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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1937
- Strukturtyp
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- 1937-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1937
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- Deutsch
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Bericht über die Hmiptvcrsainmlnnq des Untcrstiitzunqs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlunqs-Gehülfcn am Freitag, dem 21. Mai 1937 im Buchhändlerhaus, Berlin W 35, Winterfeldtstraße 36 Herr Friedrich Feddersen als Vorsitzender eröffnet die Hauptversammlung um 19.55 Uhr, begrüßt die Erschienenen, stellt fest, das; die Hauptversammlung satzungsgemäß im Börsenblatt Nr. 40 vom 18. Februar 1937 einberusen ist und erklärt, daß Herr Rechts anwalt und Notar Dr. jur. Richard Leibl das notarielle Protokoll, der Schriftführer Herr Joseph Steiner das allgemeine Protokoll führen wird. Ter Vorsitzende verliest den Bericht des Vorstandes über das Jahr 1936. Der Jahresbericht wird einstimmig genehmigt. Herr Moritz Gotthardt erstattet den Bericht des Rechnungs-Ausschusses und beantragt in dessen Namen, dem Vorstand Entlastung zu erteilen. Der Bericht wird genehmigt und dem Vorstand und dem Rechnungs-Ausschuß eiustimmig Entlastung erteilt. Herr vr. Leibl als Syndikus des Vereins erläutert ausführlich die als Punkt 3 auf der Tagesordnung stehende Umstellung der Satzung auf das Führerprinzip. Die neue Satzung wird einstimmig angenommen, und Herr Friedrich Feddersen wird von der Hauptversammlung einstimmig zum Vereinsleiter gewählt. Herr Neinhold Borstell, als Leiter der Wahl, spricht Herrn Feddersen für die Annahme der Wahl den Tank der Hauptversamm lung und des Vorstandes aus. Als erste Amtshandlung uach der neuen Satzung beruft Herr Feddersen in den Beirat: Herrn Neinhold Borstell als seinen Stellvertreter und Schatzmeister, Herrn Joseph Steiner als Schriftführer, Herrn Kurt Petters und Herrn Fritz Pfen- ningstorff jun. als Berichterstatter. In den Rechnungs-Ausschuß beruft Herr Feddersen Herrn Moritz Gotthardt, Herrn Carl Büchle und Herrn Paul Budy. Sämtliche Herren wurden durch Handschlag verpflichtet. Herr Feddersen gibt von seiner erfolgreichen Tätigkeit für die Gründung eines Altersheims Kenntnis und ersucht und erhält die Vollmacht von der Hauptversammlung, falls die ein gegangenen Mittel zunächst nicht ausreichen sollten, vorübergehend den Reservefonds in Anspruch nehmen zu dürfen. Schluß der Hauptversammlung um 20.55 Uhr. Die Erfindung Gutenbergs, Von Dr. A. Ruppel, Direktor Wenn wir die großen Erfindungen betrachten, die allen Men schen halfen, die Last ihrer täglichen Arbeit zu erleichtern und trotzdem ihre Leistungen zu verhundertfachen, so fällt uns auf, daß sie, technisch gesehen, alle so einfach sind wie das Ei des Columbus; ihre Größe besteht nicht in komplizierten Apparaten und gigantischen Maschinen, sondern allein in ihrer Wirkung. Auch die Buchdruckerkunst ist, technisch gesehen, keine kompli zierte Erfindung, Der Gedanke, die fünfundzwanzig Zeichen, aus denen sich unsere Schrift zusammensetzt, einzeln, massenweise und widerstandsfähig hcrzustellen, um sie zu Wörtern, Sätzen und Seiten zusammcnzufügen, diese Seiten mit Farbe einzuschwärzen und ihnen dann einen Beschreibstoff aufzupressen, um so den Abdruck eines Textes zu erhalten, so oft man den Vorgang des Einfärbens und Presfens wiederholen mochte; und dann, wenn man eine beliebig hohe Anzahl von Abdrucken hergcstcllt hatte, die Seiten, Sätze und Wörter wieder in die einzelnen Buchstaben zu zerlegen, um mit den gleichen Buchstaben andere Wörter und Seiten zusammcn- zusetzen, um andere Abzüge zu erhalten; dieser Gedanke lag eigentlich schon in der Luft, seitdem die fünfundzwanzig Zeichen des Alphabetes erfunden, sestgelegt und den schreibverständigen Menschen bekannt waren. Und doch hat es über zweitausend Jahre gedauert, bis ein begnadeter Mensch diesen an sich naheliegenden Gedanken genial in die Tat umfetzte. Große Werke stellen sich immer einfach dar; in ihrer Voll endung erscheinen sie uns geradezu als selbstverständlich; wir wun dern uns bei ihnen nur über eines, nämlich daß die Menschheit so lange Zeit brauchte, um sie hervorzubringen. So ist es auch bei der Buchdruckerkunst, Manche technischen Verfahren, die in dem Druckhandwcr! angewendet