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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1937
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- 1937-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1937
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ist, oder ob sie nicht besser daran täten, sich zu einer anderen zu ent schließen. Im übrigen kann sich der lyrische Durchschnitt, den diese dreißig Bände ergeben, ruhig sehen lassen. Sammelbände u. a. Einen recht breiten Raum innerhalb der gesamten Produktion nehmen die Gammel- und Briesbände ein. Ich habe fünfzehn Antho logien und fünfzehn Briefausgaben gesehen. Unter den Anthologien kommen auf reine Prosa, reine Gedicht- und gemischte Anthologien ungefähr gleich viel. Bevorzugt sind Themen wie Mutter, Ehe, Fami lie, Hausgemeinschaft. Das darf wohl als ein erfreuliches Besinnen auf für die Volksgemeinschaft wichtige Werte gedeutet werden. Diese Anthologien zeigen, welche stolzen Schätze die deutsche Dichtung auf weist, besonders auch die Dichtung der Gegenwart. Die Briefaus gaben sind mit einigen Ausnahmen Einzelpcrsönlichkeiten gewidmet, Dichtern, Verlegern, Künstlern. Sie dürfen fast ausnahmslos als eine erfreuliche Bereicherung unseres Schrifttums angesehen werden. Merkwürdig ist, daß auf einmal gleich auch vier Romane bzw. Novellen inBriefform auftauchen. Man hat oft gesagt, die Men schen unserer Zeit seien nicht mehr fähig, Briefe zu schreiben und Briefe zu lesen, es scheint, daß sich auch hier eine Wandlung vorbereitet. Neuausgaben. Die Hinwendung zu wertvollen Werken aus der Vergan genheit hält unvermindert an. Ich habe vierzig Neuausgaben älterer Werke gesehen. Es sind die verschiedensten Gründe, dis zu solchen Neuausgaben führen. Zu einem wesentlichen Teil ist es zweifellos das sich stärker geltend machende Bedürfnis der Leserschast nach guten älteren Werken. Oft verdanken die Neuausgaben ihr Ent stehen auch nur dem Wunsch des Verfassers und des Verlages, ein etwas zurückgebliebenes Werk in besserer Ausstattung wieder in den Vordergrund zu rücken. Dazu kommen die Jubiläumsausgaben der verschiedensten Richtung, zeitliche Jubiläen oder Auslagenjubiläen. Eine Reihe von Neuausgaben verdanken wir dem Bemühen einzelner Berlage, vergessene Dichter unserer eigenen Zeit dem Volk wieder ins Bewußtsein zu rücken. Bemerkenswert ist das Bemühen einiger Ver lage, die wesentlichen Dichter des 18. Jahrhunderts in guten und ge fälligen Neuausgaben herauszubringen. Bei diesen Neuausgaben ist bemerkenswert die Preisgestaltung. Wir erhalten bei billigster Be rechnung wertvolles Schriftgut, in einer Ausstattung, die alle An sprüche erfüllt, gute Leinenbände, schöner Druck, holzfreies Papier, und zu allem hin noch der gegenwärtig sehr beliebte Bildschmuck durch Zeichnungen und Holzschnitte. Bibliophiles. Auch die Bibliophilie scheint einen neuen Aufschwung zu nehmen. Ich habe fünfzehn Werke gezählt, bei denen im Vordergrund der Ge danke einer ausgewählten Ausstattung stand. Hier bedarf es im ein zelnen vielleicht noch einer etwas sorgfältigeren Auswahl der Texte. Irgendwelche umstrittenen und in ihrem Wert zweifel haften Mitteilungen heute lebender, sich diesem Heute aber distanzie render Dichter brauchen keineswegs in besonders ausgewählten Aus stattungen vorgelegt zu werden. Dagegen werden die Freunde solcher Ausgaben dankbar sein für Werke aus unserer Dichtungsgeschichte, die ihre Unvergänglichkeit bereits bewiesen haben. Zu den bibliophilen Werken gesellen sich eine Reihe von Büchern kunstgeschichtlicher Art, die einen merklichen Fortschritt gegenüber ähnlichen Erscheinungen der früheren Jahre zeigen. Dichterische Landschaftsbeschreibungen. Etwas ganz Neues sind eine Gruppe von Landschaftsbeschrei bungen von Dichtern, mit dem entsprechenden Bildschmuck. Das hat um die Mitte des vorigen Jahres begonnen und sich in der Herbst produktion sehr ausgebreitet. Ich habe zwanzig derartige Bücher ge zählt, und zwar fast ausnahmslos sehr gute Sachen. Es wäre zu wünschen, daß gerade diese Bücher ein entsprechendes Echo finden würden. Die Dichter stellen sich hier in den Dienst einer wichtigen Ausgabe. Das notwendige Kennenlernen der Menschen der verschie denen deutschen Stämme und Landschaften wird durch solche Bücher wesentlich gefördert, auch