit, sondern wurzelte zutiefst in einem unbeirrbaren Gerechtigkeitssinn. Man darf wohl unbedenklich feststellen, daß Ernst Reinhardt in seinem ganzen Leben wissentlich nie einem Menschen Unrecht getan hat. Um so erschüt ternder ist es, daß dieser gute Mensch einem sinnlosen Zufall zum Opfer fallen mußte. Menschliches Nachsinnen findet darauf keine Antwort. Je tieser der Schmerz aber ist, desto stärker mag die Erinnerung bleiben. So wenig Ernst Reinhardt aus der Geschichte des deutschen Buchhandels in den letzten Jahrzehnten wegzudenken ist, so wenig soll er vergessen sein. vr. G. Menz. Nr. SS DtenStag, -en 38. März 1987 25V
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