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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1937
- Strukturtyp
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- 1937-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1937
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gell. Das Zeitalter der Devisenbeschränkungen hat sein übriges dazu getan, eingehende Studienreisen z. B. für die Jugend Deutsch lands Praktisch unmöglich zu machen. So ist es nicht verwunderlich, daß an die Stelle der eigenen Ziehen und der also auf Reisen erworbenen Kenntnis des Aus landes das politische Schrifttum tritt, das nunmehr ausschließlich die Ausgabe übernimmt, für die außenpolitische Aufklärung des Volkes zu sorgen und die notwendigen Kenntnisse zu vermitteln, die zu einem geschlossenen Weltbild verhelfen müssen. Das außen politische Schrifttum hat damit eine außerordentlich wichtige Er- zichungsaufgabe. Jedes Land hat seine eigenen Formen außenpolitischer Bü cher. England schöpft die Außenpolitik mit Stolz aus der Ge schichte; Deutschland muß sie aus der Politik der Gegenwart er werben, denn die außenpolitische Situation des Reiches hat sich — wie die eines jeden in der Mitte eines Kontinents gelegenen Lan des - im Laufe vergangener Jahrzehnte viel stärker verändert, als dies bei den Weltreichen der Fall war. Es ist also auch nicht weiter erstaunlich, daß man gerade von deutscher Seite her jene zum großen Teil außenpolitische Erzie hungsdisziplin aufgebaut hat, die man heute mit dem Wort »Geopolitik- umreißt. Das heißt, daß Deutschland zum Historischen das Geographische tut und im besonderen vom Geographischen an die Fragen der Weltpolitik und ihre Entwicklung herangeht. Die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Raum, dem Volk und seinem Boden sind das Beobachtungsgöbiet der Geopolitik. Die Väter der Geopolitik waren der schwedische Gelehrte Kjellön (»Der Staat als Lebensform-, Vowinckel, Heidelberg) und die deutschen Professoren Ratzel (»Politische Geographie», Oldenbourg, München), Richthofen (»Vorlesungen über Sied- lnngs- und Verkehrsgeographie-), Sieger und Sölch. Diese noch etwas unterschiedlichen Gedanken wurden dann nach dem Weltkrieg von Professor Karl Haushoser vereinigt und zu dem Lehrgebäude der Geopolitik zusammcngeschlossen. Die Geopolitik baut sich auf der Lehre vom Staate auf, der die bedeutendste Organisationsform des Volkes in seinem Raume ist. Damit wird die Raumorganisation, die der Staat vornimmt, also Planung, Siedlung, Bevölkerungsumschichtung, Grenzanla gen, zu einem der wesentlichsten Beobachtungsobjekte der Geo politik, von denen aus die aus einer gleichen geographischen Basis sich aufbauenden zwischenstaatlichen, historischen Ereignisse erklärt werden können. Also liefert die Geopolitik vor allen Dingen grund legendes Material für die Erkenntnis der Logik in der Geschichte und in der Außenpolitik, ohne die im letzten ausschlaggebende Be deutung der großen führungsbegabten Männer in der Geschichte zu leugnen, und hat zugleich die Möglichkeit, die einzelnen Wege der Lösung einer komplizierten zwischenstaatlichen Frage zumin dest entwicklungsmäßig vorauszusehen.' Das geopolitische Schrifttum findet auf Grund seiner inter essanten Ausgaben seit je ein großes Interesse nicht nur bei den politisch tätigen Deutschen, sondern auch in anderen Berufskreisen. Es trennt sich von vornherein in drei umfassende Sachkomplexe: 1. Die Darstellung der Organisationssormen des Staates in allen ihren einzelnen Fragen, also in der Wirtschaftspolitik, Bc- völkerungspolitik, Grenzpolitik, Wchrpolitik, Siedlungspolitik usw. In dieser Gruppe sammeln sich die theoretischen Abrisse der Geo politik und ihrer einzelnen Spezialgebiete, die die methodischen Unterlagen für die Beobachtungsarbeiten der zweiten und dritten Gruppe niederlegen. 