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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. /V 169, 23. Juli 1917. Leserkreise unentbehrlichen Kriminalromane der Lutzschen Lammlung und ähnlicher Ausgaben, sowie der dom Born- gräbcrschen Verlag in Massen auf den Markt geworfenen Bücher ^Boccaccio, Casanovas Memoiren, Heptamerou, Tausend und eine Nacht usw.) ist beträchtlich. In bezug auf die auch in weiteren Kreisen bekannten deutschen Autoren herrscht Durch- schuittsgeschmack. Am meisten habe ich die Namen Skowron- uek, Tovote, Stratz, Freiherr v. Schlicht, G. von Ompteda, Per« fall, Ginzkeh, Bartsch gehört. Von den moderneren Schrift stellern werden besonders die Werke von Ewers, Meyrink, Wassermann, Thomas und Heinrich Mann, Kcllermann ge wünscht, und auch Sudermaun hat noch viele getreue Anhänger nufzuweisen. Sehr beliebt sind die heiteren Werke von Karl- chen (Ettlinger), Ludwig Thoma und Otto Julius Bierbaum. Auch die deutschen Übersetzungen fremder Schriftsteller haben ihre Anziehungskraft nicht verloren. Besonders die russischen (Dostojewski, Tolstoi, Tschechow) und französischen Autoren (Zola, Maupassant, Flaubert, Analole France) sowie Wilde und Strindberg. Diese Namen bilden ungefähr den nötigen Rahmen zur Beurteilung der gegenwärtig herrschenden Ge schmacksrichtung. Auffallend ist, daß von den Werken einzelner Philosophen, wie Nietzsche, Bergson und Schopenhauer, zahlreiche Exemplare an den Mann kommen. Über das gegenwärtige serbische Leserpublikum wurde mir gesagte Der überwiegende Teil der im Lande verbliebenen Einheimischen begnügt sich, Wohl aus materiellen Gründen, mit dem Lesen der Tageszeitungen und Zeitschriften, obgleich auch unter ihnen eine nicht unbedeutende Zahl zu den regelmäßigen Abnehmern deutscher belletristischer Bücher gehört. Die Frauen kaufen fleißig Modeblätter, jetzt eben Wiener, da es keine Pariser gibt, und gleichfalls viele Noten, besonders aus dem Gebiete der neueren Operettenwerke. Aber auch die italienischen Opern sowie auch Tschaikowsky, Smetana, selbst Wagners Schöpfungen sind sehr gesucht. Eine selbstverständliche Erscheinung ist es, daß man nie genug Grammatiken, Wörter- und Konversations bücher auf Lager haben kann, wurde bei den Serben doch immer der Grundsatz hochgehaltcn: »Xoliico jorilca govoris, tolilco aovolca vreäis« (Wie viele Sprachen du sprichst, so viele Men sche» bist du wert). Übrigens bericht dies auf Gegenseitigkeit, da ei» bedeutender Teil der gegenwärtig im Lande diensttuen den Soldaten eifrig bemüht ist, die serbische Sprache zu er lernen. Außerdem werden ziemlich viel Werke über Serbien, dann über Kunst und Kunstgeschichte, wie auch Nationalökono mie, Landwirtschaft, Handels- und natürlich politische Fragen verlangt, sowie auch volkstümliche Schriften aus dem Gebiete der Hygiene, letztere besonders von den Einheimischen. Eine Antwort aber war bei allen Befragten einhellig! Wir sind mit dem Umsätze zufrieden. Nur ein Artikel hat keine Werbekraft mehr! die Bücher der Kriegsliteratur, von denen nur selten ein Exemplar abgeht. Jos. A. Bene sch, k. u. k. Feldwebel, Belgrader Nachrichten, Belgrad. Rückschau. Von Hauptmann a. D. Ernst B o e t t i ch e r - Blankenburg a. H. (Zu seinem 75. Geburtstag, 30. Juli 1917.) Der freundlichen Aufforderung, anlässlich meines 75. Geburts tages liber meine »Beziehungen zum Buchhandel und zu Biichcrn« im »Börsenblatt fiir den Deutschen Buchhandel« zu sprechen, folge ich gern. Mein Vater war der Verlags- und Sortimentsbuchhändler August Bötticher in Düsseldorf. Seine regierungstreue Haltung zur Revo lutionszeit schädigte ihn geschäftlich, sodaß er die 1840 gegründete und zu hoher Blüte gebrachte Handlung 1852 verkaufte. Für die Opfer, die er der Negierung von 1850—1852 durch Herausgabe der »Rhein- Zeitung« gebracht hatte (vgl. v. Poschinger, Denkwürdigkeiten des Ministerpräsidenten Otto v. Manteuffel, Brief des Prinzen von Preußen v. 22. Oktober 1851), wurde ihm durch A.K.O. v. 12. Juni 1852 die Berechtigung zur Anstellung im Staatsdienst verliehen. Nach siebenjähriger Verwaltung der Bürgermeisterei Ottweiler erhielt er 866 — leider erst ans dem Totenbett (1860) — die Ernennung zum Ober- amtmann (Landrat) von Sigmaringen. Sympathie für den deutschen Buchhandel war dem Buchhändlers sohn angeboren. Der Vater sah es gern, daß der lernbegierige Knabe über die sich ihm in der väterlichen Buchhandlung erschließenden Schätze der Bücherwelt hcrfiel. Später, als der Gymnasiast sich eine Bibliothek anlegte, galt dies als Berufenscin zum Studium. Daß ich studieren sollte, war auch der Wunsch meines Vaters gewesen. Nach seinem frühen Tode entschied ich mich aber für die militärische