Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1937

Im Bahn- und Po st verkehr sind Änderungen, die den Buchhandel berühren, Nicht eingetreten. Auf zollrechtlichem Gebiete haben wir uns eingesetzt für die Zollfreiheit von Vorlagenwerken, Aufhebung des Verbotes der Einfuhr von Büchern mit Abbildungen nach Polen, zollfreie Einfuhr für in Leder gebundene Gebet- und Andachtsbücher in Frankreich und in den französischen Kolonien. Das besondere Wesen des Börsenvereins als einer Organi sation, die über die reichsdeudschen Grenzen hinausgreift, und die sich daraus ergebende besondere Gestaltung seiner Aufgaben hatte schon im Jahre l934 die Umgestaltung in organisatorischer Hinsicht durch Gründung des Bundes Reichsdeutscher Buchhändler e. V. zur Folge, der die ständischen Aufgaben übernahm. Eine weitere Änderung ist dadurch eingetreten, daß der Bund auf der Haupt versammlung in Weimar am 24. Oktober 1836 seine Rechtsfähig keit aufgab und sich in eine Abteilung der Reichsschrifttums kammer umwandelte. Diese Umwandlung berührt auch die Satzung des Börsenvereins, fodaß sich abermals eine Änderung notwendig inacht, die nach Beratung im Großen Rat mit Eintragung in das Genossenschaftsregister in Kraft treten wird. Möse zu Kantate 1937 stattfindende Beratung bietet sonach Gelegenheit, den Großen Rat nach zweijähriger Pause wieder einzüberufen und ihm außer der Satzungsänderung auch noch andere Fragen zur Beratung vorzulegen. Um die Abänderung von Vorschriften der Verkauss- und Verkehrsordnung beweglicher zu gestalten, sieht die Satzungs änderung vor, daß dafür ein besonderer Ausschuß eingesetzt wird, in welchem die angeschlossenen reichsdeulschen Verbände und Fach schulen und auslanddeutschen Verbände entsprechend vertre ten sind. Der Kl ei n e R a I hat im Berichtsjahr vier Sitzungen gehabt, über die jeweils im Börsenblatt berichtet worden ist. In der Geschäftsstelle ist insofern eine Änderung eingetreten, als der Geschäftsführer vr. Heß die gleichzeitige Betreuung der Ge schäftsstelle der Gruppe Buchhandel ausgegeben hat, um sich der Geschäftsleitung des Börsenvereins ganz widmen zu können. Die Trennung war unvermeidlich, da die Führung beider Geschäfts stellen auf die Dauer die Kräfte eines einzelnen zu übersteigen drohte und darunter die Erledigung der Arbeiten leiden mußte. Auch die Trennung der beiden Geschäftsstellen selbst ist räumlich und sachlich völlig durchgeführt. Die Mitglieder werden auch an dieser Stelle gebeten, auf die sachliche Trennung der Arbeits gebiete bei ihren Zuschriften zu achten stoir verweisen hierzu auf die Veröffentlichung im Börsenblatt vom 3. April 1937). Die Einrichtung der Amtsträger ist nach dem Ausscheiden des Herrn Ernst Reinhardt aufgehoben worden. Herr Albert Diederich verbleibt in besonderem Auftrag zur Unterstützung des Vorstehers und des Geschäftsführers. Das Vereinsjahr schließt mit einem Bestand von 6917 Mit gliedern. Der Zuwachs im Laufe des Jahres beträgt 435. Aus der Tätigkeit der einzelnen Abteilungen der Geschäftsstelle sei folgendes hervorgehoben: Die Auslandabteilung war vor allen Dingen be ratend und vermittelnd auf dem Gebiete der Ein- und Ausfuhr regelung tätig, das durch die Wirtschafts- und Devisenlage ja be sonders schwierig geworden ist. So mußten z. B. monatelange Ver handlungen wegen des polnischen Wirtschaftsabkommens und in folge der Herbstabwertungen in verschiedenen Ländern geführt werden. Die Devisengesetzgebung wird aufs genaueste verfolgt, um jederzeit einwandfreie Auskünfte auf diesem schwierigen Gebiet geben zu können. