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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1937
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- 1937-05-15
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1937
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- Deutsch
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Wir schaffen es mit dem Fachbuch! Erlebnisse und Erfahrungen bei Fachbuch-Ausstellungen in Groß-Betrieben i. Wenige Minuten vor 11 Uhr. Wir sind eben in einem großen Ausbesserungswerk der Reichsbahn eingetrosfen. Der Arbeits kamerad vom Buchhandel legt die letzte ordnende Hand an die Ausstellung der Fachbücher, die die ganze Längsseite der festlich geschmückten Turnhalle des Betriebs einnimmt. Unterdessen sprechen wir mit dem Betriebszellenobmann, der uns noch schnell von den Ergebnissen seiner Vorbereitungen für die Fachbuch werbung berichtet. Schon aus räumlichen und betriebstechnischen Gründen war es natürlich nicht möglich, die gesamt« Gefolgschaft, viele Hundert Mann, zu diesem Zweck zusammenzurufen. Der Betriebsführer hat daher angeorbnet, daß zunächst sämtliche Lehrlinge teilnehmen sollen, dann die Werkmeister und Vor arbeiter der einzelnen Arbeitsstellen und schließlich alle die Arbeiter, die zur Zeit sich auf besondere Betriebsprüfungen oder aus eine Verwendung an einer neuen Arbeitsstelle vorbereiten. Unterdessen sind auch der Betriebsführer selbst, der Leiter der Werkschule und die Abteilungsleiter erschienen, immer mehr Arbeiter finden sich ein, und schließlich rücken die Lehrlinge an: 120 Mann etwa, von einem Führer der Hitlerjugend geführt, denn alle Lehrlinge gehören der HI. an. Der Betriebssührer er öffnet und weist einleitend schon auf die Aufgabe der Fachbuch- ousstellung hin, die hier wie in den übrigen Betrieben gemeinsam von der Deutschen Arbeitsfront, den Leipziger Sortimentsbuchhandlungen und den Städtischen Bücherhallen durchgeführt wird. Dann folgen in einer kur- Mit der Fachbuchliste in der Hand wird mancher schaffende Volksgenosse vielleicht zum ersten Male in seinem Leben den Weg in die Buchhandlung finden. Es ist eine der schönsten Aufgaben des Buchhändlers, diesen Volksgenossen zu raten, zu helfen, sie einzuführen in den Bereich des schaffenden Geistes und ihnen diejenigen Werke in die Hände zu geben, die Brücken zu dem übrigen Schrifttum schlagen können. MeichSminister Dr. Goebbels auf der Kundgebung des deutschen Buchhandels Kantate ryzp) zen Ansprache von 20—2b Minuten einige erläuternde Bemer kungen, die vor allem drei Gedankenkreise zum Gegenstand haben: Erstens: Die Fachbuchwerbung ist keine wirtschaftliche Hilfsmaßnahme zur Unterstützung des Buchhandels und der gra phischen Gewerbe. Der neue Vierjahresplan stellt an alle Volks genossen die höchsten Anforderungen in bezug aus Wissen, Können und Einsicht. Neben die Lehre, die praktische Ausbildung und die Berufskurse der DAF. mutz das Fachbuch treten, das ergän zend, vertiefend und helfend die durch Übung und Erfahrung ge wonnenen Kenntnisse ausbaut und sichert. Das Fachbuch ist also im Bierjahresplan ein unentbehrliches Werkzeug, das auch genau so in Ordnung fein muß wie Drehbank, Fräsmaschine und Automat. Zweitens: Wie steht es aber mit der Benutzung dieses Werkzeuges? Hier ist noch viel zu tun. Das Lesen als technisches Arbeitsverfahren — als Zweck- und Gebrauchslesen wird noch längst nicht so sicher beherrscht wie Drehen, Schmieden, Feilen. Einige erste Hinweise werden gegeben. Weiteres muß von den Schulungswaltern der DAF., den Werkmeistern, den Lehr lingsausbildnern regelmäßig geschehen. Drittens: Wie kommen die Arbeitskameraden zu den Fachbüchern ihres Arbeitsgebietes? Das zeigt die Ausstel lung, die eine erste Übersicht bringt, die allerdings nach wenigen Stunden oder Tagen den Betrieb wieder verläßt. Aber die Buch handlungen der Stadt und die Städtischen Büchereien halten ständig Fachbücher aus allen Gebieten und für alle verschiedenen Anforderungen bereit. Beide Einrichtungen gehen auch mit Rat und Hilfe bei der Auswahl zur Hand. Die Fachbuchlisten bilden eine