Lauf bahn und trat 1860 als Offizieraspirant in die Rheinische Artillerie- Brigade Nr. 8 ein. Von früh ans vertraut mit den Altertümern des Nheinlandes, widmete ich als Offizier meine Mußestunden mit Vorliebe entsprechen den Wanderungen und Studien. Auch in den Feldzügen, die mich vor Wien und Paris führten, versäumte ich keine Gelegenheit, archäologische und knnstgeschichtlichc Sehenswürdigkeiten aufzusuchen. Nach meinem Ausscheiden aus dem Dienst (1876 als kriegsinvalide mit Pension und Regiments-Uniform) erweiterten Reisen meine Kenntnis der Bau denkmäler und Museen. Umsomehr mußte die 1881 in Berlin aus gestellte Schliemannsche Sammlung »Trojanische Altertümer« meine Aufmerksamkeit fesseln. Mein Vertrautsein mit derartigen Funden sagte mir bei Besichtigung der von Schliemann aus dem Schutthügel Hissarlik ausgegrabenen Dinge sofort, daß auch diese eine Hinterlassen schaft des Toten- und Ahnenkultes seien, und das eingehende kritische Studium der in Schliemanns Werken: »Trojanische Altertümer« (1874) und »Jlios, Stadt und Land der Trojaner« (1881) enthaltenen ur sprünglichen Fundberichte Schliemanns und Virchows führte mich zu der Entdeckung, daß es im Altertum Fenernekropolcn gegeben hat. Das von Prof. Friedrich Ratzel redigierte »Ausland« (Stuttgart, I. G. Cotta) brachte 1883 meinen Aufsatz: »Schliemanns Troja eine urzeit- liche Fenernekropole« (mit Abbildungen), worauf der berühmte Ethno graph Prof. Moritz Wagner an Ratzel schrieb: »Von Böttichers Aus führungen sofort überzeugt«, Prof. Virchow aber, da sein Gutachten die preußische Negierung zur Annahme der Schliemannschen Schen kung der »Trojanischen« Altertümer bestimmt hatte, meiner Deutung maßlos heftig entgegentrat. Ter Geh. Hofrat vr. I. 61. Th. Grässc, Direktor a. D. des Grünen Gewölbes, der Porzellan- und Gefäß sammlung und des Münzkabinetts zu Dresden, stellte mir sofort seine »Zeitschrift für Museologie« (W. Bänsch) dauernd zur Verfügung. Wie ich auf Grund gewisser Tatsachen vorausgesagt hatte, wurden bald darauf in assyrisch-babylonischen Schutthttgeln Feuernekropolen, wie ich sic niit dem geistigen Auge in Hissarlik gesehen hatte, 1887 von N. Koldewey (dem meine Schriften, wie zugestanden, bekannt waren) in Surghul und El Hibbah, später von H. V. Hilprecht im Tempel- Hügel von Nippnr anfgeöeckt und mit dem von mir geprägten Wort bezeichnet. Versuchen, die Entdeckung der Feuernekropolen, mein gei stiges Eigentum, mir zu entwinden, trat der Ägyptologe Prof. Georg Ebers 1888 entgegen und zeigte, wie er mir schrieb, dem Prof. Erman (an den Kgl. Museen in Berlin), daß »Bötticher den Spatenführern durch eine Geistestat zuvorgekommcn sei und das Vorhandensein von Feuernekropolen zuerst signalisiert und begründet habe«. (Vgl. Pho- totypie seines Briefes an- mich vom 12. September 1888 in meinem Werk »Der trojanische Humbug«, Selbstverlag, 1911). Zur kurzen Er klärung des Wertes, den Ebers meiner Entdeckung beimaß, mögen fol gende Worte des Generals Schröder vom prenß. Jngenieurkorps die nen: »Die Vorstellung von einer wohlorganisierten, von Staats- oder Stadtw'cgen polizeilich und kirchlich geleiteten Anstalt für Totenvcr- brennnng und Totenverbrennungswcscn hat vor Bötticher kein Alter tumsforscher entwickelt . . . Für den neuen kulturgeschicht lichen Begriff prägte er zugleich das bezeichnende Wort Feucr- nekropole.« Von Anfang an habe ich auf den tieferen Sinn der »Zeit- und Streitfrage« von Hissarlik hingewiesen. Der ist: Verwechselung von Knltstätten und Wohnstätten lenkt die »Wissenschaft vom Menschen« in falsche Bahnen. Meine Simulakcrlehrc erkennt in der Mehrzahl der vorgeschichtlichen Funde nicht Gebranchsgcräte, sondern mindcrwcrte, eigens für das Grab und die Ewigkeit, darum aus Unvergänglichem (Ton, Stein, Gold) gefertigte Nachahmungen und unterscheidet ebenso zwischen wirklichen Wohnstätten und den sie auch baulich, oft sogar in großartigem Maßstabe, nachahmcnden Toten- und Ahnenkultstättcn. Darin wurzelt die von mir seit mehr als dreißig Fahren angestrebte Reform, die viele kunst- und kulturgeschichtliche Widersprüche und Rät sel löst, höhere Kulturzustänöe der Vorwelt feststellt und den Weg weist, um verkannten Völkern ihre geschichtliche Stellung zu geben. Während Virchow', der Begründer der »urgeschichtlichen« For schung, erklärte: »Bötticher kann noch viel Verwirrung in das Studium der prähistorischen Funde hineintragen, wenn es ihm gelingt, seinen Ansichten Geltung zu verschaffen«, setzten andere für Verwirrung Klä rung. So verhieß für diesen Fall die »Antiguitäten-Zeitschrift« (Red. vr. G. A. Müller u. N. Forrer, Straßbnrg t. Elf., 1895, S. 197) »eine
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