2. Die Darstellung einzelner Landschaften des Reiches unter verschiedenen Gesichtspunkten, die brauchbare Unterlagen für Wirtschaftsplanung, Siedlung, Vevwaltungsreform und Wehr organisation zu geben imstande sind. 3. Die Darstellung größerer oder kleinerer geographischer Räume nach geopolitischen Bctrachtungsmcthodcn. Hier liegt sür die außenpolitische und weltpolitische Erziehung der eigentliche umfassende Wert des geopolitischen Schrifttums. Wird dieser oder jener die methodischen und theoretischen Fragen gerne umgehen wollen, so kann er an den Einzeldarstellungen nicht vorübergehen, wenn er überhaupt an weltpolitischen Problemen interessiert ist. Denn in diesen Beobachtungsleistungen verbindet sich Wissen um Geschichte, Geographie, Rasse, Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur eines Raumes zur geopolitischen Synthese, die dem Laien einen schnellen, aber doch eingehenden Überblick über alle raum- politischen Probleme des Bcobachtungsgebietes verschafft, ohne ihn mit Zahlen und trockenen Darstellungen der Zustände zu füttern. Denn die Kunst der geopolitischen Raumdarstellung liegt in der Kombination und in der Auswertung des Materials nach neuen Gesichtspunkten, nicht im Material selbst. Die Methoden der Geo politik werden also hier praktisch angewandt, und der Leser der einzelnen Raumbeobachtungcn wird auch ohne theoretische Vor bildung schnell mit den Begriffen der Geopolitik vertraut werden. Nicht weil nun jedes Spezialwcrk diese theoretischen Begründun gen erneut wiederholt und sie etwa an den Anfang stellt, sondern weil alle diese Bücher die geopolitische Methode zugrundclcgen, ohne sich auf ihre Erörterung einzulassen. So ist es verständlich, daß im besonderen jene Raumbctrach- tungen eine weite Verbreitung fanden, die aktuelle Probleme zum Thema haben, ohne daß sic sich mit der Schilderung tagespolitischer Vorgänge befassen. Diese sinket jeder in der Zeitung, doch den ausführlichen Kommentar, das Warum der Vorgänge, die histo rische Entwicklung und die zukünftigen Möglichkeiten gibt ihm die Zeitung nicht. Dann kann er zu dem geopolitischen Buche greifen, das für den in Frage stehenden Raum zuständig ist. Was nützt dem Zeitungsleser zu wissen, daß Marschall Tschiangkaischck in die Hände kommunistischer Machthaber westchinesischer Provinzen gefallen ist, was nützt ihm die Tatsache der Aufhebung des Selbst bestimmungsstatus für Malta oder die Feststellung der britischen Flottenmanöver vor Singapore, wenn er sich nicht erklären kann, warum dies alles geschehen ist? Es liegt heute bereits eine Reihe von Darstellungen verschie dener Räume der Erde vor, die jedoch noch vieler Ergänzungen bedarf, bevor wir über eine lückenlose Sammlung des geopoliti- schen Weltbildes verfügen: sür Ostasien und den Pazifischen Ozean schrieb Karl Haushoser -Die Geopolitik des Pazifischen Ozeans» (Vowinckcl, Heidelberg), -Japan und die Japaner- (Teubner, Leipzig), Wcgener gab eine geopolitische Landeskunde Chinas (Teubner, Leipzig), Wiersbitzky behandelte das australasiatische Mittelmeer. Aber es fehlen noch Darstellungen Au straliens und der Südsee im einzelnen, wie vor allem auch noch eine geopolitische Arbeit über Indien fehlt. Für die UdSSR, liegt vor: Niedermayer- Semjonow, »Die Sowjetunion» iVowinckel, Heidelberg), für den Orient zwei Bücher des Zionisten Hans Kohn -Geschichte der nationalen Bewegung im Orient- (Vowinckel, Heidelberg), »Na tionalismus und Imperialismus im Vorderen Orient» (Societäts- Druckerei, Frankfurt a. M.) und eine Reihe von Einzelstudien über Arabien, Palästina, Ägypten, die Rotmeergebiete und die Türkei, Ritter von Kral, »Das Land Kemal Atatürks» (Brau müller, Wien); Topf, »Die Staatenbildungcn in den arabischen Teilen der Türkei- (Friederichsen, de Gruytcr, Hamburg); Hocpli, »England im Nahen Osten- (Palm K Enke, Erlangen). Den mari timen Großraum zwischen den drei alten Erdteilen, den »Mittel meerraum» behandeln Hummel und Siewert (Vowinckel, Heidel berg). Für europäische Staaten liegen bisher vor: Hassinger »Die Tschechoslowakei» (Kraus, Reichenberg); Wunderlich, »Das moderne Polen- (Fleischhauer K Spohn, Stuttgart); Höpker, »Rumänien» (Knorr K. Hirth, München); Schriften von Walter Vogel über Frankreich; Balk, »Schweden heute» (Stilke, Berlin); Schriften Oehquists über Finnland. Uber die großen Reiche vor allem Demangeon, -Das britische Weltreich» (Vowinckel, Heidelberg) und Stoye, »Das britische Weltreich« (Bruckmann, München), ferner Maull in den Göschenbändchen über Frankreich. Eine Zu sammenfassung des südosteuropäischen Raumes fehlt noch ebenso wie Einzelarbeiten über Groß britannien, Italien, Spanien usw. Für die Geo politik Deutschlands liegen neben einer Reihe von Spezialarbeiten an zusammensassenden Darstellungen leichtverständlicher Art vor: Die weit verbreitete »Deutschlandsibel» von R. v. Schumacher (Offene Worte, Berlin) und Tramplcr »Um Volksboden und Grenze» (Vowinckel, Heidelberg). Geopolitische Arbeiten über Amerika und einzelne amerikanische Staaten sind bisher noch nicht veröffentlicht worden. Nr. 80 Dienstag, den SV. April IVS7
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