wertvolle Zusammenstellung, die nicht nur einmal an gesehen werden, sondern die man immer wieder heranziehen soll. Dann lädt der Arbeitskamerad vom Buchhandel noch einmal dazu ein, ja die Buchhandlungen ohne Scheu zu besuchen. Der Buchhändler weiß, daß nicht jeder, der seinen Laden betritt, ein Buch fest kaufen wird. Er ist aber gern bereit, mit seinen Kenntnissen und Hilfsmitteln die gewünschten Fach bücher zu suchen und bereitzustellen. Die Ausstellung zeigt etwas von dem Reichtum und der Vielfältigkeit der belehrenden Fach literatur. Ein jeder solle und könne diese Bücher sich genau ansehen, könne darin blättern, lesen und prüfen, ob dies das richtige Buch sei, das, was gerade ihm etwas nützen könne. Dieser Aufforderung wurde nun freudigst nachgekommen. Bald war der lange Tisch von allen Seiten umlagert. Da zwei Stücke von jedem Werk vorhanden waren, konnten wirklich viele die Bücher genau ansehen. (Da hier nur wenige Fachwerke, etwa 2ö—30 Stück, ausgewählt waren, ließ sichUnes technisch leicht durchführen.) Es war eine Freude, diese Volksgenossen in ihrer lebendigen frischen Anteilnahme zu sehen. Die geweckten, offenen Gesichter der Jungen, lauter große, kräftige Burschen, ließen spüren, mit welcher Erwartung und Begeisterung sie in der Lehre sind. Wir sahen später die Lehrlingzwerkstätte und die ausgezeichneten Werkstücke, die sie hier unter der Anleitung des Leiters und der drei Lehrmeister unfertigen. — Ganz anders nehmen die älteren Arbeiter und Meister die Bücher zur Hand. Hier ist es schon mehr ein kritisches Abwägen, das in ihren Mienen zu lesen ist: Kann das Buch wirklich zu der großen Erfahrung und Sicherheit, die die jahrelange Praktische Tätigkeit diesen hochqualifizierten Facharbeitern gebracht hat, noch etwas Wesentliches hinzubrin gen? — Nun setzt auch ein lebhaftes Fragen und Austauschen ein, nicht nur mit uns Buchmcnschen, sondern auch unter den Arbeits kameraden selbst, zwischen den Reichsbahnräten, den Ingenieuren, den Arbeitern und Werkmeistern. Da sehen die Lehrlinge Bücher, die ihnen im Unterricht schon empfohlen sind. Da findet auch — gewiß nicht das schlechteste Fachbuch! — ein billiger Atlas große Anteilnahme. So herrscht in den ersten zwei Stunden, die ich dort miterlebe, ein reger Verkehr; immer neue Arbeitskameraden kommen, andere müssen wieder an ihre Arbeit. Unmittelbar neben dem Ausstellungsraum liegt die Kantine. Durch die offene Tür strömen immer wieder Arbeitskameraden herzu — zunächst aus Neugier, dann gefesselt von der bequemen Gelegenheit, in das Fachbuch, in ihr Fachbuch einen Blick tun zu können. Wahrlich, das Fachbuch geht zum Volk, sucht den Weg zu seinem Facharbeiter! Wie nötig es ist, diese Gelegenheit zu schassen, zeigt in diesem Betrieb schon die Tatsache, daß die Arbeitszeit (wie übrigens in vielen Betrieben!) sich nach dem Fahrplan der Züge richtet. Da Hunderte von Arbeitern oft bis zu zwei Stunden Fahr zeit entfernt in kleinen und kleinsten Dörfern wohnen, haben sie daher praktisch nie Gelegenheit, eine Buchhandlung auf zusuchen. Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt für die Frage, welche »Käuferschichten» oder Lesergruppen mit dieser Werbung erreicht werden. Das war unser erstes Erlebnis bei der Fachbuchwerbung. Es gab auch andere. Ein großer, weltberühmter Betrieb, der sonst Vorzügliches in der Betreuung seiner Gefolgschastsmitglieder leistet, hatte sich dieser Sache so wenig angenommen, daß zu der im übrigen auch nicht hervorragend vorbereiteten Ausstellung von einer in die Hunderte gehenden Arbeiterzahl nur zwei kamen. Buchhändler und Bibliothekar zogen hier etwas betroffen ab. Ein anderer großer Betrieb der Gruppe »Nahrungs- und Genußmittel» teilte mit, daß es aus seinem Gebiet nur ein einziges Fachbuch gäbe — und das sei nicht für die 400—500 Ar beiterinnen, die er beschäftige, geeignet, sondern höchstens für den Betriebsführer — und für den brauchten sie keine Ausstellung. Richtig. Aber wir verständigten uns dann, daß hier der Begriff 430 Nr. 109 Sonnaben-, öen 15. Mai 1937
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