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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1937
- Strukturtyp
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- 1937-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1937
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- Deutsch
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Hier steht es aufgestapelt: schlechthin alle Gegenstände des mensch lichen Bedarfs. Manchmal fällt einem etwas ins Auge, Es man sich schon immer wünschte, oder man stellt fest, daß man es sich längst hätte wünschen können. So wird auch unser Mann eines Berges aus verchromten Seisenträgern ansichtig, die man in die Badewanne einhängen kann. Er ersteht ein Stück, denn es ist billig. — Und damit wollen wir ihn seiner Besitzesfreude über lassen. Nicht immer kann sich der Einzelhändler Wer die Scheu vor dem Eintritt in den Laden beklagen. Wie oft hat er schon vor gelegt, empfohlen, war dringlich und war zurückhaltend, bis die Dame erschreckt auf ihre Armbanduhr sah und ausrief: »Oh, ist es schon sieben Uhr? Dann muß ich mich aber beeilen. Ich danke Ihnen viel malz». Und sie verläßt den Laden in dem glücklichen Bewußtsein, eine müßige Viertelstunde gut ausgefüllt zu haben. Diese »Kunden« sucht er aber nicht. Er sucht den nachdenklichen Betrachter seiner Auslage, der so gewissenhaft jedes Buch im Fenster ansah und im Kopfe schon allerlei Rechenaufgaben löste, der dann aber mit letztem Blick auf Tür und Fenster sich zum Gehen wandte. Weshalb kam er nicht herein? Gewiß kann er nicht wortlos wieder gehen, wie er den großen Eckladen verlassen hatte. Wer es hält ihn doch niemand, wenn er hier nichts kaufen würde. In manchen Ladensenstern kann man ein Schild sehen, das für den Draußenstehenden eine Beruhigungspillc sein soll: Be sichtigung ohne Kaufzwang erbeten. Der Sinn ist klar swenn auch das Deutsch nicht gerade vorbildlich ist), aber »Kaufzwang«? — Man erreicht das Gegenteil, denn der Mensch argwöhnt, daß es einen Kaufzwang sden es in Wahrheit gar nicht gibt!) doch geben muß — weil man ihn fortleugnet! Schwerer als andere Geschäftszweige kann der Buchhandel diese Hemmung überwinden, denn er verkauft nichts für den Erhalt der Körpermaschine unbedingt Notwendiges und der Wert seiner Ware ist verborgen. Güte oder Minderwertigkeit eines Bu ches sind schwerer zu bestimmen als, sagen wir, Güte oder Minder wertigkeit einer Strickjacke. Die Bedeutung seines Mittleramtes zwingt ihn aber, in seinem Umkreis das Menschenmögliche für eine Erfassung aller zu tun. Es ist keine befriedigende Lösung, den zu Werbenden auf die Dauer in Wohnung, Arbeitsstelle oder Ver sammlung aufzusuchen. Er muß an die Buchhandlung ge wöhnt werden. Erft im Bereich der Bücherstube kann ihn die schwer beschreibbare Magie der Bücherwelt erfassen. So ist es, kurz gesagt, keine nur wirtschaftliche Maß nahme, wenn die Beseitigung dieser Scheu des Volksgenossen vor der Buchhandlung jetzt vom Berussstand in die Hand genommen wird. Jeder Volksgenosse muß in ein Verhältnis zu Büchern kommen. Jeder Volksgenosse muß sich inZweisels- fragen ohne Scheu an den Buchhändler wenden können. Und muß überzeugt sein, einen freimütigen und kame radschaftlichen Rat zu bekommen! Aus Anweisung von Wilhelm Baur, dem Leiter des Deut schen Buchhandels, ist daher ein Schild geschaffen worden, mit dem das ». . . ohne Kaufzwang erbeten« in der Sprache unserer Zeit gesagt wird. Eine Schriftzeile weist auf den Berufsstand hin. Wenn nun der Volksgenosse dieses Schild in einem Buch fenster erblickt, es auch im zweiten und dritten Buchladen sieht, dann sagt es ihm nicht mehr und nicht weniger als: Man kann in die Buchhandlungen gehen! — (s. a. die Anzeige im Jnnentcil, Seite 1888). Grenzpolitische Schrifttumsarbeit Vorstand und Beirat des -G r e n z b ii ch e r e i ö i e n st e sc hielten am 16. März in Berlin eine Zusammenkunft ab, der auch Vertreter der Reichsministerien, zahlreicher Parteidicnststellen, ins besondere des Schrifttumswesens, der Wirtschaft und der Industrie beiwohnten, um über die Arbeit in den Grenzgebieten sowie über die kulturpolitische Bedeutung des Grenzbüchereidienstes zu berichten. In den verschiedenen Referaten kam überzeugend zum Ausdruck, welch außerordentliche Bedeutung dem deutschen Buch für die Pflege des Volkstumsgedankens und für die Stärkung des Grenzlanddeutschtums beizumessen ist. Nach Begrüßungsworten des Vorsitzenden, Staatsrat Friedrich N e i n h a r t, schilderte der geschüftsführende Vorsitzende Direktor W. Sch essen, wie die Grenzbüchereiarbeit einsetzte, als mit der Schmach von Versailles ein