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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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11140 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 247, 23. Oktober 1013. verständigen. Ich brauche Sie über die langwierigen Verhand lungen, an denen mit den Herren Avenarius, Callweh und Leh mann vom Dürerbund hauptsächlich Vertreter Nürnberger und Berliner Einkaufsgenossenschaften beteiligt waren, kaum ausführ lich zu unterrichten, sondern kann gleich das Resultat melden: Am 12. Juni ist in Eisenach eine Dürergenosscnschaft m. b. H. gegründet worden, die mit der hübschen Summe von 10 000 ^ zunächst die Vertriebsstelle Hellerau aufgekauft hat (Herr vr. Avenarius hatte als guter Kaufmann erst 22 500 ^ gefordert, hat aber mit sich handeln lassen) und die nunmehr versucht, eine möglichst große Zahl von Detaillisten als Mitglieder zu gewin nen, die den Dllrerbund-Jdcen praktische Bedeutung verleihen sollen. Im Aufsichtsrat der Gesellschaft sollen Kaufleute und Dürerbundleute gleichmäßig vertreten sein. Die von einer Kom mission ausgewählten Waren, die mit einer Marke des Dürer bundes versehen werden, sollen möglichst propagiert werden; die Reklame für diese Wertarbeit übernimmt der Dllrerbund und er hält dafür die Einnahmen der Genossenschaft aus Katalogen, Pla katen, Wertmarken usw. Es handelt sich also auf seiten des Dürerbundes um ein glattes geschäftliches Unternehmen, dem das Mäntelchen der ge meinnützigen Bestrebung die Blößen nicht ganz zu verdecken ver mag. Sie sehen, meine Herren, daß dieses Unternehmen ganz ähnlich erdacht und durchgeführt ist, wie dasjenige, das Herr De. Avenarius im Aprilhcft des Kunstworts zum Segen des Buchhan dels geplant hatte. Was dort die Vertriebsstelle Hellerau, das sollte hier die Mittelstelle Bettenhausen sein, die Zensur, die Ab stempelung oder Beklebung und der Gewinn für die leeren Kassen des Dürerbundes sind hier wie dort die gleichen. Ich bin nun weit entfernt, Herrn vr. Avenarius aus solchen geschäftlichen Un ternehmungen einen Vorwurf machen zu wollen, sic sind durchaus legal und gut ausgedacht; aber darauf, daß diese Reformtätigkeit zunächst die Kasse des Dllrerbundes und erst in zweiter Linie den Geschmack des Publikums zu reformieren bestimmt ist, kann nicht nachdrücklich genug hingewiesen werden. Während also Herr vr. Avenarius bei Haus- und Küchen gerät vom Glück begünstigt war, machte ihm der Buchhandel den Schmerz, seiner Neformtätigkeit die Unterstützung glatt zu ver sagen. Der Verbandsvorstand hat sich sofort nach Erscheinen des Kunstwartartikels an den Vorstand des Börsenvereins gewandt mit der Anfrage, ob der Börsenverein die Sache in die Hand neh men wolle. Das hat der Börsenverein getan, und in seiner Denk schrift ist ja wohl alles gesagt, was über den Plan zu sagen war. Für den Berliner Sortimenterverein, der sich gern selbst infor miert, hatte ich mich sofort bei Erscheinen des Kunstwarts an etwa 30 Volksschriftenverleger gewandt mit der Anfrage, wie sie sich zu der Sache stellen wollten. Ich habe ausschließlich Absagen an das Shstem Avenarius erhalten, nicht aber durchweg Ab sagen an die Idee des Herrn vr. Avenarius. Damit wäre die ganze Angelegenheit eigentlich für den Buch handel erledigt, wenn nicht der Plan des Dürerbundes bei nähe rer Betrachtung und nicht ab irato aufgefaßt dennoch das leb hafte Interesse des Buchhandels erwecken müßte. Es ist, wie gesagt, klar, daß Avenarius bei Haus- und Heimkunst ebenso wie bei seinem Büchervertriebsplan in erster Linie wohl eine Kassen reform im Auge hatte, aber es ist ebenso klar, daß vr. Avenarius und der Dürerbund mit ihren langjährigen Bestrebungen, das Schlechte zu verdrängen und dem Guten die Bahn zu brechen, doch einigen Anspruch erheben dürfen, ernst genommen zu werden. Darum müssen wir, wenn wir ganz objektiv sein wollen, den guten Kern aus dem Plane von Avenarius heraus schälen und daraufhin prüfen, ob er nicht in anderer Schale für den Buchhandel irgendwie nutzbringend zu machen ist. Von all den unzähligen Gutachten aus Schriftstellerkrcisen, die uns im Börsenblatt und in der Allgemeinen Buchhändler zeitung aufgetischt worden sind, hat mir kcins so gut gefallen wie das von Johannes Wilda, der da sagt: »Ob Ferdinand Ave narius und der Dürerbund mit dem Plan einer literarischen Aufsichtsstelle den richtigen Weg verfolgen, mag dahingestellt blei