das Verständnis für Volksdeutsche Fragen bekommt dadurch eine erfreuliche Unterstützung. Einige Landschaften stehen im Vordergrund. Siebenbürgen ist mehrfach vertreten, auch Südtirol, dann Österreich mit seinen verschiedenen Landschaften und schließlich die Bayrische Ostmark. Ich persönlich halte diese Gruppe von Landschaftsbeschreibungcn durch bedeutende Dichter unserer Tage für eine der erfreulichsten Erscheinungen innerhalb der gesamten Herbstproduktion. Gesamtausgaben. Die Bestandsaufnahme unseres Schrifttums ist von einigen Ver lagen durch die Herausgabe von Gesammelten Werken älte rer Dichter, zum Teil aber auch lebender Dichter, erfolgreich in An griff genommen bzw. fortgesetzt worden. Auf diesem Gebiet wird ebenfalls Schönes geleistet, und zwar nach Ausstattung, Preis und herausgeberischer Sorgfalt. Hier macht sich die Blüte einer neuen Klassikerkultur geltend, die weit jenseits der mit Recht heute viel ge schmähten Goldschnittkultur steht. Man bietet die Werke unserer Klas siker in guten, gediegenen, bei aller Einfachheit edlen, billigen, sorg fältigen Ausgaben dar, und ebnet dadurch Dichtern aus früheren Epochen, die auch heute noch Anspruch auf Geltung haben, den Weg ins Volk. Ich habe alles in allem zehn derartige Ausgaben gezählt. Literaturgeschichte. Das literaturgeschichtliche Schrifttum weist nichts Bemerkens wertes auf. Es sind einige Versuche gemacht worden, frühere literatur- geschichtliche Werke auf neu zu frisieren. Diese Versuche sind aus nahmslos danebcngelungen. Ihre Verfasser bzw. Herausgeber haben noch nicht begriffen, worauf es ankommt. Es zeigt sich, daß hier oberflächliche Gleichschaltung am allerunerträglichsten ist. Wer die Erscheinungen unserer Dichtungsgeschichte nicht als Nationalsozialist zu erleben vermag, der kann sie für den Nationalsozialisten ganz ein fach nicht darstellen, auch wenn er sich unter Maßstäbe beugt, die heute geläufig sind, die für ihn aber noch kein inneres Bekenntnis darstellen. Hier ist ganz besondere Vorsicht nötig. Denn hier ist mit Fehlbearbeitungen sehr viel verdorben. Ich konnte in einzel nen Fällen in solchen Literaturwerken geradezu haarsträubende Unrichtigkeiten feststellen. Es wäre eine selbstverständliche Pflicht der Bescheidenheit, seine Hände von Dingen zu lassen, die man nicht genügend versteht. (Schluß folgt.) ohne Kaufzwang erbeten" Wir wollen sie jetzt einmal aus dem Spiel lassen, die mit ver zerrtem Gesicht die Straße entlangeilen, um eine Verabredung ein- zuhalten, um »ihren Zug« noch zu bekommen, um rechtzeitig auf die Arbeitsstelle zu gelangen, kurz die, welche im Augenblick wirk lich keine Zeit haben. Wer die anderen, die gesenkten Hauptes vor dem Schaufenster stehen und gewissenhaft die ganze Auslage »durch kämmen», diese möchte der Einzelhändler im Laden haben. Bei ihnen ist keine stimmungmachende Vorrede notwendig. Sie be schäftigen sich bereits seit Minuten mit den ausgestellten Gegen ständen. Es wäre ein leichtes, sie jetzt für dies und das zu ge winnen, so überlegt der Mann im Laden, bis — ja bis, sich der Beschauer nachdenklich zur Seite wendet und weitergeht: Er ist nicht hereingekommen! Folgen wir ihm ein Stückchen. Da ist an der nächsten Ecke ein großes Geschäft mit vielen, leider gräßlich überfüllten Schau fenstern. Was ist das für ein Geschäft? Schokoladentürme locken neben grellfarbiger Trikotwäsche, verchromte Haushaltgegenstände blinken und aus der immer in Bewegung befindlichen Tür quirlen die verschiedensten Düfte. Hier geht unser Mann hinein. Nicht mehr ganz so nachdenklich und geistesabwesend wie vordem, denn hier muß er aufpassen, sonst regnets Püffe. Eilig schieben sich Menschenmengen durch die langen Gänge. -Bei mir hätte er sitzen können», sagt der Einzelhändler wehmütig, »und alles in Ruhe ansehen». Diese Bequemlichkeit vermißt unser Mann jetzt nicht, denn er hat ja etwas viel Größeres dafür eingetaufcht: er ist ungebunden! Wenn er alles gesehen hat, kann er sich unangefoch ten wieder auf die Straße begeben. Niemand hält ihn. Nieman dem fällt es auf, daß er nichts gekauft hat. Er ist auch entschlossen, nichts zu kaufen. Aber als Mensch, der im geschäftlichen Löben steht, muß er wissen, was es alles gibt. Nr. 81 Sonnabend, den 10. April 1937 gis
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