leicht hätte ich'S doch gcnonimen, wenn ich gewußt dune, daß ich mein klösterliches Nachtlager teurer bezahlen mußte als ein Zimmer im englischen Luxushotel in Kairo. Die Mönche baltcn nämlich unser- einen, der solche Expeditionen unternimmt, für märchenhaft reich. Aber mein Schlaf war so vorzüglich, als wäre ich ganz arm, auch ebrlicher und hoffentlich Gott wohlgefälliger als der mönchische Schlafgottcsdicnst. Und nun vcrzcibcn Sic mir, daß icb über die würdigen und frommen Männer von Sinai ein wenig gelästert bähe. Aber ich wage ja nur, über totes Kirchcntum und beiligc Dummheiten die Nase zu rümpfen, weil ich allen lebendigen Cbrisicnsinn so herzlich lieb habe." Das düstere Spitzbogengewölbe scheint in den Fels gehauen zu sein, am binteren Ende brennt vor einem Schaualtar die rote Lampe, die Luft hat die unreine Küble eines Kellers. Die beiden Längrtische besteben aus roben Planken, die von uralten geschnitzten Engels- figurcn getragen werden. Schweigend versammeln sich die Mönche, es mögen ibrer sechzig sein. Das riesige Kloster zählt kaum noch bundert Bewobner, darunter die arabischen Handwerker und Knechte. Jeder Mönchsbruder zieht sein Messer aus dem blauen Kaftan und setzt sich vor seinen Zinnteller. Die Schüsseln schwanken von Hand zu Hand. Es gibt warmen Reis mit Dattelwurst, grünes Gemüse, Zwiebeln, Mandeln und Knoblauch. Ehe er das Brot bricht, um es in die Oliventunke zu tauchen, schlägt er das Kreuz über der Speise. Das Sprechen bei Tisch ist wie das Wcintrinken und Fleisebcssen verboten, darum kauen und schlürfen sic wenigstens geräuschvoll. In den Tonflaschcn, die sie an den Mund setzen, gluckst Brunnen wasser, und hoffentlich nur ausnahmsweise Araki. In der Mitte zwischen den Tischen erhebt sich eine steinerne Kanzel, auf der einer der Brüder, der an diesem Abend fasten muß, Heiligenlegenden vor liest oder richtiger gesagt, unverständlich und ohne Zuhörer herunter- mnrmelt. Dieser Leseritus, der von keinem der Esser beachtet wird, ersetzt auch die Tischgebete. Aber Sie, meine Leipziger Zuhörer, haben hoffentlich einiges von meinen Geschichten in sich ausgenommen. Die Sinaimönche können wir jetzt zur Abcndvcrdauung in die Kirche entlassen, wo sie noch zwei Stündchen im Halbschlummer zubringen werden, während einige die Litanei herunterstöhnen. Ich erklettere derweilen schon die Zelle, die mir mein Nachtlager gewährt. Sic klebt wie ein Schwalbennest an der Innenseite der hohen Mauer, eine schwankende Holzstiegc sührt in den fensterlosen Raum. Dankbar werfe icb mich auf den grasgefüllten Bettsack, denn ich wollte es nicht besser buben als die Gesunden unter ihnen und hatte daher das angebotene, weiß bezogene Federbett ausgeschlagen. Viel em dritten Osterl'eiertug des .lulires lylti stürrt der Leutnant llmit seinem k'I'id aut der vereisten llleerstrulle. ilie nueli der Lront lulrrt. Lin groller IZIut- ergulj in, OberselienLel und eine 8tsucl»mg im Ilült-ndenb Zwingen ikn rum Nielrtstun. 8teib liegt er mit seinem Lager, „Doch in der nächste» Frühe, noch cbe cs recht lagesbcll wird, bört man einen Granatcnbagcl bcranpraffeln. Das ist kein gewöhnlicher .Morgcnscgcn' der feindlichen Feldgeschütze, das scheint ja ein groß- angelegtcS Zcrstörungsfcucr zu werden. Jetzt vernimmt man auch schon das Plärren aus den Langrohrgcschützen eines böse benachbarten Rcimser Außenwerkes. Kein Zweifel, sie zielen auf diesen Ortstcil, in dem cS noch so wohn liche Häuser gibt. Nicht der Lupe Gregorys gilt ihr Zorn, sondern den wcitstrahlenden Scheinwerfern von nebenan. Eine schrille Sirene ruft die Mannschaft in die Unterstände, vielleicht sind auch Luft- bombcr im Anflug. Rauchschwaden ziehen schon die Straße entlang. ,Du mußt jetzt runter, Fritze', mahnt Gregory, .cs ist höchste Zeit' Fritze, der heute bei seinem Kranken geschlafen hat, überlegt, was zu tun sei, er will heute selber die Dinge lenken. Er werde „och einen Gerhard Schultz«.Pfarrer-. „Tin Herz für uns". Preis drosch. Z M 2v, in Ganzleinen 4 M ;o