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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1937
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- 1937-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1937
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- Deutsch
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sei es in Wien oder München — erste Semester — zum ersten Mule in die Hand nahmen. Damals waren es heilige Werkzeuge einer Überzeugung gewesen, jetzt lagen sie wie heißgelaufene Maschinenteile in der Hand, Werkzeuge des Lebens, die nur zu oft sinnlos der Will kür des Todes draußen gehorchten. — Sie erfühlen in diesem Augen blick mit mir, was ich meine: Das 19. Jahrhundert hat den Arzt, den Rechtsanwalt, den Apotheker, den Schriftsteller — eigentlich wohl alle sogenannten »freien Berufe» und akademischen Stände seiner materialistischen Erfahrungs- und Umweltlehre mehr oder weniger bewußt oder un bewußt hörig gemacht. Das nationalsozialistische, also deutsch-sozialistische Gewissen unseres Daseins nun muß das hochmütige, intellektuelle, rationali stische Wissen jener überwundenen Epoche aus der Welt schlagen. Nie mand kann die Schwierigkeiten tiefer ermessen als ich selbst. Als Dramatiker weiß ich nur zu gut, daß der Begriff des Männ lichen, des Herrischen, des Heldischen tragischerweise — und das eben ist der tiefste Kern unserer tragischen Welt und ihres Lebens — nur an der Größe seiner Gegner und ihrer inneren Berechtigung zu wachsen vermag. Der Nationalsozialismus bekämpft keine geringen oder geringfügigen Einwände in der Nation und im Sozialismus, sondern die schwerwiegendsten! Dieser heldische Kampf eben ist seine Größe und wird in der Geschichte einmal seine Heiligsprechung er fahren. Lassen Sie sich nicht durch kleine Fehlzündungen dazu ver leiten, die wahren motorischen Kräfte dieser Bewegung zu verkennen. Nicht an ihren Mängeln erkennt man die Größe geschichtlicher Lei-' stungen, sondern an der Tatsache ihrer ideellen Kraft. Der Buchhändler jage nun nicht: Handlung am Buch — schön, sehr schön — aber ich bin dieser Verantwortung ganz einfach nicht mehr gewachsen. Die Produktion ist zu groß! Meine Buchhändler! Ich erinnerte Sie an die Kriegschirurgen, denen auch die Verantwortung nach Großkampftagen über den Kopf zu wachsen schien — es gibt keine Flucht vor diesem Entscheid: Ent weder siegt die Materie, die Produktion, die Aufgabe über den Men schen, oder der Mensch über die Materie, die Produktion, die Ausgabe! Unser Führer hat die Entscheidung ein für allemal auch für unser aller Leben getroffen! Der Mensch, die Persönlichkeit ist zum Sieger erklärt. Wir beherrschen die Aufgabe! Wer sich diesem neuen, jungen, stahlharten Herrenbewußtsein nicht gewachsen fühlt, meckere nicht, verwässere die Stunde nicht durch Kompromisse, sondern sei an ständig und trete ab. Die Jugend ist bereit! Die Jugend ist keine bloße Frage der Jahre — sie ist und bleibt eine Entscheidung der inneren Werte eines Menschen. Jung sein heißt, das Reine wollen, einer klaren Erkenntnis unerbittlich dienen, jung sein heißt, kompromißlos denken und handeln. Das fordert Adolf Hitler von Euch: Handelt jung an Eurem Beruf, an Eurem Stand, in Eurer Ausgabe für Deutschland! Ihr seid nicht subalterne An gestellte des Geisteslebens unserer Nation, nicht bloße Kaufs- und Verkaufsleute, sondern seid Handelsherren des jungen, erwachten, kämpferischen Deutschlands, deutschen Geistes und seines Selbst bewußtseins! Jetzt ist der Augenblick gekommen, den Mann zu beschwören, der uns ein feierliches Mahnmal sein soll: Johann Philipp Palm! Was ruft diefer Name in uns wach! Feigheit und Verrat, Raub und Mord steigen vor unseren Augen auf; einen brutalen Feind sehen wir auf unseren Fluren, in unseren Musern und Kirchen und — was das Schlimmste ist — wir sehen ehrlose Menschen aus eigenen Reihen um die Gunst des Franzmannes buhlen, sehen sie