Strom des Erzählens, der mit unveränderter Kraft der Sprache und einer außerordentlichen sinnlichen Schau uns geleitet. ES sind Augenblicke in diesem Roman von einer Verdichtung menschlichen Seins, die als gewaltige Erinnerung den Leser nicht wieder verlassen. Mit diesem Roman wurde, und das ist nicht das Unwichtigste, ein Stück unbekannter Wirklichkeit hinzuerobert. ES geschieht mit einer Sprache von starker Eigenwilligkeit, die jedoch die ganze unmittelbare Frische der gültigen, errungenen Form zeigt. Nicht zuletzt aber ist bei dieser Darstellung entscheidend die Sauberkeit und Härte. Sie fehlt den vielen Büchern, die das Leben der Fischer, Bauern und Jäger aus einem verstädterten, sentimentalen Blickwinkel sehen. Der Roman von Cisek aber gehört zu den bedeutendsten deutschen Dichtungen, die uns in den letzten Jahren vor Augen gekommen sind. (Bruno E. Werner) ^lünciiener Leitung Eines faßt all die Menschen zusammen und gibt diesem deutschgeschriebenen Buch seine unverwechselbare Tönung: die Natur und das Lebensgefühl des weiten Ostens! Nicht ohne guten Grund heißt das Buch: Der Strom ohne Ende. Wir befinden uns an den zahllosen Seitenarmen und Kanälen der unteren Donau, wir erleben die Schnee schmelze und die gewaltige Frühjahrsüberschwemmung, die Jagd auf den kaviarspendenden Stör und den Herings fang: immer sind wir im Strömen des Stroms, der hier der Lebensspender, das Schicksal selber ist, und aus diesen Verhältnissen ergibt sich für den Roman etwas Gewichtiges: auch die menschlichen Bezirke sind da der Natur ein- und untergeordnet. Damit ist gesagt, daß der Strom ohne Ende nicht bloß die Donau meint, sondern den Strom des Lebens selber, den endlos flutenden, schier rpaßlosen, nur von Jahreszeiten und Jahresaltern eingegrenzten. Das Leben also ist der Held des Romans. Das Merkwürdigste ist aber doch, daß diesen Roman des Ostens ein Deutscher geschrieben und damit unserem Weltbild zugesprochen hat. Denn es bleibt etwas anderes, ob ein Deutscher auf Reisen geht und Kunde von fernen Dingen und Menschen mit heimbringt, oder ob er, wie im Falle Cisek, von nahvertrauten Dingen aus seiner Boden ständigkeit heraus schreibt. (HannS Braun) Karlsruher Isgblstt Dieser Roman nähert sich in seiner breitschwingenden Handlung, in dem Bilderreichtum seiner Sprache und der sorgfältigen Malung auch der kleinsten Dinge dem Epos. Etwas von der ungeheuren Weite, von der Stumpfheit der öden Landschaft des Donau-Deltas klingt an in dieser Erzählung, die von den uns seltsam fremden Menschen der Störjägersiedlung Valcov handelt. Dieser Erdenwinkel, abseits allen Geschehens und gleichsam verloren in der grenzenlosen Fläche von Wasser, Schlamm und karger Erde wird uns nahegebracht in einer Weise, die nichts Hastiges kennt, sondern Gelassenheit atmet und sich Zeit läßt in der ruhigen Entwicklung des Stoffes. Dickflüssig und zäh also ist der Strom der Handlung und die Sprache von einer an Hamsun gemahnenden Eigenart. Das Schicksal dreier Brüder in ihrer innigen Verwobenheit mit Wasser und Fischfang läßt Cisek in sicherer und voll kommen sich schließender Rundung vor uns erstehen, vielfältig geästelt daneben die Schicksale all jener Personen, die mit diesen dreien mehr oder weniger zu tun haben. In ihrer ganzen ungeschlachten Schwerfälligkeit, mit ihren kaum verhüllten Leidenschaften treten sie vor uns hin, fremdartig und dennoch vertraut. Die wachsende Liebe zwischen Firs und Dunja, dieses mit jeder Regung völlige Jneinanderaufgehen der beiden Menschen, die Ver worfenheit des unglücklichen Bruders Akim, das sorglose Dahinleben des Zwillings Ssawel und seine große Läuterung, all das sehen wir werden und sich verflechten und sich runden mit zwingender Schicksalhaftigkeit. Dieser Roman mit der Neuartigkeit seiner Atmosphäre und seiner eigenartig fesselnden Form schlägt in seinen Bann, ob man will oder nicht. (Bert Naegele) 8. fiscncir vciri.^6. eciri-in 315 Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 104. Jahrgang. Nr. 117 Mittwoch, den 26. Mat 1937 2361