Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1937

dabei u. a. folgendes aus: Fünfundvierzig Fachbuchlisten sind das Ergebnis einer im letzten Jahr durchgeführten Bestandsaufnahme des Fachschrifttums. Gleichzeitig wurden die etwa 8000 Bücher einer vorläufigen Würdigung unterzogen, da eine grund legende Durchsicht mehr Zeit erfordert. Es wird die Arbeit des Kuratoriums sein, die Bücher nun hinsichtlich ihrer Verwendbar keit für Berufserziehung, Schulung und Leistungssteigerung, ihres Einsatzes für bestimmte Ziele der Ausbildung zu Prüfen. Erst die Urteile aus der Praktischen Arbeit werden die Auswahl und den richtigen Überblick über das Fachschrifttum geben, die notwendig ist für den Fachlehrer wie für den Buchhändler. Den Titelbe zeichnungen werden in Zukunft kurzgefaßteWerturteile, inhaltliche Charakterisierung desStoffes, Hin weise aus die Verwendbarkeit beigegeben werden. Bis zum I. Oktober dieses Jahres wird die Sichlungsacbeit durch das Kuratorium geleistet sein. »Die Tatsache-, fuhr Brugger in seinem Referat fort, »daß jeweils verschiedene Dienststellen an der weiteren Ausarbeitung der Einzellisten interessiert sind, macht es notwendig, daß inner halb des Kuratoriums Arbeitsausschüsse gebildet werden, die ihre Erfahrungen austauschen». Bis zum Ende des Jahres erreichen wir damit einen geschlossenen Überblick über die Verwendbarkeit und die Einsatzmöglichkeiten des Fachbuchbestandes. Daß alle Neu erscheinungen in diese Arbeit sofort einbezogen werden, ist selbst verständlich. Nach Abschluß der Sichtungsarbeit wird der Buch dienst Leipzig—Berlin eine Gesamtkartei des Fach schrifttums auflegen, in der jedes Buch mit sachkundigem Urteil versehen sein wird. Die Ergänzung dieses großangelegten Katalogwertes wird laufend vorgenommen werden. Besondere Aufmerksamkeit werden die Mitarbeiter des Kuratoriums den vorhandenen Lücken zuwenden, um Verbesserungsvorschläge zu machen, für deren Durchführung der deutsche Fachverlag besorgt sein wird. Die Erfahrungen bei der Prüfungsarbeit sollen im einzelnen in Aussätzen innerhalb der Zeitschrift »Das deutsche Fachschrifttum« niedergelegt werden. Jeder Vorschlag aus der Praxis, jede Mithilfe und Anregung werden vom Kuratorium dankbar begrüßt. Diese Bitte wendet sich nicht zuletzt auch an den Buchhandel, der ja als Mittler zwischen Verleger und Käufer eine nicht zu gering einzuschätzende Stel lung innehat. Ihm werden viele Wünsche zu Ohren kommen, er sollte nie vergessen, sie dem Kuratorium weiterzugeben. Nach kurzen Ausführungen über die Einteilung des Besprs- chungsteils der erwähnten Zeitschrift ging Brugger ein auf die Anforderung von Frei stücken neuer und früher er schienener Fachbücher. Obgleich für bestimmte Gebiete immer mehrere Mitglieder des Kuratoriums zuständig sind und neue Bücher auch prüfen werden, werden nur zwei Exemplare von der Geschäftsstelle des »Kuratoriums für das deutsche Fachschrift tum« angefordert, die eines dem jeweiligen Arbeitsausschuß zum Austausch für dis Beurteilung, das andere Stück zur weiteren Verwendung lz. B. zur Erledigung von Anfragen, Erteilung von Auskünften) in das Archiv des Kuratoriums geben wird. An der Aussprache über die Referate der Arbeitssitzung be teiligten sich die Mitglieder des Kuratoriums sehr rege, so u. a. vr. Hickmann (Reichswirtschaftskammer), vr. Morgen stern (Reichsgruppe Industrie) teilte mit, daß für zukünftige Arbeiten des Kuratoriums die Mitarbeit der gewerblichen Wirt schaft sichergestellt sei, da die Reichsgruppe für die einzelnen Fach gebiete im Schrifttum bereits entsprechende Sachbearbeiter be auftragt hat. Der Leiter der Fachgruppe Fachkalender, vr. Strauß, gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Arbeit