Manche dieser Mädchen waschen sich am schäumenden Waschfaß auch inwendig wieder sauber und gesund, sic keinen dann allmählich in die Welt der guten Litten zurück. Gregory bat seine Erfahrungen in vielen Jahren gesammelt, daher weiß er, woran der Wiederaufstieg häufig gescheitert ist. Wenn sic nichts als schuften muffen, wenn ihr Dasein ganz ohne schönere Bcscligung hinkriccht, so treibt cS sie leicht zurück zu Portwein, Grammopbonschlagcrn und zahlenden Männern. Darum Hilfe für sic durch verum ßauclmm! Die geduldigen Auf zeichnungen des Professors baden seinen Erfolg bestätigt. Er glaubt vor allem an die orpbtschc Macht der Töne, von denen sich die armen Waschnircn gern auf reine, bcilcnkc Höben tragen lassen." Wie wallt und webt, wie scbwillt und schwebt das Silbergclcucht durchs Gewölbe! In allen Wannen blühen die Schaumblumcn. Unter dem brausenden Hcrcnkeffcl züngelt scharlachrote Glut. Es tropft, und jeder Tropfen gerinnt zur Perle und reiht sich zur Schnur. Alles Wesen ist durch Schleier entrückt, und die Schleier spiegeln einen Himmel hinter den Himmeln. Alles Leben hat sich blankgcputzt, blank wie die blauende Spülflut im Bottich, und hinter den Schleiern stcbt die Flut wie ein Bcrgsec am Mittag. Magic des Sein»! O KoSmoS, ewige Wiederkehr! Ihr Nipen, ihr Najadcn! Ibr mit dcn Stupsnäschcn, mit den goldenen Haarkronen, mit dem Kohlenglanz im Auge. Eure nackten Arme, von der Arbeit gerötet und gar zu viel Wärme bergend, Haschen, greifen, spreiten, reiben, schwenken, daß alles wie im Flimmer zieht und wankt. Während der Professor seine beschlagenen Brillengläser putzt, um wirbelt ihn immer dichter das heiße, feuchte Leben. Aber er schüttelt sich frei, und der Brillcnblick heftet die Dinge wieder richtig fest. Da folgen ihm die Najaden artig in dcn kühleren Stapelraum. Er zieh! ein Päckchen grüner Karten aus einer Tasche und verteilt sie unter die Mädchen. Wie herrlich! Gewandhaus für morgen abend, Beethovens Eroica, und Professor Nikisch dirigiert! Gregory hat die Karten dem großen Nikisch selber mühsam abgesagt. .Res soveru verum xuuclinm' stehe über dem Gewandhaus, eine ernste Sache ist der wahre Genuß. Also bitte sehr, her damit, Herr Professor Nikisch, für die Geschöpfe, bitte, die dcn ernsten Genuß am nötigste» brauchen, für die vom Dampfhof. Diese Nircn sind gewöhnlich aus dem Sporergäßchen entlaufen, aus den verschwiegenen Stätten mit der roten Flurbclcuchtung. Sic rissen nicht gerade der Reue und der Buße wegen aus, sondern weil sie die quälenden Anforderungen der Hausmutter satt hatten. Im Dampfbof ist jede willkommen, die noch Mark im Rücken hat. Zn diesen Waschküchen nimmt man'S weder mit dem Personal noch mit der Kundschaft peinlich genau. Die Besitzer der Wäsche haben deren Her kunft oft ebenso zu verbergen wie die Wäscherinnen ihren früheren Ruf. üktoncvsiiclerunA nseli ckom Ainsilclosrer: „Da öffnet sich die düstere Fclscnschlucht zu einem breiten Tal. Dort vorne wachsen aus dem Fruchtteppich schwarz und spitz die vvpresscn, in mattem Silber wuchern die Dlivcn, lichtgrün leuchten Mandclbäumc vor dunkelgrünen Büschen und Orangen. Weiß blühen die Birnen wie Schaumkrone» auf bewegter Flut. Das sind die Gärten des Klosters, die das Mauerwcrk der alten MönchSfcstung umgeben. Aus der Ferne wirken die Granitquadcrn wie Schiffs- wändc, die Kirchcntürme wie Masten und die Langdächcr wie Deckauf- bautcn. Das mächtige Fahrzeug scheint in einem stürmischen See zu schwimmen, dessen Steilufer wild zerklüftet in die Wolken ragen. Mein Führer Muhamcd vcrncigt sich und weist auf das Land schaftsbild. .Da stcbt das Kloster Unserer Lieben Frau Katharina!' Es stört ihn nicht, daß sic eine christliche Märtyrerin ist und er ein Ällahgläubigcr, winkt doch von drüben auch der Halbmond eines Minaretts neben dem Kreuzeszeichen. Gerhard Schnitze.Pfaelzer-. „Ein Herz für unr". Preis drosch. Z M 20, in Ganzleinen 4 M 50