Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1937

und Buchhandel« sprach, um uns so zu unseren buchhändlerischen Auf gaben im neuen Staat zu führen. Ja, wer inmitten der Ablenkungen und auch Anregungen einer Großstadt lebt, ahnt doch nicht, wieviel neuer Schwung und wieviel mutige Bestärkung aus einer solchen Art des Zuspruches gerade für den Buchhändler »vom Lande« wächst; wie junge Buchhändler ohne diese jährlich erneute und gewiß recht harte Kur, in die sie von einem der ihren genommen werden, gar nicht mehr auskommen können. — Perthes wird vorangestellt. Dann sehen wir das neunzehnte Jahrhundert mit seinem individualistischen Bildungsideal, dem der Begriff des »Volkes« fehlt, und wie unser politischer Volksbegriff im Weltkrieg neugeboren wird und der Nationalsozialismus nun ihn zu verwirklichen beginnt. Wir sehen das neunzehnte Jahrhundert mit seiner liberalen Wirtschaftsauffassung, die den Staat und die Kultur unterjochte, und sehen die national sozialistische Forderung, daß das Kapital der Wirtschaft und die Wirtschaft dem Volke diene, daß also auch das Wirtschaften im Buch handel ein Teil der kulturpolitischen Arbeit und Dienst am Volke zu sein hat. Das Volk bestimmt die Notwendigkeiten des Buchhandels. Heute heißt die Notwendigkeit »Volkserziehung« im umfassenden Sinne, nicht daß der Mensch nur zum Teil — entweder gewerblich oder handwerklich oder geistig oder körperlich — fortgebildet werde, sondern daß er insgesamt zu einer Persönlichkeit aufwachse. Wie aber könnten wir zü etwas erziehen, das uns selbst fehlt? Auch wir müssen an uns arbeiten. Es genügt nicht, ein dilettantisch-ästhetisches Ver hältnis zum schöngeistigen Schrifttum zu haben. Lesen kann jeder Deutsche, das allein befähigt noch nicht zum Buchhändler! Wir müssen wissen, unser Wissen muß an irgendeinem Punkte mit der Wurzel tief und gründlich im Kern des Daseins leben, und unser Wissen muß nach allen Seiten hin von uns eingesetzt werden. Unsere Auf gabe ist es, zur Einheit unseres ganzen Volkes — innen und außen — mit unserer Sprache und unserem Schrifttum zu führen. Der siebenbürgische Dichter Heinrich Zillich besuchte uns, Verkörperung unseres neuen Begriffes von der Volksdeutschen Dich tung, sprach zu uns von seinem Bild des Volksdeutschtums, das nun auch unseres war, und las uns im gebannten Kreise Gedichte und die Novelle vom ersten Gefecht. KarlThulke brachte Grüße von Staatsrat Johst und Wilhelm Baur und berichtete von Sinn und Aufgabe der Reichsschrifttums kammer in anschaulichen Beispielen aus der praktischen Arbeit. — Ein Kamerad erzählte uns von der schweren Arbeit des deutschen Buchhändlers im Ausland. Eben, da unser großer Kreis beim Singen, Baden, Wandern, im Gespräch und in der Arbeit sich miteinander befreundet hatte, da wir heimisch geworden waren in Monschau, da sollte die Arbeitswoche vor bei sein? Nein, wir hatten es schöner, viel schöner! Nach einem Vor bericht über flämische Dichtung durch vr. Beer und über Geschichte und Kunst Flanderns durch Professor vr. Menniken von der Technischen Hochschule Aachen bestiegen wir am Sonnabend Morgen zwei Autobusse und fuhren nach Flandern. Die Stunden unserer Fahrt durch die Wallonie mit ihren langweiligen, häßlichen Siedlun gen waren enttäuschend, Tongern, St. Truyden, Löwen und das regen nasse Brüssel waren nur Vorgeschmack dessen, das uns dann am Nachmittag in Gent und am Abend und am Sonntag Morgen in Brügge überwältigte und füllte in seiner Schönheit, seiner Vielfalt, seinem Reichtum und seiner Beschaulichkeit. Diese Arbeitswoche hat uns allen, die wir hinkommcn durften, zuviel gegeben und geweckt, als daß ein Bericht später alles spiegeln und enthalten könnte. Adolf Gondrom aus Köln hat die Woche zustandegebracht und geleitet. Möchten viele, viele Kameraden des Buchhandels überhaupt den Geist der Monschauer Arbeitswoche spüren und mit uns zur Wirklichkeit werden lassen! Andreas Pollitz- Ravensburg. Leipziger Herbstmesse 1937 Die Leipziger Herbstmesse, die am 29. August beginnt, bildet den Auftakt des buchhändlerischen Winter- und Weihnachtsgeschäfts. Weit über hundert Firmen stellen im Meßhaus »Stentzlers Hof«, in eigenen Häusern und in Kollektivausstellungen Leipziger Kommissio näre aus. Vorwiegend sind volkstümliche Unterhaltungsschriften, Ju gendschriften und Märchenbücher vertreten. Aber auch Werke wissen schaftlicher Art, das nationalsozialistische Schrifttum, Kunstbücher, das