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsstelle in der Reichsschrifttumskammer und der Überwachungsstelle für Papier war reibungslos. Die Buchwerbung im Ausland ist durch eigene wie durch Er gänzung von anderer Seite veranstalteter Ausstellungen fort gesetzt worden. Zu nennen ist unsere Beteiligung auf der Früh jahrsmesse 1936 in Posen, aus den Ausstellungen »Deutsche Kunst und deutsches Kunstgewerbe der Gegenwart- in Ankara und Jstam- bul, auf dem Glaskongreß in London, auf den Messen in Utrecht, Zagreb, Saloniki und Athen, im Herbst l936 in Paris und Lodz, im Winter 1936 in London. Augenblicklich bereiten wir die aus Anlaß der Internationalen Ausstellung Paris 1937 geplanten Buchabteilungen und eine Buchausstellung in Sofia vor. Die bisherigen Besprechungsverbindungen sind fortgesetzt, neue geschaffen worden. In Erkenntnis der außerordentlichen Wichtigkeit der Wander jahre für den jungen Buchhändler im In- und Auslande ist die Vermittlungsstelle für den Auslandaustauf ch junger Buchhändler geschaffen worden. Wir haben uns schon bisher dieser Aufgabe gewidmet, sie soll aber jetzt in ver stärktem Maße durch die Vermittlungsstelle ausgenommen werden. Deren Aufgabe wird es sein, die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden, dem deutschen Jungbuchhändler zu ermöglichen, has Ausland und seinen Buchhandel kennenzulernen und dem Jung buchhändler des Auslandes Gelegenheit zu bieten, in guten deut schen Buchhandlungen an wichtigen deutschen Buchhandelsplätzen zu arbeiten. Die angeschlosscnen Auslandvereine haben aus nahmslos ihre Mitwirkung zugesagt. Einige Austauschfälle sind bereits in Bearbeitung. Auch mit den übrigen buchhändlerischen Auslandverbänden wird die Verbindung noch ausgenommen wer den. Erfreulicherweise konnte schon jetzt der Austausch zwischen einem jungen Engländer und einem jungen Deutschen abgeschlossen werden. An die Betriebsführer wird die Bitte gerichtet, in Er kenntnis des Wertes sich für diese Einrichtung einzusetzen und ihr die nötige Förderung angedeihen zu lassen. Der Sortimenterkursus 1936 war wieder stark be sucht. Unter den vierundvierzig Teilnehmern war das Ausland, und zwar die Schweiz mit sechs, Dänemark mit zwei, die Tschecho slowakei und Finnland mit je einem Gehilfen oder einer Gehilfin vertreten. Der sechste Herstellerkursus ist Anfang 1937 durch geführt worden. Auch unter seinen siebzehn Teilnehmern befanden sich drei Ausländer. Auf dem Gebiete der Werbung steht die Förderung der großen, von der Reichsarbeitsgemeinschaft für Deutsche Buch- merbung durchgeführten Werbemaßnahmcn für uns im Vorder grund. Die Zusammenarbeit mit der Reichsarbcitsgcmeinschaft er folgte stets in bestem Einvernehmen. Als Bindeglied zwischen die ser Stelle und den Obleuten des Buchhandels unterstützten wir die großangelegten Gemeinschaftswerbungen, nämlich die Sportbuch werbung aus Anlaß der Olympischen Spiele vom 1. bis 15. August, die Woche des Deutschen Buches vom 25. Oktober bis 1. November und die Fachbuchwevbung im März und April 1937. Neben diesen sich jährlich wiederholenden Maßnahmen stehen die Aufgaben aus der täglichen Praxis: Auskunftserteilung in allen Fragen des Werbe-, Prüfstellen- und Besprechungswesens, Werbung durch Druckschriften und Anzeigen für die Erholungsheime, Herstellung und Vertrieb von Matern und die Ausleihung einer Lichtbild sammlung über neue Ladeneinrichtungen. In regelmäßiger Folge bringen wir wöchentlich eine Über sicht »Die Bücherstunde im Rundfunk« mit Mitteilungen des Pro gramms der deutschen Reichssender, des Danziger und des Wiener Senders und neuerdings auch des Schweizerischen Landessenders Beromünster. Der jeweils zum Monatsbeginn erscheinende Werbekalender gibt Anregungen für die Einzelwerbung des Sor timenters, Aufnahmen von Buchfenstern und Gedenktage. Für die Statistische Berichterstattung des Bör senvereins wurde 1936 im zwölften Jahre ihres Bestehens erneut eine umfangreiche Werbung vorgenommen, die den Teilnchmer- kreis um mehr als ein Drittel vermehrte. Außerdem gingen eine Anzahl bindender Zusagen für Aufnahme der Mitarbeit vom Jahre 1937 ab ein. Diese Feststellung ist im Interesse des Gesamt buchhandels außerordentlich erfreulich. Sie zeigt, daß immer mehr Firmen sich vom Werte der statistischen Erhebungen für den eige nen Betrieb überzeugen lassen und bereit sind, sich durch ihre Teil nahme in den Dienst dieser buchhändlerischen Gemeinschaftsarbeit zu stellen. Durch eine für die Konjunktur-Statistik augenblicklich durch- gesührte Werbung wird eine fünfzigprozentige Steigerung des Teilnehmcrkreises und damit die Erfassung des gesamten maßgeb- Nr. 87 Sonnabend, den 17. April 1987 343