des Kuratoriums für sein Arbeitsgebiet von wesentlicher Bedeutung sein werde, vr. Wachmann (Amt für Berufserziehung und Betriebsführung in der DAF.) betonte die Schwierigkeit, die bis jetzt bestanden habe, für alle Bücher entsprechende Fachleute zur Prüfung zu finden. Er machte Mitteilung von der bis jetzt von dem Amt geleisteten Vorarbeit. Der Zusammenschluß aller Dienst stellen und Gruppen im Kuratorium wird auch hier eine Ände rung bringen, vr. Warmuth, Sachbearbeiter des Kuratoriums, gab Einblick in die Arbeit, die bei der Aufstellung der Fachbuch listen entstand. Der Empfänger der Listen wünsche natürlich eine möglichst weitgehende Aufteilung, da ihm diese eine rasche Orien tierung ermögliche. Andererseits kann aber, wie auch schon von Brugger betont wurde, die Aufteilung nicht beliebig fortgesührt werden. Er entwickelte sodann die Art und Weise, in der die ein zelnen Arbeitsausschüsse innerhalb des Kuratoriums gebildet wür den, erläuterte an Beispielen den Arbeitsgang bei der Prüfung und Sichtung der Werte. Mit Dankesworten an die Mitglieder des Kuratoriums schloß vr. Wismann die Sitzung und stellte fest, daß der Arbeitswille und die dem Kuratorium dienstbar gemachten Erfahrungen zu berechtigten Hoffnungen Anlaß geben. —lg. Warum Geopolitik? Vier Jahre Aufbauarbeit im Reich haben bei dem kraftvollen Einsatz des ganzen Volkes genügt, um den größten Teil der innen politischen Fragen zu lösen, die sich in der Systemzeit zu einem unüberwindlich geglaubten Berge gehäuft hatten. So ist es verständlich, daß heute die deutsche Öffentlichkeit innenpolitische Vorgänge und Entwicklungen im wesentlichen registrierend betrachtet und von vornherein eine positive Mit arbeit in allen Fragen zur Verfügung stellt. Damit hat man jenen Punkt erreicht, an dem das Volk sein tägliches kämpferisches Inter esse anderen Fragen zuwenden kann als denen des Partei- und Arbeitshaders vergangener Zeiten. Seit der Wiederherstellung der deutschen Wehrfreiheit hat der Führer das Volk in den verschie densten Formen darauf verwiesen, daß noch ein großer Teil außen politischer Fragen für das Reich zu lösen bleibt und daß er hier auf diesem Gebiet — ebenso wie auf dem innenpolitischen — mit der Mitarbeit, dem Interesse und der Zustimmung des ganzen Volkes rechnen muß und rechnet. Völker, die ein Weltreich ihr Eigen nennen, haben es leicht, in außenpolitischen Fragen einer Meinung zu sein und in einer geschlossenen Front den außenpolitischen Forderungen ihrer Regie rungen beizustimmen, denn sie verfügen über die Erfahrung langer Kolonialgenerationen, eine Erfahrung, die sich nur durch die Ar beit in fremden Ländern selbst in vollem Maße erwerben läßt. Die Arbeitserkenntnisse englischer Kolonialpioniere des l8. und 19. Jahrhunderts sind z. B. dem britischen Volke in einer Weise in Fleisch und Blut übergegangen, daß wir heute unwiderlegt von einem außenpolitischen Instinkt des Engländers sprechen können. Nun ist dem jungen Engländer die Gelegenheit gegeben, diesen mitgegebenen Instinkt zu einer Erfahrung auszubauen, da er heute in Indien, morgen in Kanada, übermorgen in Australien arbeiten kann, ohne den Boden des britischen Weltreiches zu ver lassen. Diese Welterfahrung müssen sich Völker, die eingezwängt zwi schen anderen Staaten leben müssen, mühsam zu erwerben suchen. Außenpolitische Erkenntnis fällt diesen Völkern nicht in den Schoß. Wohl mögen die diplomatischen Vertreter diese Erfahrungen be sitzen, aber es fehlt der Widerhall diplomatischer Vorgänge im Volke selbst, weil eben dem Volke Kenntnis und Erfahrung man- IllKaimraMMabM im BinMiidlerlMs am Sonntag, dem 25. April beginnt bereits 17 Uhr 30, nicht erst um 18 Uhr Nr. 89 Dienstag, -en 20. April 1937 355