technische, volkswirtschaftliche und militärische Schrifttum finden sich in reicher Fülle. Etwa die Hälfte des über die Messe gehenden Buch handels wird bekanntlich vom Großantiquariatsgeschäft bestritten. — Eine Sondergruppe bilden die Reproduktionen nach berühmten Ge mälden des Kunstverlags. Hier dient die Messe der modernen Wohn kultur und der Forderung nach »Schönheit der Arbeit«. — Dem Freunde schöner Einbände bietet die mit der Messe verbundene Aus stellung handwerklich-künstlerischer Bindearbeiten mancherlei An regungen und Erwerbsmöglichkeiten. — Das Ausstellerverzeichnis wird im Börsenblatt Nr. 195 vom 25. August veröffentlicht werden. Eine besondere Note verleihen der Messe eine Reihe von S o n d e r s ch a u e n. Im Meßhaus »Stentzlers Hof« wird eine Aus stellung von Lehrmitteln aller Art durchgeführt, die den deut schen Lehrmittelverbrauchern einen Überblick über die Lehrmittel- Industrie geben und ihre Ausfuhrbemühungen unterstützen soll. Im »Ning-Meßhaus« wird eine JnternationaleZeitschriften- schau wichtige deutsche und ausländische Fachblätter zeigen, die für die einzelnen auf der Messe vertretenen Warenbranchen von Bedeu tung sind. — Von besonderer Wichtigkeit im gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Schau »Werkstoff Papier«, die von der Wirtschafts gruppe Druck und Papicrverarbeitung als Leistungs- und Export werbeschau im Meßhaus »Stentzlers Hof« veranstaltet wird. — Eine Verpackungs- und Werbemittelschau wird im »Ring- Meßhaus« zweckmäßige Werbemittel zeigen. Ferner wird eine Sonder schau »Für Weihnachten werben« durchgeführt. Auch eine Beratungs stelle über die Verwendungsmöglichkeit neuer Verpackungsmaterialien, verbunden mit einer Schau neuzeitlicher Packungen, wird errichtet. Im Musik-Meßhaus »Petershof« wird wieder in der idealen Weise des Zusammenklangs der verschiedenen Sparten die deutsche M u s i k i n st r u in e n t e n - I n d u st r i e aufmarschieren. Hier wird wieder viel Neues zu sehen sein. „Nürnberg — die deutsche Stadt" Während des Neichsparteitages (6.—13. September 1937) veran staltet das Amt Schrifttumspflege beim Beauftrag ten des Führers für die Überwachung der ge samtengeistigen und weltanschaulich enErziehung der NSDAP, eine Ausstellung »Nürnberg — die deutsche Stadt« — Von der Stadt der Reichstage zur Stadt der Reichsparteitage. Die Schau wird in Verbindung mit der Stadt Nürnberg und unter Mitwirkung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, der Nürnberger Archive und Bibliotheken sowie der Bayerischen Staats bibliothek und des Bayerischen Staatsarchivs in den Räumen des Germanischen Museums durchgefllhrt. Während die Ausstellung »Das politische Deutschland« beim Neichsparteitag 1936 die Geschichte des Deutschen Reiches in Urkunden und Schriften aufzeigte, wird in diesem Jahr ein Sondergebiet, nämlich die Geschichte Nürnbergs in Verbin dung mit der Reichsgeschichte zur Schau gestellt und durch Bild- und Kunstwerke ergänzt, sodaß über jeden dargestellten Zeitabschnitt ein eindrucksvoller Gesamtüberblick gegeben wird. Verkehrsnachrichten Postverkehr nach Spanien In der Aufschrift der Postsendungen nach Spanien soll die Provinz angegeben werden, in der der Bestimmungsort liegt. Wenn ein Absender über die Zugehörigkeit des Bestimmungsorts seiner Sendung zu dem Gebiet einer der kämpfenden Parteien zuverlässig unterrichtet ist, ist es vorteilhaft, daß er durch einen Vermerk in der Aufschrift die Leitung der Sendung bestimmt. Solche Leitvermerke lauten zweckmäßig für das festländische Gebiet der Nationalen Negie rung »über Hendaye«, für die Balearen und Pityusen »über Genua«, für das ostspanische (rote) Gebiet »über Cerböre« oder »über Barce lona« und für das noch nicht in den Händen der Nationalen Negie rung befindliche nordspanische Gebiet (Teile von Asturien) »über Bordeaux«. Personalnachrichten Am 10. August starb nach langem, schwerem Leiben im Alter von siebenunddreißig Jahren Herr Otto Gersten maier, Inhaber der Bücherstube N. Gerstenmaier in Essen. Walter Hcrfurth, Leipzig. — Verlag: Verlag des Börscnvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. — Anschrift der Schrtstleitung und Expe dition: Leipzig 6 1, Gerichtsweg 26. Postschlietzsach 274/75. - Druck: Ernst Hcdrich Nachf., Leipzig 6 1. Hospttalstraße 11n-13. - DA. 8030/VII. Davon 6410 durchschnittlich mit Angebotene und Gesuchte Bücher. — *) Zur Zeit ist Preisliste Nr. 8 gültig! i;<;8