werden und zu seinem eisernen Bestand gehören, waren längst vor Gutenberg be kannt und meisterlich ausgcübt, Schon^die alten Babylonier und Assyrer schnitten Siegelstempel, die Griechen und Römer machten sich eiserne Formen, aus denen sie Münzen prägten und sogar auch schon Münzen gossen. Mit Holzmodeln drückten die Töpfer des Altertums ihre Namen in ihre Erzeugnisse, ^evor sie durch Brand hart gemacht wurden. Die alten Ägypter bedruckten schon mit ein gefärbten Holzschnitten Leinengewcbe, Einzelbuchstaben wurden schon in den Kinderschulen der alten Römer benutzt, in denen die Schüler sie zu Wörtern zusammensetzten, um so das Lesen zu lernen. Alle diese Dinge sind uralt, das Genie des Erfinders bestand eben darin, diese seit langem bekannten Elemente zu einem Zweck zu vereinigen, der eine ganz große neue Erfindung darstellte. Rur das Meßinstrument, das es erst ermöglichte, Einzeltypen haargenau aus derselben Matrize und in so großer Zahl in wider standsfähigem Material hcrzustellen, daß man auch größere Bücher mit ihnen drucken konnte, war etwas absolut Neues, Aber auch das Meßinstrument ist ein verhältnismäßig einfaches Werkzeug: ein viereckiger Hohlraum, der auf der einen Seite durch eine Matrize technisch und geistig gesehen des Gutenberg-Museums in Mainz (ein Metallstück, in dem vertieft ein Buchstabe eingegraben ist) ab geschlossen wird. Gießt man flüssiges Blei ein, so füllt dieses den Hohlraum der Matrize und des Instrumentes aus und bildet im Erstarren ein einziges Stück, nämlich ein unfaßbares Stäbchen, aus dem oben ein Buchstabe, das Schriftauge, sitzt. So hoch man auch die Wichtigkeit des Gießinstrumentes ein schätzen mag und muß, in seiner technischen Konstruktion ist es so einfach und klar, daß jeder Erstdrucker es sich selbst anfertigen konnte, wenn er in einer fremden Stadt eine Druckerei gründete. So ist die Buchdruckerkunst im Verhältnis zu anderen späteren Erfindungen, technisch gesehen, außerordentlich einfach. Die Ein fachheit und Selbstverständlichkeit ist geradezu ein Teil ihrer Größe. Aber darin besteht ihre Größe wahrhaftig nicht allein. Alles Große kann nur nach seiner Wirkung und nach seinem Erfolg beurteilt werden. Keine Entdeckung und keine Erfindung des menschlichen Geistes aber hat eine so weitreichende Wirkung ansgeübt wie die Buchdruckerkunst, Denn diese Erfindung hat alle nach ihr kommen den Dinge der Weltgeschichte mitcrzeugt, mitbefruchtet, miternährt und mit groß gemacht. Ohne die Druckkunst wäre die Höhe mensch licher Bildung und die Steigerung der menschlichen Einsicht in bisher verborgene Gebiete geistigen Lebens und technischer Möglich keiten nicht erreicht worden, die zu neuen großen Entdeckungen führte. Denn erst durch die Druckkunst vermochte ein Mensch seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse allen Mitmenschen, aber auch allen späteren Generationen mitzuteilen, die dann, auf dem Mit geteilten aufbauend, Neues und vielleicht auch Komplizierteres zu schaffen vermochten. Mögen diese neuen Erfindungen auch kompli zierter sein und mehr Scharfsinn, Kenntnisse und technische Fertig keiten voraussetzcn, in ihren Wirkungen und Folgen hat keine dieser Erfindungen die Buchdruckcrkunst je erreicht. Und deshalb ist auch der Ausspruch des Franzosen Victor Hugo nicht übertrieben, wenn er sagt: »Die Erfindung der Buchdruckcrkunst ist das größte Er eignis der Weltgeschichte«, Die Buchdruckerkunst hat tatsächlich das Angesicht der Erde von Grund aus verändert, sie hat die Welt aus ihren verrosteten Angeln gehoben und hat ihr eine neue Lauf richtung gegeben. Der ganzen Kulturwclt gibt die Gegenwart eine willkommene Gelegenheit, die Erfindung zu feiern und dem großen Erfinder ge bührend zu huldigen. In drei Jahren, d, h, im Jahre 1940 wird die erste Halbjahrtausendfcier der Buchdruckerkunst festlich begangen werden, Vorbereitungen hierzu sind bereits in vollem Gange, Ganz besonders rüstet sich Deutschland, das Gutenberg-Jahr 1940 würdig zu gestalten. Die Akademien und gelehrten Gesellschaften der ganzen Welt werden sich zweifellos an der großen Ehrung für Gutenberg beteiligen. Aber auch die Regierungen und führenden Persönlichkeiten der verschiedenen Nationen werden sich freudig einreihen in die Schar derjenigen, die dem Genie Gutenbergs ihre Huldigung darbringcn. ?» I
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