ben, aber der redliche und notwendige Gedanke, eine würdige Literatur zu begünstigen, einer minderwertigen entgegenzutreten. sollte nur dadurch bekämpft werden, daß man ihn durch ziel entsprechendere Vorschläge fördert«. Ich habe die gleiche Ansicht und werde in ihr bestärkt durch Zuschriften aus dem Kollegenkreise, die mir als Antwort auf das Rundschreiben des Berliner Sorti mentervereins zugegangen sind und die vor öder Verneinung warnen. Es handelt sich um Kollegen, die hochangesehen im Buchhandel sind und die ebenso wie ich gewohnt sind, auch bei der dunkelsten Wolke nach einem Hellen Saum zu suchen. Sehen wir einmal von Herrn Bettenhausen und seiner Stem pelmaschine ab, sehen wir ad von der geplanten Schaffung von Gastwirtsbuchhandlungen und ähnlichen Kunstgebilden; eine Diskussion hierüber, das sieht wohl auch Herr Avenarius jetzt ein, ist nsit dem Buchhandel unmöglich. Volksliteratur wirksam zu verbreiten, wird zudem durch Aufstellung von Staffeleien, durch Verkaufsstellen bei allen Gastwirten der Welt, in Kasernen, Schulen, Kriegsschiffen usw. nicht möglich sein. Ganz abgesehen davon, daß alle dem Kriegsminister und dem Kultusminister unterstehenden Institute und Betriebe nach den bekannten Er lassen dieser Minister als Verkaufsstellen gar nicht in Frage kom men, dürfte ein Vertrieb der allerbilligsten Literatur als Selbst zweck und gar noch außerhalb des Buchhandels stets unrentabel bleiben und deshalb schnell einschlafen. Ich erinnere da an die mehrfachen vergeblichen Versuche. Volksbuchhandlungen zu unter halten oder nur die mit ganz geringen Spesen arbeitenden Weih nachtsbuden der Lehrervereine usw. während der besten Ver kaufszeit des Jahres lebensfähig zu machen. Also mit Gewalt, von heute auf morgen, wie Avenarius es will, den Geschmack veredeln, ist ein Unding und die Utopie eines Idealisten. Langsam und zielsicher muß das Volk erzogen werden, und naturgemäß muß bei dem eindrucks- und bildungs fähigsten Teile des Volkes, bei der Jugend, der Anfang gemacht werden. — »Wir müssen den Jüngling lesen lehren, indem wir ihm jetzt das Gute und Schöne zufllhren, damit ihr» künftig das Geschmacklose und Unsittliche durch sich selbst zurückstoße«, sagt schon Herbart. So komme ich von der Volksschrift des Herrn vr. Avenarius zwanglos auf die Jugendschrift. Ein durchaus betrübendes Thema, wie Sie mir zugeben werden. Wo werden Jugend schriften heute gekauft? Zu drei Vierteln in Warenhäusern. Und welche Jugendschriften werden gekauft? Zu neun Zehnteln Grossobücher, Ramschware, Warenhausstapel. Dem eigentlichen Buchhandel ist das Geschäft mit guter Jugendliteratur immer mehr durch den Schund entzogen worden, Verleger wie Sorti menter klagen gleichmäßig darüber, das billige, schlechte und dicke Warenhausbuch dominiert. Hier ist die Stelle, wo Reformversuche einzusetzen haben, wenn sie Aussicht auf Erfolg haben sollen. Wenn es hier gelänge, dem Buchhandel und dem guten Buche den verlorenen Boden wiederzugewinnen, wäre das nicht ein Erziehungsmittel ersten Ranges für Jugend und Volk, ein großer ideeller und natürlich auch materieller Vorteil für den Buchhandel in allen seinen Zwei gen? Und hier muß eingesetzt werden, hier muß die erste Bresche in Unkultur und Kritiklosigkeit auf dem Gebiete des Jugend- schriftenwesens gelegt werden, und der Erfolg, auch gegen Waren hausmacht, ist unzweifelhaft, wenn Verlag und Sortiment so einig wie gegen die Bevormundung des Herrn Avenarius jetzt f ü r den guten Kern eintreten, der in seinem Plane steckt. Lassen Sie mich nun mitten in die Sache eintreten. Jeder Sortimenter weiß, daß ein ausgezeichneter Roman wochenlang im Schaufenster liegen kann, ohne gekauft zu werden; heftet man aber eine gute Kritik über das Buch an die Schaufensterscheibe, oder gibt dem Buche eine Umschlagschleise mit einer solchen Kritik, so wird es gekauft. Ein Theaterstück wird von der Mehrzahl aller Theaterfreunde erst dann besucht, wenn eine günstige Kritik er schienen ist. Der Beweis ist also erbracht, daß das Publikum, auch das gebildete und kritische, sich einer Autorität, und sei cs nur der einer angesehenen Tageszeitung, freiwillig unterwirft, daß es bis zu einem bestimmten Grade bevormundet und eigener mühevoller Prüfung llberhoben sein will. Und ist das beim Ro man und Theaterstück schon der Fall, wo der Name des Autors (Fortsetzung auf Seite 11201.j
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