winseln und grinsen, nach Geld und guten Worten Haschen, müßten sie darob auch den eigenen Bruder verraten. Und diese Treulosen stehen an Stellen, wo ganze Männer statt Weichlingen stehen sollten! Wahr haftig, das ist das uns leider aus einer nahen Vergangenheit nur zu bekannte Bild: Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung! Um Sie mit dem Deutschland Palms selbst bekanntzumachen, lese ich Ihnen dies vor: »Ungeheure Lieferungen« — so heißt es in dem Buche, das Palm zum furchtbaren Verhängnis werden sollte — »ungeheure Lieferungen aller Art waren das erste, womit das französische Heer bei seinem Eintritt in Bayern das Kompliment machte. Nach diesem traurigen Willkommen eilte der Soldat wie ein ausgehungerter Wolf auf sein angewiesenes Quartier zu. Sonsten pflegt der Hunger keine Speise zu verachten, hier forderte er Leckerbissen zu seiner Befrie digung. Kaum war der Franzose aus seinem Nest, als er sich schon nach Kaffee, Wein, Likör, Braten und Eingemachtem umsah. Noch dampfte der Fraß aus seinem gespannten Wanste, da er sich zum Mittagessen niedersetzte, und wenn nicht köstliche Speisen aufs neue seinen Appetit reizten, Wirt und Wirtin auf das infamste miß handelte. Unter fortgesetztem Schwelgen kam der Abend herbei, und da wurden dann neue Versuche zum Dienste des Bauches bis zum ekelhaften Speien gemacht. Ein einzelner, elender Kriegsknecht, der in Friedenszeiten alle seine Lebensbedürfnisse mit zwei Groschen be streiten muß, erforderte jetzt täglich 3—4 Gulden zu seinem Unter halt. Wem nur zwei dieser Wölfe in Menschengestalt zugeteilt waren, der mußte binnen vier Wochen einen Beutel mit 200 Gulden rein geleert sehen....« War es ein Wunder, daß die so gepeinigte Kreatur aus nichts anderes mehr sann, an nichts anderes mehr dachte, von seinem Schöpfer nichts anderes mehr erflehte als die Befreiung von diesen Bedrückern, mochten sie als triumphierende Sieger oder als Gehorsam heischende Verbündete in die Gaue des deutschen Vaterlandes eiu- gedrungen sein. Und zu all dem — der immer stärker werdende Zweifel der deutschen Bevölkerung an den eigenen Landesfürstcn und deren Regie rungen (oft nur willige Werkzeuge in den gewalthaberischen Händen Napoleons). Das war der Boden, auf dem als Schatten der kommen den Ereignisse mehrere Protestschriften nacheinander erschienen. Napo leon, schon durch einige gereizt, verlor durch die von Palm verlegte Schrift jede Besinnung. Mag sein, daß der Besitz der Gewalt bei dem Eroberer — wie schon so oft — das freie Urteil der Vernunft unvermeidlick; verdorben hatte; mag ebenfalls sein, daß die Sorge um den Besitz der an sich gebrachten Länder da mitbestimmend gewesen ist; ebenso sicher ist, daß nicht alle deutschen Amts- und Regierungsstellen sich ihrer natur- gewollten vaterländischen Aufgabe bewußt waren und dem Eroberer Handlanger- und Zubringerdienste leisteten« Möglich auch und mensch lich nicht unverständlich, daß mancher sich in der Schrift selbst so gezeichnet fand, wie er in die geschichtliche Ewigkeit nicht einzuziehen wünschte. Nahm doch die Schrift aus höherem vaterländischen Inter esse auch den deutschen Fürsten gegenüber kein Blatt vor den Mund. Wenn wir Heutigen über Dinge und Menschen der damaligen Zeit auf Grund genauerer Untersuchungen manchmal anders denken: so wie es in der Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« aus gezeichnet stand, empfanden damals die Besten der Nation. Kein geld liches Interesse, kein äußerer Ehrgeiz war es, der den Buchhändler Johann Philipp Palm als Inhaber der Stein'schen Buchhandlung zu Nürnberg veranlaßte, die Schrift in den Verlag zu nehmen. Nur der heiße Wunsch nach dem Wiederaufstieg seines geliebten Vaterlandes führte ihn zu diesem Beginnen. Es war ein Wagnis, war es um so mehr, als die Schrift anonym erschien. Außer den drohenden Wirt- Nr. 95 Dienstag, den 27. April 1087 375
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