»Der Ast, auf dem die Engel fitzen.« keseprode aus äem U6U6Q luiedesroinan äes Dieters: Das Lied ging zu Ende. Die Orgel schwieg. Es war ganz still in der Kirche. Es war, als rührte sich niemand. Jeder war da in seinen Gedanken und nur im flackernden Schein eines Lichtes, das unruhiger brannte als die anderen, zitterte für einen Augenblick Jona's Schatten auf der grauen Wand. An diesem Abend blieb die Kirche leer. Aber stark und mit eindringlicher Stimme, als säßen Tausende vor ihm und lauschten auf sein Wort, verlas Pastor Folk das heilige Evangelium, wie es von Lukas, einem der Auserwählte», seinem Freunde Theophilus mit Fleiß und in Wahrheit berichtet wurde. Und sein Wort hallte wider von den Wänden und es war, als wollte jeder einzelne Stein seine verschlossene Stimme lösen, als wollte er unter solchen Worten aufbrechen und wachsen, so wie nach alten Aussagen die Steine wuchsen, solange der Herr noch auf Erden wandelte. Und wie ausgezeichnet steht, daß diese Steine einmal, wann die Menschen schweigen, Zeugnis ablegen werden von der Erscheinung des göttlichen Geistes — wie sie schon jetzt Kunde geben von dem heiligvollendeten Leib des Welt gebäudes —, so wollten sie auch in dieser Stunde der großen Verkündigung Hall und Widerhall bereiten, und es war ein Klang in dem Raume, wie ihn noch keiner je zuvor gehört hatte. Dann begann die Orgel von neuem, und weil das Häuflein Andächtiger noch von der uralt-ewigen Verkündung des Engels ergriffen war, schauernd dasaß und schwieg, mußten die metallenen Pfeifen und Flöten die bange Herzens frage dieser Ergriffenen aufnehmen und das Ungesagte in die süße Wehmut schluchzender Töne kleiden: ,Wie soll ich dich empfangen und wie bcgegn' ich dir' — Antonia saß noch auf der Bank. Es war wohl an der Zeit, die Kirche zu verlassen. Sie wollte sich erheben, aber in ihrem Herzen war auf einmal eine große Verzagtheit. Sie glaubte, daß sie mit jedem Schritte, den sie aus der ein fachen Frömmigkeit dieses Raumes tun würde, näher an eine Bedrängnis geriete. Sie wähnte schon die Verwirrung zu spüren, der sich draußen ihr Herz aussctzen würde. Ach und sie vermeinte, daß außerhalb dieser friedlichen Dämme rung nur kummervolle Bangnis auf sie warte, Ungewißheit und Qual. Sie blieb still auf ihrem Platze. Ihre Gedanken kehrten zurück zu den Worten, die Folk vom Altar verkündet hatte. Der Sinn dieser Worte verflüchtigte sich, es war nur noch der Klang seiner Stimme, was jetzt ihre Gedanken erfüllte. Sie schloß die Augen. Es war seine Stimme, die nun durch ihr Herz sang, ja, was an ihren Ohren raunte und rauschte wie das Lied einer Muschel, war seine Stimme. Seine Stimme, die aus aller Luft zu ihr kam, seine Stimme, die nun sie umhüllte, seine Stimme, von der sie aufgehoben wurde und emporgetragen, fern fort über alle Welt bis zu jenem Paradiese, an dessen Pforten der gute Engel der Verkündigung stand. Sie halte die Augen geschlossen, entrückt war sie der Zeit, und als nun ein Wort zu ihr herklang — sie wußte nicht, aus welcher Ewigkeit — und als sie aus diesem Worte nur einen Namen heraushörte, ihren eigenen Namen, ihren Namen ,Antonia', ach was hätte da ihr Herz antworten können, was hätte es anderes antworten können als ein banges, selig-ahncndes ,Du?' Wie hätte es anders antworten als mit dieser gläubigen Frage. „Du?" flüsterte Antonia. Dann in jähem Schreck öffnet sie die Augen, zittert, will fliehen, aber Sebastian hat ihre Hand, „Antonia!" kommt es von seinen Lippen, sie zaudert, ein Schauer überläuft sic, sie bleibt. Das Raunen und Rauschen, dieses süße Muschellied der Ewigkeit verklang. Um Antonia ist die kühle feierliche Stille des Raumes. Sie fühlt, dieses ist der Augenblick der Entscheidung. „Antonja", beginnt Sebastian, „es wäre vieles zwischen uns zu sprechen, doch in dieser Stunde ist mir, als hätten wir uns alles gesagt." 6an2l6iii6iidaiiä KM 6.50 T LLKL.IN . WILN . IuLI?LIO SS«»