Foeöe/r Die Auswahl, die wir bringen, umfaßt alles menschlich und künstlerisch Wesentliche aus den Briefen, mit Ausnahme der theoretischen Farbenlehre, und sämtliche erhaltenen Gedichte. Das Leben und Reifen Runges, dessen schlichte und ernste Familienbilder jedem vor Augen stehen, vollzieht sich in einer Entwicklung, die typisch für die Künstlerschicksale der deutschen Romantik ist. Darüber hinaus tritt seine Persönlichkeit eindeutiger als bisher als die eines Künstlers ins Licht, der für sich und seine Welt eine Einigung der beiden stärksten Kräfte unseres Wesens, des deutschen und e Ancst UI1Ü Vcöiciilc des christlichen Geistes, anstrebte und klar erreichte. Seine Gedankengänge, trotz der einfachen und unbeschwerten Sprache von großer Tiefe und Folgerichtigkeit, verdienen es, nach langer Vergessenheit in unsere Zeit gestellt zu werden. Neben den Maler der Kinder und Blumen, den Erzähler niederdeutscher Märchen tritt gleichberechtigt der Mensch Runge, der sein Volk — schlicht wie Matthias Claudius — zu „dem einen Punkt" führen, ihm in den napoleonischen Wirren den festen inneren Halt geben will, dessen wir heute nicht minder bedürfen, /teranssesedon von Ltsts Ootsmann. Mt S Metern von M. Otto Lunge. Der Band will nicht zu den üblichen, nüchtern chronologischen oder wissenschaftlichen Brief sammlungen gestellt werden. In sinfonischer Steigerung baut sich aus den in ihm vereinten erlesenen Stücken deutscher Briefschreibekunst aus vier Jahrhunderten eine Art Erzählung in Briefen aus, wie die Romantiker sie künstlich schufen. Dichter, Künstler, Denker und Staats- 9 männer, die jeder nach ihrer Leistung, nur wenige aber als Briefschreiber kennen, zeugen von der Tiefe und Lauterkeit deutschen Liebesempfindens. Was es an Glück und Gefährdungen zwischen zwei Menschen auszusagen gibt, ist hier in Worte gefaßt: Neigung, Werbung, Erfüllung oder Entsagung, eheliche Gemeinschaft oder klare Freundschaft, sie alle haben von den Zeiten Lessings, Claudius', Goethes, Kleists her über Blücher, Clausewitz bis zu Nietzsche, Bruckner, Thoma und Maräes, ungefügen und mannhaft kühnen, drängend hingcstammelten und heilig nüchternen Ausdruck gefunden. //sransgegeben von Mts Ootsmann. Mt 4 Metern kter Leit. >- » ,, ,,,i r „ „ ,>ii „ Werk und Wesen Georg Christoph Lichtenbergs, losgelöst von allein literarhistorisch Interessan tem, weiten Kreisen deutlich sichtbar zu machen, ist die Aufgabe und der Versuch der vor liegenden Auswahl. Sie widmet dabei dem Naturforscher Lichtenberg einen größeren Raum und bringt wohl zum ersten Male seine Biographie des Kopernikus als einen wichtigen Beitrag für die Geisteshaltung seiner und vielleicht auch unserer Zeit gegenüber einer großen Tat und ihrem menschlichen Werkzeug. — Der zweite Teil des Bandes versucht, aus den literarischen und philo sophischen Gedanken Lichtenbergs das Bleibende und immer Gültige so hervorzuheben, daß es allen Freunden des Geistes und der Dichtung auch heute wegweisend erscheint. — Das Bild des universalen Forschers und Kritikers von sich selbst, seiner lebendigen und geistigen Enkwick- lung nach, das Bild des Wahrheitsuchers und der Persönlichkeit Georg Christoph Lichtenbergs auf Grund seiner Bekenntnisse zu zeichnen, bemüht sich der dritte Teil, t/erausgegeben von ttetmut Oisss. Mt Z Metern natt! atten SttÄen. ^ Jeder Band in Leinen gebunden, illustriert und in mehrfarbigem Umschlag RM 2.5O E> Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin S>3S Nr. 105 Dienstag, den 11. Mai 1087