neues Grenzlanddeutschtum entstand, und damit zugleich die Notwendigkeit seines Schutzes und seiner Erstarkung. Er zeigte, wie der »Grenzbüchereidienst« sich in den Dienst ein's or ganischen Gesamtaufbaues stellte, wie allmählich in der Nordmark, in der Grenzmark Posen-Westpreußen, in Pommern, Oberschlesien, Erm- land, Bayerische Ostmark und an der langgestreckten Westgrenze mit dem Durchbruch der nationalsozialistischen Bewegung der Aufbau eines öffentlichen Büchereiwesens weiter ausgebaut wurde. Die deutsche Grenzbücherei soll den Heimat- und Volkstumsgedanken pflegen und ihn zugleich mit der Ganzheit unseres völkischen Lebens verbinden. Sie bestärkt unsere grenzdeulschen Volksgenossen in ihrem Deutsch- bewußtsein und macht sie fest gegenüber fremden Kultureinfliissen. Im letzten Fahrzehnt sind mehr als 420 000 Bände als Grenzspende hinausgesandt worden. Das große kulturpolitische Ziel heißt: Jedem Schulort seine GrcnzbUcherci! Der Leiter der staatlichen Beratungsstelle in Gleiwitz für das Volksbüchereiwesen der Provinz Oberschlesien konnte Mitteilen, daß über dreihundert neue Volksbüchereien im oberschlesischen Landes gebiet, insonderheit in den östlichen und an der Oder gelegenen Land kreisen von der staatlichen Büchereiberatnngsstelle in Gleiwitz er richtet worden sind. Uber sechshundert Schulorte sind jedoch noch ohne Büchereien. Prof. I)r. Dähnhardt vom Neichserziehungsministcrium sprach in einem abschließenden kurzen Referat dem »Grenzbüchereidienst« herz lichen Dank für die geleistete Arbeit aus, der besonders auch den vielen namenlosen und ungenannten Helfern in den kleinen Dörfern und Städten gebührt, die nach ihrer Berufsarbeit ehrenamtlich sich für die Bücherei einsetzen. Er gab einen kurzen Überblick über die Entwicklung des deutschen Büchereiwesens überhaupt, dessen Ziel es sein müsse, das Buch zu Pflegen, die Büchereien zu ergänzen und eine Tradition zu schaffen, um die Büchereiarbeit jeder Zufälligkeit zu entkleiden. Es ist eine geringe Arbeit, eine Bücherei zu kaufen und sie auch aufzustellen, es ist schon schwieriger, ihr die nötige Wirkung zu verschaffen und sie durch Jahre hindurch zu erhalten. Die jetzt durchgeführte Aktion des Reichsnährstandes zur Schaffung von Dorfbüche reien und die Anordnung des Neichserziehungsministers zum Aus bau der Schülerbüchereien dienen dem gleichen Gedanken. Aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht für 1936 des Grenzbüchereidienst E. V. (Berlin W 30, Neue Bayreuther Straße 4) entnehmen wir noch, daß im Jahre 1936 insgesamt 45 749 Bände im Werte von RM 174 009.42 in die verschiedenen Gebiete ver sandt wurden. Außerdem wurden für Bucheinbände, für bücherei- mäßige Herrichtung der Bücher und für grenzpolitische Schulungs- aufgaben in den Grenzgebieten RM 51324.99 verwendet. Die Ver teilung der Bücher war folgende: Ostpreußen 6514 Bände, Danzig 3947, Grenzmark 1494, Niederschlesien 2255, Oberschlesien 5892, Schleswig 2046, Sachsen 3302, Bayern 3130, Ostpommern 1716, Frankfurt (Oder) 1978, Nheinprovinz 4926, Saarland und Pfalz 3045, Grenz politisches Schrifttum 5504. In dem genannten Jahresbericht wird auch darauf hingewiesen, daß neben der Teutschtumsarbeit im Grenzgebiet vom »Grenzbücherei dienst« eine andere Aufgabe betreut wird, nämlich die Erschließung unserer ganzen, besonders auch der binnenländischen Bevölkerung für grenz- und Volksdeutsche Fragen auf dem Wege über das Buch. »Geht es doch hier um Vorgänge und Entscheidungen, die wohl oft in ent legenen Teilgebieten ausgetragcn werden, die aber in ihrer Wirkung unerbittlich die Gesamtheit unseres Volkes betreffen. Darum muß der Gedanke des Grenzkampfes und der Grenzveranlwortung ins Reich hineingetragen werden. Gewinnt er mehr und mehr deutsche Menschen, so wird ihr Miterleben und ihr Behauptungswille als lebendige Kraft zu den Grenzen zurückströmen. Der Abstimmungs kampf an der Saar hat uns gelehrt, welchen Rückhalt die Haltung der Gesamtheit einem kämpfenden Volksteile zu geben vermag. Seit dem Jahre 1924 waren wir bemüht, diesem Gedanken durch eine besondere ,grenzwissenschaflliche Bücherei' zu dienen, die wir an etwa hundert Plätzen in ganz Deutschland unterhielten. Berücksichtigt wurden große Volksbüchereien, Zentralen der Deutschtumsarbeit, wissenschaftliche Institute bei Hochschulen, Lehrerbildungsanstalten, Bursen und Volksbildungsstätten. Im Laufe der Zeit nahm das grenzdeulsche Schrifttum in demselben Maße zu wie das allgemeine Interesse für diese Fragen. Mit dem Umschwung erfuhr beides eine 316 Nr. 81 Sonnabend, den 10. April 1937
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