und erzählt den Monatslauf einer Genesung. Gllte, Weisheit und Humor, gegen sich selbst und gegen die Umgebung, spricht aus jeder Zeile. Die Krankheit ist nur Anlaß, über das Leben nachzudenken, aus den Er innerungen das Schönste aufklingen zu lassen und die Lebensbereitschaft für die Zukunft neu zu kräftigen. Den klinischen Apparaten wird der Schrecken genommen, den Ärzten und Schwestern das Loblied gesungen, das sie immer verdienen, auch wenn der Kranke einmal die Geduld verliert. Uber die Krankenstube hinaus wird jeder kleinste Abglanz des Lebens willig ausgenommen und geistig verarbeitet. „Der Mensch muß zu seiner Krankheit stehen wie zu einer Schuld": das ist die Quintessenz, und aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Tiefe der Weisheit, mit der dieser Dichter den Schuldigen zur neuen Unschuld der neuen Gesundheit hinführen will. Penzoldt hat selbst zum Zeichenstift gegriffen und hat über das Buch hin die Einfälle verstreut, die sein Auge gehabt hat. Diese reizenden Spielereien gehören zu dem Büchlein, weil sie die seelische Lage des Patienten illustrieren. Ein Ganzes ist entstanden, das man ein Trostbüchlein im besten Sinne nennen darf, weil es aus der Gefährdung des Lebens geschöpft wurde und in dieser Gefährdung sicher ruht. ^lünckener Leitung Ist nicht „Der dankbare Patient" als Ganzes die schönste Huldigung, die durch den Mund eines Dichters dem Arzt und seiner Kunst eh und je dargebracht worden ist? Daß es binnen kurzem noch einen deutschen Arzt geben soll, der Penzoldts Buch nicht gelesen hat, kann ich mir gar nicht vorstellen. Und nicht nur der Arzt, auch der Patient, den fakultativ ja ein jeder Mensch in sich trägt, wird Gewinn und Freude daran haben. 0er k^Ieue lag, Köln So schmerzlich an sich der Gegenstand dieses Buches ist, so ist es doch ein Buch geworden, von dem man ehr lichen Herzens sagen muß, daß es ein köstliches Buch ist. Man sollte es allen Kranken, denen überhaupt nur der Sinn nach einer heilsamen Lektüre steht, verordnen wie eine Medizin; man sollte es in den Apotheken als freundliche Zugabe zu bitteren Tropfen verabreichen. Sie würden sich leichter schlucken lassen. Verllner Tageblatt Wollte rnan ein Lobeswort finden für diese schönen Betrachtungen und Erzählungen, dann müßte man sie menschlich nennen. Menschlich im Sinne der Stille und der Einkehr, der Besinnung auf das Eigentliche hinter den törichten Scheindingen und hinter der Gier und Hast. Penzoldt ist eine fromme Natur. Er hat keine Einfälle des Frevelmuts, der sich wider das Leid und das Übel auflehnt, es leugnet oder ihm flucht. Wie ein frommer Christ die Sünde eine „kclix culpa" nennt, so sieht Penzoldt die Krankheit als ein Glück, das fromm und geduldig und klug zu tragen stark macht und den Menschen läutert. Darum fehlt eö dem Büchlein auch nicht an Humor. Mit welcher zarten Melodie weiß Penzoldt auch die traurigsten Fälle von Leid und Verzweiflung verstehend und mit einem Lächeln der Teilnahme zu umspielen! Kieler l^Ieuclie l^IscliricNten In den Stunden und Wochen des Alleinseins im Krankenzimmer bekommt die Welt ein ganz anderes Gesicht. Die Erinnerung an lang Vergessenes oder nur unklar Erlebtes wird wach. Man schreitet noch einmal durch das Paradies seiner Kindheit, man begegnet Freunden neu, man steht den durchlittcnen Stunden versöhnlich gegen über. Ein ganz persönliches DaseinSgefühl durchdringt einen und läßt die Sorge des Krankseins fast vergessen. Der Verfasser dieses Buches ist solch ein LebenSkünstler. Was ihm das Kranksein leicht machte, wird in manchem Leser ähnliche Erinnerungen wecken und den einen oder anderen vielleicht auch zu solch einem „dankbaren" Patienten, der weder sich noch der Mitwelt zur Last fällt, umstimmen. lZ 8. ssiscncir vcir^s - eciru^i L ZI5« Nr. 117 MMw-ch, den SS. M-i 1W7 SS«3